Ich wollte heute morgen so viel schaffen und habe nichts geschafft. Schuld daran ist mein neuer Mitbewohner. Er ist ein Klotz am Bein … oder so. Jedenfalls taugt er als Sündenbock.

Auf meiner To-Do-Liste für heute stand

  1. Instant-Blogging, also einen spontanen Blogbeitrag schreiben über das, was mir momentan so im Kopf herumgeht.
  2. Mehrere Folgen Suits gucken, damit ich mit der zweiten Staffel heute fertig werde.
  3. Im Morgengrauen mit dem Photoapparat ein paar schicke Motive für die Ewigkeit festhalten.

Den ersten Punkt hake ich gerade ab, weil ich so unglaublich selbstreferentiell bin und die Dreistigkeit besitze, darüber zu schreiben, dass ich nicht zum Schreiben gekommen bin. Aber bevor wir das tun, hake ich noch die anderen Punkte ab.

Ich tue mich etwas schwer damit, Serien zu besprechen, das ist nämlich anstrengend. Und ich scheue Anstrengung. Sehr. Deshalb nutze ich den Abschweifungsteil dieses Blogbeitrag zunächst, euch Suits ans Herz zu legen. Es ist eine handelsübliche amerikanische Anwalts-Serie mit Fällen, viel Geld, großen Egos. Es macht trotzdem Spaß, zuzuschauen, weil sie mit interessanten Charakteren aufwarten kann und sich als Serie wie ein Prozess geriert: Überraschende Figuren, Geheimnisse, Wendungen, so wie man sich einen Prozess vorstellt. Der Protagonist, Mike, ist ein sympathischer Kerl, dessen Beziehungsleben manchmal etwas zu anstrengend ist, aber dessen großes Problem jenseits seiner Beziehungs-Unfähigkeit als großes Damokles-Schwert großartig und wohldosiert gebraucht wird.

Statt im Morgengrauen Bilder zu suchen, zeige ich euch einfach ein Bild vom Abendgrauen, tricky, gell?

IMGP0669.jpg

Nun aber zu meinem neuen Mitbewohner. Er schlich sich unangekündigt in mein Leben. Es muss eigentlich Vorzeichen gegeben haben, aber ich habe sie nicht wahrgenommen. Es war sogar absehbar, dass er auftauchen würde, aber als er dann eines morgens in voller Pracht vor mir stand, war ich entsetzt.

Dein Mitbewohner kostet dich Kraft. Er hat dich heute morgen stundenlang an dein Bett gefesselt. Wenn du plötzlich nicht mehr allein bist, fällt das Aufstehen eben schwer. Du liegst wach da und streitest dich mit ihm. Er erklärt dir, du könntest ja noch eine Runde schlafen, weil es so gemütlich mit uns beiden ist. Du versuchst, aufzustehen, er umschlingt dich und zieht dich in die Laken zurück. Du hoffst auf ein paar aufregende Stunden, aber alles, was dann passiert ist Schlaf. Du wachst erneut auf und er hält dich immer noch umklammert.

Du stehst auf, übermenschliche Kraftanstrengungen. Denn dein Mitbewohner hängt an dir wie eine Klette. Du taumelst erschöpft ins Badezimmer und blickst in den Spiegel. Da ist er, in voller Pracht. Du fragst dich, wieso es dich getroffen hat, wie du es verdient hast, was er dich erwählt hat. Er schmiegt sich an dich. Du hebst deine Arme und spannst den Körper an, so wie du es morgens tust um dich gut zu fühlen. Du blickst auf eine ausgeprägte Schultermuskulatur, übersiehst deinen Trizeps und stellst beim weiteren Umherblicken fest, dass dein neuer Mitbewohner dir wirklich keinerlei Privatsphäre gönnt, nicht einmal vor dem Spiegel.

Da ist er, winkt dir fest zu. Du versuchst, ihn herauszuschieben, spannst deine Muskulatur noch ein wenig mehr an, damit er sich endlich verkrümelt. Aber nein, er verbirgt sich nicht hinter der gewohnten Silhouette. Glatt ist nicht drin, aber flach geht. Dein Schweinehund hat eine neue Wohnung bezogen. Er wohnt nicht mehr im Kopf, er hat sich deinen Bauch ausgesucht und ist dort mit einer Packung Lebkuchen eingezogen. Die futtert er nun gemütlich auf, während du ihn entsetzt anstarrst.

Rund ist schön, ist flauschig und weich. Aber rund in der Körpermitte ist böse. Also, lieber Schweinehund, Weihnachten ist vorbei. Du musst am 24.12. aufgetaucht sein, weil du vorher nicht da warst, ich habe das Beweisprotokoll. Gemäß den geltenden Mietbedingungen an meinem Körper ist ein dauerhafter Einzug nur zum 01. eines Monats erlaubt. Einzüge während eines laufenden Monats können nur als Obdach-Gewährung interpretiert werden. Du hattest Weihnachtsasyl. Weihnachten ist vorbei. Jetzt schmeiße ich dich raus. Und wenn du nicht freiwillig gehst, gibt es morgen Kohlsuppe.

 

16 Kommentare zu „Mein neuer Mitbewohner

  1. Hmmmm, ich könnte da eine Vorgehensweise empfehlen, die ich an mir seit Jahren erfolgreich anwende. Von damals ca. 90 kg bin ich seit 2011 auf 63-65 kg (dazwischen schwanke ich immer hin und her) hinunter gekommen. Aber der fiese Typ, der sich da einnistet (bzw. bereits eingenistet hat) ist nicht von heute auf morgen loszuwerden. Leider.

    Ich drücke dir die Daumen, dass der ungewollte Gast bald Geschichte ist. Eine kleine Musikempfehlung habe ich auch:

    (1) »Eye of the tiger« (Survivor) – passt immer zur Überwindung des inneren Schweinehundes. Wenn man den Song zu oft hört, sieht man irgendwann aus wie Sylvester Stallone…
    (2) »The uninvited guest« (Marillion, vom Album »Seasons End«) – ganz und gar hervorragend und voller Energie!

    Also: Halt die Ohren steif!

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    1. Den zweiten Song werde ich mir gleich reinziehen. Vielleicht hilft er gegen das Bäuchlein. Das kenne ich zwar noch von früher, aber dass es so über Nacht wiedergekommen ist, ist mir bislang nur in meinen schlimmeren Albträumen passiert. Danke für die aufbauenden Worte, das hilft. 🙂

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