Da maßt man sich an, sich Schwabe zu nennen und beginnt prompt zu glauben, schwäbische Spezialitäten schaben zu können. Das ging schäbig aus. Denn während Knöpfle unter Zuhilfenahme einer groben Raspel kein Hexenwerk sind – die Spätzle sind es wohl. Doch der Reihe nach.

Ich wollte Kässpätzle machen. Ich dachte mir, das wäre eine nette Sache. Ich wollte zudem Spätzle schaben, denn ich habe keine Spätzlepresse. Fürs Kartoffelstampfen nehme ich einen Kartoffelstampfer, das ist männlicher, martialischer, muskelaufbauender. Gut, ich hätte auch Knöpfle machen können, aber Knöpfle kann ja jeder. Ich wollte zeigen, wie toll ich bin und setzte einen Spätzleteig an aus

  • 400g Spätzlemehl
  • 4 Eiern
  • Salz
  • 125ml Mineralwasser

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Ich verrührte und schlug ihn ganz traditionell mit dem Holzlöffel, bis er Blasen warf und ließ ihn ein paar Stunden stehen. Wasser würde ich ohnehin noch kurz vor der Zubereitung zusetzen. Aber der Teig war schon gut. Er klebte ein wenig, war luftig und zähflüssig. Dank der Eier war er von goldener Farbe und wegen des Spätzlemehls (eigentlich nur ein Gemisch aus Hartweizengrieß und Haushaltsmehl) sollte er auch einigen Biss haben. Bei solchen Voraussetzungen musste das mit dem Schaben doch klappen. Frohgemut rieb ich noch etwa 150g Greyerzer und schnitt ein paar Zwiebeln.

Nun sollte es Zeit für den großen Auftritt meiner Spätzle sein. Ein großer Topf mit Wasser wurde gesalzen und aufgesetzt. Als er zu kochen begann, drehte ich die Temperatur herunter, mischte noch etwas Wasser in den Teig, tauchte Brett und Messer ins heiße Wasser und klatschte die erste Portion Teig aufs Schabebrett. Und schabte … Etwas, das man mit viel Wohlwollen Spätzlewürste nennen konnte.

Vor lauter Scham versteckte ich sie sogleich unter dem Greyerzer und gratinierte die Kässpätzle für eine Viertelstunde bei 200° Heißluft im Ofen. Heraus kam das gewünschte goldgelbe Resultat, nrur waren es nach wie vor Teigwürste und Platten … Keine Spätzle.

Was sollte es. Schmecken taten sie trotzdem, vor allem nach der Zugabe von etwas Ketchup. Kässpätzle sind eines der wenigen Gerichte, bei denen der Zusatz von Ketchup unbedingt geboten ist – wegen der Vitamine. Aber schön sahen sie wirklich nicht aus.

Und falls ihr euch fragt, wo die Zwiebeln geblieben sind … Die habe ich wohl im Eifer des Gefechts beim Schaben vergessen, statt sie in Butter goldbraun zu schmoren, wie ich das eigentlich beabsichtigt hatte.

45 Kommentare zu „Neigschmeckter halt: Spätzle-Desaster

  1. Gräm dich nicht – Spätzle zu schaben ist echt schwer. Der Herr Koch flucht auch manchmal, wenn er das macht. Aber eigentlich flucht er noch mehr, wenn er den Teig verprügelt. 😀

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    1. Teig verprügeln find ich ja sehr meditativ, deshalb ist das kein Grund zum Fluchen … Er schabt die aber nur privat, oder? Im Betrieb, so es Spätzle auf der Karte gibt, wird es doch hoffentlich nen Hobel oder ne Presse geben, oder?

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      1. Er schabt aktuell nur privat und auch nur sehr, sehr selten. 😉 Allerdings hat er mal eine Zeitlang in Bayern gearbeitet und dort auch öfter Spätzle gemacht, wenn ich mich recht erinnere. Eine Portion Teig zu vermöbeln, das mag ja noch gehen – aber jeden Tag für zig Leute möchtest du das wahrscheinlich auch nicht machen, oder? 😉 Ich weiß leider gar nicht, ob er die Spätzle im Restaurant geschabt oder gepresst hat. Daran scheiden sich ja auch die Geister…

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  2. Ich bin im Vorteil, ich habe einen echten Schwaben zu Hause. Der macht aber auch meistens Knöpfle…. Und wir nennen sie ebenfalls dennoch Spätzle… Das gibt mir jetzt zu denken…
    [Das mit dem Ketchup habe ich überlesen!]

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    1. Ach … Knöpfle sind ja letzten Endes auch Knöpfle, man darf das eigentlich nicht so eng sehen, aber wenn der Schwabe daheim es auch nicht kann, bin ich echt beruhigt. 🙂

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  3. Och, ich finde immer, viel wichtiger ist, dass das Endresultat schmeckt. Bei mir werden die Spätzle gezupft und sie sehen am Ende auch nicht aus wie die üblichen Spätzle. Es sind halt meine ganz hauseigenen und die Familie liebt sie und genau das ist wichtig.

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      1. Den Teigbatzen nehmen, davon kleine Stückchen abreißen und die jeweils ins kochende Wasser werfen. Das sind dann mehr so etwas wie kleine Flecken. Habe ich aus einem ungarischen Kochbuch.

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      1. Geschabte sind immer etwas globig. Ich empfehle einfach einen Teig aufzusetzen, Schinkenwurstwürfel rein schnibbeln und dann mal im heißen Wasser als Nocken kochen 🙂

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  4. Ich empfehle eine Spätzlepresse. Da werden die Teile zwar recht gleichmässig, aber wenn mans richtig macht haben die verdammt gut Biss.
    Zwei Dinge:
    Spätzlesmehl braucht keine Sau.
    Spätzlesteig ist ned klebrig sondern schlotzig!

    Zum Thema Ketchup: Spätzle mit Ei in der Pfanne anbraten. Da darf dann auch Ketchup dazu 😀 Zumindest bis zur Pubertät….

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  5. Ich hätte sie gegessen -.- mit FREUDEN! Ich liebe Spätzle! Selbst wenn sie nicht so aussehen wie Spätzle. Sie müssen halt schmecken wie welche und außerdem war Käse drauf. Käse ist immer gut! Beim Ketchup steig ich aber aus ;-( Ketchup gehört nur in den Chicoreedip zum Grillfleisch oder zu Fritten 😉

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      1. Mein Vater, welcher ein Gourmet vor dem Herrn war, pflegte zu sagen: Ketchup ist eine Beleidigung an den Koch. Nur Banausen kippen sich Ketchup auf das Essen! Irgendwie ist mir das in Fleisch und Blut übergegangen xD Die Heroldin des Bösen schüttet ebenfalls des Öfteren Ketchup über meine Reisgerichte und ich fühle mich davon jedes Mal beleidigt 😦

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