Bei Myriade gibt es ein Fotoprojekt. Myriade sammelt zu unterschiedlichen Themen Bilder. Ich habe meine diversen Fotos durchgeschaut, denn ich verstehe sie, wie sie es darzustellen versucht, auch häufig unter solchen Schlagworten. Dies ist mein Beitrag zum Thema „Licht“.

Wo Licht ist, muss nicht unbedingt auch Schatten sein, wenn man es klug anstellt, aber wo Licht ist, muss auch Dunkelheit sein, zumindest graduell. Ansonsten ist es bloß weiß. Grelles, unpersönliches weiß. Selbst die Rauhfasertapete meines Zimmers hat mehr Persönlichkeit als ein reinweißes Bild.

Ein Bild zum Thema Licht kann nur im Dunkeln entstehen, denn erst im Dunkeln entfaltet das Licht seine Wirkung. Tagsüber ist das Licht da, sorgt dafür, dass wir sehen. Es sorgt auch dafür, dass wir fotografieren können. Aber tagsüber nehmen wir das Licht viel zu selbstverständlich, verdammen es sogar manchmal, wenn wir es zu grell finden oder versuchen es auszutricksen, indem wir die Sonnenbrille vors Objektiv halten, so wie hier:

IMGP3521.jpg

Das mag zwar seinen speziellen Reiz haben, ich bin von diesem Bild trotz seiner Macken deshalb auch weiterhin angetan, aber es wird dem Licht nicht gerecht.

Somit ist klar: Ein Motiv, das Licht zeigt, muss in der Dunkelheit entstanden sein. Das heißt … Nein, es ist keine Kerze, die in der Nähe oder Ferne brennt und ihre Wärme abstrahlt oder Hoffnung zu schenken versucht. Ich bin mehr der Typ Feuerwerk, ist ja klar. Wenn es rummst und kracht und was zu feiern geht, bin ich gern dabei. Manchmal auch mit Kamera.

Oder ich krame eines meiner zahlreichen Kirmes-Bilder heraus. Kirmes bei Nacht ist, auch wenn ich mich sonst eher an Landschaften halte, so etwas wie mein Lieblingsmotiv. Aber es geht ja nicht nur drum, seine Lieblingsmotive zu zeigen, sondern das Thema zu interpretieren … Und das Aussperren von Licht mit der Sonnenbrille mag zwar eine spannende Annäherung ans Thema sein, aber es ist nicht überraschend. Anders als der Moment, wenn in der Dunkelheit ein warmes, schwaches Licht aus einem banalen Ort, für manche Menschen sogar einer mit Ekel besetzt, wenn allein das Licht solch einem Ort eine geheimnisvolle Aura gibt.

Metzgerei.jpg
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7 Kommentare zu „Wo Licht ist …

  1. Interessanter Ansatz, dass ein Bild, das Licht zeigt, in der Dunkelheit entstanden sein muss. Da muss ich mal schauen, ob ich auch Gegenbeispiele finde, in denen wenig Licht und sehr viel mehr Licht einen ähnlich starken Eindruck machen. Ich freu mich über deine Teilnahme !

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    1. Ich bin gespannt, ob du was findest. Ich habe meine Bilder durchgeschaut, dabei auch ein paar mit grellen Effekten bei Licht gefunden. Aber keines hat die Wirkung entfaltet wie Bilder, die in der Dämmerung entstanden sind.

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  2. Dass Licht in der Dunkelheit besonders schön zur Geltung kommt, zeigt dein Foto.
    Mir gefällt besonders, dass es keinen schicken Laden zeigt, sonders etwas sehr banales. Als Licht im Dunkeln wirkt es schöner als es ist.

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    1. Was wiederum zur Frage führt: Ist es wirklich schöner als es ist oder ist Schönheit nicht immer situativ und kontextabhängig. Kann nicht auch etwas tendentiell abstoßendes („Fleisch-Markt“ finde ich als Name echt gewagt, sowas geht nur noch auf dem Land, fürchte ich) seine eigene Schönheit haben? Gibt es sowas wie die Ästhetik des Ekels?

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      1. Ich antworte mal.
        Schönheit ist, so finde ich, fast immer situativ und kontextabhängig.
        Ja, kann es.
        Gibt es, verschließt sich mir meist. Kennst du die YouTube Videos von ausgedrückten Pickeln? Mein Neffe zeigte mir das neulich. NO WAY. Wenn Ekel aber zum Beispiel ein Organ ist….kann faszinierend bis schön sein. Auch ein in den Schnee gepinkeltes Herz ist schön, wenn es denn der Richtige….So, ich bin still. Aber, auch wenn man es nicht rausliest, ich habe tatsächlich über die Fragen nachgedacht und meine die Antwort schon ernst.

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