The Company you keep – Die Akte Grant

Ich bin kein großer Kinogänger, aber manchmal verlaufe ich mich doch ins Kino und staune darüber, was für Filme man doch geboten bekommt, wenn man sich auf das gefährliche Spiel des Zufalls einlässt und sich in eine Sneak Preview setzt. Der hier besprochene Film ist in den Kinos bereits angelaufen, ihr könnt daraus messerscharf schließen, dass ich ihn schon vor ein paar Tagen gesehen habe. Ich bin aber bislang noch nicht dazu gekommen, meine Eindrücke niederzuschreiben. Das soll hier nachgeholt werden.

Die Akte Grant beschäftigt sich mit der Frage nach Gerechtigkeit. Nach über 30 Jahren mit einer Tarnidentität stellt sich die ehemalige Aktivistin Sharon Solarz (Susan Sarandon), die bei den Weathermen aktiv war und bei einem Banküberfall in einen Mord verwickelt war, den Behörden – oder sie versucht es vielmehr und wird vorher verhaftet. Ein junger Journalist (Shia LaBeouf) recherchiert in der Angelegenheit und lässt die Tarnidentität von Nick Sloan (Robert Redford) auffliegen, der daraufhin flüchtet. Er wird auch wegen der Verwicklung in den Mord gesucht, aber ist eigentlich unschuldig.

Der Film stellt die Frage nach den Grenzen des Engagements. Sharon Solarz erklärt, dass es gewisse Dinge gibt, für die man sein Leben riskieren müsse, die man immer wieder tun müsse, auch wenn sie von der Gesellschaft für falsch gehalten werden. Die amerikanische Regierung war in Vietnam für unzählige Morde verantwortlich, so etwas konnten die damaligen Aktivist/innen nicht widerspruchslos hinnehmen, es mussten Taten folgen.

Dies ist auch die Erkenntnis des Journalisten, einem leicht abgerissen ausschauenden Hipster, der mit solchen Dingen wie Verantwortung nicht viel anfangen kann, für ihn zählt der Ruhm, den er durch eine gute Story vielleicht irgendwann einmal gewinnen kann. Shia LaBeouf hat in diesem Film mein Vorurteil widerlegt, dass er keinerlei schauspielerisches Talent besitzt, zumindest ein wenig davon beweist er, während er dem flüchtigen Nick Sloan hinterherjagt und immer tiefer in die Hintergründe und die Motive der Weathermen eindringt. Am Ende kommt er zu der Einsicht, dass eine Story nicht alles ist, sondern es um die Haltung geht, die dahintersteht.

Der Film wartet nicht bloß mit nagenden Fragen auf, er ist zudem grandios besetzt. Nicht nur Shia LaBeouf, Robert Redford und Susan Sarandon gehören zum Inventar, auch Nick Nolte und Julie Christie (deren Figur findet, dass es ein Unding sei, Haschischkonsum zu bestrafen, Wall-Street-Broker aber in Frieden zu lassen) tragen ihren Teil dazu bei, dass dieser Film schauspielerisch überzeugt. Gleichzeitig ist es kein Thriller, kein Actionfilm. Es kommt zwar immer wieder Spannung auf, aber die wenigen Verfolgungsjagden, die man zu sehen bekommt, wirken ein wenig bemüht und sind letztendlich überflüssig. Der Film hat dann seine Stärken, wenn er die Geschichte unaufgeregt und langsam entstehen lässt, wozu Kameraführung, lange Einstellung, sparsame Schnitte und unaufdringliche Musik erheblich beitragen. Erst dadurch entsteht die packende Spannung, die den Film auszeichnet und die in einem Gespräch gipfelt, das die ganze Nacht dauert und in dem es darum geht, wie weit man für seine Ideale gehen darf und ob es nicht mehr gibt als bloß den politischen Kampf.

The Company you Keep – Die Akte Grant ist ein sehenswerter Film, der an einer Stelle sogar tagaktuell wird, als der FBI-Ermittler sich erkundigt, ob es gegen eine Totalüberwachung des Journalisten datenschutzrechtliche Bedenken gäbe. Die Antwort ist natürlich „Nein.“

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