Ah, endlich nochmal ein Grund zum Motzen und Meckern. Sehen Sie heute: Zeilenende ärgert sich über Smartphones, sein Immunsystem, fehlende Eier, Lieblingsmenschen und sich selbst.
Schlagwort: Kochen
Ich habe in letzter Zeit sehr viel Nachdenkliches geschrieben, dafür andere Themen vernachlässigt. Eines der vernachlässigten Themen sind Zeilenendes Küchenschlachten. Das liegt zum Einen daran, dass ich in letzter Zeit wenig gebacken habe und zum Anderen daran, dass der Garten zwar Dinge des täglichen Bedarfs geliefert hat, aber nach den Stachel- und Johannisbeeren erst einmal Ruhe brauchte.
Keine Sorge, das ist kein reines Koch- und Backblog. Die Kombination aus viel Arbeit, schönem Wetter und trockenem Text bringt meine Lektüre nur nicht so recht voran. Ich bin irgendwo in der Mitte von “Jugend und Krise“ und lese nicht so gern parallel. Das habe ich studiumsbedingt zeitweilig exzessiv betrieben. Dabei habe ich gelernt, dass es mir viel mehr bringt, wenn ich das nicht tue, auch wenn es dann manchmal stockt und hakt.
Außerdem ist der Samstag Vormittag bei mir für Brot- und Kuchenbäckerei reserviert. Meine Brote backe ich frei Schnauze nach der Grundregel „Etwa 500g Sauerteig und 500g Mehl“, beim Kuchen arbeite ich mich systematisch durch „Backen macht Freude“ in der Ausgabe von 1992. Die Rührteige habe ich durch, momentan gibt es abwechseln Biskuit und Hefekuchen. Heute : Gefüllte Schnitten.
Ich bin mit den Rezepten von Dr. Oe. Nicht immer einverstanden. Das fängt bei der Verwendung von Trockenbackhefe an, geht über Creme fraiche (+Akzente) statt saurer Sahne und endet bei der immer recht knapp bemessenen Mengenkalkulation. Ich muss also immer erst das Rezept ändern. Heute war es besonders schlimm, denn das Rezept ist ziemlich aufwändig und ich habe wenig Zeit; das Grab meiner Großeltern bedarf einer umfassenden Renovierung. Alles muss runter.
Gefüllte Schnitten bestehen aus einer Schicht Blätterteig, der vorgebacken wird, auf den Puddingcreme mit saurer Sahne kommt, darauf wird eine Schicht Hefeteig gegeben und mit einem Mandel-Karamell- Belag bestrichen.
Problem Nr. 1: Der doofe Fertigblätterteig ging beim Vorbacken zu sehr hoch. Die Puddingmasse ließ sich darauf nur ungleichmäßig verteilen.
Problem Nr. 2: Ich habe die saure Sahne nicht gefunden. Sie stand nicht im Kühlschrank, sondern beim Schmant, war also nicht gekühlt. Als ich sie dort im Vorratskeller erspäht hatte, immerhin die Erleichterung, dass sie noch gut war.
Problem Nr. 3: Der Hefeteig kommt ohne Milch oder Wasser aus, in der ich meine Frischhefe auflösen könnte, auch da kommt saure Sahne hinein. Irgendwie habe ich es anständig verknetet bekommen, aber
Problem Nr. 4: Ein Eigelb und kein Eiweiß im Rezept? Dann hinein mit dem ganzen Ei in den Teig. Verschwendung kann ich nicht leiden. Das hat den Teig dann so weich und klebrig gemacht, dass er sich trotz Mehlzugabe nicht zu einer Deckplatte verarbeiten ließ.
Fazit: 1) Gut, dass ich mich nicht von Schwierigkeiten ins Boxhorn jagen lasse. Dann machen wir halt ein Hefeteig-Gitter. Ich bin ohnehin der Meinung, dass das Auge nur mitisst, wenn man es offen lässt. Aber selbst mit geöffneten Augen ist der Kuchen noch passabel geworden. Schmecken wird er bestimmt auch.
2) Gut, dass meine Seniorinnen mir nicht zugeschaut haben. Planlos ist gar kein Ausdruck für mein Vorgehen und Saustall eine Untertreibung für den Zustand der Küche.
Die Brote liegen momentan im Keller in ihren Gärkörbchen und warten darauf, abgebacken zu werden. Aber da die Sonne scheint, ruft der Friedhof. Konstantin treibt ein reines Schrotbrot mit diversen Saaten, Luise ein popeliges Weizenmischbrot. Ersteres gelingt hoffentlich besser als letzte Woche, wo ich zu viel Wasser im Brühstück hatte und zu kurz bei zu hoher Temperatur buk. Das musste ich in Scheiben schneiden und nachrösten, um es verzehrbar zu machen. Bilder davon gibt es morgen, wenn ich zur Abwechslung mal nicht vollkommen verzweifelt sein sollte.
P.S.: Leider ist mein Backofen nicht so toll wie der im Seniorenzentrum. Wer mir einen neuen schenken will, nur zu. 🙂
Als ich heute morgen ein paar Minuten Zeit hatte, um meine Gedanken festzuhalten, habe ich die Dinge aufgeschrieben, über die ich mich geärgert habe. Abschließend habe ich mir die Frage gestellt, worüber ich mich nun am meisten ärgern soll. Jetzt sitze ich hier und schmunzele. Auch weil mir auffällt, dass ich nie vorn anfangen kann. Ich versuche es dennoch, so ich ein vorne finde.
Ich leite eine Haushaltsrunde in einem Seniorenzentrum. Allein darüber ließen sich schon Romane schreiben. Jung, Mann und Haushaltsrunde passen bei meinen Damen nicht so recht zusammen, aber mittlerweile billigen sie mir eine höhere Küchenautorität zu als unserem Küchenchef. Als ich die Erbsensuppe versalzen habe, war das nicht so tragisch: Kann ja mal passieren. Wenn das Mittagessen nicht schmeckt, ist der Küchenchef ein Idiot.
Die meisten Zutaten bekomme ich aus Küchenbeständen, weil ich alles per Rad, Bahn und zu Fuß insgesamt 45 Minuten transportieren müsste. Heute hatte ich dennoch viel zu schleppen, weil ich mir bis Samstag unschlüssig war, was ich alles brauche, bis auf die Brötchen. Diesmal gab es Pizzabrötchen, für 80 Leute. Wir machen immer was für das gesamte Haus, entweder zum Kaffee oder als Abendbeilage. Dementsprechend hatte ich Käse, Schinken, Ananas, Salami, Paprika und Sahne in Satteltasche und Rucksack. Ich fuhr los, es kam der erste Hubbel und dann war meine Satteltasche 50 Meter hinter mir, abgerissen. Wie durch ein Wunder ist immerhin alles heil geblieben. Ich bin zurück, habe alles ins Auto gepackt und zur Bahn gefahren.
Worüber sollte ich mich also am meisten ärgern? Im Angebot sind:
Meine Unfähigkeit, mich rechtzeitig zu organisieren und alles zu bestellen.
Mein Optimismus, ich käme mit einer statt zwei Taschen aus.
Mein Stolz, in jeder Situation mit dem Rad zu fahren, statt das elterliche Auto zu nehmen.
Meine Tasche, die offenbar ein minderwertiges Produkt ist.
Den blöden Verkehrsberuhigungshubbel, über den ich mich ohnehin regelmäßig ärgere.
Im Zug kam dann noch hinzu, dass ich auf die Toilette musste, die einzige Toilette im Element aber schon morgens um 7:45 defekt war und ich mich an der nächsten Station dem entwürdigenden Spektakel des Elementwechsels hingeben musste. Noch mehr Grund zum Ärgern.
Am Ende des Arbeitstages, der gespickt war mit weiteren Gründen, schlechte Laune zu haben, blieb aber – wie immer an Haushaltsrundentagen – dies: Die erwartungsfrohen Gesichter der Bewohner, weil es in der Küche lecker riecht, die Komplimente von Bewohnern, die sonst mäkelig mit dem Essen sind und der Stolz meiner Damen, wieder mal etwas geleistet zu haben, wie eine von ihnen sichtlich beglückt sagte: „Sie geben uns immer das Gefühl, gebraucht zu werden.“ Therapieziel erreicht.
Vom Resultat gibt es leider keine Bilder, ich habe kurz vor Dienstende gebacken, verteilt und musste dann zum Zug, aber zumindest die vorbereiteten, wirklich köstlichen Brötchen (ich hatte eins für den Heimweg) kann ich euch abschließend präsentieren.