Es gibt schöne Bräuche in der ganzen Welt, die sich um frittiertes Essen drehen. Vor allen Dingen um frittierte Süßspeisen. Es gibt beispielsweise im Rheinland den Brauch, an Karneval Unmengen von Berlinern zu essen, manche davon mit Senf gefüllt. In anderen Regionen werden andere Frittiertheiten bevorzugt. Aber Hauptsache, man frittiert.

Auch diese „Quarkbällchen“ werden in mancher Region an Karneval, Fasching, Fastnacht oder Was-weiß-denn-ich gern verzehrt. Ich ziehe an Karneval die Füllung vor, weil sie größeren Mut erfordert. Könnte ja Senf statt Marmelade drin sein. Oder statt Eierlikör. Sehr lecker ist auch eine Sahnecreme-Füllung. An Karneval sind die Bäcker immer sehr kreativ.

Selbstgemacht schmecken sie am besten. Und auch zu „Kräppelchen“, so heißen sie in der Ecke des Bergischen, aus dem ich stamme, gibt es einen Brauch. Die selige Oma Zeilenende buk sie nämlich nicht an Karneval, sondern zusammen mit Eberswalder Spritzkuchen immer an Silvester. Sie waren ihr letzter Gruß ans alte und das erste Gruß ans neue Jahr. Sie buk immer drei große Schüsseln voll. Eine für sich, eine für ihren Sohn samt Familie, eine für ihre Tochter (Mutter Zeilenende) samt Familie.

Seit vielen Jahren ist Oma Zeilenende schon die selige Oma Zeilenende. Und so fällt es mir zu, zumindest für die eigene Familie Kräppelchen am Silvestertag herzustellen. Nicht, dass wir an diesem Tag Gäste hätten, für die Essen vorbereitet werden muss. Es gibt günstigere Tage um die Küche einer Kernsanierung zu unterziehen. Aber für mich gehören selbst gebackene Kräppelchen zum Jahreswechsel dazu. Also nehme ich es in Kauf, dass die Küche anschließend aussieht wie Sau. Denn Frittieren am offenen Topf oder der offenen Fritteuse ist Sauerei. Sie lohnt sich dennoch. Ihr braucht:

  • 375g Quark
  • 150g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 3 Eier
  • 500g Mehl
  • 2 Päckchen Backpulver
  • 3 EL Milch

Der hochdeutsche Name „Quarkbällchen“ verrät bereits, dass Kräppelchen aus einem Quark-Teig hergestellt werden, ähnlich dem Quark-Öl-Teig. Aber ohne Öl. Das kommt von Außen hinzu.

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Bevor ihr euch an die Herstellung des Teigs macht, gebt Frittierfett in einen Topf. Ich rate grundsätzlich zu einer Fritteuse, weil sich so die Temperatur besser regulieren lässt. Beim Frittieren im Topf verbrennen mir die ersten Kräbbelchen meist, während sie im Inneren noch roh sind. Es reicht, das Fett zu schmelzen, es heiß werden zu lassen und dann auf kleiner Hitze heiß zu halten. Die Temperatur ist hoch genug, wenn am Stiel eines Holzlöffels, den ihr ins Fett haltet kleine Bläschen nach oben steigen. Und dann gilt es auszuprobieren. Erstmal ein Bällchen backen, öffnen und ggf. die Temperatur anpassen.

 

Nun zum Teig: Mischt das Mehl mit dem Backpulver und rührt Quark, Milch Zucker, Salz und Eier gründlich durch. Dann gebt ihr das Mehl hinzu und knetet daraus rasch einen Teig. Ihr kennt das vom Quark-Öl-Teig: Beeilt euch, denn sonst wird es klebrig.

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Hier sieht man sehr schön: Das Fett ist noch etwas zu heiß.

Von der entstandenen Teigkugel stecht ihr unter Zuhilfenahme von zwei Teelöffeln portionsweise Teig ab, formt ihn zu Kugeln und schmeißt ihn in das Frittierfett. Bei der Länge des Frittiervorgangs lässt sich leider keine zuverlässige Zeit nennen. Die Bällchen drehen sich dankbarerweise zumeist selbst um. Gut sind sie, wenn sie braun sind, so viel ist sicher. Es sei denn, der Teig ist innen roh – wie gesagt. Dann ist die Temperatur zu hoch. Es gilt also: Probieren, probieren, probieren. Wie gemacht für mich. 😉

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Sind die Bällchen gar, müssen sie aus dem Fett. Hartgesottene Kerle dürfen gern die Finger dafür nehmen. Ich rate wegen der daraus resultierenden Brandblasen aber zu einem Schaumlöffel. Macht euch den Beginn des neuen Jahres weniger schmerzhaft. Lasst die Kräppelchen kurz auf Küchen-Krepp abtropfen und wälzt sie dann im Zucker.

Zum Schluss entsorgt ihr das Frittierfett, sandstrahlt zunächst die Küche (weil das Fett an jedem einzelnen Schrank kleben wird) und schneidet euch eine Glatze (weil ihr ansonsten eine halbe Stunde allein mit der Haarwäsche beschäftigt seid und in mehreren Durchgängen eine ganze Flasche Shampoo benötigt). Dann lasst ihr es euch schmecken.

Alaaf euch allen, leev Fasteloovendsfründe. 🙂

24 Kommentare zu „Alaaf mit Kräppelchen

  1. „[…]schmeisst sie ins Frittierfett[…]“ Wer das gewagt hat, kann die Krapferln nachher auch getrost mit den Fingern rausholen 😉
    Deinen letzten Satz kennt Google-Translator einfach nicht, daher kann ich getrost annehmen, es handelt sich um eine Fantasiesprache 😉

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  2. So *räusper* Wie immer verweise ich auf Hölli: Öl und Feuer vertragen sich nunmal nicht, daher ist dieses Rezept – wie so viele weitere – für mich ja sowas von nicht nachkochbar.
    Ich schicke dir wieder meinen Teller mit Briefmarke und verweise noch darauf, dass ich bald Geburtstag habe (und ich bin älter als du, alte Heulsuse). Ich erwarte den Teller dann gefüllt mit fettigen Leckereien in der Großstadt zurück 😀

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      1. Ich hab’s mal geschafft, bei angeschaltetem Herd geistesabwesend übergelaufene Suppe mit Küchenrolle wegzuwischen. So dumm wie in dem Moment, als ich brennendes Küchenpapier in der Hand hatte, hab ich schon lang nicht mehr geschaut -.-
        Jo, müsst ich aber kaufen. Dir den Teller zu schicken, ist einfacher 😉

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