Herzkramen III/XI – Orte

Weiter geht es mit dem Herzkramen, Teil II ist heute fällig. Das Herzkramen hat der wundervolle Random Randomsen erfunden. Grundsätzlich geht es darum, zu elf Themen jeweils elf Assoziationen zu äußern. Ich will das schon seit Langem angehen, aber am Stück ist es zu monströs. Deshalb stückele ich es in elf Beiträge mit elf Aussagen.

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Besprechung: Benoît Duteurtre – Vorzimmer zum Paradies

Die Hölle, das war einmal dieser kuschelige Ort, wo man über kleiner Flamme bis zum jüngsten Gericht gegrillt wurde … Und danach auch. Seitdem Lucifer in Klimaschutz macht, sind die Anderen zur Hölle geworden. Genau so qualvoll und perfiderweise schon hier auf Erden. Und heute haben die Anderen ganz neue Methoden, uns das Leben zur Hölle zu machen. Aber vielleicht ist auch gerade das die Botschaft des Romans: Die Hölle kann ein ganz angenehmer Ort sein, verglichen mit unserem irdischen Dasein.

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Die Hölle, das sind Geranien

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Sartre sich irrt. Grundsätzlich. Die Anderen können zwar die Hölle sein, aber sie sind es nicht. Korrekterweise müsste es heißen: L’enfer, c’est les  géraniums. Oder so ähnlich. Ich hatte nie Französisch in der Schule, also hoffe ich mal, dass ich den Plural richtig gebildet habe. Aber das ist ja auch gar nicht das Thema. Eigentlich wollte ich euch nur mitteilen, dass es morgen Abend eeendlich eine Buchrezension gibt, wenn mein innerer Lektor durch meinen äußeren Physiotherapeuten nicht zu Tode trainiert wurde. Dann fiel mir ein, dass ich ein paar Bilder meiner letzten Pflanzenanschaffungen getätigt habe und euch in den nächsten Wochen immer mal wieder mit auf einen Streifzug in Zeilenendes grüne Hölle nehmen könnte. Damit wären wir gleich doppelt beim Thema, denn ich ahnte Schlimmes, als ich letzte Woche die Hausmeister im Seniorenzentrum Blumenkästen schleppen sah. Letztes Jahr waren die voller roter Geranien und es gibt nur wenig mehr, dass ich mehr verabscheue als Geranien im Allgemeinen und roten Geranien im Besonderen. Sie liegen knapp vor eitrigen Pickeln, ontologischen Fragen, dem Programm von RTL2 sowie Kriegen und werden lediglich durch Existenzphilosophie, schleimigen Auswurf, jedem beliebigen Beitrag Weißrusslands zum ESC (We are the Wieners … *hust*, das toppte edht alles, deshalb höre ich auf) sowie weiße Geranien überboten. Ich war schon bei meinem letzten Gärtnereibesuch einem Ohnmachtsanfall nahe, Geranien in Hülle und Fülle, jedoch… Ich habe den Faden verloren, nicht wahr?
Meine Abneigung gegen Geranien im Allgemeinen und diesem furchtbar einfallslosen klatschrot im Besonderen (wie wäre es mit schwarzen Geranien?) sollte deutlich geworden sein. Heute morgen wäre ich deshalb am liebsten weinend nach Hause gelaufen. Ich war glücklich, dass mein Zug fuhr undich früh am Arbeitsplatz war, da bot sich mir folgender Anblick:

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Und der rechte arm am Bildrand gehört der Ex-Kollegin, die mittlerweile für die Blumendeko im Haus verantwortlich ist. Sie pflanzte munter Geranien in Balkonkästen. Ich nahm die Beine in die Hand, rannte vorbei an zahllosen weiteren Wagen voller Ihr-wisst-schon-was und war für den Rest des Tages unleidlich. Bis Vertragsende werde ich jeden Arbeitstag mit dem Anblick einer dreistöckigen Häuserfront voller roter Geranien an den Balkonen beginnen und beenden. Ich werde viele bittere Tränen des beleidigten ästhetischen Empfindens vergießen und ich werde mir anhören müssen, wie schön doch die Blumendekoration ist, ohne mit meinem vehementen Widerspruch den Bewohnern vor den Kopf zu stoßen. Ich armer Mann …