Seit 52 Wochen portraitiere ich mich jeden Sonntag. Ein Jahr lang. Und ein paar Leute machen mit. Alle meinen bisherigen Beiträge unter diesem Tag. Auch dabei sind  Gertrud TrenkelbachMarinscheMulticolorinasolera1847,trienchen2607Wili und 365tageimleben.

Jetzt ist Schluss. Vorläufig. Zumindest Schluss mit „Jeden Sonntag ein Selfie.“ Ich bin froh drum, denn ich habe verschiedene Dinge gelernt:

Selfies zu machen ist gar nicht so einfach.

Gute Selfies zu machen ist schwierig.

Gute Ideen für ein Selfie zu haben ist anstrengend.

Andererseits habe ich einiges gelernt. Das Selfie ist eine Kunstform, machen wir uns nichts vor. Denn im Selfie inszenieren wir uns so, wie wir es gern hätten. Ich habe es 52 Wochen lang geschafft, mich nie in peinlicher Art und Weise abzulichten. Jedes Motiv war sorgfältig kalkuliert, selbst solche Dinge wie schmutzige Tastaturen waren bewusst gewählt.

Wer ein Selfie macht, scheint dem Empfänger etwas zu verraten. Ich schicke Mutter Zeilenende mittlerweile manchmal Selfies, wenn ich mir neue Klamotten gekauft habe oder wenn sie mich per WhatsApp anschreibt und wir gerade was trinken sind – dann gibt es das Bierglas-Selfie. Ich versichere ihr damit, dass es mir gut geht und ich Spaß am Leben habe.

Das Selfie ist natürlich auch dahingehend entlarvend, dass ich einige Dinge nicht zeige. Ich weiß nicht, wie es euch gegangen ist, aber ich habe mich, je häufiger ich eure Gesichter beim sonntäglichen Selfie-machen gesehen habe, gefragt, ob ihr das genau so angeht wie ich. Konkret: Zieht ihr auch eure Unterhosen aus, bevor ihr ein Selfie macht?

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Ja, auch das Selfie ist natürlich konstruiert. Ich habe eine Weile überlegt, was da auf meinen Kopf kommt. Im Alltag trage ich häufiger alte Feinripp-Schlüpfer auf dem Kopf. Aber ernsthaft: Das Selfie lässt eine große Leerstelle, es zeigt immer nur einen Ausschnitt. Bevorzugt den Kopf. Ihr habt sehr viel nicht gesehen.

Andererseits habt ihr sehr viel gesehen, was andere Menschen nicht zu sehen bekommen. Mich im T-Shirt und/oder Hoodie ist ein außergewöhnlicher Anblick, den ihr aber auf vielen meiner Selfies gesehen habt. Das habe ich aber eigentlich nur am Wochenende an, wenn ich das Haus nicht verlassen will (über die zugehörigen Jogginghosen reden wir nicht, gell? 😉 ), die meiste Zeit meines Lebens trage ich Hemden. Auf euch muss ich also viel verlotterter wirken als die Menschen, die mich im RL regelmäßig sehen.

Schon kurios. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe mit den Selfies eine Persönlichkeit erzeugt, die mir zwar ähnlich, aber auch unähnlich ist. Wie ist es euch im vergangenen Jahr ergangen? Hattet ihr auch eine Erleuchtung? Und seid ihr ebenso froh, dass es vorbei ist?

Mein Dank gilt vor allen Dingen den Leuten, die sich auch durch die 52 Wochen gekämpft haben oder noch kämpfen:

Die Beiträge der Anderen:

Gertrud Trenkelbach
Marinsche
Multicolorina
solera1847
trienchen2607
Wili
365tageimleben

Ich hoffe, es war für euch ebenso interessant und stellenweise anstrengend wie für mich. Und ich hoffe, die „Nachzügler“ gönnen sich die vollen 52 Wochen. Ich fand es spannend, immer wieder durch die alten Beiträge zu scrollen. Man entdeckt erst nach und nach, wie sich die Technik unbewusst ändert.

 

Wie angedroht, beginnt in der nächsten Woche mein neues Projekt „12 Monate“. Wer Lust hat, darf sich gern beteiligen.

Am 26. Februar beginnt das Projekt „12 Monate“. Ziel ist es, ein Jahr lang ein Motiv zu begleiten, seine Veränderungen oder seine Konstanz zu dokumentieren. Ob ihr mit dem Smartphone fotografiert, mit der DSLR oder sonstwie, ist ganz euch überlassen. Ob ihr euch für ein Motiv in eurer Wohnung, auf dem Weg zur Arbeit oder in der freien Natur entscheidet, ebenfalls. Ihr dürft dazu gern einen kleinen Text schreiben oder das Bild für sich sprechen lassen, ganz wie ihr mögt. Die Aufgabe ist lediglich: Begleitet einen Gegenstand durch das Jahr.

Die Bilder werden jeweils am letzten Sonntag im Monat veröffentlicht. Wie gehabt bitte ich um Pingback oder kurze Nachricht, wenn eure Beiträge online sind, ich verlinke dann alle Beiträge zum Projekt bei mir. Ich bin gespannt, wofür ihr euch entscheidet.

65 Kommentare zu „52 Wochen (52) – Und Schluss

  1. Yeah! Endlich wird mir klar, was Zeilenende so „drunter“ trägt. Wahrlich meisterhaft. Beim neuen Projekt bin ich auf jeden Fall dabei. Ob ich das immer groß kommentiere, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen, denn letztlich geht es mir vor allem um eins: Den Wandel einzufangen.

    Was die weiter oben gestellten Fragen angeht: Natürlich habe ich einen Wandel feststellen können, denn zuvor war ich ein absoluter Selfie-Neuling, der gerade ein einziges derartiges Bild mittels iPhone geschossen hatte. Doch im Lauf des Jahres wuchs die Lust darauf, mich künstlerisch ein wenig auszutoben. Insofern werde ich sicher später noch öfter auf dieses Medium zurückgreifen. Und sei es nur, um weitere Filmposter oder Plattencover zu „verschönern“ – das macht nämlich einen Heidenspaß!

    Was das Ende angeht: Einerseits bin ich froh, mich auf ein neues Motiv konzentrieren zu können, mein Gesicht wird nämlich allmählich langweilig – nach mehr als 41 Jahren kein Wunder! Andererseits bin ich (wie oben gerade geschrieben) auf den Geschmack gekommen. Doch gerade in dieser Hinsicht benötige ich kein Termin-Korsett. Vielleicht dauert es dann länger, bis wieder etwas kommt, dann aber könnte es von einer ganz anderen Qualität sein. Huiuiuiui, mal sehen, was da noch aus meinem Kopf erwächst.

    Aber am wichtigsten: Vielen Dank an dich als Initiator des Projekts. Es war mir ein absolutes Vergnügen, die vollen 52 Wochen teilzunehmen und etwas beizutragen.

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    1. Ich bin mir auch noch nicht sicher, wie viel Kommentierenswertes es in den 12 Monaten geben wird, aber ich habe mich auch sehr affektiv für ein Motiv entschieden, von daher. *gg*
      Es begeistert mich jedenfalls, dass dir die Zeit etwas gebracht hat und du was daraus mitnimmst. Vor allen Dingen, dass du Ideen mitnimmst und Weiteres umsetzt. Darauf freue ich mich schon sehr, die Selfies waren teilweise nämlich echt zum Lachen. Dass du Freude dran hattest, konnte man immer wieder sehen. Ich fiebere schon vor Spannung. 🙂

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  2. Das Jahr war sehr lehrreich für mich, was Selfies angeht, denn vorher hatte ich mit Selfies so gaaar nichts am Hut….und allein schon bei dem Wort Selfie hatte ich die typischen Blöd-guck-mit-Badezimmer-Kacheln-im-Hintergrund vornehmlich junger Mädels im Kopf, wie sie gern auf Facebook rumgeistern – auch wenn Biggy anfangs im Vordergrund stand…..

    Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt das es gewisse Techniken gebraucht, gute Ideen….und dann die Umsetzung….denn mit Technik und Idee allein kommt man nicht weit 😉 und: ja, auch ich hatte manchmal keine Idee im Kopf….dann habe ich halt eine Umfrage gestartet was ihr Euch wünschen würdet….das war noch zu Biggy Zeiten einmal der Fall 😊 ansonsten habe ich darauf vertraut das mir zu guter Letzt IMMER das beste einfällt ( oftmals weiss ich eine Stunde vor dem Mittagessen noch nicht was genau ich denn nun essen will…..heraus kommt immer etwas schmackhaftes und die tollsten Kreationen ).

    Mein Anspruch war Selfies mit Stil zu kreieren…..und dem mir typischen Humor oder einem Augenzwinkern….ob das gelungen ist könnt ihr am besten beurteilen…ich würde sagen diesem Anspruch bin ich mehr als gerecht geworden 😊

    Solera und ich waren auch diejenigen die Spaß an der Bildbearbeitung gezeigt haben, das hat mir besonders gefallen!

    An Dich ergeht nochmals herzlichen Dank für die nette Idee, liebes Zeilenende 😘 ob ich einen Gegenstand finde der es wert ist ein Jahr lang abgelichtet zu werden ist noch offen….bis dato habe ich noch keinen gefunden….entweder küsst mich die Muse, wie immer, erst kurz vor dem Beginn….oder ich lasse es gescheiter bleiben 😉 ansonsten werde ich das „Plauderstündchen“ initiieren, mehr dazu folgt demnächst in diesem Theater 😊

    So sage ich nun Ade tolles Selfieprojekt….mit einer Träne im Knopfloch aber schon mit dem Blick auf Neues was sich eröffnen wird 💐

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    1. Wie ich drüben auch schon andeutete: Du hast definitiv eine Bildsprache gefunden, mit der du das ausdrückst, was du ausdrücken wolltest. Und dass Solera und du sich auch am Bildbearbeiten versucht haben, hat dem Projekt noch einmal eine ganz andere Note gegeben. Hat die Runde definitiv bereichert. Ich habe also dir zu danken und freue mich schon drauf zu sehen, wie es mit dem Plauderstündchen angeht. 🙂

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      1. Ja, da bin ich auch gespannt 😊 ich hoffe das mich die „Gegenstands“-Muse noch küsst….ansonsten erfreue ich mich an Euren Ideen bzw. auch weiterhin an Deinem tollen Schreibstil aus dem Daily Business 😊

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  3. Gelernt….? Die deutlichste Erkenntnis war, dass meine Selbstverpflichtung und mein Anspruch an Verbindlichkeit meine Kreativität, meinen Ideenreichtum und meine Freude einschränken. Ich werde das demnächst auf der roten Couch analysieren. Versprochen. Und doch auch habe ich ein wenig die Scheu vor der Selbstinszenierung verloren sowie Mut zur Lücke gewonnen.

    Die neue Projektidee klingt aktuell interessant. Bei mir hier ist etwas neu eingezogen. Dieses etwas 12 Monate in seinem Integrationsprozess bewusst zu begleiten könnte was werden…. 😊

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  4. Ui, das ist eine tolle Idee. Das neue Projekt. Ich bin gespannt was bei dir und anderen heraus kommt.
    Froh bin ich nicht, dass die selfies vorbei sind. Im Gegenteil, ich hab es als sehr schön empfunden ein Gesicht zu den Worten zu haben. Anonym ist im Blog schön und völlig ok. Trotzdem ist es charmant ab und zu ein Gesicht erhaschen zu können.
    Zur Hose am Kopf sag ich nichts. Mir fällt nichts sonnvolles ein, aber mein Bauchgefühl flüstert, dass es ein gutes Abschluss Bild ist. Warum verrät es mir nicht.

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    1. Sehr schön, dass es dir ähnlich geht wie mir. Ich empfand das Bild einfach als passend. Das war der Hauptgrund. Alles andere musste ich mir dazu-ausdenken. Was meine Visage angeht, kommentiere ich ja mit meinem Gesicht. Und manchmal … Geht es ohne Selfie dann doch nicht. Keine Sorge. 🙂

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  5. Pingback: GERDA KAZAKOU
  6. Ich hatte mich ja später angeschlossen…und das Selfieprojekt in mein Fitnessprojekt umgewandelt…..und inzwischen so einige Wochen zusammengefasst.

    Mir hat es Spaß gemacht bei Euch mitzulesen….und mir selbst hat es geholfen am Ball zu bleiben.

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