Wer mit offenen Augen durchs Leben geht und sie vor Wegweisern und Ortstafeln nicht verschließt, stößt auf wundersame Orte. Man fragt sich, was die Namensbeauftragten der entsprechenden Ortschaft geritten hat und hofft, dass diese nie Nachwuchs bekommen haben. Sonst heißt der am Ende „Herbert-Jolante-Gießkanne von Irrsinn“. Ein Sequel zu Geographie für Anfänger.
Ich erinnere mich dunkel, mich bereits einmal über Ortsnamen lustig gemacht zu haben. Und es ist auch einfach, sich bei Darmstadt vor Lachen einzunässen, auch wenn das die falsche Reaktion ist. Andererseits kann man manches lernen, wenn man nur will. Zum Beispiel das Schweine keine sonderlich dreckigen Tiere sind, sonst würden sie etwas dagegen haben, durch eine Furt getrieben zu werden. Oder dass Deutschland schon lange nicht mehr das Land der Dichter und Denker ist, wenn man sich die Zahl der Neustadts vor Augen führt oder die Zahl der Menschen, die freiwillig Ober hausen, obwohl es darunter keine Arbeit mehr gibt, nur noch ein riesiges Einkaufszentrum daneben. Deshalb darben sie, im Unterschied zu den Menschen in der Nachbarschaft. Keine sonderlich sympathischen Nachbarn, denn sie betonen diesen Unterschied ebenfalls in ihrem Stadtnamen.
Ortsnamen vermitteln Wissen und sie erzählen Geschichten. Doch manchmal bin ich mir nicht so sicher, ob die Geschichten, die sie zu erzählen wissen, wirklich für einen Ortsnamen taugen. Nehmen wir diesen Ort, genau genommen einen Ortsteil, der einmal ein eigener Ort war:
Wie unschwer zu erkennen ist, steht dieser Wegweiser in einem Tal. Darauf weisen nicht nur die hohen Tannen im Hintergrund hin, in denen Ronny sitzt und singt, sondern auch der Bach, der sich gemütlich in der Ebene schlängelt. Unbedarfte Wandersleut könnten auf den Gedanken kommen, es sei ein Warnhinweis, aber ich versichere ausdrücklich, dass es sich bei Loch tatsächlich um eine Ansammlung – gar nicht mal so weniger – Häuser handelt.
Loch liegt nicht, wie zu vermuten ist, in einem Loch im Tal. Nein, Loch liegt am Hang des Berges, der sich andeutet. Loch liegt auf halber Höhe zwischen Talsohle und Bergrücken in einem Siefen (Das ist in tief eingeschnittenes Tal an einem Berghang, durch das ein Bach fließt. Sieht so aus wie eine Schlucht, heißt aber nicht so), also zwar durchaus an zwei Seiten umzingelt, aber nicht an allen Vieren, wie man das bei einem Loch erwarten sollte.
Die geographische Lage scheidet also für die Benennung aus oder dahinter verbirgt sich eine Lautverschiebung, die mir nicht geläufig ist. Vielleicht Lock statt Loch, denn eingesperrt kann man sich in der beklemmenden Lage von Loch durchaus fühlen. Aber das ist eine linguistische Mutmaßung, die in einem geographischen Beitrag, noch dazu von einem Spinner und Historiker, nichts verloren hat.
Die naheliegende Vermutung ist, dort also ein Freudenhaus zu wittern. Die Menschen früher waren in dieser Hinsicht ja etwas derber. Was sich heute vornehm „Eros Center“ oder „Thai-Massage“ nennt, wo selbst „Laufhaus“ und „Stundenhotel“ anstößige Begriffe sind, stellte für die Menschen früherer Zeiten kein Problem dar. Zumindest nicht den gängigen Darstellungen einschlägiger Verfasser*innen von Historienschinken zufolge. Und zumindest den Darstellungen nach, die ich kenne. Da ist Loch allerdings noch nicht eindeutig genug. Man könnte also vermuten, dass in späteren Zeiten eine Streichung vorgenommen wurde. Spätestens mit Beginn der Schwulenemanzipation, die Gleichberechtigung gefordert haben.
Ich möchte die Löcher nicht in Verruf bringen. Soweit ich sie kenne, sind es anständige Leute, in deren Mitte es kein Eros-Center gibt, auch keine Thai-Massage. Aber man wird doch wohl noch Vermutungen über die unanständige Vergangenheit dieses Ortsnamens anstellen dürfen, nicht wahr? Ich möchte deshalb versöhnlich schließen. Vielleicht war es ja doch eine Lautverschiebung. Auf dem Land zu leben ist bekanntermaßen entbehrungsreich, insbesondere wenn man aus Haferspanien kommt. Gut, es könnte auch daran liegen, dass die Löcher besonders große Löcher im Bauch hatten, weil sie noch nicht einmal Haferbrot hatten. Allerdings lässt sich Not bekanntermaßen nur mit Humor erdulden. Und so haben die Löcher bestimmt einen besonders originellen Sinn für Humor entwickelt. Immerzu lachten sie, sodass ihr Ort schließlich „Lach“ hieß. Das fanden die damaligen Lacher wahrscheinlich nur wenig witzig. Und weil zotige Witze ihre Spezialität waren, verschoben sie das A zum O. Auf das ich auf zotige Gedanken käme, wenn ich über diesen Ortsnamen nachdächte.
Ich muss sagen, das ist ihnen gut gelungen.
Wenn man an einem Samstag morgen nicht mehr schlafen kann, weil morgens um fünf der Rauchmelder auf Grund einer leeren Batterie lospiept und man dann so einen Beitrag liest…. herrlichst!!! You made my day….Wenn ich jetzt noch einen Kaffee bekommen könnte😊
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Kaffee ist im Kännchen … Greif zu. 🙂
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Schon die erste Kanne leer plus Kopfschmerztablette (der Wein beim Jugoslawen ist auch nicht mehr das, was er mal war) – aber danke 🙂
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Nußloch….kennt ihr Nußloch…..https://youtu.be/3wZK-IkVpnk
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Ohja, das ist ganz großes Kino! ^^
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😂🤣😂
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Meine Lieblinge im Norden waren immer „Rauher Busch“ und „Stehlen“ 🙂
In Bayern gibt es ja einiges an seltsamen Dorfnamen.
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Es gibt schon kuriose Ortsnamen. Ich wohne auch nur wenige Minuten von einem kuriosen Ort entfernt: Einem Stadt- bzw. Ortsteil, der sich „Büchsenschinken“ nennt. Das löst jedes Mal Verwirrung aus, wenn ich daran vorbei oder durch fahre und ich frage mich, wie solche Bezeichnungen wohl zu Stande kommen. 🙂
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Gab es da mal eine große Fabrik? Allerdings klingt mir das auch so, als ob die Bewohner einen skurrilen Humor gehabt hätten. 😅
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Nein, dort gab es eigentlich nie irgendwaa besonderes. Ist wahrscheinlich wirklich auf den hanseatischen Humor zurückzuführen 😀
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