Montagsfrage: Schreibst du während des Lesens Zitate auf?

Der Beitrag zum heutigen Dienstags-Montag mag für diejenigen meiner Leser*innen, die schon ein paar meiner Antworten auf Buchfresserchens Montagsfrage und Rezensionen gelesen haben, vorhersehbar erscheinen. Der Zeilenende klebt sich ja sogar Post-its in die Bücher und am Ende kommt er auf irgendeine Anekdote aus seinem Studium zurück, um mit seiner Bildungsbürgerlichkeit zu prahlen und nach gefühlten 20.000 Zeichen ein simples Ja von sich gegeben zu haben. Dieser Beitrag bietet gleich drei Enttäuschungen.

Erste Enttäuschung

Auf meinen Post-its stehen nie Zitate. Sie kleben an Stellen, die potentiell zitierfähig sind, enthalten aber zumeist mehr oder minder kryptische Stichworte. Manchmal weiß ich nicht einmal mehr, was ich mir beim Lesen gedacht habe und ob ich den Inhalt oder die Sprache kommentiere. Zum Beleg für diese Behauptung meinerseits mag dieses Photo eines gelben Klebezettelchens dienen, das mir als Gedächtnisstütze in einem noch zu rezensierenden Buch dient. Gleichzeitig ist es was für die Grapholog*innen unter euch, um meine grundlegende Charakterstruktur zu entschlüsseln. 😉

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Zweite Enttäuschung

Die zweite Enttäuschung ist die, dass ich mit Verweisen auf meine Studienzeit keine Bildungshuberei betreibe sondern stets in nostalgischer Erinnerung schwelge. Es ist noch nicht so lang her, dass ich regelmäßig (…) zur Uni gegangen bin, die Eindrücke sind noch frisch und sind dennoch bereits mit dem Schleier der Nostalgie und einer dicken Zuckerglasur romantischer Verklärung überzogen. Wann immer ich von meinem Studium und meinen Fächern erzähle, spricht daraus sowohl echtes Interesse an den Inhalten als auch Wehmut und Verklärung meiner glorreichen Vergangenheit.

Dritte Enttäuschung

Eine Hausarbeit kommt nie ohne Zitate aus. Gerade in Geschichte bestehen Seminararbeiten meiner Erfahrung nach in einer bloßen Zurschaustellung der Fähigkeit, gedruckte Ausgaben der verwendeten Onlinequellen zu finden und aus ihnen zu zitieren. Für die 15 Punkte muss man anschließend noch zeigen, dass man einen Historiker finden konnte, der in der Mazedonischen Zeitschrift für Mittelamerikanische Militärgeschichte, Ausgabe 3/1293, eine zur Quellenakkumulation passende These vertritt, der man sich dann vorbehaltlos anschließen kann. In der Philosophie ist das ähnlich, es sei denn man riskiert was und entwickelt eine eigene Position mit eigenen Argumenten. Sowas tut man aber zumeist erst im Examen. Ha, da isser wieder beim Studium!
Ich gehöre aber zur Textmarker-Fraktion. Ich habe mir die notwendigen Texte entweder kopiert oder gekauft und bunt angemalt. Eine parallele Zitateliste hatte ich nie, was schon einmal zu Nervenzusammenbrüchen führen konnte, weil ich wahlweise ein gemerktes Zitat nicht mehr belegen konnte oder vergessen habe einzubauen. Aber meistens ging es gut. Dann wachte ich nächtens auf und wusste, wo ich die entsprechenden Stellen finden könnte. So halte ich es bis heute, wenn ich entsprechende Literatur zum Vergnügen (oder aus Masochismus) lese.
Also nein, ich schreibe eigentlich grundsätzlich keine Zitate heraus, es sei denn, ich brauche sie für einen konkreten Zweck. Aber auch dann markiere ich lediglich die Stelle und hole das Zitat bei Bedarf hervor. Da ich ein Buch oder einen Aufsatz vor der Benutzung, egal ob als Rezensionsexemplar oder für eine Arbeit, immer erst komplett durcharbeite (wobei ich Kapitel wissenschaftlicher Werke mal großzügig unter Aufsätze subsumiere), bevor ich auch nur an Niederschrift denke, schreibe ich während des Lesens grundsätzlich keine Zitate heraus. Also heute noch nicht einmal ein Ja.

Wie ist es mit euch? Schreibt ihr euch Zitate aus Büchern auf? Und, was mich noch viel mehr interessiert: Was macht ihr anschließend mit den Zitatezettelchen? Ich habe da zugegebenermaßen abstruse Vorstellungen, die etwas mit Chinarestaurants und dortigen Giveaways zu tun haben.

5 Kommentare zu „Montagsfrage: Schreibst du während des Lesens Zitate auf?

  1. Ich schreibe nie Zitate auf. Da ich meist in der Bahn oder im Bett lese, habe ich nie einen Zettel zur Hand. Außerdem hätte ich den schon verloren, bevor ich fertig mit schreiben gewesen wäre. 🙂

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  2. Jetzt überlege ich ernsthaft, ob ich einen Glückskeks-Verkauf starten sollte….. xD
    Genug Zitate für ein kleines Päckchen hätte ich 😀

    Hachja, Studienzeit und Arbeiten x_x
    Ich hab das immer sehr gehasst. Mir liegt freies Schreiben einfach viel eher, als sinnfreies(?) Zitate aneinander reihen. Aber man muss halt 😦

    Vor Jahren bekam ich ein Tintenwelt Notizbuch von einer sehr guten Freundin geschenkt. In den Büchern beginnt jedes Kapitel mit einem passenden Buchzitat. Ich fand das so toll, dass ich seither immer wieder Zitate in diesem Büchlein sammle.
    Während des Lesens schreibe ich solche höchstens hastig auf einen Zettel, um schnell weiterlesen zu können. Wenn sich dann mal Zeit findet, wird das Gekritzel dann in Schönschrift in das Büchlein übertragen…. sonderlich voll ist es trotzdem noch nicht…. x)

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    1. Aber es ist ein schönes Buch. Das Schöne darf durchaus auch sinnfrei sein, bzw. mal einem nicht-offensichtlichen Zweck verfolgen. Wenn es sich richtig anfühlt und du die Tätigkeit sinnvoll findest, hat das Übertragen in Schönschrift ja doch seinen Sinn. Dnn liegt eine Art von Erfüllung in der Tätigkeit selbst… Aber nen Glückskeks würde ich auch nehmen. ☺

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