Habe ich schonmal gesagt, dass ich Baiserhauben höchst überflüssig finde? Nein? Dann tue ich das jetzt: Ich finde Baiserhauben höchst überflüssig. Ebenso wie das genaue Lesen von Rezepten vor der Zubereitung. Heute gibt es dennoch Baiserhäubchen. Mit Johannisbeer-Quark-Kuchen darunter. Immerhin ist bald Johannisbeer-Saison. Da kann ich das ein Jahr alte Rezept endlich herauspusten. 🙂

Es hätte so einfach sein können. Eines morgens erhob ich mich in der Früh aus meinem Bett, blickte dem neuen Tag tapfer entgegen, gähnte und begab mich in den Garten. Ich plünderte sämtliche Johannisbeer-Sträucher und erhielt knapp 750g Johannisbeeren als Ausbeute. Was bei fünf Sträuchern eine magere Ausbeute ist, aber im letzten Jahr war ich dafür gesegnet.

Die gewonnene Menge Rohmaterial reichte gerade so zur Zubereitung eines Kuchens, der scheinbar durch Einfachheit bestach, denn er sollte aus drei Komponenten bestehen: Einem Quark-Öl-Teig, einer Johannisbeer-Quarkmasse und einer Baiserhaube. Ich begann frohen Mutes und entgrätete die Johannisbeeren.

Dann bereitete ich meine Käsekuchenmasse zu. Ich sammelte zusammen:

  • 750g Magerquark
  • 200g Zucker
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 3 Eier
  • 2 Eigelb
  • 50g Butter
  • 50g Speisestärke

Ich zerließ die Butter wie angegeben, ließ sie ein wenig auskühlen, warf alle übrigen Zutaten gemeinsam in eine Schüssel, bewahrte die beiden übrig gebliebenen Eiweiß auf und rührte alles kräftig durch, bis daraus eine formidable Käsekuchenmasse entstanden war, die ich zunächst beiseite stellte.

Es folgte die Vorbereitung einer Baiserhaube. Es ist ja nicht so, dass mir Baiser nicht schmecken würde. Er macht da Probleme, wo eine Torte länger als eine Stunde herumstehen muss, dann wird er nämlich weich und klebrig, wenn man eine saftige Masse darunter versteckt. Und Käsekuchenmasse ist eine saftige Masse.

  • 2 Eiweiß
  • 100g Zucker

Da es sich hier aber ohnehin um ein Quark-Ölteig-Gebäck handelt, lässt sich die ganze Sache ohnehin nicht allzu lange aufbewahren und will gleich verzehrt werden. Ich schlug also die beiden Eiweiß sehr, sehr steif und ließ 100g Zucker einriesen. Außerdem stellte ich prophylaktisch 20g gehobelte Mandeln bereit.

Meine Vorbereitungen waren abgeschlossen. Beim Quark-Öl-Teig bereite ich stets alles vor und stelle zuletzt den Teig her, da ihm sonst allzu rasch die Luft ausgeht und zu kleben beginnt, wenn er lange verarbeitet wird oder herumsteht. Dafür ist er aber einfach zu machen. Denkt aber daran, vorher ein Backblech zu fetten.

  • 300g Weizenmehl
  • 1 Päckchen Backpulver
  • 150g Magerquark
  • 6 EL Milch
  • 6 EL Sonnenblumenöl
  • 75g Zucker
  • 1 Päckchen Vanille-Zucker
  • Salz

Die trockenen Zutaten Mehl, Backpulver, Salz und zweierlei Zucker wanderten in die Rührschüssel und wurden dort gekonnt vermengt. Anschließend ließ ich grob die übrigen Zutaten Quark, Milch und Öl folgen. Wer sich über den Einsatz von Magerquark wundert, dem sei versichert, dass Magerquark die beste Sorte Quark überhaupt ist, denn er hat eine gewisse Kernigkeit, die auch Süßspeisen guttut.

Quark-Ölteig ist wie gesagt kein Hexenwerk, aber es gilt eine einzige Grundregel zu beachten: Sei schnell. Vermische die Zutaten nur kurz und verknete sie dann auf höchster Stufe mit dem Handmixer. Wenn aus der Masse nicht innerhalb von 20-30 Sekunden ein glatter Teig zu werden beginnt, helft lieber mit der Hand nach. Sonst klebt es. Formt den Teig zur Rolle und legt ihn auf das Backblech.

Selbst dann besteht die Chance, dass der Teig beim Ausrollen zu kleben beginnt, wie mein ausgerollter Teig deutlich zeigt. In dem Fall hilft nur der exzessive Einsatz von Mehl und ein oder zwei Gebete.

Nun kommt der Moment, in dem ihr die Johannisbeeren mit der Quarkmasse vermischt (ich wollte nicht, dass die Johannisbeeren die Quarkmasse verwässern) und auf dem Boden verteilt und NICHT der Moment, in dem die Baisermasse auf den Teig kommt.

Ich ärgerte mich sehr, weil mein Eischnee seeehr fest war und sich auf der Quarkmasse nicht verstreichen ließ. Deshalb befleckte ich den Kuchen mit Eiweiß. (Ich Schelm.) Und Mandelhobeln. Dann schob ich den Kuchen in den Ofen und wollte meine Eieruhr stellen. Und las, dass man den Kuchen zunächst ohne Baiser backen solle.

… Zugegeben, das hätte ich mir auch selbst denken können …

Aber der Schaden war angerichtet, deshalb nun: Zeilenendes Haushaltstipp: Wenn ihr aus versehen die Baisermasse direkt auf den Kuchen gebt, könnt ihr ihn problemlos mit Alufolie abdecken und im Ganzen backen.

Richtig wäre es aber wie folgt: Bei etwa 180° Ober-/Unterhitze (vorgeheizt) backt ihr den Boden mit der Käsekuchenmasse für etwa 25 Minuten. DANN kommt der Eischnee mit den Mandeln auf den Kuchen und wird bei 200° für etwa fünf Minuten fertig gebacken. Wahrscheinlich lässt er sich dann auch besser verstreichen.

Aber egal. Er sah dennoch gut aus, er schmeckte uns … Und auch den Nachbarn. Denn Baiser und Quark-Öl-Teig schmeckt nur frisch, das Halbieren der Menge ist aufwändig und das Verschenken von Kuchen macht beliebt.

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17 Kommentare zu „Zeilenende macht Häubchen

  1. Also wir lieben Baiserhauben. Gibt es etwas Leckeres? Wenn sie leicht bräunlich werden und anfangen zu karamelisieren? Und dann die Geschmacksexplosion im Mund…knusprig und weich zugleich und herrlich süß. Oh ja, sehr sehr fein😋

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  2. Ich möchte jetzt sofort losgehen und schauen ob es schon Johannisbeeren gibt. Nicht im Supermarkt, sondern im Garten. Sobald die (Verwandtschaft) wach sind, ruf ich an. Das Rezept kling nach einem, das mir gut taugt. Ich werde es sicher nachbacken. Und das Verschenken der Kuchenreste ist in meinem Haus auch kein Problem.

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  3. Och, Baiserhäubchen auf Rhabarber haben etwas ungemein Leckeres. Durfte ich unlängst verkosten. Einfach himmlisch!!!
    Aber Deine Kreation sieht auch nicht übel aus. War doch sicher auch recht lecker.

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    1. Ich stehe ja mehr auf Streusel, dementsprechend gibt es für mich Rhabarber nur unter Streusel. Oder herzhaft als Chutney. Aber Baiser … Ich habe vielleicht noch nie den perfekten Baiser hinbekommen.

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