Wieder einmal wurde das Zeilenende aufgefordert, seine Gedanken zu diversen Themen kund zu tun. Freut euch auf brandaktuelle Ansichten zu den Themen Liebe, Lust, Leidenschaft und meine Unfähigkeit, es kurz zu machen. Der heutige Beitrag wurde gesponsort von 365 Tage im Leben.

Die liebe Ela hat mich also bedacht. In ihrem Blog gibt es nunmehr nicht jeden Tag einen Bericht, aber gern einen Rückblick auf die letzten Tage im Leben. Demnach ist es ein klassisches Internet-Tagebuch und natürlich auch mehr. Es sind überhaupt keine Alltäglichkeiten in diesem Blog zu finden im Sinne von „banal, muss man nicht lesen“, sondern es gibt Kunst, es gibt Eiskunstlauf (inklusive internationaler Veröffentlichungen!), es gibt Rücken … Und immer wieder große oder kleine Gedankenimpulse. Genau das also, was ich bei Tagebuchbloggern so gern mag: Das eigene Leben als Denkanstoß nehmen, damit andere daran Anstoß nehmen können und auch ins Denken kommen (Das war doch mal eine gelungene Umdeutung des Sprichworts!). Schaut bei ihr doch einmal vorbei.

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Hältst du dich für einen guten Menschen?

Kurze Antwort: Ja. Lange Antwort: Nein. Sehr lange Antwort: Was ist ein guter Mensch?

Stellen wir uns mal ganz dumm. Es gibt dieses alltägliche „Guter Mann“/“Gute Frau“, begleitet von einem Schulterklopfen, wenn jemand den sozialen Normen entsprechend gehandelt hat, also für einen Kollegen eine Schicht übernimmt oder noch einmal in das soeben überfallene Juweliergeschäft zurückkehrt, um den dort verloren gegangenen Personalausweis des Kumpanen sicherzustellen – und die Katze des Besitzers umzulegen, weil die das Bild auf dem Ausweis betrachtet hat. Ich vermute, als Juwelendieb wäre ich kein guter Mensch.

In der modernen Moraltheorie (also zumindest der ernstzunehmenden) gibt es keine guten Menschen, da ist das Attribut „gut“ entweder einer Einstellung (Willen o. Ä.) oder einer Handlung zugeordnet. Ich kann nur guten Willens sein oder gut handeln, aber nicht gut sein. Sieht so aus, als hätte ich keine Gelegenheit, ein guter Mensch zu sein. Mein Wollen ist aber – hoffe ich – die meiste Zeit über dergestalt, dass ich als guten Willens erscheine. Das reicht mir bei einem Menschen.

Einen Ausweg birgt die Ethik als Lebenskunst, die sich auf die antike Philosophie beruft (und wo Aristoteles im Unterschied zur Moraltheorie seine Berechtigung hat) und sich mit der Frage beschäftigt, wie man ein gutes Leben führt. Wer es schafft, sein Leben in guter Art und Weise zu führen, ist entsprechend ein guter Mensch. Das sieht man aber erst am Ende, ich könnte nur eine vorläufige Zwischenbilanz ziehen. Da steht auf der Habenseite so etwas wie Geduld, Besonnenheit und Reflexionsvermögen, auf der Sollseite Verbissenheit, neurotische Anwandlungen und die Neigung zur Maßlosigkeit. Von daher wähle ich den einfachen Weg, die Frage zu beantworten: Nein, ich halte mich nicht für einen Menschen.

 

Was sammelst du?

Erfahrungen, hoffe ich. Ich sammle auch Eindrücke – in Form von Gedanken, die habe ich eine ganze Menge hier im Blog festgehalten. Und in Form von Bildern, die in meinem Flickr-Account abgelegt sind. Es fügt sich aber alles zu Erfahrungen. Es gibt immerhin auch Dinge, die hier im Blog nicht vorkommen. Weil sie peinlich sind, weil ich sie nicht unbedingt über mich im Netz lesen will, weil sie so privat sind, dass ich sie auch mit engen Freunden nur selten teile.

Ich meine damit nicht dieses „Aus Erfahrung wird man klug“-Erfahrungswissen, es sind vor allen Dingen Erfahrungen über mich selbst: Darüber was ich kann, wo meine Grenzen liegen, wie ich sie durchbrechen kann, wie ich – um auf die Frage davor zurückzukommen: Ich halte mich nicht für einen Menschen, aber ich arbeite dran, gut zu werden. Im außer- wie innermoralischen Sinne. Dafür sammle ich, was ich benötige.

 

Über welches Thema schwadronierst du am liebsten?

Erst kürzlich wieder über zwei Themen, die mich ein paar Jahre lang intensiv beschäftigt haben: Das Leib-Seele-Problem und der Tod. Das war so gar nicht beabsichtigt. Ich wollte eben einen Kommentar hinterlassen, weil ich zu dem Thema was sagen konnte. Beide sind Teil meines Examens gewesen. Am Leib-Seele-Problem knabbere ich als Science-Fiction-Fan regelmäßig auch privat herum, es verfolgt mich aus meinem Studium also in alle Bereiche meines Privatlebens. Überall Leiber und Seelen und die Frage, wer hier das Sagen hat. 😉

Etwas allgemeiner gefasst trifft das tatsächlich das, worüber ich am liebsten schwadroniere. Denn egal ob Bücher (dann reden wir über Ästhetik), Politik (Staatsphilosophie) oder Entscheidungen (Moralphilosophie), mein Studium hat mich geprägt. Und sobald die Gespräche sich vom Allgemeinen und Belanglosen verabschieden, sind meine Themen „Was ist das?“ und „Soll das?“

 

Ich bin die gute Fee, was wünscht du dir?

Gerade im Moment? Ich gebe es zu: Urlaub. Es ist 06:41, dunkel, es regnet, während ich das schreibe. Mein Frühstück liegt mir schwer im Magen, Reste einer Erkältung wabern durch meinen Körper. Ich habe sowas von keine Lust. Ich würde gern wieder ins Bett, statt in einer Viertelstunde vom Schreibtisch aufzustehen. Ich sitze ohnehin nur hier, weil ich meistens 10-20 Minuten vor dem Wecker wach werde und dann die Zeit nutze, um an einem Blogbeitrag zu schreiben. Gern solche Liebsten oder gut strukturierte Beiträge, die man Stück für Stück erstellen kann.

Für den Weltfrieden bin ich noch nicht wach genug – ich bin morgens nämlich egoistisch. Erst einmal Kaffee, Kippe, Frühstück. Weltfrieden erst nach dem Zähneputzen. Man muss seine Prioritäten kennen. Es kann also nur einen Wunsch geben, bei dem es um mich geht. Ich könnte ein neues Objektiv für die Kamera brauchen, ein neues Paar Schuhe, ein paar andere Kleinig- und auch zwei bis drei Großigkeiten …

Weißt du, liebe gute Fee, kannst du vielleicht heute Nachmittag noch einmal zurückkommen, ich kann mich bei allem Egoismus gerade nicht entscheiden, was am Wichtigsten ist. Aber dann sag ich es dir – persönlich. 😉

 

Auf was in deinem Leben könntest du am ehesten und auf was am wenigsten verzichten?

Auf die drei K natürlich. Sie bestimmen mein Leben, sind der Grund, warum ich morgens aufstehe und abends manchmal zu spät ins Bett gehe: Kaffee, Kippen und Kekse. Also auf die könnte ich nicht verzichten. Ich habe es mal mit Schwarztee probiert und war in diesen sechs Stunden ausgesprochen unleidlich. Das war jetzt nicht ernsthaft genug? Dann habt ihr noch nie erlebt, wie ich auf einen kombinierten Entzug von gleich zweien meiner bevorzugten Suchtmittel reagiere. Aber versuchen wir es doch einmal anders.

Worauf ich gut verzichten könnte, wäre … Das ist doch irgendwie normativ aufgeladen, oder? Auf welcher Grundlage soll ich das bitteschön entscheiden? Ich könnte auf Schlaf verzichten, wenn er nicht essentiell für das Leben wäre. Müsste also den Menschen umstricken. Ich könnte auf den Kapitalismus ganz gut verzichten, bin aber zugegebenermaßen auch ein Konsumopfer und habe vor allen Dingen keine Lust, als Aussteiger an irgendeinem tropischen Strand zu liegen und die Kekse gegen selbst gepflückte Kokosnüsse einzutauschen. Aber ich kann ja kaum die Biologie des Menschen oder ein ganzes politisches und Wirtschaftssystem ändern. Jaja, ich weiß: Letzteres könnte ich versuchen und wenn wir alle zusammen halten … Spart euch das, ich kenne die Sätze. 😉

Der Satz, worauf ich am ehesten verzichten könnte, ist doppelt problematisch: Zum Einen geht es darum, eine eigene Verhaltensweise als negativ zu identifizieren (auch Besitz ist eine Verhaltensweise), um sich anschließend rechtzufertigen, warum man nichts dagegen tut. Man ist Staatsanwalt und Richter in einer Person. Nach dem Motto: Ich könnte ganz gut vollständig auf Fleisch verzichten, esse es aber 3-4x im Monat, weil es mir schmeckt. Gleich schon eine Rechtfertigung eingebaut. Und es hat den schlechten Beigeschmack, dass ich aus Genusssucht eine Vernunftentscheidung torpediere (Was nicht ganz stimmt, weil ich mit dem Tiere-töten tatsächlich kein Problem habe. Weder persönlich noch moralisch.)

Der zweite Aspekt des doppelt Problematischen ist, dass „Verzicht“ negativ behaftet ist. Und wenn man eine Verhaltensänderung herbeiführen möchte, sollte man dem Menschen vielleicht sagen, dass er sich ändern muss, aber nicht auf etwas verzichtet, sondern etwas gewinnt. Sonst macht ein Verzicht nämlich keinen Sinn. Und das sollte man offensiv kalkulieren.

Wovon ich hingegen am wenigsten in meinem Leben lassen kann, das ist recht einfach, denn das habe ich auch vor Kurzem erst wieder gemerkt: Ich kann auf Bewegung nicht verzichten. Es gibt für mich nichts schlimmeres, als irgendwo stunden- oder tagelang herumsitzen zu müssen, ohne etwas zu tun zu haben. Dann macht sich eine unglaubliche Unruhe in meinem Kopf breit. Die kann ich bändigen, aber nur, wenn der Geist beweglich und nicht von Rotz verklebt ist. Das ist dann aber geistige Bewegung. Einfach unbewegt in der Ecke zu sitzen und passiv bloß zu rezipieren (wahrnehmen … auch wenn wahrnehmen zu aktiv ist … berieseln lassen wäre das passende Wort für den Laien) … So ungefähr stelle ich mir die Hölle vor. Wahrscheinlich nach Sartre auch noch dicht bevölkert.

 

Was bedeutet Liebe für dich?

„Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit.“, wie Evje van Dampen in ihrer Rolle als Hape Kerkeling immer zu sagen pflegte. Oder war es umgekehrt? Ich erinnere mich nicht mehr so genau. In jedem Fall werdet ihr wissen, was ich meine. Als arbeitsscheues Gesindel (was für ein Widerspruch, mal sehen, wem er auffällt) kann ich dementsprechend sagen, dass ich für Liebe nicht viel übrig habe.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Welt mehr geholfen wäre, wenn es weniger Liebe, dafür mehr Freundschaft gäbe. Der schöne Vorteil ist, dass die wenigsten Menschen sich vorstellen können, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben. Mit mehreren Menschen gut befreundet zu sein ist hingegen akzeptiert und gewünscht. Wenn wir es schon nicht schaffen, alle Brüder zu werden (weil sich manche Frauen irritierenderweise weigern 😉 ), dann eben Freunde. Das ist besser als Liebhaber und minimiert das Risiko von Eifersuchts-Szenen.

So weit die Gesamtwetterlage. Privat gilt das ähnlich: Ich habe lieber Freunde um mich, als Zeit und Energie in eine Liebesbeziehung zu investieren, die im Laufe der Zeit ohnehin – wenn sie denn hält – eine Freundschaft werden muss. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Liebe kein ausreichender Grund ist, dauerhaft zusammen zu sein. Es braucht zugleich eine Freundschaft. Die Etablierung von Freundschaften ist schon schwierig genug, ohne dass man die Kino-Abende noch mit gemeinsamer Zungenakrobatik und der Frage „Was schenke ich ihm bloß zum Geburtstag?“ verbringen muss … Merkt man, dass ich von der Liebe nicht viel halte? Dann höre ich jetzt besser auf, bevor sich jemand angegriffen fühlt. Ich gönne es euch ja – aber lasst mich damit bitte in Ruhe. 😉

 

Wie gehst du mit Traurigkeit um?

Ich bin nicht traurig. Eher so eine notorische Frohnatur. Vielleicht war ich früher so oft und regelmäßig traurig, dass ich dafür jetzt keine Zeit oder Energie mehr habe, bin mir da nicht so ganz sicher. Aber Trauer oder Traurigkeit empfinde ich … Es ist sogar so, dass ich mir unter dem Gefühl nicht viel vorstellen kann. Ich kenne das Gefühl, bedrückt zu sein – im wahrsten Sinne des Wortes: Wenn ein Druck auf deinem Körper liegt und die Kontrolle über deinen Körper scheinbar übernimmt. Ich kenne auch das Gefühl der Frustration, weil etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte: Ich habe etwas nicht hinbekommen oder das Universum will mich einfach so ärgern – bekannt. Und ich kenne das Unwohlsein, in einer Situation aus irgendwelchen Gründen falsch zu sein und es zu bedauern, überhaupt hier gelandet zu sein.

Insgesamt sind das wohl Ausformungen eines Gefühls, das andere Menschen Traurigkeit nennen. Ich ziehe es aber vor, mich eher mit den körperlichen Folgen zu beschäftigen von unangenehmen Zuständen wahrzunehmen und gar nicht groß über ihren emotionalen Gehalt nachzudenken. Ich nehme wahr, dass ich schlecht gelaunt bin und gern etwas zerstören würde? Ich brauche Bewegung, um Dampf abzulassen. Ich merke, ich will nur noch lethargisch in der Ecke sitzen? Ich brauche Bewegung, um dagegen anzukämpfen. Ich fühle mich deplaciert? Ich suche mir eine Beschäftigung am entsprechenden Ort, die mich der Situation partiell enthebt.

Beißender Schmerz, induziert durch Liebeskummer oder den Verlust geliebter Menschen, ist mir nicht fremd, berührt mich aber nicht nachhaltig. Den schüttle ich ab und blicke nach vorn, mache weiter. Erinnerungen verblassen. Meistens hilft schon eine Runde Schlaf. Das mag herzlos wirken (und ist es auch), aber ich bin sehr dankbar dafür, dass meine innere, vor-reflektierte und impulsgesteuerte Gefühlswelt eher die Sahara als der Regenwald ist.

 

Was würdest du mit einem Sabbatical anfangen?

Das ist eine gute Frage. Eine Frage, die ihren Schatten auf die übernächste Frage voraus wirft. Ich wüsste es spontan nicht zu sagen … Und was heißt spontan? Gelesen habe ich, während ich diese Antwort tippe, die Frage bereits mehrfach. Ihr könnt davon ausgehen, dass ich jetzt seit mindestens sieben Tagen an diesem Beitrag sitze, weil ich die Liebesfrage ausgelassen habe. Ansonsten: An jedem Werktag morgens vor der Arbeit eine Antwort auf die Frage. Und ich habe keine Ahnung, was ich mit so viel Freizeit anfangen sollte.

Ich bin froh und glücklich, arbeiten gehen zu dürfen und mich zwar dank strammem Freizeitprogramm manchmal gestresst zu fühlen, aber nichts missen zu wollen und lieber einzusehen, dass „Sport, aufwändig kochen, ein halbes Buch lesen und drei Blogbeiträge schreiben“ für einen einzigen Feierabend doch ein wenig viel ist. Ein Sabbatical, das nur aus Sport, aufwändigem Kochen, halben Büchern und Blogbeiträgen besteht, wäre hingegen verschenkt. Das kann ich auch so haben. Statt eines Sabbaticals würde ich wohl eher ein Jahrespraktikum irgendwo machen … Ein Jahr in der Gastronomie arbeiten vielleicht (einfach weil ich sehen will, wie es ist, nicht weil ich es wollte) oder noch einmal in einer Bibliothek … Nichtstun ist eben überhaupt nicht meins.

 

Du bist wieder 18 und musst die Entscheidungen für deine Zukunft treffen, wie würdest du dich entscheiden?

Es kommt manchmal, wie es kommen muss – Achtung, Meta-Ebene – deshalb liegen zwischen der letzten Frage und dieser Frage tatsächlich mehrere Tage der Schreibfaulheit. Erwähnte ich bereits, dass ich solche Blogstöckchen deshalb so sehr liebe? 🙂

In mir sperrt sich eine Menge gegen das Wort „musst“, denn es ist folgendermaßen: Mit 18 bin ich noch zur Schule gegangen. Ich habe erst kurz nach meinem 19. Geburtstag die heiligen Hallen der Bildung verlassen, um ein paar Monate später mit ein paar getroffenen Entscheidungen (Studienfächer, Hochschulort, Wohnung) die heiligen Hallen der Bildung erneut zu betreten. Wobei sich nach kurzer Zeit erwies, dass es sinnvoll ist, die Entscheidungen bzgl. Fächer und Wohnung zu revidieren. Lediglich der Alma Mater blieb ich treu. Es geht sogar so weit, dass ich ein paar Jahre später ein paar weitere Weichen meines Lebens nachträglich umgestellt habe und dann nicht im er-studierten Beruf tätig wurde. Mittlerweile bin ich nicht einmal mehr im pädagogisch-sozialen Bereich beschäftigt.

Ich wäre nicht gern noch einmal 18.  Mit meinen jetzigen Voraussetzungen wäre ich eher gern noch einmal Anfang 20. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass es keinen Sinn hätte, die Weichen anders zu stellen. Denn wenn ich es so machen würde, dass es glatt läuft, dann gäbe es wahrscheinlich doch einen Moment, an dem das geschieht, was mit jedem guten Plan geschieht: Er wird über den Haufen geworfen. Und damit hätte sich die Entscheidung für die Zukunft, die als aktuelle Gegenwart ihren Reiz hat. Von daher würde ich mir höchstens raten:

To all my little Hulkamaniacs, say your prayers, take your vitamins and you will never go wrong.
– Terry „Hulk Hogan“ Bollea, US-amerikanischer Moralphilosoph und Show-Catcher

Du kannst entweder 500 Euro im Monat mehr verdienen oder deine Arbeitszeit um fünf Stunden pro Woche kürzen, was tust du?

Ich nehme die 500 Euro. Nicht nur des schnöden Mammons wegen, den ich dann genüsslich verprassen könnte ohne am Ende des Monats die Stirn kraus zu ziehen, wenn ich das Haushaltsbuch auswerte. Damit komme ich durchaus klar. Ich habe eine gute Gesichtscreme, die meine Stirn anschließend wieder glättet. Ich müsste mir ernsthaft überlegen, was ich mit den fünf Stunden mehr pro Woche anfange.

Korrektur: Ich habe gerade einmal nachgerechnet. Fünf Stunden weniger pro Woche heißt, eine Stunde weniger pro Tag. Ich weiß aus Erfahrung, dass die mir sowieso nichts „bringen“, die vertrödele ich dann mit alltäglichem Kram. Von daher ist der Zeitgewinn kein Gewinn an Lebensqualität. Und selbst ein halber Tag … Ich mag solche angefangenen Tage eigentlich so gar nicht, auch die vertrödele ich dann, denn: Ich habe ja eine gewisse Struktur, wie es nach Feierabend weitergehen sollte. Freitags zum Beispiel gehe ich dann zum Sport – das passt wunderbar mit einem Kurs zusammen, an dem ich dann direkt teilnehmen könnte. Ein halber Tag früher würde heißen, ich müsste irgendwas tun und es irgendwann beenden, um den Kurs wahrzunehmen (ja, die sind so unflexibel – und ich bin unflexibel), was wieder aufwändig ist.

Abgesehen von meiner Unflexibilität gilt, was ich oben schrieb: Ich brauche etwas zu tun. Und es gilt, dass ich meinen Job liebe. Ich hätte gar keine Lust, weniger zu arbeiten. Ich würde eher noch ein oder zwei (bezahlte) Stunden mehr mitnehmen wollen. Und natürlich die Gehaltserhöhung von 500€.

Welche Songs wünscht du dir für deine Beerdigung?

Gar keine. Ich plane derzeit nicht mit meiner Beerdigung. Die kann … Irgendwann stattfinden, wenn ich Zeit dafür habe …also persönlich zugegen sein kann, um von mir selbst Abschied zu nehmen, während ich mich meines neuen jungen Körpers erfreue. Vorher halte ich eine Beerdigung, inkl. des dafür notwendigen Vorgeplänkels namens Sterben und Tod für durchaus überflüssig und damit verzichtbar. Das einzige, was ich an Beerdigungen zu schätzen weiß sind die Folgen: Leichenschmaus mit Beerdigungskuchen, Friedhöfe zum Fotografieren und eine vierteilige Trilogie zum Thema Grabgestaltung – die übrigen Teile?

Mir kommen ja spontan die Klassiker in den Sinn: „Nananana, Hey Hey, Goodbye“, „Highway to Hell“, „Fiesta Mexicana“ oder „White Flag“. Alle vier sehr passend für eine zünftige Beerdigung, denn an dem Tag gebe ich zum Abschied für alle ein Fest, sage Goodbye, mache mich auf den Highway to Hell aber werde keine weiße Flagge schwenken. Ich fürchte nur, dass das dem Rest der Belegschaft nicht gefallen wird. Von daher … Ein idealer Kompromiss aus den diversen Botschaften wäre wohl das:

 

Passenderweise mag ich das Lied sogar sehr gern. Und ja, das ist Deutsch. 😉 Im Unterschied zu BAP sogar recht verständlich, wie ich finde. Text gibt es unter dem Video, bei Bedarf leiste ich aber gern Übersetzungshilfe.

Damit sind wir am Ende angekommen. Ich danke dir, liebe Ela, noch einmal sehr herzlich für die Nominierung. Das war ausgesprochen amüsant hier. Ich hoffe, dir bereitet die Lektüre Freude. 🙂

An dieser Stelle sollte ich neue Nominierungen aussprechen, allerdings habe ich schon den nächsten Liebster Award in der Pipeline. Ich habe aber schon eine Liste potentieller Kandidaten angelegt, die von mir bei Gelegenheit einen Award zugeworfen bekommen. Bleibt also gespannt, was hier so passieren wird.

30 Kommentare zu „Der gute Mensch Terry Bollea oder: Zu unruhig für ein Sabbatical

  1. Ich habe es sogar sehr genossen zu erfahren, dass du kein Mensch bist. Spannend fand ich, dass du Liebe nur mit einer Liebesbeziehung assozierst. Ich hingegen empfinde Liebe (damit meine ich keine Liebesbeziehungen, für die ich leider kein Häschen habe) und das Wissen noch nie ohne gewesen zu sein, als das größte Geschenk meines Lebens. Kann es sein, dass Zeilenende hinter all der Offenheit eine Mauer errichtet?
    Ich arbeite auch gerne, mag aber dieses „Eingesperrtsein“ nicht. Ach ja, das Schwadronieren über Leben und Tod ist mein Liebstes auch und na klar, kommt die gute Fee vorbei. So und nun mache ich den Tag zur Nacht, weil ich die ganze Nacht meinen Lieblingssport geschaut habe und sage artig Danke 🙂

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    1. Was andere Menschen jenseits der romantischen Beziehung „Liebe“ nennen, ist für mich was anderes. Ich spreche dann metaphorisch, dass ich Kasalla, Nutella oder meine Arbeit liebe. In Wirklichkeit schmeckt mir Nutella, Kasalla hebt meine Laune und Arbeit gibt meinen Leben Sinn. Anders als Vicky Leandros „Ich liebe das Leben“ schmettert, würde ich eher sagen, dass ich ohne Leben nicht sein kann … Höhö … und will deshalb das Beste draus machen. Auch wenn das Lied gut ist.
      Ob es Mauern geht? Ich habe die Erfahrung gemacht: Wer sein Leben nicht wertschätzt, ist derjenige, der mehr Mauern aufbaut. Aber kein Zeilenende ist perfekt: Ich bin nicht der emotionalste Mensch auf Erden, überbordende Emotionalität finde ich anstrengend bis beängstigend. Und ich bin ziemlich egozentrisch. Von daher gebe ich der Liebe vielleicht auch einfach keine Chance. Aber nach knapp 30 Jahren auf Erden glaube ich da einfach nicht mehr dran.

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      1. Wart’s ab Henry Higgins, wart’s ab 😉 Ich meinte auch weniger die Liebe zum Leben, als die zum „meinen“ Menschen und Liebe ist. Ich bin sicherlich nicht die Launemaschine, die ständig durch die Gegend rennt und schreit: „Das Leben ist schön, tralala“.
        Der Sinn meines Lebens ist sicher nicht meine Arbeit (gegen die Ich nichts habe), was er ist? Zu Leben, das beste draus zu machen? Mein Kind lebensfähig gemacht zu haben. Am lebendigsten fühle ich mich, wenn ich reise, schreibe oder male. Als ich auf Sylt so ganz allein am Strand langlief, hätte ich vor Glück platzen können, einfach nur so. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde wohl wirklich mein Weg das Ziel sein. Und mein Ziel ist allen Widrigkeiten zum Trotz 103 (mindestens) zu werden und sagen zu können: „Schön war es“.

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        1. 🙂 Für mich ist Arbeit nicht Erwerbsarbeit. Der Blog hier ist auch Arbeit. Schreiben ist Arbeit. Das kostet mich manchmal die letzte Kraft. Und das gibt meinem Leben Sinn.
          Was Menschen in meinem Leben betrifft, die mir etwas bedeuten: Das ist für mich Freundschaft. Und das ist viel besser als Liebe. 😉

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          1. Schreiben ist für mich wie Atmen, lebensnotwendig. Ich tue es eigentlich schon immer. Jedenfalls seit ich es kann … Und was die Liebe betrifft, da werden wir ums nicht einig, fürchte . Denn für mich ist Liebe, das was bleibt.

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          2. Liebes Zeilenende, für mich ist Schreiben wie Atmen, lebensnotwendig. Wenn das Arbeit ist, dann bin ich sehr fleißig.
            Was Liebe und Freundschaft betrifft, werden wir uns nicht einig. , denn natürlich liebe ich beispielsweise mein Kind oder …

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  2. Ich halte mal fest: Du bist also eine Katze die noch ihre neun Leben vor sich hat, Kekse und Kaffee raucht, morgens fröhlichst keine Wünsche erfüllst, sehr spacig daher kommt und sich der Science verschrieben hat. Klingt total logisch für mich 😀 Danke für die vielen Lacher 🙂

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  3. Immer wieder erfrischend deine liebsten Antworten!
    Die naheliegendsten Szenarien werden mit etwas Philosophie unterlegt geistig durchgespielt und sind doch ebenso spannend wie Hollywood-Krimis: Juwelendieb – bester Kumpel – KATZENMORD!!!! Ich hoffe, die Katze hatte auch gute Kumpel, die sich dann rächen *hust*
    Das Blut gefror mir zwar bei dem einen oder anderen Satz, aber sonst war es wieder herzerwärmend und ein Lichtblick an einem verregneten Samstagmorgen 🙂

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    1. Ein wenig Blödsinn muss sein – und Moritz geht mir derzeit so auf den Sack (das macht er nur, weil ER keinen mehr hat und neidisch ist …), dass in meiner Phantasie Katzen sterben müssen. Aber das lässt dir das Blut in den Adern gefrieren? Warte, ich packe dir ein wenig Sonne und schick sie über die Alpen. 🙂

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  4. Ich würde ja jetzt die Antiraucher Moralkeule Raus holen mach ich aber nicht da ich so eine Diskussion wahrscheinlich so oder so verlieren werde daher sage ich einfach nur das mir dieser Beitrag sehr gefallen hat 🙂

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        1. Ausgeprägtem Egozentrismus. 😉 Es gibt Menschen, mit denen verbringe ich gern den Rest meines Lebens. Das sind Menschen, die ich mag und wertschätze, denen ich vertraue … Aber die ich nicht liebe.
          Liebe ist für mich die Sache mit der romantischen Liebe, nicht vergessen. Die ist – gute Erfahrung, schlechte Erfahrung? – vergänglich. Es hat mich jedenfalls nie sonderlich belastet.
          Und Sex kann man ganz gut auch ohne Liebe haben. 😉

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  5. Wie immer bei dir, ein sehr unterhaltsamer Beitrag. Auch wenn du dich dann doch viel zu negativ darstellst. Das, was ich bisher erlebt hab, zeigt mir einen prima Kerl. 😉
    Abgesehen von deiner Aversion für Fantasy, die ich dir selbstredend nicht auszutreiben versuchen werde. 😛

    PS: Die 500 würde ich auch nehmen, aus ähnlichen Beweggründen. ^^

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