Willkommen zum heutigen, reichlich sci-fi-lastigen Dienstags-Montag. Buchfresserchen möchte wissen, welche Buchreihe ich zuletzt beendet habe. Das Brotbild der Woche, das ich eigentlich nachholen wollte, muss leider, auf Grund akuter Verfressenheit des Haushalts Zeilenende, ausfallen.

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Buchreihen sind ein Phänomen, dass es meiner Beobachtung nach vor Allem in der Genreliteratur gibt, d. h. in Fantasy, Science Fiction, Krimi, etc. Das Problem mit diesen Reihen ist es, dass sie häufig erst mit dem Tod des Autors oder gar erst danach zu einem Ende kommen. Ich kann also bei mancher Reihe gar nicht sagen, dass ich sie bereits beendet habe, weil es sein könnte, dass da demnächst ein weiterer Band folgt. Aber sei’s drum, ich möchte die Gelegenheit nutzen, zwei Buchreihen der klassischen Science Fiction vorzustellen, die ich vor einiger Zeit beendet habe und eine eine Thriller-Reihe, die ich verfolge, vorzustellen.

Orbit Hospital

Stellt euch eine Arztserie im Weltall vor und ihr habt Orbit Hospital von James White. Orbit Hospital bietet die wesentlichen Elemente beider Genres: Im Mittelpunkt stehen medizinische Phänomene und natürlich auch Liebe und Beziehungen, außerdem geht es um fremde Kulturen, weil es auf Hospital Station (die Reihe spielt auf einer Raumstation) nur so von Außerirdischen wimmelt. Letzteres macht die medizinischen Fälle umso interessanter.
White beschreibt dabei eine durch und durch optimitische Zukunft. Der Ethos des Heilens geht eine Liaison mit vorurteilsfreier Neugierde auf das Neue und Fremde im All ein. Die Charaktere bemühen sich um Vorurteilsfreiheit und ein friedliches Miteinander, die Buchreihe bietet exotische und kreative Geschichten, macht auf mich als medizinischen Laien einen durchaus realistischen Eindruck (wir reden immerhin über Exomedizin, da erlaube ich mir so ein Urteil), bietet interessante technische Spielereien zur Weitergabe medizinischen Wissens und herrlich skurille Charaktere (vor allem unter den Psychologen, zum Schießen!). Eine ganz besondere Science-Fiction-Buchreihe, die sich wohltuend vom derzeit grassierenden Military-Science-Fiction-Boom abhebt.

Lensmen-Zyklus

Das krasse Gegenprogramm stellt wohl der Lensmen-Zyklus von E. E. „Doc“ Smith dar. Hier gibt es noch den epischen Kampf zwischen Gut und Böse, Chaos und Ordnung, Freiheit und Autoritarismus, USA und Sowjetunion. Das übermächtige Böse und eine kleine Gruppe menschlicher Auserwählter (denn hinter den beiden Fraktionen stehen jeweils geheime Strippenzieher), liefern sich einen Krieg über die Jahrhunderte hinweg. In dieser Reihe sind Männer noch Machos, Frauen noch Liebchen, alles atmet den Geist des Kalten Krieges, es ist also aus der heutigen Perspektive unfreiwillig komisch, das zu lesen.
Darüber hinaus ist dieser Kampf zwischen dem Licht und der Dunkelheit aber sehr episch erzählt. Smith kommt natürlich nicht umhin, die Bedrohung immer größer und übertriebener werden zu lassen, analog zum Wettrüsten des Kalten Krieges. Aber er tut dies meisterlich. Auch wenn man bei jeder neuen Eskalationsstufe geneigt ist zu denken: Ernsthaft? bekommt die Geschichte jedes Mal Schwung und ist spannend, bis der Böse endlich bezwungen ist.

Die Pendergast-Romane

Ich lese nur sehr ausgewählte Thriller, weil ich die handelsüblichen mit metzelnden Mördern und brutalen Blutbädern nicht sonderlich spannend finde. Wenn ich Blut sehen will, kann ich mich als OP-Putzmann bewerben, wenn ich Psychopathen und außergewöhnliche Foltermethoden haben möchte, halte ich mich ans Original und ziehe mir SAW rein. Gut, auch bei Pendergast geht es manchmal eklig zu, aber der Fokus in dieser Reihe liegt stets auf der Wissenschaft. Egal ob Mutanten, ein Psychopath oder Pendergasts Ermittlungsmethoden, die Natur- wie die Kulturwissenschaften dienen als Grundlage für die Ermittlung. Besonders reizvoll an Pendergast sind neben seiner bewundernswerten Analysefähigkeiten und seinen schier unerschöpflichen Ressourcen vor Allem seine Fähigkeit, aus kulturellen Phänomenen wie Voodoo, Zombies oder Teufelslegenden durchaus logische Schlüsse zu ziehen. Er ist nicht analytisch in die Naturwissenschaft verbohrt.
Im Laufe der Bände, ich müsste mittlerweile elf gelesen haben (die Titelgebung macht es mir schwer, die Romane auseinander zu halten und das Bücherregal ist zwei Stockwerke über mir), lernen wir über Pendergast immer mehr. Sein Geld, seine Fähigkeiten werden nach und nach beleuchtet. Ist man anfangs fasziniert von diesem geheimnisvollen Menschen, versteht man die Hintergründe langsam besser. Leider verliert er dadurch auch einen Teil seines Nimbus … und weil der Charakter durchschaubarer für den Leser wird, habe zumindest ich das Gefühl, dass die letzten Storys vorhersehbarer waren als die ersten. Es kann aber auch sein, dass Preston und Child einfach ein kleines Formtief haben. Dennoch macht es nach wie vor Spaß, die Geschichten zu lesen und irgendwann in diesem Jahr sollte der nächste Band bei mir fällig sein.

Und eine hab ich noch, die Trilogie der Kritik. Da stecke ich mitten drin. Die Kritik der reinen und der praktischen Vernunft habe ich absolviert, bin derzeit mit der Urteilskraft beschäftigt. Mein Zwischenfazit: Weniger Seiten hätten es auch getan … Und obwohl ich ja von Hause aus der Praktischen Philosophie zuneige, finde ich Kants Überlegungen zur Ästhetik noch viel spannender und anregender. Ich denke, ich werde mir die Erweiterungen der Reihe auch geben. Die Anthropologie in pragmatischer Hinsicht liegt hier schon, die Metaphysik der Sitten werde ich mir wohl noch gönnen. Ich bin ja drin und habe Zeit. 🙂

So, ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag ein paar Leseanregungen geben, auch wenn ich mir durchaus bewusst bin, dass zumindest die beiden SciFi-Reihen doch recht speziell sind. Jetzt seid ihr dran. In welchen Reihen steckt ihr derzeit, welche habt ihr kürzlich beendet? Gibt es sowas wie „die großartigste Buchreihe aller Zeiten“ für euch? Das ist bei mir übrigens Harry Potter, dicht gefolgt vom zuerst vorgestellten Orbit Hospital.

3 Kommentare zu „Montagsfrage: Welche Buchreihe hast du zuletzt beendet?

  1. Pendergast ist und bleibt Klasse. Aber er wird tatsächlich etwas vorhersehbarer als früher.

    Zuletzt habe ich die Trilogie des Shadow Warriors (Ronin) durchgelesen. Einen der beiden nachträglich hinzugefügten Romane habe ich am Anfang des Jahres gelesen, der zweite folgt demnächst.

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    1. Die letzten Romane haben ihn ja auch persönlicher betroffen als die ersten Romane. Ich vwrmute fast, dass auch diese Tatsache zur Vorhersehbarkeit beiträgt, weil die Motive stereotyper werden. Von daher: Ich glaube an Besserung. 🙂

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