Das war der Satz, der zu diesem Kuchen führte. So oder so ähnlich von einer Kollegin  ausgesprochen, die keine große Liebe zum Backen zu pflegen scheint. Ich bejahte und fand mich in der Situation, einen Geburtstagskuchen backen zu … müssen? Können? Dürfen! Deshalb gibt es heute zwei Beiträge zum Preis von einem.

Ich finde Geburtstage ja überflüssig, was nicht heißt, dass ich sie nicht gern feiern würde. Zur Hochform laufe ich dann auf, wenn ich anderer Leute Geburtstagsfeste kulinarisch planen darf. Mein eigener Geburtstag hingegen ist mir immer unangenehm, deshalb finde ich ihn überflüssig. Da ich schon ein paar Geburtstage hatte, kann ich sagen, sie alle überflüssig zu finden.

Für einen Mürbteig, mit dem wir den heutigen Backkurs eröffnen, benötigt ihr zunächst

  • 100g Butter
  • 60g Zucker
  • 150g Mehl

Glaubt es oder glaubt es nicht, es ist noch nicht einmal die notorische Alters-Sache: Mein Geburtstag ist mir einfach nicht wichtig, ich verstehe nicht, warum es ein Ehrentag sein soll, wo man so wenig dazu beigetragen hat. Außer der Mutter etwa 24h Wehen zu verschaffen. Dafür im Mittelpunkt zu stehen ist merkwürdig. Ganz davon abgesehen, dass ich ohnehin nur ungern der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bin.

Außerdem für einen Rührteig:

  • 100g Butter
  • 2x100g Zucker
  • 6 Eier
  • 1 Msp. Salz
  • Schalenabrieb von 1 Zitrone
  • 150g Mehl
  • 150g Speisestärke
  • 1 Päckchen Backpulver
  • 450g Sauerkirschen

Aber ich schweife ab. Meine Kollegin beichtete mir, dass sie gar nicht gern büke. Das macht sie natürlich zu einem schlechten Menschen, andererseits macht es sie zu einem guten Menschen, dass sie dennoch gern einen Kuchen hätte, damit alle Kuchen essen könnten. Kuchen ist, wie allgemein bekannt, ein gesunder Treibstoff für Büro-Arbeit.

Wir beginnen sehr einfach damit, dass ihr aus dem Mehl, der Butter und dem Zucker einen Rührteig knetet. Und dabei bedenkt, dass das Rezept für eine 26cm-Springform ausgelegt ist. Wenn ihr wie ich also nur eine 28er-Form habt: Alle Zutaten mal 1,2 rechnen … Und 8 statt 7,2 Eier verwenden.

Der Mürbteig kommt für etwa zwei Stunden in den Kühlschrank und dann in die Springform. Ein paar Mal einstechen und im vorgeheizten Backofen bei etwa 200-220° für 15 Minuten vorbacken. In der Zwischenzeit …

Zu einem noch besseren Menschen machte es sie dann, als ihr einfiel, dass ich im Gegensatz zu ihr sehr viel Freude am Backen habe. Was ich bejahte, denn für mich fällt dabei immer eine kleine Geschichte ab. In diesem Fall sogar eine, die ich mir nicht mühevoll ausdenken muss. Es reicht ja schon, dass das Backen mühevoll ist.

… könnt ihr die übrigen Zutaten vorbereiten: Mehl, Stärke und Backpulver mischen, Kirschen abtropfen lassen, Eier trennen. Die Eiweiße schlagt ihr mit den ersten 100g Zucker steif, die zweiten 100g Zucker kommen mit den Eigelb, der Butter, dem Salz und dem Zitronenschalenabrieb in eine Schüssel.

So einigten wir uns darauf, dass ich es ihr erspare, einen Kuchen zu backen und selber einen Kuchen backe, solange ich darüber schreiben darf. Natürlich anonym und wertschätzend. Ich habe also nie behauptet, dass Menschen, die ungern backen, schlechte Menschen seien. Stattdessen habe ich behauptet, dass Menschen, die mich backen lassen, gute Menschen sind. Und die besten Menschen diejenigen sind, die anderen Menschen Kuchen gönnen. Auch wenn das meine Kollegin in die verhängnisvolle Nähe von Marie Antoinette rückt.

Die Eigelbe und weiteren Zutaten rührt ihr nun cremig, bis eine homogene Masse entsteht. Darunter hebt ihr die Eiweiße.

So sieht es das Rezept vor – das scheint aber die Standardmasche des Verlags zur Zubereitung von Rürteig zu sein. Ich bin überzeugt, die Zubereitung mit ganzen Eiern funktioniert besser. Aber ich halte mich ja ans Rezept.  

Anschließend rührt ihr das Mehl unter und die Schwäche dieser Zubereitung offenbart sich: Die Fluffigkeit durch das Eiweiß geht euch eh flöten. Aber egal. Der Rührteig kommt nun auf den vorgebackenen Mürbteigboden, dann verteilt ihr die Kirschen und backt den Kuchen bei 180-190° weitere 70-80 Minuten.

Diese Nähe kann ich sogleich abstreiten, denn ich habe als Dank für meine Mühen eine Brotbackmischung von ihr bekommen, aus der Mühle bei ihr vor Ort. Sie gönnt also nicht nur Kuchen, sondern entspricht auch dem Wunsch des Pöbels nach Brot. Was nicht nötig gewesen wäre – dennoch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank und gern geschehen. Ich hoffe, die kleine Geschichte gefällt dir, liebe Kollegin.

Wenn ihr es irritierend findet, dass ich nichts von einer Creme schrieb: Ich glaube, mein Backofen ist entfernt mit Hölli, dem Höllenofen, verwandt. Bei 180° und 70 Minuten kam der Kuchen gar, aber einigermaßen trocken heraus. Dummerweise war es aber Sonntag Abend, ich hatte weder weitere Butter noch Eier (Höhö) im Haus und konnte somit nichts Neues improvisieren. Außerdem war der Kuchen ja noch gut. Und ein richtiger Geburtstagskuchen sollte nicht nur Wiener Kirschtorte heißen, sondern auch eine Torte sein. Und dazu gehört eine Creme. 

Eigentlich wird die Kirschtorte mit Puderzucker bestäubt. Ich hatte also noch etwa 4-5 EL Puderzucker im Haus, außerdem zwei Päckchen Vanille-Zucker, 500g Magerquark und 150g eines fassförmigen Frischkäses in der ausbalancierten Form (ich erwähne das, weil dessen Konsistenz ausgesprochen fest ist). Ich goss also vom Magerquark das Wasser ab, vermischte alles, bestrich den Kuchen … Und fand noch ein wenig Müsli zu Dekorationszwecken auf dem Kuchen ganz ansprechend.

Da dies nun ein Rezept-Beitrag ist, muss ich wohl noch etwas zum Kuchen schreiben, nicht wahr? Naja, es ist eine Wiener Kirschtorte, was wohl erklärt, wie ich auf Marie Antoinette gekommen bin. Und jetzt seid doch so lieb und verratet mir, wie ihr diesen Beitrag gelesen habt: Erst rechtsbündig, dann linksbündig, umgekehrt oder wild durcheinander?

59 Kommentare zu „„Du bäckst doch gern …“

  1. Den eigenen Geburtstag sollten eigentlich andere feiern, denn sie sollten sich freuen das du da bist 🙂 Die Geschichte liest sich leicht ausgenutzt, es sei denn du und deine Lollegin seid dicke Kumpels oder werden heiraten und gefrässige Kinder in die Welt setzen, die ihre Geburtstagskuchen alleine essen 😉 Auf jeden Fall sieht der Kuchen lecker aus und wunderbar gerettet. Für Faulis, Verweigerer und Unbegabte hat der Kuchengott übrigens fertige Torten aus dem Gefrierregal erschaffen und für ein Päckchen fertigen Brotteig muss man sich wirklich nicht noch schriftlich bedanken, es sei denn …, aber das hatten wir ja schon 🙂 Dir ein fabelhaftes Wochenende lieber Zeilenende, auch wenn es Bindfäden regnen sollte, mit der Tendenz zum Tortenhagel 🙂

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    1. Dann habe ich nicht die richtigen Worte gefunden. Sie hat tatsächlich ganz freundlich und unverbindlich gefragt. Die wahre Situation ist ja immer nur die Grundlage für die Geschichte.
      Die Brotbackmischung ist hingegen lobend zu erwähnen, weil sie so groß ist, dass damit die sukzessive Brotversorgung für einen ganzen Monat gerettet ist. Damit würde ich eine ganze Fußballmannschaft satt bekommen. *gg*
      Dir wünsche ich auch ein schönes Wochenende. Und da ich Tortenhagel liebe, hoffe ich für dich auch auf einen. 🙂

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      1. Du hast alles perfekt ausgedrückt, aber ich habe mich wohl in meiner alten Rolle gesehen, wenn ich wieder ganze Events für Kollegen und Mitarbeiter ausgerichtet hatte. Wenn sie dir einen ganzen Karton Brotmischung gekauft hat, geht das wahrscheinlich in Ordnung, aber Frauen fragen nie harmlos, es liegt einfach nicht in ihrer Natur 😀

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        1. Ah … die Freuden der Kommunikationstheorie in Anwendung. 🙂
          Was die Frauen angeht, verwende ich deshalb meine Zeit auch nur darauf, mit ihnen zusammen zu wohnen, zu arbeiten, zu feiern und Spaß zu haben, während sie „in meinem Leben“ (wie man das so schön floskelhaft ausdrückt) keinen Platz haben. *gg*

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          1. Natürlich können sie das…..nicht wahr!? ( die rechte Augenbraue hochzieh und streng guck )….und jetzt antwortet blooooooss nichts falsches, Jungs! Btw. ….feiner Kuchen 😊 jaaaaa.so ist das….was man gut kann muss man immer wieder machen….. 😉 und: ich habe fein der Reihe nach gelesen…

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  2. Und ich dachte immer, ich bin die einzige, die es komisch findet, Geburtstag zu feiern. Ich hatte immer das Gefühl, dass wenn überhaupt jemand beglückt werden sollte, dann ja wohl die Mutter. Der Kuchen sieht mal wieder sehr lecker aus! 😊 fein gemacht, Konditor Zeilenende! Hast du ja deine Berufung verfehlt?

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  3. Von oben nach unten, schön der Reihe nach und unterwegs tatsächlich weder den Backfaden noch den Geschichtenfaden verloren, nur unterwegs einmal kurz über die herum hüpfende Textbündigkeit gestaunt und am Ende den Tortenkuchen nicht nur als Augenschmaus, sondern auch als Gaumenschmaus empfunden. Also, alles gut und am Ende die leckere Belohnung, die ich gern auch noch verkostet hätte 😉

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  4. Geburtstage sind überbewertet und ein gern gesehener Kuchenpauseanlass im Büro. Deinen Text las ich konsequent von rechts oben nach links unten und will jetzt auch einen gebäckten Geburtstagskuchen haben, einfach so und ohne Geburtstag 😭

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  5. Ach, ich büke doch auch gern – wenn mir nur meine notorische Faulheit nicht immer querulierend hineinregieren täte. -_-
    Mit der Formulierung „überFLÜSSIG“ wäre ich, wenn es um den Geburtstag geht, eher vorsichtig. Das klingt dann doch arg nach Sauforgie. 😉
    Das soll aber nicht von der Leckerheit deines Kuchens ablenken. Wann gibt es endlich den elektronischen Leihkuchen à la Onleihe?

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          1. Ich würde dennoch zu vornehmer Zurückhaltung raten – wer weiß, wozu Moritz in der Lage ist, wenn da plötzlich noch ein Kater auftaucht… 😉
            [Stell dir die unangenehme Situation vor, mit einem mordsmäßigen Kater aufzuwachen, der dazu noch alsbald mit Moritz in heftigste Revierkämpfe verstrickt wird.]

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  6. Ich war erst verwirrt als ich las, dass es sich um eine Wiener Torte handelt. Da kommt unter keinen Umständen Quark drauf!!! Den gibt es in Wien nämlich höchstens im Physikerlabor oder am Gartenteich bei Fröschen mit Sprachfehlern. Alles andere ist Topfen! 😉

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  7. Ich gestehe, ich habe ausschließlich rechts gelesen. 😳
    Aber bevor du mich hier zum AfDler machst, das liegt ausschließlich daran, dass ich als Nichtbukanier unfähig bin, etwas mit den kryptischen Anweisungen anzufangen, die du linkerseits dargeboten hast! 😮
    Ich beschränke mich also weiterhin darauf, deinen Geschichten zu lauschen und mir vorzustellen, von deinem Kuchen zu naschen. 😀

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