Wie man sich ein Wochenende versaut oder: Ich wollte eigentlich nur ein Update installieren.

Die Sache war ganz einfach: Ich wollte schon einmal meine Steuer-Software für die Einkommenssteuer-Erklärung installieren, damit ich nicht schon die Lust an der Steuererklärung verliere, bevor ich endlose Einträge zur Erstattung von Bewerbungskosten anlege (was sich wahrscheinlich gar nicht lohnt – aber das sehe ich erst am Ende). Außerdem war ich mir nicht so ganz sicher, wie das mit dem Abruf via ELSTER funktioniert, ob ich da wieder einen neuen Code beantragen muss oder ob mein alter noch funktioniert.

Vorspiel: Die Steuersoftware

Ich begann am Freitag Abend mit der Installation oder besser: Wollte beginnen. Denn bevor ich die Installation vornehmen konnte, so teilte mir die Software mit, wäre ein Windows-Update nötig. Nun ist es so: Mein Windows 7 ließ sich updaten. Mit sehr wichtigen Updates, den Sicherheitsupdates. Alle übrigen funktionierten seit August nicht mehr (ein Schelm, wer das in Zusammenhang mit meinem Umzug sieht). Ich war verunsichert, versuchte mein Glück aber dennoch.

Zwei Stunden später fragte ich Nesthäkchen, ob er mir meine Windows-7-Installations-DVD und den Code zuschicken könne. Er meinte, ich solle dann doch auf Windows 10 wechseln, wenn ich so viel Ärger mit dem 7er hätte. Ich gab ihm recht, er ist auf dem Gebiet die Koryphäe. Und Nesthäkchen war der Ansicht, nachdem ich mich bitterlich über Windows 7 beklagt hatte, das 10 wirklich besser für mich sei.

Erster Satz: Die Installation

Gesagt, getan. Ich bestellte den Code und verbrachte den restlichen Freitagabend mit der Sicherung wichtiger Daten. Am Samstagmorgen lud ich die ISO-File vom Microsoft-Server und machte mich auf, einen DVD-Rohling zu kaufen, denn wer bitteschön hat so etwas?

Man könnte an dieser Stelle einwenden: Du hättest doch Windows 7 upgraden können! Dieser Einwand vergisst, dass ich das bereits versucht hatte, als es noch gratis war. Es funktionierte nicht. Ich war also genötigt, meine Systempartition zu formatieren und anschließend Windows 10 neu zu installieren.

Es lief auch ganz gut. Bis zu dem Moment, als der PC sich neu startete und mich fragte, ob ich Windows 7 oder 10 starten wolle. Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich startete Windows 10 und warf einen Blick in den Explorer: Auf der Systempartition war Windows 10 installiert … Mit irgendwelchen Hexereien war Windows 7 aber immer noch da und lag auf einer anderen Partition. Ich war perplex und formatierte auch noch D. Und vergaß, dass dort potentiell wichtige Daten liegen könnten … Ich vermisse in der Tat die ein oder andere Datei – zum Glück ist alles Wichtige an anderem Ort gewesen.

Zweiter Satz: Der neue WLAN-Stick

Damit nicht genug: Mein WLAN-Stick, seit vielen Jahren bereits in meinem Besitz, tat es mit Windows 10 nicht mehr. Ich konnte den Treiber nicht mehr installieren. Ich begann zu zittern. Ein Leben ohne WLAN ist möglich aber sinnlos. Und nachdem ich den Schock überwunden hatte, machte ich mich erneut auf in die Stadt, um nun einen neuen WLAN-Stick zu kaufen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

An dieser Stelle böte sich ein Exkurs darüber an, wieso in Elektromärkten die einzelnen Produkte nicht zusammen stehen können. Im Supermarkt stehen die eingelegten Gurken ja auch alle nebeneinander. Die von Marke A stehen nicht zwischen dem Rotkohl und dem Sauerkraut von Marke A. Im Elektromarkt gilt das nicht. Da sind die drei WLAN-Sticks, die es gab, über das gesamte Regal verteilt. Bis ich sie alle gefunden hatte, war es fast schon dunkel draußen. Aber der Exkurs würde diesen Beitrag nur noch länger machen. Also lasse ich es.

Ich kehrte mit meinem Kauf zurück und stöpselte den Stick in meinen PC. Er installierte sich sogar von selbst. Das war neu und ungewohnt für mich. Ich war glücklich. Bis ich zwar kurzzeitig eine WLAN-Verbindung etablieren konnte, aber mich dann nicht mehr im Netz authentifizieren konnte.

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Schon nicht mehr verzweifelt, sondern nur noch müde.

Dritter Satz: Große Verzweiflung

Während des bereits mehrstündigen Vorgangs stand ich im regen Austausch mit Nesthäkchen, der es wahrscheinlich bereits bereut hatte, mir das Update zu empfehlen. Ich formatierte die Festplatte sogar erneut und installierte noch einmal Windows 10, aber es half nichts.

Einfache Lösungen waren nicht in Sicht. Ich hatte es auch anders probiert, den WLAN-Stick in die Fritzbox gestöpselt und dann in meinen PC. Funktionierte auch, ließ mich aber nicht ins Internet. Die wildesten Ideen hatten wir. Ob ich eine unzulässige MAC-Adresse hätte? Sehr merkwürdig. Aber das könnte man ja überprüfen! Ab in die Router-Einstellungen.

Dumm nur, dass niemand in der WG das Passwort für den Router hatte. Es war bereits dunkel, als ich mein Netzwerk-Kabel gefunden hatte, meine Mitbewohnerin die Unterlagen zum Einwählen ins Internet herausgesucht und mir ihren Laptop geliehen hatte, damit ich die Fritzbox auf Werkseinstellungen zurücksetzen konnte. Aber an der MAC-Adressensperre lag es nicht. Die Fritzbox behauptete, mein PC sei verbunden. Ins Internet kam ich trotzdem nicht.

Vierter Satz: Erlösung

Es war mittlerweile dunkel am Samstagabend. Wir hatten Gäste im Haus, die sich über mein hektisches Hoch und Runter von der Fritzbox zum PC zur Weinflasche lustig machten. Und es war auch eine Schnaps-, pardon, Wein-Idee, die mir dann kam. Ich hatte nämlich keine Lust mehr, ständig unter den Schreibtisch zu klettern, um den WLAN-Stick hinauszuziehen und wieder einzustecken. Ich schloss ihn also am Front-USB-Port an.

Jetzt war der Moment gekommen, an dem ich hysterisch zu lachen begann. Denn plötzlich hatte ich eine Internetverbindung. Es war Samstag, es war dunkel, es war spät, als ich mit der Software-Installation begann.

Nachspiel

Am Sonntag verbrachte ich die meiste Zeit des Tages damit, einen Fehler rückgängig zu machen. Ich hatte vergessen, dass meine Systempartition recht klein ist und die Programme deshalb auf eine andere Partition gehören. Ich de-installierte und re-installierte also fleißig, startete gefühlt 100x neu und ärgerte mich darüber, dass Windows 10 noch langsamer bootet als Windows 7. Freunde werden wir nicht mehr. Auch weil es wieder dunkel wird, während ich diese Zeilen schreibe und der PC mir sagt: Wieder Zeit für einen Neustart. Die Windows-Updates laufen noch.

Ich hatte zwischendurch übrigens Zeit, die Steuersoftware zu installieren. Dummerweise fehlt eine Unterlage. Es geht um einen einzigen Monat, aber das fehlt. Lohnt also noch gar nicht, damit anzufangen. Super.

Statt Applaus

Ein Nachtrag: Ich war schon erstaunt, dass Windows 10 sooo viel Platz auf der Festplatte braucht. Icn war zurecht erstaunt: In den temporären Dateien hatte sich tatsächlich noch eine Instanz von meinem alten Windows 7 versteckt. Das meldete mir so eine Benachrichtigung. Aber als ich sie anklickte, verschwand sie, statt mir zu zeigen, wie ich sie entferne. Diese Benachrichtigungsfunktion hat auch der Teufel erfunden. Seitdem sie mir ungefragt Werbung für das Office-Paket eingeblendet habe, hasse ich sie ohnehin.

38 Kommentare zu „Windows‘ wunderbare Welt des Wahnsinns

      1. Also generell ist der Support noch bis 2020 gültig. Das sind ja jetzt noch paar Jährchen.
        Meiner Erfahrung nach sollte man ein neues Betriebssystem nicht direkt zu Beginn erwerben, da es viele Kinderkrankheiten hat und man dann viel rumbasteln musst, bzw. das System einfach instabil ist (und man auf alles gefasst sein muss…). Wobei Win10 aus dieser Phase bereits heraus sein sollte…
        Ich wechsele immer erst ganz zum Schluss, weil dann alle Kinderkrankheiten weg sind, das System stabil läuft, es im Internet für jede Frage eine Antwort gibt (die irgendwann zuvor schon einer gestellt hat :-D) und weil ich mir dann ggf. auch einen leistungsstärkeren Rechner kaufe. Das lohnt sich aber nicht alle paar Jahre, finde ich, das muss schon eine längere Zeitspanne sein.
        Aber ist wohl von jedem selbst abhängig 🙂

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  1. Noch langsamer? Bisher hatte ich nur sehr wenige Berührungspunkte, hasse Win 10 aber nach diesen schon aus tiefstem Herzen, schon weil ich überhaupt jedes neue Betriebssystem erst einmal nicht mag und sehr ungehalten reagiere, wenn alles plötzlich anders aussieht, anders heisst und wichtige Funktionen auf einmal ganz tief weg versteckt sind.

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  2. 😂😂😂😂😂
    Ich hasse Windows 10 auch from the bottom of my heart. Die Technik hat mich quasi im zarten Alter von Anfang 30 überholt.
    Is aber ok.
    ICH BRAUCHE DICH NICHT, WINDOWS 10, HÖRST DU???
    Ich brauche Dich nicht. 😤

    Aber die Todesspirale kenne ich nur zu gut. „Mal eben nur dass….“ und *bäm* hast Du 1000 andere Sachen an der Backe.
    Nächstes Wochenende wird besser… lass nur die Finger vom PC 😉

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  3. Ich glaube, ich wäre entweder weinend zusammengebrochen, oder hätte meinen Frust einfach nur ertränkt, und dann in weinschwangerer Stimmung ein paar Tränen vergossen. Bei mir läuft Win7 noch. Da ist es eher der Laptop selbst, der alle möglichen Alterserscheinungen hat, vor allem an der Hardware. Wird dann wahrscheinlich eher ein komplett neuer Laptop. ^^

    Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Steuer. ^^ Mach ich ja selbst auch fast jeden Tag. Vorbildlich von dir, so früh anzufangen.

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    1. Ich habe mich am Samstagabend mit Rotwein (und als der leer war, Prosecco) und Jägermeister vergnügt, keine Sorge. 😉
      Was die Steuer angeht, mache ich das immer spätestens im März, gibt ja Geld zurück. *gg*

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  4. Ich formatiere bei Neuinstallation immer alles. Die Datenpartition lässt sich schließlich am leichtesten mit externer Festplatte sichern 😉
    Davon abgesehen empfehle ich jedem Menschen, ein regelmäßiges (d.h. monatliches) Backup aller wichtigen Daten anzulegen, falls mal irgendwas kaputtgeht…

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    1. Ich habe zusätzlich eine Sicherung auf ner Externen, wenn ich dran denke. Die ist jetzt auch wieder aktuell. Ich finde es aber komfortabler, die Daten auf der Internen zu sichern. Ich habe auch den Dokumentenordner und co. nicht auf der Systempartition, für den Fall, dass ich mal einen Notfall habe, bei dem ich Windows platt machen muss, ohne vorher Dinge retten zu können, die seit der letzten Sicherung angefallen sind. Hatte ich auch schon.

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