Ich will jetzt nicht sagen, dass ich zwei linke Hände hätte. So ehrlich bin ich zu mir nicht. Ich kann zwar eine Bohrmaschine nicht verletzungsfrei bedienen, aber zumindest mit seinem kleinen Bruder, dem Schrauber, komme ich zurecht. Wenn ich ihn Herrn Zeilenende Sr. in die Hand geben kann. Und auch sonst gilt: Gewollt, aber nicht gekonnt.

Man kann ja nicht für jede Kleinigkeit den Handwerker rufen. Zu meinem Repertoire gehört neben dem Anbringen von neuen Toilettendeckeln (Ja, ich habe die Bürste mittlerweile gründlich gereinigt) und dem Wechseln von Glühbirnen alles, wofür man keine Sägen, Hämmer und besagte Bohrmaschinen benötigt. Auch sanitäre Installation. Besonders die. Ich wäre ein toller Klempner. Und in roter Latzhose würde ich bestimmt gut aussehen.

Zu meinen legendären Heldentaten gehört nicht nur die Installation einer neuen Stange für den Brausekopf, sondern auch das Wechseln eines Schwimmers im Toilettenkasten. Kleinigkeiten wie das Abschrauben eines Siphon sind eigentlich nicht der Rede wert. Oder die Entkalkung des Duschschlauchs.

Doch halt! Zu meinem großen Verdruss ist der Wasserdruck in der Dusche gering. Ich hatte den Brausekopf bereits ausgetauscht, sodass er nicht das Problem sein konnte. Erfolgreich ausgetauscht. Ich vermutete also Kalkablagerungen im Schlauch. Man weiß ja nie. Ich wollte diese Theorie prüfen und – wenn ich schon einmal das blöde Ding abmontiere – könnte ich auch die Dichtungen wechseln. So der Gedanke. Gesagt, getan. Ich kaufte einen Packen neuer Dichtungen und machte mich daheim ans Werk. Während sich der Duschkopf leicht lösen ließ, stellte die Verbindung zur Armatur eine Herausforderung dar.

Für einen Augenblick, denn es gibt WD40 im Haushalt. Und wie manche Handwerker jedes Problem mit Bauschaum lösen wollen, löse ich jedes Problem mit WD40. Egal ob angebracht oder nicht. In diesem Fall glücklicherweise sogar angebracht. Ich sprühte die Dichtung ein, setzte die Zange erneut an und … hatte plötzlich ein halbes Gewinde in Händen. Das Gewinde selbst steckte noch auf der Armatur, die untere Hälfte war genau unterhalb des Gewinde gebrochen und steckte auf dem Schlauch.

Und ja, ich habe die Zange eigentlich oben angesetzt. Es ist mir ein Rätsel, wie es dazu kommen konnte.

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Wer auf dem Bild genau hinschaut, wird entdecken, dass dort zwei Schläuche liegen. Denn ich wusste: In der obersten Schublade vom Badezimmerschrank ist noch ein Schlauch. Vom Vormieter zurückgelassen. Ich nahm ihn in die Hände, das Gewinde war noch in Ordnung. Nur hatte ich plötzlich ein Stück Schlauch ohne Silber in Händen. Was so gewiss nicht sein sollte.

Eine Google-Recherche war auch nicht hilfreich. Offenbar ist ein Gewindetausch bei Duschschläuchen nicht vorgesehen. Dahinter steckt die mafiöse Logik, dass der Austausch von Einzelteilen den Absatz von neuen Gesamtprodukten schmälern würde. Und damit der Volkswirtschaft schadet. Wie, so fragte ich mich, sollte man bitteschön nachhaltig konsumieren, wenn es schon beim Duschschlauch scheitert?

Nicht, dass ich mich in Baumärkten unwohl fühlen würde, aber ich gehe doch lieber zu meinem liebsten schwedischen Herrenausstatter. Und ich lasse mein Geld auch sehr viel lieber bei meinem liebsten schwedischen Herrenausstatter. Oder im Schuhgeschäft. Nicht, dass ich zu Weihnachten ein neues Paar bekommen hätte (grün!), aber ich habe unlängst festgestellt, dass ich außer einem Paar Lederschuhe „für zum Anzug“ keine schwarzen Schuhe besitze. Ich müsste also in einem Schuhgeschäft stehen, um das Angebot schwarzer Vans zu prüfen und nicht im Baumarkt! Und nicht schon zum zweiten Mal … für heute!

Naja, jetzt habe ich einen neuen Duschschlauch. Der Druck ist nicht stärker geworden.

Braucht jemand Dichtungen für die Dusche? Ich hab da noch welche übrig.

32 Kommentare zu „Der kleine Handwerker

  1. Ich vertrete ja eigentlich die These, dass niemand in roten Latzhosen gut aussieht! Aber ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Du diesbezüglich die Ausnahme darstellst. 🙂

    Falls mir jemand begegnen sollte, der Verwendung für die Dichtungen hat, sage ich Bescheid. 🙂

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  2. mein Tipp: umziehen.
    neue Wohnung = neues Bad
    zum Wasserdruck – meine Mirzugeteilte hatte neulich ein ähliches Problem, nachdem ich ihr eine Thermostat-Mischbatterie angebaut habe. Der Wasserhahn-/Dusche-Umschaltknopf sprang immer wieder zurück. Die Lösung war ein Öko-Duschkopf mit Wassersparfunktion. Durch die kleineren Düsen, die weniger Wasser rauslassen, es aber so versprühseln, dass es wie eh und je sprudelt, wird der Innendruck so hoch, dass alles wieder schön ist. Und einen neuen Schlauch kannst du dir ruhig auch leisten. Dafür sparst du ja den Bäckereimacherlohn bei deinem Brot. Und der Öko-Duschkopf spart Wasser und somit Millionen Euro auf deiner Wasserrechnung (gerundet).

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    1. Ich bin in der Tat kurz in Versuchung gewesen, aber so ein cooles Zimmer find ich so schnell nicht mehr. Was diese Öko-Duschköpfe angeht: Ich mag das nicht, wenn das Wasser so fein rauskommt. Ich habe es gern, wenn mir das Zeug auf den Kopf pladdert. Ich fürchte also, das ist keine Option.

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  3. Oh Mann ey, lasst den Jungen nicht an Werkzeug ran *Gefahrenschild auf Zeilenende kleb*

    Und weil wir alle wissen, dass viele Köche den Brei verderben, geb ich auch meinen Senf mit dazu:
    1.) Ist der Wasserdruck an einer anderen Wasserstelle, z.B. Waschbecken/Küchenspüle stärker, geringer oder gleich?
    2.) Ist der Wasserdruck bei Brausekopf und aus dem Hahn (zum Befüllen der Wanne) gleich stark, geringer oder gleich?
    3.) Ist der Wasserdruck unterschiedlich, je nachdem ob man heißes oder kaltes Wasser aufdreht, z.B. bei warm eher schwach, bei kalt eher stark?

    Wenn der Wasserdruck in der gesamten Wohnung mies ist und bei Brausekopf/Hahn auch kein Unterschied besteht, liegt es – wie Wortman schon sagte – wohl am Wasserdruck. Wenn es bei den unterschiedlichen Wassertemperaturen unterschiedlich stark drückt, hat man ein Indiz, wer Schuld ist. Es gibt in jeder Wohnung (bzw. sollte) eine Hauptwasserleitung geben. Diese versteckt sich oft im Bad, in der Küche oder in irgendeinem Abstell- oder Versorgungsraum (wo z.B. auch Gaszähler/Stromkästen sind), häufig hinter unscheinbaren Klappen und Türchen. Da sieht man dann einfach zwei Rohre mit ’nem Drehgriff dran. Merke: Blau is kalt, rot is heiß. Außer der Klempner war ein Arsch, dann isses genau andersrum. Wenn also Kaltwasser-Druck sehr schwach ist, mal am blauen Haupthahn rumfummeln. Wenn der Wasserdruck nach Betätigen des Haupthahnes schwächer wird, der Geheimtipp: Haupthahn mal testweise inne andere Richtung drehen.

    Wenn’s partout nicht besser wird, bzw. durch einfache Aktionen nicht zu beheben ist, würde ich die Hausverwaltung/Vermieter kontaktieren. Tatsache ist nämlich, dass ein zu geringer Wasserdruck einen Mietmangel darstellt und somit gar nicht von dir in abenteuerlichen Aktionen (wo du ggf. noch etwas/mehr kaputtmachst), behoben werden muss.

    *Klugscheißer-Modus over and out*

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    1. Danke für die Hilfestellung. Aber ich finde, nicht jeder kann von sich behaupten, eine … wie auch immer das Ding heißt … geschrottet zu haben. Das Problem ist der Wasserdruck insgesamt in der Wohnung, was aber meistens doch nur beim Duschen auffällt (für Normalsterbliche reicht er wahrscheinlich sogar, aber man wird ja wohl noch Ansprüche haben dürfen, wenn man sich den Schweiß vom Rücken fräsen will ^^). Was den Haupthahn angeht, vermute ich fast, dass wir keinen für die Wohnung haben. Wir haben aber in jedem Zimmer mit Wasseranschluss Hähne plus eigene Uhr (eine selten geile Konstruktion), deren Drehen NICHTS bewirkt. *gg*

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      1. Dann würde ich wirklich mal freundlich beim Vermieter nachfragen, ob man da nicht noch was machen kann. Ansonsten bist du nämlich vermutlich in der Bringschuld, den genauen Druck nachzuweisen und dann wird’s wieder nervig.
        Oder du lebst damit. Hast ja keine langen Haare. Da isses viel anstrengender, den Schaum wieder rauszubekommen, wenn man nur so ne Popel-Wasserdruck-Dusche hat 😀

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  4. Ich fühle mich gerade an die erste gemeinsame Wohnung mit meinem Mann erinnert. Da habe ich auch nach dem Einzug Duschkopf und Schlauch tauschen wollen und musste lernen, dass man für Durchlauferhitzer leider andere Teile braucht.
    Ich bin übrigens auch so jemand, bei dem es pladdern muss…

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