Oder: Misslungene Wortwahl.

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Ich möchte Playmobil beileibe nicht an den Pranger stellen. Soweit ich weiß, heißen diese Leute auch bei anderen Spielwarenherstellern „Propagandakraft“. Und der Job ist auch nicht unbedingt verwerflich, solange erkennbar ist, dass es sich bei den Propagandakräften nicht um Mitarbeiter*innen der Filiale, sondern des Herstellers handelt. Dann ist das nicht nur eine Marktingaktion, sondern eine Service-Dienstleistung. Denn es gibt ja durchaus gelegentlich das Bedürfnis im Bereich Spielware, Produkte eines gewissen namhaften Herstellers zu kaufen und LEGO nun einmal keine adäquate Alternative zu Baby Born ist.

So, jetzt habe ich auch gleich noch ein paar andere Marken genannt. Ich hoffe, damit habe ich genügend Neutralität bewiesen. Ich persönlich würde mich auch heute noch über eine BRIO-Eisenbahn freuen, wenn ich den Platz hätte. Und ich hätte allein aus diesem Grund fast eine verschenkt in diesem Jahr. Erinnerungen an die eigene Kindheit und so, ihr versteht.

Worauf ich hinauswollte: Ich will eine BRIO-Eisenbahn. Und eine Carrera-Bahn, bitte. Und … und … und …

Nein. Ich wollte mich über Propagandakraft mokieren. Ich habe leider nicht herausgefunden, wer bei Playmobil für diese Aktion zuständig ist. Ich vermute zu meinem Leidwesen, dass sie nicht satirischerweise Jürgen Gustavsen heißt oder Johannes Gellmann … Oder so. Und leider hing diese Annonce nur in einer Filiale und war nicht im Spielenden Beobachter inseriert.

Als ich zuletzt nachgeschaut habe, kam der Begriff im Deutschen in 2,5 unterschiedlichen Bedeutungsnuancen vor:

  1. Als abwertende Bezeichnung für Werbung
  2. Im Zusammenhang mit der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie, die sich sogar einen eigenen Minister für Volksaufklärung und Propaganda hielt. Ein Herr Jürgen Gustavsen oder Johannes Gellmann … Oder so.
  3. Eigentlich Teil 2,5: Als Teil von Agitprop, der Überzeugungsarbeit für die kommunistische Idee nach Lenin. Wobei ich meine Zweifel habe, dass Spielwarenhersteller mit Lenin so viel anfangen können, wenn sie ihn nicht gerade als Actionfigur produzieren.

Ich bin ja eigentlich sehr dafür, die Dinge beim Namen zu nennen, aber an der Stelle schießt es doch ein wenig über das Ziel hinaus. Oder handelt es sich dabei um eine geschickte Idee, Frauke Petry das Wasser abzugraben, damit sie nicht auf die Idee kommt, nach „völkisch“ auch „Propaganda“ einen positiven Begriff zu nennen? Lieber in der Werbung salonfähig machen statt in der Politik. Dann … wäre das ein cleverer Schachzug.

P.S.: Gibt es Lenin-Actionfiguren? Hätte ich auch gern eine. Zusätzlich zur Eisenbahn.

39 Kommentare zu „Stellenangebot

    1. Weil ich den Begriff „Propaganda“ in dem Kontext für unangemessen halte. In den Fällen, wo von Parteipropaganda gesprochen wird, geht es meiner Wahrnehmung nach um eine Diffamierung der politischen Äußerung.

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      1. Es liegt wohl eher daran, dass dieser Begriff immer noch mit einer Sache vor 70 Jahren gleichgesetzt wird. ^
        Mag sein, dass die Wortwahl unglücklich gewählt wurde, sie hat aber den nötigen Effekt vollkommen erreicht: Das Stellenangebot wird wahrgenommen und gelesen 😉

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        1. Ich glaube, so verschämt, wie das platziert war, hat das außer mir kaum niemand wahrgenommen. 😉
          Propaganda hat übrigens auch im Englischen einen abfälligen Klang. Und ich persönlich habe tatsächlich die leninistische Assoziation zuerst.

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  1. Überhaupt könnten Populisten-Action-Figuren das nächste große Ding sein. Mit Zubehör. Trump mit Handy, WLAN- und Bluetooth-fähig, Petry mit Keule, Putin mit nacktem Oberkörper und Bärentöter (den gibt’s schon, oder?), Le Pen mit… weiß ich nicht…

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  2. Vor vielen, vielen Jahren habe ich als Schülerin in einem Kaufhaus Parfum verkauft und alle, die mir zu nahe kamen, mit einem: „Wollen Sie mal probieren?“ angesprüht. Ich meine, in meinem Vertrag stand auch schon „Propagandakraft“.

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      1. Propaganda von lateinisch propagare: weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten….in meinem Fall damals Parfum. Was lustig war, weil mir selbst der Geruchsinn (fast) fehlt. Na ja. Ich denke, Propaganda endet tatsächlich nicht, ob von links oder rechts oder eben in der Werbung.

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  3. Die Jüngeren hier wissen es vielleicht nicht (die Älteren womöglich ebenfalls nicht), aber Propagandist nannte man von den 50ern bis zu den 70ern die Messevorführer von Artikeln, wie Messer usw. die dem Publikum die Vorzüge des Produktes nahe legten. Heute ist der Begriff wieder sehr negativ besetzt, weil wir weltweit wieder politische Probaganda haben die durchweg verlogen ist. Schade eigentlich, denn mein Großvater war ein wahrer Entertainer auf dem Gebiet und sogar in der Tagesschau zu sehen 😉 Helau, Alaaf und das ganze Gedöns 😀

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    1. Ich mag mich nicht festlegen, aber ich würde sagen, der Begriff Propaganda war schon damals nicht unbedingt positiv besetzt. Kommt natürlich auf den Kontext an (Mundpropaganda gilt ja als positiv). Gerade wie du es beschreibst, bin ich der Meinung: Ein guter Verkäufer ist alles andere als ein Propagandist, sondern eher ein Zeremonienmeister der Produktunterhaltung. Denn selbst wenn man das Produkt am Ende nicht kauft, die Show war super. 🙂

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      1. Darum geht’s aber nicht, wie man liest. Es geht schlicht darum, den Leuten „den Ramsch anzudrehen“. Du kannst die Leute aber schlecht „Ramschandreher“ nennen. Daher eben der Name. Der ist genauso negativ besetzt, wie der Job es auch ist.

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      2. Es ist aber keine Werbung, sondern es geht ums Andrehen. Da steht auch klar „Verkaufskräfte“.
        Vermutlich sollen die genau in der Weihnachtszeit die Leute in Einkaufshallen, etc. ansprechen und Kram verhökern. Das hat mit Werbung nix zu tun. Werbung kommt vor dem Kauf.

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  4. Lenin? War das nicht ein berühmter Bergsteiger? Irgendwo gab es doch sogar den Lenin-Grat? 😉
    Interessant ist ja, dass der Ausdruck „Propaganda“ in seinem Ursprung mit der Verbreitung des (christlichen) Glaubens zu tun hatte. Da kirchliche und weltliche Macht mehr oder weniger von Anbeginn miteinander verquirlt waren, ist es nicht verwunderlich, dass „Propaganda“ auch im politischen Bereich Einzug gefunden hat. Dass in nun dieser Stellenanzeige ausgerechnet für die Vorweihnachtszeit eine Propagandakraft gesucht wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Immerhin scheint der Glaube an ein gutes Geschäft lebendig zu sein. Das ist zwar vielleicht nicht das, was die ursprünglichen Propagandakräfte erhofften – aber mehr, als sie realistischerweise erwarten konnten. 😉

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  5. Ich glaub im Keller habe ich noch einen He-man. Magst du den auch? Mit etwas Phantasie….ok, keine Ähnlichkeit mit Lenin, aber ich würde ihn gerne loswerden.
    Propagandakraft. Ich kann es drehen und wenden und lange drauf rumkauen – es klingt einfach nicht gut und hat einen unangenehmen Beigeschmack.

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    1. Wir könnten dem He-Man ja einen Spitzbart ankleben, dann ist es ein Le-Man. Ich kaue auf dem Begriff auch immer noch rum. Immerhin beruhigt es mich, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der die Formulierung merkwürdig findet. 🙂

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