Ich erinnerte mich unlängst an eine Begebenheit aus meiner Jugend, in der es um Gerüche ging. Kennt ihr das, wenn ihr einen Raum betretet und euch ein Geruch in die Nase steigt, der in euch Erinnerungen weckt? Nun, manchmal wäre man dankbar dafür, wenn die Erinnerung den Geruch dafür einschläferte.

Ich treibe regelmäßig Sport. Genauer gesagt vier Mal die Woche. Im Fitnessstudio. Ich kann Ausdauersport nämlich nicht ausstehen und Wetter ist die Hölle. Es bleiben also nur Indoor-Sportarten, die abwechslungsreich sind. Außerdem mag ich beim Sport gern flexibel bleiben und nicht auf andere Menschen angewiesen. Damit scheiden sämtliche Ball- und Mannschafts-Sportarten ebenfalls aus. Es bleibt nur das Fitness-Studio. Dort ist es warm, trocken und es hat immer offen – alles Eigenschaften, die ich durchaus zu schätzen weiß.

Zum Beginn des neuen Jahres wurde es in meinem Studio merklich voller. Mehr Menschen trainierten dort, offenbar voller guter Vorsätze für das neue Jahr. Ich nahm dies skeptisch zur Kenntnis, gab mich aber der Hoffnung hin, Ende Februar würde es sich leeren. Was richtig war. Ich übersah allerdings den Frühlingsbeginn Ende März.

Es ist nicht dramatisch, dass ich ein paar Minuten auf den Crosstrainer warten musste, um mich aufzuwärmen, obwohl dort mindestens ein Dutzend dieser Geräte steht. Danach bin ich flexibel genug, um ohne Verzögerungen mein Pensum abzuarbeiten. Doch dann betrat ich die Umkleidekabine und taumelte. Erinnerungen stiegen auf.

Ich war im Gymnasium in einer Klasse, die aus 24 Jungen und 6 Mädchen bestand. Eine interessante Mischung, die daraus resultierte, dass die Klassen nach benachbarten Grundschulbezirken zusammengestellt wurden. Wir waren der letzte Jahrgang, wo sie dieses starre System angewandt haben, wegen uns. Wir waren eine anstrengende Klasse.

Besonders anstrengend muss die Pubertät gewesen sein. Mein Deutschlehrer zitierte immer den Geruch des Pumakäfigs, wenn er den Raum betrat und forderte das Öffnen der Fenster. Aber seien wir ehrlich: Gegen eine Umkleidekabine im Fitnessstudio war es ein Wohlgeruch.

Vierzig oder fünfzig Jungs im Alter von 16 bis 60 eingepfercht in einem überheizten Raum, die Schuhe ausgezogen, sodass sich der Geruch aus Schuhen und Socken gleichermaßen im Raum verbreiten konnte, dazu der Schweiß. Natürlich riecht frischer Schweiß nicht, aber wer hat frischen Schweiß am Körper, wenn er anderthalb bis drei Stunden lang trainiert hat und anschließend eine Stunde in der Umkleide sitzt, um Proteinshakes anzurühren und Proteinriegel zu verzehren? Genau, niemand.

wp-1490334606743.jpeg
Es lebe der Sport. Rückenschonender Sport ist übrigens auch schweißtreibend. 😉

 

Männer sind ja immer ein wenig hinter der Zeit, zumindest viele. Die Sache mit der Emanzipation haben sie bis heute nicht so recht begriffen und auch einen frühneuzeitlichen Brauch haben sie nicht überwunden: Das Übertünchen der eigenen Säfte. Früher nahm man Lavendel-Säckchen statt einer Dusche. Heute hingegen … Ich bin ja durchaus ein Fan von Moschus-Noten im Deo und ich habe kein Problem mit Deo-Sprays, nutze ich sie doch selbst. Der Irrglaube, drei Minuten Ganzkörperbesprühung mit Deodorant ersetze eine Dusche, zeugt allerdings von Ignoranz. Man kann nicht alles verschleiern, nur weil sich manche Frauen bis heute verschleiern lassen. Der Eigengeruch von Sportlern gehört dazu. Dennoch konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Luft flüssig sei. Und sehnte mich nach den Wohlgerüchen des Pumakäfigs meiner Pubertätsjahre zurück.

35 Kommentare zu „Antiquierte Männer

    1. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war jetzt sechs Wochen lang nicht mehr in der Muckibude, aber den Geruch hatte ich beim erneuten Lesen sofort wieder in der Nase. Ich bin mal gespannt, wie es da ist, wenn ich wieder trainieren darf. *gg*

      Gefällt 1 Person

  1. Ich habe diese Einrichtung der gemeinsamen Umkleiderei nie verstanden und in meinem Leben noch kein Fitnessstudio betreten, denn schlechtes Wetter war eine zusätzliche Herausforderung den Körper abzuhärten gegen was auch immer. Krafttrainning habe ich mit dem Gewicht meines eigenen Körpers gemacht oder mir beim Laufen Bleigewichte an die Knöchel gebunden (solltet ihr mal ausprobieren, fühlt sich danach an, als ob man schweben könnte 😀 ) Zudem benötige ich Unmengen an frischer Luft und deshalb sind geschlossene Räume per se nix zum Trainieren für mich, denn ich saufe das Zeug hektoliterweise in mich rein 😉 Sag bescheid, wenn du endlich die Bekinifigur erreicht hast und fall bitte nicht in Ohnmacht wegen Sauerstoffmangel 😉

    Gefällt 1 Person

    1. Für die Bikinifigur setze ich auf den Chirurgen meines Vertrauens. *gg* Für Training mit dem eigenen Körpergewicht fehlt mir aber schlicht die Disziplin. Ich bringe die nötige Ganz-Körperspannung dafür nicht auf.

      Gefällt 1 Person

  2. Als gute Allein-Indoor-Sportart kann ich ja das Klettern sehr empfehlen. Vorausgesetzt es handelt sich um Bouldern 😉

    Ich empfehle Calani-Deocremes. Die tut man morgens drauf und dann braucht man weder duschen (zumindest nicht direkt…) noch nachsprühen, das wirkt einfach 🙂

    Ansonsten: bäääh! 😀

    Gefällt 2 Personen

  3. Manche Gerüche legen sich dick und grausig auf die Zunge. Ich geh jetzt einen doppelten Schnaps trinken. Und ich weiß auch wieder, warum ich der Mrs Sporty den Rücken gekehrt habe und lieber mit meinem Radl durch den Wald fahre.😝

    Gefällt 1 Person

    1. Es gibt Menschen, die das nicht machen? Das ist so ein zusätzliches Rätsel, denn das machen hier alle. Und ich habe so das Gefühl, sie gehen danach Döner essen und tragen das Shirt am nächsten Tag erneut :-/

      Gefällt 1 Person

Datenschutzhinweise: Die Kommentarangaben werden an Auttomatic, USA (die Wordpress-Entwickler) zur Spamprüfung übermittelt und die E-Mailadresse an den Dienst Gravatar (Ebenfalls von Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Ihrer Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Sie auf unsere Datenschutzerklärung. Sie können gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.