Wann immer ich Gründe habe, die Montagsfrage des Buchfresserchens nicht zu beantworten, gebe ich einen Einblick in mein Seelenleben. Ich bediene mich dafür des so genannten Proust-Fragebogens. Alle bisherigen Antworten findet ihr hier, heute geht es um Fehler.

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Naheliegend wäre das, oder? Gleich doppelt das falsche Studium gewählt zu haben. Ich habe das ja schon einmal erzählt, deshalb die Kurz-Version: Ich habe Lehramt studiert, aber irgendwann im Studium die Lust am Lehrerwerden verloren. Was mein Berufsleben bislang ein wenig turbulent gemacht hat. Und zu allem Überfluss habe ich die ersten drei Semester an das Fach Mathematik verschwendet, bevor ich zur Philosophie gekommen bin.

Aber wie ich immer wieder betone: Das sind keine Fehler. Das Lehramtsstudium hat mir die Möglichkeit gegeben, ohne schlechtes Gewissen drei Fächer zu studieren und dabei von der Studienordnung intendierte Ausflüge in benachbarte Fächer zu machen, wie Soziologie, Politikwissenschaften und evangelische Theologie. Das habe ich weidlich genutzt und viel gelernt. Selbst aus dem Mathe-Studium habe ich etwas mitgenommen. Ich habe gelernt, mit dem Scheitern umzugehen.

Charakterlich könnte es ein Fehler sein, dass ich unglaublich gehemmt bin, fremde Menschen anzusprechen. Aber das ist auch kein wirklicher Fehler. Wenn ich andere Menschen kennenlerne, finde ich sie nämlich nett und neige zur Vertrauensseligkeit. Was sich ausnutzen lässt, wenn man es darauf anlegt. Das weiß ich. Wenn ich also kontaktfreudiger wäre, müsste ich weniger vertrauensselig werden. Und meine bloß geistige Misanthropie in echte verwandeln. Ich könnte nicht mehr nur sagen, dass ich Menschen hasse, ich müsste damit anfangen.

Von daher – auch hier kein Fehler, oder? Vielleicht hatte ich bislang bloß Glück. Ich stolpere recht fehlerfrei durchs Leben. Hin und wieder war dieses eine Bier oder der eine Drink durchaus ein großer Fehler … Aber die Erinnerungen an diese Fehler verschwinden glücklicherweise gleichzeitig mit dem Getränk weitestgehend und sie belasten mich nicht. Nein. Von Fehlern zu sprechen ist in meinen Augen ein Zeichen dafür, dass ein Ereignis noch nicht verarbeitet wurde oder man etwas, das man ist, noch nicht angenommen hat. Oder es alternativ noch nicht zu ändern versucht hat. Denn Fehler sind dafür da, sie zu beseitigen. Darin war ich in meinem Leben wohl bislang recht erfolgreich. Deshalb kann ich hier keine erschütternde Geschichte bieten.

12 Kommentare zu „Proust-Fragebogen: Ihr größter Fehler?

  1. Jegliche Studien oder auch Auabildungen sehen wir als Lebensgewinn. Man lernt dazu, allein das ist schon etwas. Und wie du schon richtig sagst, Fehler kann man korrigieren. Was wäre das Leben ohne Fehler…kaum Entwicklung. LG Alexa und Ela☕

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  2. Vor einigen Jahren habe ich eine schöne Karte zum Geburtstag bekommen: »Ich würde meine Fehler ja zugeben… wenn ich welche hätte!« Die hat mir sehr gefallen, vor allem deshalb, weil sie gut eine Woche *nach* meinem Geburtstag eintraf… 😉

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  3. Die richtigen Fehler stecken doch im Kleinen. Jeden morgen noch zehn Minuten länger liegen zu bleiben und dann immer wieder zum Bus renne zu müssen…zu wenig, um es mir selbst als Fehler ein zu gestehen. Aber das, was ich mir gleich als Fehler ankreide, die ganz großen Patzer. Die stellen sich, wie du auch meintest, einige Zeit später doch als lehrreich und irgendwie begründet heraus…:)

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