„Wir wollen grillen,“ sagte meine Mitbewohnerin. „Es kommen ein paar Leute vorbei.“ „Kann ich was beisteuern?“ fragte ich unschuldig. „Kannst du Kartoffelsalat?“ Ich nickte, zögerlich. „Aber nur den ohne Mayo. Und ich bin Immi, ihr müsst also gnädig mit mir sein, wenn er nicht so ist wie bei euren Omas.“ Meine Mitbewohnerin nickte. So nahm das Verhängnis seinen Lauf.

Ich mag keinen Kartoffelsalat mit Mayonnaise. Ich mache meistens Kartoffelsalat mit Joghurt-Dressing. Gern griechisch oder italienisch angehaucht, mit Knoblauch und Feta oder Tomatenmark und Thymian. Ich kann durchaus auch einen schwäbischen Kartoffelsalat. Es besteht aber immer eine 50/50-Chance, dass etwas dabei schief geht. Und ich hätte gewarnt sein sollen.

Ich suchte mein Rezept und stellte fest, dass meine Mappe mit handgeschriebenen Rezepten beim Umzug liegen geblieben war. Also bat ich die Familie, mir per WhatsApp ein Bild von dem Rezept zuzuschicken.

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Das klappte, dennoch war es ein böses Omen. Ich machte mich ans Werk. Wir wollten immerhin grillen und grillen ohne Salat ist wie Currywurst ohne Fritten mit Mayo. Da ist die Mayonnaise angebracht. Im Unterschied zum Kartoffelsalat. Aber das erwähnte ich ja bereits. Ihr benötigt:

  • 1200g Kartoffeln
  • 1 Zwiebel
  • 200ml Brühe
  • 3 EL Essig
  • 1 TL Senf
  • 1 TL Zucker
  • 5 EL Öl
  • 1/2 Salatgurke
  • Dill
  • Salz und Pfeffer

Damit erseht ihr auch sogleich, dass ich mich für die Variante entschieden habe, die ich oben rechts notiert habe. Zunächst gilt es die Kartoffeln zu kochen. Da meine letzten Kartoffelsalate allesamt etwas fade waren, beschloss ich, die Kartoffeln in Brühe zu kochen. Ich pellte sie noch heiß und mir fiel ein, weshalb ich Kartoffelsalat nicht ausstehen kann, ganz unabhängig von der Brühe. Meistens gibt es bei mir deshalb Kartoffelsalat mit Schale. Aber ich wusste ja nicht, wie die Gäste darauf reagieren würden. Geschält ließ ich die Kartoffeln über Nacht stehen und schnitt sie am nächsten Tag in Scheiben.

Nun galt es, den Sud vorzubereiten. Die Brühe, Essig, Senf, Zucker, Salz und Pfeffer kamen in einen Topf und wurden darin erwärmt. Währenddessen würfelte ich die Zwiebeln, die ich in die heiße Brühe warf und einen Augenblick ziehen ließ. Ich nutzte die Zeit, schnitt die Gurke in Stücke, salzte sie, damit sie etwas Wasser verlieren konnte und vermischte sie schon einmal mit dem Dill, damit Gurke, Salz und Dill bereits ihre Aromen mischen konnten. Dann kam der Zwiebel-Brühen-Sud über die Kartoffeln und zog eine Stunde lang.

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Zum Schluss kam das Öl auf die Kartoffeln und wurde gut untergemischt. Ich hab noch ein paar Löffel Öl dazu, bis der Salat beim Rühren das schmatzende Geräusch machte, das er machen sollte. Ich probierte, salzte nach, mischte die Gurken unter und ließ ihn noch eine Stunde stehen. Ich probierte erneut, salzte nach und feuerte den Grill an. Kurz vor dem Servieren des Kartoffelsalat probierte ich ein letztes Mal, salzte nach, seufzte und stellte neben den Kartoffelsalat einen Salzstreuer.

Nicht, dass ein gefühltes Pfund Salz bereits seinen Weg in diesen Salat gefunden hätte, aber von genug zu sprechen wäre vermessen.

26 Kommentare zu „Kartoffelsalat mit Hindernissen

  1. Ich schäle die Kartoffeln auch schonmal vor dem Kochen. Weniger der Fingerkuppen wegen – meine sind durch das refelmäßige Trinken aus Teeschalen sehr wärmetolerant – aber wegen des Geschmiers beim Schälen nach dem Kochen und vor allem aus Zeitgründen. Roh schälen geht so viel schneller.
    Ist eine halbe Gurke auf 1,2 kg Krumbern net e weng weng?

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    1. Ich finde, Kartoffelsalat aus Salzkartoffeln schmeckt auch nicht so richtig, deshalb doch lieber Pellkartoffeln. Aber eine halbe Gurke (also nicht so ne kleine aus dem Glas, sondern so eine richtige) reicht durchaus. Soll ja ein Kartoffelsalat sein. *g*

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  2. Finde den Fehler! Hab ich aber nicht lieber Zeilenende. Für mich klingt der Salat gut und nachsalzen kann ja jeder wie er mag. Besser, als wenn einem beim Essen gleich die Zunge schrumpelt und man zum nächsten Wasserhahn sprintet 😀

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    1. *Kartoffelsalat austeil* Seitenwürschtle dabei?

      Immi ist das rheinische Wort für „ins Rheinland Zugewanderter“ … Kurzform von „Immigrant“. Ich hatte zu dem Zeitpunkt, als ich den Salat machte, noch nicht rausgefunden, dass die hier mit „Neigschmeckter“ auch ein eigenes Wort haben.

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  3. Ich finde überhaupt nicht, dass du was falsch gemacht hast.
    Außer der Tatsache, dass die echte schwäbische Hausfrau, die Brühe über die warmen Kartoffeln gibt, damit die Kartoffeln, die Würze einsaugen, was bei kalten Kartoffeln nicht passiert….da braucht es dann auch weniger Salz…..grins…
    Ansonsten finde ich es immer besser, wenn man nicht soviel Salz dran macht und den Streuer dazu stellt, dann kann es jeder halten wie er will.

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