Ich schreibe ja gern über die literarische Kunst und manchmal auch über die Schauspielkunst. Die bildende Kunst hingegen vernachlässige ich meist schmählich. Aber heute demonstriere ich meine Bildung, indem ich ein großartiges Kunstwerk deute, dass ich vor längerer Zeit zufällig entdeckte … und das mich bis heute verfolgt.
Ich bin mir nicht sicher, was mir das sagen soll. Ich sehe hier verschiedene Möglichkeiten. Naheliegend ist die Vermutung, dass offenbar etwas los ist. Wahrscheinlich die Kacheln an der Wand dieser Unterführung. Allerdings hätte es dann doch genügt, auf einer Kacheln zu vermerken, dass „Was los“ sei, das trifft dann auf jede mögliche der Kacheln zu.
Auch naheliegend wäre es natürlich zu vermuten, dass der Autor oder die Autorin an der Stelle das Fragezeichen vergessen hat. Korrekt müsste es heißen: „Was los?“ Allerdings hat der Autor oder die Autorin sich die Antwort auf die vermeintliche Frage bereits selbst gegeben: Nichts ist los. Denn ansonsten hätte er oder sie nicht die Zeit und Muße gehabt, jede einzelne Kachel mit einem „Was los“ zu verzieren.
Damit wäre eine weitere naheliegende These vom Tisch gewischt. Denn es geht in diesem Kunstwerk – für dessen Ausdruck von Geduld ich die größte Achtung hege – auch nicht darum kund zu tun, dass „was“ los sei, zum Beispiel eine wilde Verfolgungsjagd oder auch nur ein gemütlicher Abend mit viel Alkohol. Der Grund ist der gleiche wie zuvor. Wenn im Leben des Künstlers oder der Künstlerin etwas los gewesen wäre, hätte die Zeit für dieses Meisterwerk der Street Art gefehlt.
Dennoch ist die letzte Deutung charmant, wenn man sie als Ausdruck von Ironie nimmt. Vielleicht ist es auch doch die Kombination aus allen drei Dingen. Wahrscheinlich sogar. Denn für solch eine Aktion muss zumindest mal eine Schraube locker sein – was durchaus charmant ist. Und der Künstler oder die Künstlerin wünscht sich selig, dass etwas los sei. Die stete, monotone Wiederholung der Frage drückt eine Sehnsucht, einen Herzenswunsch aus. Doch weil niemand diesen beachtet, sorgt er oder sie mit dieser Kunst-Installation dafür, dass doch etwas los ist.
Das finde ich allemal besser, als die Fliesen mit Gewalt, durch Faustschläge, Tritte oder gleich mit einem Hammer oder Meißel lose zu machen. Denn Vandalismus weiß ich nicht zu schätzen. Große Straßenkunst von solch subversiver Tiefe hingegen schon.
Also Jungs und Mädels, wer von euch war das?
Also, ich wäre höchstens die, die mit rotem Stift auf jede Kachel „nix!“ kritzelt, und wenn mich der vorbeikommende Herr Polizeiinspektor dann streng fragt: Was ist denn hier los?!“ kann ich ganz aufrichtig antworten:“Nix!“
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Ich hatte leider meine Graffiti-Stifte nicht dabei. Sonst wäre das auch eine Option gewesen.
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Ein Deutungsversuch meinerseits: Es handelt sich hierbei um eine politische Botschaft. Die verzweifelte Frage der Jugend, was denn nun eigentlich in der Welt los ist? Was passiert hier gerade, wo steuert unser aller Leben hin? Die Frage wird immer wieder gestellt – und es gibt immer wieder keine Antwort. Letzten Endes spricht daraus die tiefe Verzweiflung und Haltlosigkeit einer Generation, die sich selbst zum Handeln unfähig sieht.
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Mhm … Du meinst also, der desillusionierte Jungmensch beweint das Fehlen von Ideologie? Das wäre in der Tat traurig.
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Was’n
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Das wäre ökonomischer gewesen. Offenbar hatte das Künstlerwesen zu viel Zeit. 😊
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Schaut so aus, ja 😃
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Warum betrachtest du es nicht einfach, wie du ankündigst, als ein Werk der Bildenden Kunst? Wenn da nun stünde SOL SAW, dann würdest du vielleicht auf die Form des W und des S und des A achten und wie sie miteinander verbunden sind, als nach einer geheimen Message zu forschen. Sie gefallen dir nicht? Auslöschen.
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Weil ich versuche, mit der Kunst Bildung zu vermitteln. 😉 Ich mag es, wenn die Kunst mir etwas sagt. Egal ob sie das will oder nicht. Ich bin zu textorientiert, um keinen Kon-Text zu suchen. 😅
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Ich kritzel lieber auf Papier. Und häng das dann irgendwohin *nachdenklich*
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Schreib doch einfach mal drunter: „Yo“
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Ist ein bisschen weit weg. *gg*
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Ins Museum? *g*
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Als ich 20 war, hab ich meine Zimmerwände vollgekritzelt 🙂
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Warst du damit nicht ein wenig spät? *gg*
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Wie alt ist man bei sowas denn für gewöhnlich?
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12, 13… ^^
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In dem Alter hatte ich wichtigere Probleme als Pubertät…
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Da geht es nicht um Pubertät, sondern künstlerische Schaffensphasen. Mit 20 sollte man anderer Leute Fassaden verschönern. 😃
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Ah. Mh. Also aus der kriminellen Phase war ich mit 20 aber schon wieder raus 😀
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Kunst ist nie kriminell. ☺
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Tja, ohne Moos nix los. Das kennt man doch. 😉
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Aber es ist ja offenbar „was los“ *g*
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Ich sehe in diesen zahlreichen Wiederholungen eher ein trotziges Nichtwahrhabenwollen und damit eine Bestätigung des Nichtslosseins. 🙂
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Keine Euphorie? Wie traurig!
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Naja, vielleicht bis zum Schluss so etwas wie ein Mantrarausch. 😉
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Mich würde interessieren, warum der Stift in der Mitte den Geist aufgegeben hat. Hat der „Künstler“ sich danach einen neuen besorgt oder hat er die Kacheln bewusst in einer mir verborgenen Reihenfolge beschriftet.
Liebes Zeilenende, häng doch bitte einen Zettel dran und leite meine Frage weiter 🙂
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Das ist aber reichlich weit weg. Das Bild entstand vor längerer Zeit in Hamburg. Was das geheime Muster betrifft: Auf jeder Kachel ein „Was los“ über die ganze Länge der Unterführung ab … Einer Höhe von etwa 1m. *g*
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Vielleicht stammen die Fliesen vom Künstler WAS LOS und er hat hier nur jede einzelne signiert 😉
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Gibt es nicht ein Rapper/hiphopper, der waslos heißt? 😝
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Puh … Wenn nicht, steht deiner Karriere immerhin nichts mehr im Wege. 😀
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