Zwölf Monate lang begleite ich ein Motiv. Es springt einmal im Monat vor die Kamera und lässt den Augenblick für die Ewigkeit gefrieren. Am letzten Sonntag im Monat werfe ich einen Blick auf das Bild: Was hat sich verändert, was bleibt gleich? Weitere Teilnehmer*innen sind am Ende des Beitrags verlinkt.

Ich habe mich für den banalsten Blick entschieden, den man womöglich wählen kann – den Blick aus meinem Fenster. Ich mag den Blick, keine Frage, auch wenn es nicht der schönste Ausblick ist, den die Wohnung bietet. Ich kann mir sogar vorstellen, dass viele Menschen keinen Ausblick aus meiner Wohnung schön finden, aber ich mag ihn. Und der Blick aus meinem Fenster ist immerhin der zweitschönste Anblick, den die Wohnung bietet.

Ich liege manchmal auf meinem Bett und blicke raus, dann sehe ich nur den Himmel. Manchmal stehe ich am Fenster und blicke raus, dann sehe ich das, was ihr seht. Manchmal sitze ich am PC und drehe den Kopf zur Seite, damit sich die Augen mit Fernblick entspannen können. Dann sehe ich nur das Hochhaus. Es ist ein vertrauter Anblick, der mich zu Hause fühlen lässt.

Und doch: Als ich auf der Suche nach einem Motiv war, hatte ich das hier gar nicht auf dem Schirm. Bis ich verzweifelt am Fenster stand und überlegte, ob ich einfach eine beliebige Neckeransicht nehmen sollte. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich direkten Blick auf einen Hof habe – und das Gebäude am rechten Bildrand bepflanzt ist (das gelbe Ding ist übrigens der Hubkorb des Gärtners, der die vertrockneten, herunterhängenden Äste abschneidet). So gern ich hinausschaue: Ich schaue nie genau hin. Und da wusste ich: Das muss ich ändern. Wenn sich auf dem Motiv auch nicht viel ändern sollte, es ändert vielleicht meine Einstellung.

Netterweise war es sonnig, als ich das Bild machen wollte und eine Wolke schob sich ins Motiv, als ob sie nur gewartet hätte. Ein eigenartig strahlendes Licht gab es an diesem Tag, muss wohl am Feinstaub liegen. Dankbare Gelegenheiten sollte man nutzen. So kann ich gleich mit majestätischen Gefühlen in die Reihe einsteigen.

IMGP3264.jpg
Ich bekomme übrigens keine Beteiligung für die Gratis-Werbung 😦

Weitere Augenblicke für die Ewigkeit findet ihr bei:

Agnes dokumentiert die Baustelle der Groth-Gruppe am Berliner Mauerpark

Amerdale zeigt das Wohnzimmer

Arno von Rosen zeigt die Eiche in Nachbars Garten

Chris zeigt den Baum vor seinem Fenster

frauholle52 blickt auf ihre Terrasse

Frau Rebis begleitet ihren Baum

Gerda Kazakou nimmt uns mit in ihr Atelier

Impressions of Life blickt auf Balkon und Garten

Lovely Rita Flowermaid zeigt die Discotasche

lunarterminiert beobachtet ihren Schreibtisch

Meermond zeigt ihre Füße her

Mein Name sei MAMA nimmt uns mit unter den alten Kirschbaum

Mitzi Irsaj erinnert sich an den Ort, an dem 24 Olivenkerne im Münchner Rosengarten ruhen

Multicolorina rastet an einer Feldweg-Bank

Neues vom Schreibtisch zeigt den Park rund um die Reste des Garnisons-/Katharinenfriedhofs in Braunschweig

Petra Elsner zeigt die Bleiche am Döllnfließ

Random Randomsen hat einen geheimnisvollen Baum gewählt

rina.p macht einen Hofgang

Rubinkatze blickt über die Dächer Münchens

solera1847 nimmt uns mit auf die Gartenbaustelle

tallyshome zeigt ihr Wohnzimmer-Sofa

trienchen2607 richtet ihre Wohnung neu ein

Ulli blickt in die Weite

Wili lässt uns auf und in ihren schmucken neuen Topf gucken

wortgeflumselkritzelkram ist im Vorgarten

158 Kommentare zu „Zwölf Monate Fensterblick (1) – Strahlen

    1. Der hintere der beiden Kräne wird wohl noch eine ganze Weile bleiben. Die Baustelle ist noch recht frisch und soll bis 2018 bleiben. Dabei handelt es sich um das Mineralbad Berg, das derzeit saniert wird. Den vorderen Kran habe ich gerade nicht auf dem Schirm, wo der genau steht, aber: Der dritte Kran ist gar nicht auf dem Bild, der ist der Bearbeitung zum Opfer gefallen. Ich habe also genug Kräne. 😀

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    1. Es würde mich freuen. Das ist vor allen Dingen so ein alltäglicher Blick, dass man mögliche Veränderungen gar nicht auf dem Schirm hat. Dabei bin ich fest überzeugt, dass sich der Anblick öfter wandelt als man denkt.

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      1. Vorbildlich wäre es gewesen, wenn ich vorab ein Foto gemacht und nicht heute Morgen beim Lesen deines Beitrags einen Herzkasper bekommen hätte, weil ich die Aktion vergessen hatte… 😀

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  1. gefällt mir sehr, die Idee und alles drum und dran, was ich hier gelesen und gesehen habe.Mir gefällt die Idee, mich auf einen Gegenstand und seine Veränderungen zu konzentrieren, sehr. daher: ich mache auch mit. Doch womit? Baum ist natürlich ein tolles Motiv, aber irgendwie ist es ja doch kein Ding. Und außerdem ist das Thema schon mal doppelt besetzt. Ich überlege und schicke dann etwa, leider nur mit smartphone, denn ich besitze keine Kamera.. Schönen Sonntag mit und ohne Ausblick wünsche ich. Gerda

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    1. Hallo Gerda, ich denke, es kommt doch immer auf den Baum an, den man ausgewählt hat, da gleicht sich ja keine Art der anderen und auch kein Baum dem anderen. Von daher … Davon würde ich es gar nicht abhängig machen. Aber ich bin gespannt, was du findest. Und was die Bilder angeht: Manche Smartphone-Kamera kann es mit einer Spiegelreflex durchaus aufnehmen. Mein Bild wäre mit der Smartphone-Kamera nur deshalb nicht so gut geworden, weil die Lichtverhältnisse nicht so leicht waren und ein wenig Spielerei an den Einstellungen verlangt haben. Von der Qualität her ist das Objektiv, mit dem das Bild entstanden ist, hingegen … Naja. Ich liebäugel schon seit Längerem mit einem Neuen. 😉

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        1. Kein Ding, Fragen kostet ja nix. Ich habe die Links jetzt alle gesetzt. Ich bau das auch noch aus und schreibe morgen, wenn ich alle Beiträge gesichtet habe (war leider heute eher kurzfristig den ganzen Tag in Gesellschaft) noch dabei, was das gewählte Motiv ist. Erstmal deshalb danke fürs Mitmachen, dein Bild schau ich mir wie alle anderen dann morgen in Ruhe an. Ich hätte nämlich nie gedacht, dass die Idee so einschlägt. Ich bin ein wenig überwältigt, nur zu erschöpft um das gebührend zu feiern. 🙂

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    1. Wow … Wenn ich das eingefangen habe, dann bin ich ein besserer Fotograf (oder Texter) als ich dachte. Das trifft es nämlich, so banal es klingt, ganz gut. Vor allen Dingen das Hochhaus hat für mich regelrecht Signalcharakter bekommen. 🙂

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  2. Heeeeeeeeee, ich wollte doch mitmachen! Hab ich irgendeinen Startschuss verpasst? Mein Bild ist schon fertig, ich sitze nur im falschen Büro, aber heute Abend könnte ich noch mitmachen, sag mir nur bitte wie 🙂

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      1. Ich bin gespannt. Und genau heute habe ich doch etwas gefunden, das ich ein Jahr begleiten möchte. Und gleich am Anfang falle ich durch zu spät kommen auf. Ich hoffe die Veröffentlichung morgen ist noch ok 😶

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  3. Liebes Zeilenende, ein Jahr lang habe ich deine Selfies mitverfolgt und diese Idee stets großartig gefunden!
    Dein neues Projekt reizt mich sehr. Ich würde mich zu gerne daran beteiligen und freue mich auf die Bilder und Geschichten der anderen Teilnehmer. Tolle Idee!
    Herzliche Grüße,
    Meermond

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    1. Ich freue mich auch unbändig. Ich habe gerade alle Beiträge durchgeschaut (und oben in den Links findest du jetzt auch alle Motive mit genannt) und bin echt beeindruckt, was du und die anderen aus meiner kleinen Fünf-Minuten-Idee gemacht haben (die das Projekt mal war).

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  4. Schönes Projekt. Ich mache das quasi selber mit einem Baum auf dem Hundespaziergang, den ich immer wieder fotografiere – ich könnte es aber noch „gezielter“ machen.

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  5. Gratulation. Da hast du echt etwas bewegt. 🙂 Und der „linkische“ Teil ist hübsch übersichtlich und kündet auch gleich von der Vielfalt der Projektideen. Danke für die feine Anregung und den guten Job bei der Linksammlung. 🙂

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  6. Also, nachdem ich mich höchstselbst von ebenjenem diesem Ausblick überzeugen konnte, bin ich wirklich sehr schwer am Überlegen, welcher Anblick denn bei dir noch schöner sein könnte? Herrn Moritz, Mauzi hab ihn selig, ist zwar ein gar putziges Kerlchen, aber da schau ich auf Dauer doch eher ausm Fenster, um nicht den Unfug zu sehen, den er anstellt. XD
    Und nachdem die singende Lehrerin ebenfalls aus den schönen zeilenendschen Hallen gewichen ist, bliebest ja nur noch du selbst, aber du wolltest ja nach den 52 Wochen nicht mehr… 😉
    Nein, nein, du hast wirklich einen sehr schönen Ausblick, und eine gute Wahl getroffen! 🙂

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    1. Der Blick von der anderen Seite Richtung Innenstadt ist noch besser, finde ich. Morgens, wenn die Sonne auf dem LB-BW-Gebäude steht. Das strahlt dann in grellem Orange. Aber das ist fast unmöglich zu fotografieren. Und nur ein Moment am Tag.

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          1. Ja, das weiß ich, ich hab ja auch durch mehr als nur (d)eins geschaut! 😛 😉
            Ich fand die Aussicht bei euch generell sehr schön. Andererseits, ich hab etwas Garten vorm Fenster und hin und wieder einen Piepmatz, ds möchte ich dann doch lieber behalten. 🙂

            Halb acht, da sitz ich in der Bahn. ^^

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  7. So eine feine Idee und klar, da mache ich doch gerne mit, ab morgen … ich werde mir ein Motiv an meinem neuen Ort aussuchen, na, du wirst es sehen und ich freue mich auf alle Bilder, ob bei dir oder bei Arno, Gerda und …
    Kennst du den Film „Smoke“? Jeden Morgen an der selben Ecke, um die selbe Uhrzeit, ein Foto, das hat mich damals auch sehr inspiriert. Leider habe ich es aber immer noch nicht geschafft, es scheitert an der Uhrzeit, ich übe weiter, jetzt mit einem Motiv immer am 1. eines Monats, egal welch Wetter sein wird!
    liebe Grüsse und herzlichen Dank für die Idee
    Ulli

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        1. Liebe Ulli,
          ich bin ja immer dafür, den Urlaub so zu planen, dass er nicht mit dem Blog kollidiert. *gg* Spaß beiseite: Ich überlasse es ganz dir, ob du dein Bild ein paar Tage später oder früher machst, ob du es auslässt oder nicht. Schön wäre es, wenn die Bilder alle immer um den letzten Sonntag im Monat entstehen und am letzten Sonntag veröffentlicht werden, wenn es mal nicht geht, dann eben nicht.
          Ich freue mich aber erst einmal drüber, dass du dich auch beteiligst. 🙂

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          1. aaah, gut, dass du es noch einmal näher beschreibst, ach … ich bin gerade manchmal nicht ganz aufmerksam bei der Leserei, verzeih-
            Um nun aber in den Reiegn einzusteigen, werde ich dennoch mein heutiges Bild morgen zeigen und dann um den letzten Sonntag eines Monats herum! Ich verreise nur noch davor oder danach 😉
            liebe Grüsse
            Ulli

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  8. na ja, morgen als Ausnahme! Sonst aber am Monatsende. und wenn du verreist bist, machst du notwendigerweise ein Päuschen. Der beobachtete Gegenstand wird ja danach hoffentlich noch am Platze sein.

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  9. Was für eine schöne Idee! Wenn ich darf, würde ich auch gerne mitmachen, bis zum ersten Foto würde es allerdings noch bis zum Wochenende dauern, denn Du hast ein Fotoprojekt ins Leben gerufen, bei dem mir ein Motiv einfällt, welches ich vor über 10 Jahren genau so dokumentieren wollte. Über das Jahr jeden Monat ein Foto. Leider weiß ich nicht, ob das Motiv die letzten 10 Jahre überstanden hat. Da ich aber vorgestern wieder in die Nähe des Motivs gezogen bin (das hört sich ja jetzt echt dramatisch und geheimnisvoll an, kicher), würde ich das gerne erst abchecken und dazu komme ich erst am nächsten Wochenende. Wenn ich mich also um… äh… eine Woche verspäten dürfte, dann würde ich mich riesig darüber freuen! Herzliche Grüße!

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    1. Ich fänd es auch toll, wenn du noch mit einem Beitrag zu uns stößt. Lass es mich einfach wissen, wenn dein Motiv noch dabei ist. Ich bin gespannt auf die Geschichte dahinter. 🙂

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  10. Kann mich den Vorgängern nur anschließen: Klasse-Idee! ABER entweder fällt es niemandem auf oder die anderen Leser kennen Dich sehr gut, ich dagegen stell einfach mal die Frage: Wenn der Fensterblick der zweitschönste Anblick Deiner Wohnung ist, was ist denn der Schönste??? Alice und Barbie-Rosa hoffen natürlich, dass es Felix gemeint ist *augenroll* 😉

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    1. Soderle, ich habe dich eingebunden. 🙂 Was deine Frage angeht: Ich habe es vorher noch nie verraten, aber noch schöner ist der Blick zur anderen Seite, morgens früh kurz nach Sonnenaufgang. Da steht für fünf Minuten ein Büroturm in leuchtendem Orange.

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  11. Was für eine schöne Idee. Sie trifft gerade so passend in meine neuen Wege, dass ich gar nicht anders konnte als auch noch mitzumachen. Wenn es auch diesmal mit einer Woche Verspätung ist, da wir letzte Woche unterwegs waren.
    Ich freue mich auf all die Veränderungen …
    Herzlichen Gruß und vielen Dank für die Idee,
    Frau Rebis

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