Man kann sicherlich verschiedener Ansicht über die Benennungspraxis von vegetarischen Gerichten sein. Ob eine fleischfreie Frikadelle wirklich eine Frikadelle ist, darüber mag man noch streiten können. Aber was die Bezeichnung von undefinierbaren Tofu- oder Selleriehäckselbrocken mit Panade als Schnitzel angeht, bin ich ganz mit mir einer Meinung: Geht gar nicht.

Genau genommen geht es schon einmal gar nicht, wie das Zeug schmeckt. Sowohl was Tofu- und Sellerieschnitzel angeht (Sellerie ist als Frikadelle nämlich viel besser), sondern auch die Schnitzel. Und damit meine ich nicht die deutsche Unart, ein paniertes Schnitzel in Sauce zu ertränken oder doch: Genau das meine ich. Dabei handelt es sich nämlich meistens um frittierte Schuhsohle mit Panade, die nur dank der Sauce genießbar ist. Kein Vergleich zum hauchdünnen Kalbsschnitzel, das man eigentlich erwarten dürfte. Deshalb merke: Nur weil etwas paniert ist, ist es noch lange kein Schnitzel. Egal ob Tofu oder Schwein unter der Panade lauert.

Dennoch ist gegen eine Panade natürlich nichts einzuwenden. Zumindest wenn sie haftet. Was bei Roten Beten nicht so einfach ist, wie ich gemerkt habe. Denn ich wollte Rote Beten panieren. Dafür braucht man nicht viel, nur:

  • 600g Rote Beten
  • 1-2 Eier
  • Kernige Haferflocken

Die Sache ist eigentlich ganz einfach, zumindest wenn man die vorgegarten Roten Beten kauft. Rote Beten zu schälen ist nämlich eine widerliche Angelegenheit. Sieht blutig aus und geht tagelang nicht von den Händen. Ich habe den Verdacht, dass diese fiesen Teile sogar durch Handschuhe färben, wenn man sie lang genug festhält. Deshalb nehme ich stets die vorgegarten im Vakuumbeutel. Alternativ gilt: Beten schälen, in Scheiben schneiden und etwa 20 Minuten in Salzwasser garen. Dann panieren.

Vorgegarte Rote Beten werden in 1cm dicke Scheiben geschnitten, anschließend bei Bedarf gesalzen und gepfeffert, um sie durch ein verquirltes Ei zu ziehen und dann in den Haferflocken zu wälzen.

Während das Panieren eines Schnitzels nicht weiter schwierig ist, manche Schnitzel bestehen ja schon aus Klebefleisch, ist das bei Roten Beten, wie zu sehen, nicht so einfach. Die Haferflocken haften nur partiell, selbst wenn man sie gut andrückt. Das ist aber nicht weiter schlimm. Die Kombination aus Haferflocke und Roter Bete schmeckt nämlich trotzdem. Und aufwändig ist es auch nicht, denn das Rezept ist hier auch schon fast am Ende: Die Taler werden in etwas Fett ausgebraten und serviert. Ich finde eine 1:1 Mischung aus Butter und Olivenöl besonders lecker.

Wer die Beten nicht als Hauptgericht zu Kartoffelpürree essen will, sondern eher als kleinen Snack, dem empfehle ich dazu einen Dip:

  • 60g Walnüsse
  • 300g Joghurt
  • 2TL Olivenöl
  • Salz und Pfeffer

Alles gut verrühren und Tadaaaa:

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Diese Taler eignen sich als Snack, als Hauptgericht oder als Vorspeise. So habe ich sie eingesetzt. Was soll ich sagen? Sie schmecken besser als irgendwelche fleischfreien Schnitzel … Und besser als so manches fleischhaltige Schnitzel. Also als alle Schnitzel außer dem richtigen Wiener Schnitzel vom Kalb, hauchdünn geklopft und gut ausgebraten. Das sah auch meine fleischverliebte Familie ähnlich. Also dass es gut schmeckte. Nicht unbedingt besser als besagte frittierte Schuhsohlen, aber immerhin gleichwertig. Das ist ein ganz großes Kompliment. Deshalb stehe ich kurz davor, diese Rote-Bete-Taler als Rote-Bete-Schnitzel zu vermarkten. Blutig wie Fleisch sind sie ja auch … Da passt die Bezeichnung doch viel besser als beim blassen, blutarmen Sellerie-„Schnitzel“. Dennoch: Was besser ist als ein Schnitzel, sollte verbal nicht mit einem Schnitzel auf dem gleichen Teller landen.

14 Kommentare zu „Nicht alles, was paniert ist, ist ein Schnitzel

    1. Die mag ich übrigens auch, ist aber kein Vergleich, weil sauer eingelegt. Kürbis und eingelegter Kürbis hat ja auch nix miteinander zu tun. Oder Gurken und Gewürzgurken. Frische Rote Beten sind sehr erdig. Gewöhnungsbedürftig, aber einen Versuch wert. 🙂

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  1. Aber die Panade darf doch gerade nicht zu sehr haften, sondern soll Wellen schlagen! Wie soll das mit Haferflocken klappen? Meine favorisierte Paniermehlalternative ist Parmesan. Der wellt leider auch nicht.
    Rote Beete mag ich sehr gern, sofern sie nicht sauer mariniert als Salat daherkommt. Aber mit den vorgekochten, habe ich irgendein emotionales Probelm, dass die Traumanalyse noch nicht ergründet hat. Und weil die frischen so eine Sauerei sind, gibt es sie eigentlich viel zu selten. Dass das Zeug durch die Handschuhe färbt, glaube ich sofort. Da brauchst Du die dicken säurefesten Sicherheitsstufe 10.

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    1. Es kommt drauf an, was du für eine Panade haben willst. Beim Fleisch hast du immer das Eiweiß, das für eine gewisse Grundhaftung sorgt. Fehlt bei der roten Bete einfach. Ich wollte genau genommen aber keine Panade sondern eine Kruste, wenn man so will.
      Gebröselte Cornflakes sind übrigens auch super. Oder, wenn du nur Paniermehl aus dem Supermarkt nimmst: Selber machen … Oder beim Bäcker frisches Paniermehl kaufen. Unglaublich gut. 😉

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  2. Psychologisch auf dem korrekten Pfad wandel ich ja, wenn ich zu Beginn ein Lob ausspreche: Deine Back-Posts finde ich immer unglaublich gelungen! ❤
    Leider kann man(n) nicht alles können *grins*.
    Klugscheißer-Luna klärt auf: Panade (siehe Satz 3) ist der eingeweichte Brötchenmatsch, den Du in eine Frikadellenmasse einarbeitest und der dort zur Lockerung dient. Und Deine Panierung hält deshalb so miserabel, weil Du einen "Gang" unterschlagen hast. Wenn Du die Bete erst in Mehl wendest, dann durch das verquirlte Ei (das mit S + P gewürzt ist) ziehst, dann bleibt der Flockenkram besser kleben. Cornflakes funktionieren übrigens auch, mögen dann auch Kids 😉 . Und natürlich darf man die Panierungen feiner vermahlen mit einem leistungsstarken Mixaaaa 😀 . Mein Favorit für Gemüsepanierungen (von A wie Aubergine bis Z wie Zucchini) ist gerade Dinkel-Paniermehl, schönes Mundgefühl, würzig – eben Dinkel.
    Und damit komme ich zum Abschluß wieder mit Lob um die Ecke (will ja in positiver Erinnerung bleiben *ggg*) : ich finde es toll, dass Du den Eigennamen beständig RICHTIG geschrieben hast – Rote Bete 🙂
    Liebe Abendgrüße,
    die Mondgöttin, die gerade zum 2. Mal Kochtipps gegeben hat und deshalb überlegt, ob sie nicht doch ein wenig "Selbstgekochtes auf ihrem Blog zum Besten gibt.

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    1. Wieder was gelernt, danke! Den Unterschied von Panade und Panierung kannte ich noch nicht. Allerdings benutze ich in meinen Frikadellen (Was habe ich lange gebraucht, um herauszufinden, dass die hier Fleischküchle heißen ^^) Quark statt Brötchenmatsch. 😉
      Ich glaube übrigens, die Panierung hier sollte eigentlich eine Kruste sein, aber ich nehme es ja nicht immer so genau. Außer bei den Roten Beten … Die wachsen nur im Beet. Wenn das Beet aber rot ist, war der Gärtner der Mörder. Und über Selbstgekochtes würd ich mich immer freuen. *gg*

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      1. Bitte 😉.
        Solange die nicht Fleischpflanzerl heißen und den Eindruck erwecken, vegetarisch zu sein 😂. Wobei in jeder Kochzeitschrift heißen die Frikadellen! Weil die meisten davon in HH produziert werden *ggg*.
        Bist also ein LowCarber – interessant, dachte immer eher, Männer fahren auf dieses Ketose-Dings ab.

        Kruste und Kruste ist auch wieder ein Unterschied und nicht so einfach erkennbar, weil der Tote (und der) Gärtner fehlt …
        LG und weiterhin gute Besserung

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        1. Wobei Fleischpflanzerl putzig ist. Ich muss da immer an die Geschichte von Findus denken, der einen Fleischklößchenbaum in Pettersons Garten pflanzen wollte.
          Was meine Ernährung angeht, bin ich eigentlich nur nach wie vor der Meinung, ich müsste eventuell doch mal Muskelmasse aufbauen, wenn ich schon Muskelaufbautraining mache. Und bin deshalb auf Eiweißzufuhr bedacht. Vor allen Dingen als Teilzeit-Vegetarier nimmt man jede Extra-Dosis mit. *gg*
          Für Ketose … Ich musste das erst googlen. Klingt 1. ungesund und 2. kann ich ohne Süßkram nicht leben. ^^

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