Warum eigentlich ein Osterhase? Gute Frage, die Tante Tex im aktuellen Story-Samstag stellt.

Wir müssen uns aber zunächst darüber im Klaren sein, dass gewisse Tiere für den Job als Oster-Wasauchimmer ungeeignet sind. Dazu gehören das Lamm, die Schlange und der Skarabäus. Das ist naheliegend.

storysamstag

Was die Ostereier bringt, sollte zum Dank nicht verspeist werden. Lammbraten an Ostern ist aber essentiell wichtig für ein gelungenes Osterfest. Wichtiger noch als die Ostereier. Noch wichtiger ist nur der Schokoladen-Osterhase. Es wäre zwar eine Überlegung wert, Schokolämmer zu essen und dafür Hasenbraten, aber Lämmer sind schon niedlich, ich will euch nicht zumuten, dass ihr euren Kindern erklären müsst, wieso an Ostern Klopfer gegessen werden muss. Ja, muss.

Die Schlange mag überraschen, steht hier aber stellvertretend auch für die Kröte und diverse andere Tiere, die bei näherem Kontakt zu Hühnereiern die Basilisken-Population sprunghaft steigen lassen. Man könnte nun erwidern, dass Gänse- oder besser noch Straußeneier als Ostereier ohnehin viel besser geeignet sind. Aber mal ehrlich: Wenn aus einem von der Schlange bebrüteten Hühnerei schon ein Basilisk herauskommt, dann stellt euch mal bitte vor, was aus einem von der Kröte bebrüteten Straußenei schlüpfen könnte. Gerüchtehalber ist Donald Trumps Toupet immerhin so auf die Welt gekommen.

Der Skarabäus zuletzt mag zwar ein heiliges Tier sein, aber er heißt nicht umsonst Pillendreher. Ich glaube nicht, dass er von alten Gewohnheiten lassen kann. Und Ostern ohne Eier ist in dem Fall Mist – nicht nur metaphorisch.

Während ich das hier schreibe, hat Herr Moritz mich verprügelt, weil ich ihm erklärte, er als Dachhase wäre doch auch ein vorzüglicher Osterhase. Und weil ich bitte nicht mehr als sonst auch geschlagen werden möchte, scheidet die Katze als Oster-Getier aus. Ebenso wie der Bär, denn Seamus brummte etwas davon, dass er als rote Socke mit dem christlich-heidnischen Mischmasch nichts am Hut haben wolle.

Zunächst fielen mir mit der Fledermaus und dem Grottenolm Ostertiere ein, die bei Familien mit kleinen Kindern bestimmt auf viel Gegenliebe stoßen würden. Dann könnte man ohne schlechtes Gewissen und sehr plausibel behaupten, die vom Kind … dekorierten … Eier habe wirklich der Oster-Olm gemacht. Oder die Oster-Fledermaus. Okay, nachdem ich mich zuletzt sehr diffamierend über die Liebe und Paarbeziehungen geäußert habe, knöpfe ich mir jetzt auch noch Kinder vor und werde damit endgültig zum enfant terrible der Blogosphäre. Tut mir leid, ich schiebe aber momentan gewisse Agressionen auf heteronormative Verhaltensweisen.

Zurück zum Thema: Ein Oster-Elefant wäre an und für sich sehr reizvoll (und die Überleitung ist gleich doppelt im vorhergehenden Absatz angelegt, ich Fuchs!), ich denke aber, der Elefant ist als Weihnachtsmann-Ersatz besser geeignet. Nicht nur wegen der Leibesfülle. Ein Elefant kann viele Geschenke tragen, das wird eher an Weihnachten gebraucht, wohingegen der Fuchs im Hühnerstall … Wenn ich Veganer wäre, würde ich es dem Fuchs gönnen, aber so: Nein, kein Oster-Fuchs.

Bliebe natürlich als optimaler Ersatz noch das Kanin, ein Belgischer Riese vielleicht. Aber auch wenn zwischen Hase und Kanin ein Unterschied besteht: Die gleiche Familie bleibt es dennoch. Das wäre Vetternwirtschaft und würde das Osterfest nur korrumpieren.

Ihr seht, so wird das nichts. Fragen wir uns also, wofür Ostern steht: Für Ostereier. Es darf also kein Tier sein, dass sich selbst an Eiern laben will. Es muss also ein Pflanzenfresser sein. Und es darf keine Schokolade mögen, weil die Schokotiere mir gehören. Damit scheiden Tiere aus Südamerika auch aus. Bei allen anderen Tieren setze ich ein natürliches Desinteresse an Schokolade voraus: Was der Bauer nicht kennt …

Praktisch wäre es, wenn sich das Tier auch weiterhin mit Mohrrüben anlocken lassen würde. Ich habe nämlich schon Opfergaben für den Oster-Wasweißich gekauft, in der Hoffnung, es bliebe beim Hasen. Aber ein Oster-Esel, das hätte Stil, würde ein wenig Bad-Ass-Feeling ins Osterfest bringen: „Ich bring dir die Eier, wann ich es will. Und wenn dir das Versteck zu einfach war, dann nehm ich den Schoko-Esel halt wieder mit.“ Ich fürchte nur, der Esel hat grundsätzlich keinen Bock auf den Job. Ich glaub, ich muss Abstriche bei meinen Forderungen machen. Doch kein Pflanzenfresser.

Aber welches Tier ist denn gut im Umgang mit Eiern?

Habt ihr schonmal Erdmännchen im Zoo beobachtet? Die haben ein Händchen dafür. In diesem Sinne:

ostereier

15 Kommentare zu „Das Oster-Bestiarium

  1. Da fragt man sich, warum die Tierwelt immer noch so viel arbeitet. Ostereier, die per App gesteuert ihre Verstecke erreichen und unterwegs durch die Winde Farbe bekommen, hätten doch schon mal erfunden werden können …

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  2. Also ich könnte ja fast allen deinen Vorschlägen etwas abgewinnen, selbst dem Elefanten.
    Ich wüsste sogar schon, welch rasende Reporterin über den ersten Osterelefanten sicher eine sensationelle Geschichte für die Neustädter Zeitung schreiben würde 😉
    Die Idee des Weihnachtselefanten könntest du ja einmal den Werbeleuten diverser zuckerhältiger Limonaden vorschlagen 🙂

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  3. „ich schiebe aber momentan gewisse Agressionen auf heteronormative Verhaltensweisen.“ Nur momentan? Das wirft wieder neugierige Fragen auf 😀

    Ich glaube ja *räusper, Brille etwas hinabschieb*, dass der Osterhase nur deswegen ein Hase ist, weil er sich einfach super in Schokolade macht. Einen Elefanten kriegt man doch gar nicht in den Mund geschoben. Hasen mit den langen Ohren voran schon *mampf*

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    1. Ich bin tatsächlich meistens entspannter und denk mir: Leben und leben lassen. In letzter Zeit habe ich in mir aber eine gewisse Unduldsamkeit entdeckt, die da früher nicht war. Aber an einem Elefanten wäre mehr Schokolade. ☺

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      1. Die Leute um mich herum können machen, was sie wollen, solange es mein Leben nicht [negativ] beeinflusst. Jemand tanzt im Flokati-Pulli im Innenhof Walzer? Tut’s mir denn weh? Nö, also soll die Person halt.
        Vielleicht ist das die gewisse Altersgelassenheit, die bei dir noch nicht angekommen ist *Zeilenende in die Wange zwick* 😀

        Der Elefant wär doch hohl. Das heißt: genauso viel Schoki, schlechter zu inhalieren! 😀

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        1. Mit der entsprechenden Gelassenheit kannst du das aber auch nur abtun, solange du den Sonderling nur beobachtest. Wenn du selbst der Sonderling bist, stehst du ganz schnell unter Rechtfertigungsdruck. Und ich habe so den Eindruck, als nehme der von außen zu. Das ist zumindest unangenehm.

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      2. Ist die Frage, ob es Rechtfertigungsdruck ist oder nur Neugierde. Ich stelle Menschen auch gern Fragen, aber nur, weil mich die Antworten interessieren.
        Ansonsten kann ich nur sagen: Wenn du den Rechtfertigungsdruck spürst, gib ihm nicht nach (und werd die zugehörigen Leute los…). 😉

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        1. Aus der Binnenperspektive unterscheiden sich Rechtfertigungsdruck und Neugierde nicht wirklich. Die Unterscheidung ist schon eine Rationalisierung, nachdem man die Faust in der Tasche geballt hat. Weil – da mache man sich nichts vor – jeder von uns nicht nur irgendwo dazugehören möchte, sondern auch normal sein will. Und die Frage selbst ist ein Hinweis drauf, dass man vom anderen eben als nicht normal wahrgenommen wird. Der Hetero muss nie erzählen, seit wann er weiß, dass er auf Frauen steht. Obwohl das auch eine berechtigte Frage ist. Der kommt ja nicht auf die Welt mit … nennen wir es, um es nicht allzu kompliziert zu machen „erwachsenen sexuellen Gefühlen für Frauen“.
          Es sind auch gar nicht konkrete Situationen. Es können auch so unschuldige Sätze sein wie „Die Familie ist das Wichtigste“ oder „Die Kinder geben meinem Leben Sinn“, die vielleicht nicht als Angriff gemeint sind, aber einer sind.
          Und wenn Politiker einer Partei fordern, „Deutsche sollten mehr Kinder in die Welt setzen“ und das ganze erhält auch noch Zustimmung von knapp 10% der Wahlbevölkerung, ist Rechtfertigungsdruck noch das netteste, was mir persönlich als Formulierung für das Gefühl einfällt.
          Klar kann man das rationalisieren. Aber das ungute Gefühl bleibt. Und muss sich manchmal Luft machen.

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  4. Drei Dinge. Erstens: Ich habe Tränen gelacht. Danke für den krönenden Abschluss meines Tages. Zweitens: Ich finde es lobenswert, dass du an die Basilisken-Problematik gedacht hast. Man muss sich ja zu Ostern und dem obligatorischen Osterspaziergang nicht noch unnötig Steine in den Weg legen. Drittens: Auch wenn mir der Oster-Esel rein vermarktungstechnisch gut gefällt, sehe ich für ihn leider keine Zukunft im stressigen Ostereier-Gewerbe. Sein schnellerer Verwandter das Pferd (ebenfalls mit Möhrchen lockbar) wäre dem Leistungsdruck da wohl eher gewachsen.

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