Kieler Krimskrams hat vor längerer Zeit einen ungewöhnlichen Liebster-Award zugeworfen bekommen. Ungewöhnlich nicht, weil er anders ist als die anderen Liebsten, sondern weil die Fragen so ungewöhnlich sind. Sie stammen von der Koriandermadame.

Ich nehme den Liebsten – für mich doch ungewöhnlich – auf und beantworte ihn ohne Nominierung. Mit noch ein wenig mehr Ungewöhnlichkeit, denn nach und nach, mit jedem Beitrag eine Frage. Heute geht es um Schmerz, es ging bereits um Angst.

Es drängt sich, sieht man Schmerz und Angst einmal im Zusammenhang, die Frage auf, ob es schlimm ist, verletzt zu werden oder ob die Angst, verletzt zu werden, nicht das eigentlich schlimme ist. Ich kannte einmal einen Menschen, der so viel Angst davor hatte, durch Verlassen verletzt zu werden, dass dieser Mensch sich selbst weh tat und sich weh tun ließ, damit ihm dieser eine Schmerz erspart bleibt.

Ihr mögt meinen, dass dies ein wenig an der Frage vorbei geht, aber die Begegnung mit diesem Menschen hat mich etwas über Schmerz und Weh-tun gelehrt. Ich lasse mich seitdem gern verletzen, wenn das zumindest für klare Verhältnisse sorgt. Natürlich lasse ich mir ungern absichtlich weh tun (außer es geschieht liebevoll mit Leder … Ihr wisst schon), aber ich habe gelernt, dass zumindest was mein katastrophenfreies Durchschnittsleben betrifft, ich selbst es bin, der sich die schlimmsten Verletzungen beibringen und Wunden schlagen kann.

Prototypisch kann ich von einer großen Verliebtheit erzählen, die ich nie zugegeben habe. Ich hatte Liebeskummer ohne äußeren Anlass. Ich habe ihn niedergerungen, aber in schöner Regelmäßigkeit ist er wieder aufgeploppt. Und wenn unser Kontakt nicht mittlerweile sehr sporadisch wäre und sich Schmerz in leise Wehmut ob guter alter Zeiten gewandelt hat, würde ich mir wahrscheinlich mit kleinen pieksenden Gedanken auch weiterhin weh tun.

Das ist nicht ganz richtig, ich müsste die Sache aber mal gründlich aufarbeiten und mich ihr abschließend stellen. Da ich aber gern den leichten Weg gehe (wir erinnern uns, weh tun nur mit der Peitsche, nicht mit pieksenden Gedanken), lasse ich das. Wobei ich mir fast sicher bin, dass die Sache mittlerweile nicht mehr so dramatisch ist. Man wird ja älter und erwachsener und ist irgendwann kein Teenager mehr. Zumindest nicht in jedem Bereich.

Wer mir weh getan hat? Ich bin ein großer Meister darin, mir selbst weh zu tun (manchmal auch bewusst – wenn es darum geht, physische Leistungsgrenzen auszureizen … Gosh, ich bin echt masochistisch angehaucht). Ich weiß darum. Und auch wenn ich nicht konsequent bin und konfrontativ alle möglicherweise selbstzerfleischenden Situationen aufarbeite, bemühe ich mich darum, dass es zukünftig die anderen sind, die mir weh tun. Das ist zwar nicht weniger schmerzhaft, aber besser für die eigene Psychohygiene.

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Zum Thema „weh tun“ … Sport ist nicht Mord, Sport ist Auto-Sadomasochismus.

16 Kommentare zu „Sag mir, wer hat dir weh getan?

    1. Ohja … Ich habe übrigens in dem Falle irgendwann beschlossen, dass mir das zu viel ist und nicht bekommt. Entsprechend habe ich konsequent den Kontakt abgebrochen. Wenn du zu einer Erkenntnis kommst, was das soll, lass mich gern teilhaben. 🙂

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        1. Gegen seelische Schmerzen kannst du … Also es soll Fälle geben, in denen Ärzte dagegen Medikamente verschreiben und es soll Fälle geben, wo man sich selbst Medikamente dagegen verschreibt und bevorzugterweise in Bahnhofsnähe kauft. Wie auch bei Schmerzmitteln gilt nur: Vorsicht vor Missbrauch. Denn auch die Schmerzmittel beseitigen die Ursache nicht.

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      1. Die Frage ist, warum du körperlichen Schmerz hast. Wenn die Ursache bekannt und nur temporär ist – z.B. Kopfschmerz, ein Unfall, eine OP, etc. – reicht es völlig aus, die Symptome – also den körperlichen Schmerz – zu bekämpfen. Und da sind Schmerzmittel sehr hilfreich.
        Bei psychischen Problemen – denn solche verursachen seelischen Schmerz ja oft – ist es fraglich, ob sich etwas dagegen tun lässt. Und „Stimmungsaufheller“ (legal wie illegal) wirken meist weder gegen Ursache, noch gegen Symptom…

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        1. Das sollte keine Apologie sein. Drogen (und da fangen wir msl mit dem Alkohol an) gegen Probleme sind eine blöde Idee. Oder zumindest zu kurz gedacht. Aber um mal einen distanzierten Blick auf all den belastenden Scheiß werfen zu können, muss man die Distanz irgendwie herstellen können. Man muss dann nur die Kurve kriegen, anschließend auch zurückzukehren und was aus der gewonnenen Distanz zu machen.

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  1. Ach komm, das macht dir ja auch Spaß, so verschwitzt und atemlos durch die Nacht zu laufen. 😉

    Ein wenig den Körper an die Grenzen zu treiben, so wie du das mit dem Sport machst, ist von Zeit zu Zeit sicherlich ganz gut. Seelisch aber, na, das geht auf Dauer nie gut. Insofern, lass das Selbstzerfleischen (wobei, ich bin darin ja auch sehr gut, und weiß, dass sich das leichter schreibt als macht), denn das hast du eigentlich nicht nötig. 🙂

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    1. Wenn ich nachts laufe, erinnere ich mich am nächsten Morgen nicht mehr daran, ich fürchte aber eher, ich wanke eher durch die Nächte als dass ich liefe.
      Was die seelischen Grenzen angeht: Ich gehe seelisch nicht mehr an die Grenzen. Zumindest nicht mehr in jeder Beziehung. Es gibt da ja auch Herausforderungen, die keine Selbstzerfleischung beinhalten. Selbstzweifel versuche ich mittlerweile konsequent abzustellen. Aber manchmal erfordert gerade das den Gang an die Grenze. 😉

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