Ehrlich gesagt ist es schlicht so, dass mein Kopfkino oft sagt: Heiß. Aber selten schreit: „Nimm mich. Gib mir Tiernamen!“ Und auch nicht „Bück dich!“ Ich bin eher der „Oh wie süß, mit dem will ich Tee trinken“-Gucker.

Die singende Lehrerin hat zur Blogparade 6×6: Fi(c)ktive Figuren fürs Bett aufgerufen. Der Titel sagt ja eigentlich schon alles. Sie möchte von uns sechs Charaktere genannt haben, die etwas fürs Bett wären, die man aber unter keinen Umständen heiraten wollte.

Ich hatte bei der Blogparade Marry Me! ja schon meine Probleme, fiktive Heiratscharaktere zu finden. Das liegt weniger an der Beschränkung, dass es Figuren und nicht die Schauspieler sein sollten, auch wenn das schon eine anspruchsvolle Forderung ist. Die Figuren sehen nämlich dummerweise immer aus wie die Schauspieler. Beim fiktiven Heiratsmaterial hatte ich das Problem zu sagen: „Mit denen passt es einfach.“ Vielleicht, weil ich zu anspruchsvoll und potentiell beziehungsunfähig bin?

Das Problem scheint tiefer zu liegen, denn ich habe lange gebraucht, um sechs Charaktere fürs Bett zu finden. Fiktive Figuren sind für mich, wie im obigen Zitat (einer meiner Kommentare zur Blogparade) ausgedrückt, eher Freunde oder Ideen, an denen ich mich intellektuell und emotional abarbeiten kann. Das war es aber auch schon. Wobei, eine heiße Nacht mit Muffi Schlumpf, um zu sehen, ob er überall blau ist und die Farbe wechselt …

Lassen wir das. Ich habe mir Mühe gegeben und bin letzten Endes doch auf sechs Charaktere (in unsortierter Reihenfolge) gekommen, mit denen ich gern einmal das Bett, aber nicht den Frühstückstisch teilen wollte. Die Gründe sind unterschiedlicher Natur, sei es, dass ich nicht mit ihnen frühstücken will oder sie wahrscheinlich nicht mit mir frühstücken wollen oder es nie wieder Frühstück geben wird. Jeder dieser Charaktere eignet sich auf die ein oder andere Art vorzüglich für eine Nacht – aber auch nicht mehr.

 

Green Lantern (Guy Gardner)

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Green Lantern ist mein liebster DC-Superheld und meine liebste Verkörperung der Green Lantern ist Kyle Rayner. So weit, so nachvollziehbar. Und mal ehrlich: Sex, während man im Orbit um den Jupiter kreist, das macht doch was her, oder? Was gegen Kyle spricht ist, dass er ein klassischer „Lass uns Tee trinken“-Charakter ist, während Guy ein ganzer Kerl ist. Impulsiv, laut, sehr physisch. Ich finde ihn beim Lesen immer furchtbar anstrengend. Aber er ist eine Green Lantern. Und er ist eben ein ganzer Kerl. Für eine Nacht … Ohja!

Charlie Weasley (Harry Potter)

Preisfrage: Welchen Weasley-Charakter sieht man in den Filmen nicht? Antwort: Charlie Weasley. Wenn man einmal von dem Bild absieht, das im Gefangenen von Askaban von der gesamten Weasley-Familie gezeigt wird. Vielleicht macht das einen Teil der Faszination von Charlie Weasley aus, denn auch in den Büchern bekommt man nicht viele Informationen über ihn. Er scheint ein wortkarger Naturbursche mit wettergegerbtem Gesicht, muskulösen Ober- und vernarbten Unterarmen zu sein. Quidditch-Spieler, vollkommen desinteressiert an Beziehungen, lebt für seine Drachen. Vielleicht ist es eine gewisse Seelenverwandtschaft, die ihn so anziehend macht? Mit ihm könnte wegen seines Eigenbrötlertums also gar nicht mehr als eine Nacht laufen. Eine feurige Nacht … Eigentlich sind es aber die kräftigen Arme, die Narben, das ledrige Gesicht, das er haben dürfte … Und die roten Haare vielleicht. Charlie ist in meiner Vorstellung wie Guy Gardner, nur still statt laut und mit einem großen Zauberstab statt einem kleinen Ring. Charlie Weasley ist die ideale Besetzung für einen One Night Stand, weil man von ihm ohnehin nicht mehr bekommen wird.

Mike Ross (Suits)

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Bevor hier der Eindruck entsteht, ich würde mir für One Night Stands nur sehr maskuline Kerls aussuchen, nenne ich lieber Mike Ross. Suits ist eine großartige Serie voller Männer in Anzügen. Die Höschen der Damen fliegen ja vorwiegend Harvey zu, aber ich finde, dass Mikes Anzüge sehr viel besser sitzen. Außerdem versaut Harveys Frisur mir am Ende nur die Kissen mit der ganzen Pomade.

Ja, Mike ist süßer, Mike ist auch liebenswerter … Mike ist aber auch mehr mein Typ. Und definitiv kein Heiratsmaterial, weil er so penetrant verständnisvoll und phasenweise ein ziemlicher Jammerlappen ist. Allein dieses ewige Gewese, ob Rachel und er jetzt ein Paar sind, darauf könnte ich in einer Beziehung echt verzichten. Für eine Nacht würde ich ihn aber schon mitnehmen. Und den Anzug müsste er anbehalten – Fetischalarm. 😀

Jordan Belfort (The Wolf of Wall Street)

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Bislang war es ja nett und beschaulich. In diesem Fall hier kann ich nicht ganz ausschließen, dass der Schauspieler (*schmacht*) einen gewissen Beitrag dazu leistet, dass ich laut „Hier!“ schreien würde, wenn es ginge. Der „echte“ Jordan Belfort ist für mich nämlich nicht attraktiv und kann das auch nicht durch Charisma kompensieren. Aber der Jordan Belfort aus The Wolf of Wall Street ist cool. Das ist ein Teil seiner Attraktivität. Er hat das gewisse Etwas, das glauben macht, er könne alles haben und das verfängt auch bei mir. Er ist ein Arsch, eine Drecksau, ein Widerling, aber das ist er auf so charmante Art, dass ich nicht Nein sagen könnte. Im Gegenteil – einmal eine Nacht mit Jordan Belfort wäre ein Exzess auf vielerlei verschiedene Art. Wer könnte bei einer Champagner-Koks-Party auf einer Privatyacht schon nein sagen? Und jetzt bitte alle ehrlich sein. 😉

Alfred Bester (Babylon 5)

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Walter Koenig wird wohl auf ewig Pavel Chekov von der Enterprise sein. Dabei hatte er in der Rolle gar nicht mal so viel zu sagen. Er war in den meisten Fällen einfach nur da. Damit auch ein Russe auf der Brücke sitzt, während Kirk, Spock und McCoy die Geschichte vorantreiben. Wie anders bei Babylon 5? Dort tauchte er zwar nur sporadisch auf, aber immer wenn er auftauchte, war es ein Fest. Aber keines der positiven.

Ich verehre Alfred Bester dafür, dass er ein Widerling ist, der gleichzeitig immer die Fassung behält, der höflich, zuvorkommend und aalglatt ist. Ja, Bester ist charmant – und ich merke gerade, dass charmante Ekel offenbar eine Saite an mir zum Klingen bringen. Denn so weit weg von Jordan Belfort ist auch Alfred Bester, der manipulative Mistkerl, nicht. Okay, es gibt bei ihm wahrscheinlich weniger Exzess, aber ich würde dennoch nicht länger als eine Nacht in seiner Nähe bleiben wollen … Aber er kann Gedanken lesen, wie creepy wäre das bitteschön?

Dracula

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Die singende Lehrerin hatte ja eingefordert, vom Schauspieler abzusehen, der hinter der Rolle steckt. Was gar nicht so einfach ist. Okay, Walter Koenig finde ich nicht sonderlich attraktiv, Patrick J. Adams und Leo schon. Wie gut, dass ich mit Guy Gardner und Charlie Weasley zwei Charaktere benannt habe, die nicht zufälligerweise wie Schauspieler aussehen. Dracula hingegen sieht immer ein wenig anders aus, weil die Rolle von so vielen Menschen gespielt wurde (am besten nach wie vor von Bela Lugosi, am Schlechtesten von Robert Pattinson, der noch nicht einmal den Namen richtig hinbekommen hat).

Warum ein Vampir? Falsche Frage: Warum kein Vampir? Der Vampir ist Ewigkeit, geronnene Schönheit, ewige Gier nach Blut, ein reines Sinnenwesen, das die Phasen zwischen seiner Lust am Bluttrinken mit feinsinnigen Dingen verbringt. Der Vampir ist ein Versprechen und eigentlich sollte hier auch nicht Dracula stehen, sondern allgemein „Vampir“. Aber Dracula ist für mich der Prototyp des erotischen Vampirs.

Vielleicht ist es eine etwas merkwürdige Logik, aber wer sich mit dem Vampir einlässt, dessen letztes Stündlein hat geschlagen. Aber der Vampir verführt sein Opfer dazu. Er jagt nicht, er lockt. Wenn der Preis der Tod ist, muss das Angebot unwiderstehlich sein. Es dürfte also nichts besseres geben als eine finale Nacht mit dem Vampir, auf dessen Höhepunkt er mir die Zähne in die Halsschlagader rammt und ich mein Leben aushauche.

Ich finde das heiß. 🙂

49 Kommentare zu „Figuren fürs Bett

      1. Irgendwie war ich immer der Meinung von deinem Schreiben her, da würden eher Frauen auf dem Speiseplan stehen. Deswegen hatte mich das irritiert 😉
        Also mein guter Freund und sein Partner… da könnte ich jede Menge Stories schreiben… Die Beiden sind echt der Hammer. 🙂 🙂

        Ich hab meine Maus gefragt, ob ich auch mitmachen soll 🙂 Sie meint zwar, mach doch aber irgendwie komme ich da nicht los…

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  1. Interessante Auswahl! Insbesondere der letzte Kandidat. 😉

    Ich finde es in der Tat gar nicht so einfach, bei dieser Frage den Charakter von der Schauspielerin bzw. dem Schauspieler zu trennen. Ohne Rücksicht auf diese Trennung würden mir sofort Charaktere einfallen wie:

    Éowyn ( „Der Herr der Ringe“) – Meinetwegen hätte Miranda Ottos Rolle erheblich größer sein können.

    Tauriel („Der Hobbit“) – Ich finde Evangeline Lilly als Tauriel nach wie vor zum Niederknien!

    Selene („Underworld“) – Kate Beckinsale im Lederfummel, mehr muss ich dazu wohl nicht sagen…

    Losgelöst von der Schauspielerin fiele mir da spontan nur ein:

    Lucy Eleanor Moderatz („Während Du schliefst“) – Okay, ich mag Sandra Bullock auch sehr gerne, das ist in diesem Fall aber zweitrangig. 🙂

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  2. Beim Vampir unterschreibe ich mit, nur geht mir in der Rolle nichts über Max Schreck. Die meisten späteren Vampirfilme hätte man sich meinetwegen auch schenken können. Jordan Belfort ist aber so ein Beispiel, wo die Trennung Rolle Schauspieler für mich einfach nicht machbar ist. Da finde ich letzteren so unsympathisch, der dürfte mein Bett noch nicht mal neu beziehen, das kann keine Rolle übertünchen.

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    1. Max Schreck ist super, ja. Aber Nosferatu ist vor allen Dingen das Albtraum-Monster. Dracula ist verführerischer. Es sind in dem Fall vor allen Dingen die Konnotationen. Okay. Und ich mag Lugosi wirklich mehr. Aber nur ein wenig. Zu Leo sag ich nix. 😉

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  3. Haha, wollte auch gerade schreiben, dass das tief blicken lässt.

    Mir geht es ja tatsächlich ähnlich wie dir und ich mache mir über sowas weniger Gedanken als über andere mögliche Beziehungsaspekte, wenn ich eine Serie oder einen Film schaue. Hmm, vielleicht schaue ich auch einfach nur den falschen Charakteren zu?

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    1. In meinem Fall würde ich sagen: Nein. Ich gucke Filme aber sehr rational. Ich will zum Denken angeregt werden und sei es dazu, warum die Story so gut ist. Bei Filmen ist die Story vor allem anderen ausschlaggebend. Außer Tom Cruise spielt mit. Aber das ist ein anderes Thema.
      Aber ich verstehe immer noch nicht, wo ich sonderlich tief blicken lasse. Ich finde mich in diesem Beitrag sehr oberflächlich. 😅

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  4. Ich finde, Du hast das klasse gelöst……ich würde Harvey und Mike gemeinsam nehmen und dann sie ab und zu stoppen, wenn mir eine Andeutung entgeht 😉 Ich habe ein Interview mit den beiden gesehen….die Chemie besteht irl genauso…….und übrigens ist eine solche Frage wohl der Beweis, warum Schauspieler Ehen scheitern, wenn man den Menschen als Charakter sieht ;-)))))

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  5. Interessante Auswahl. Besonders die schlumpfige Schlumpfigkeit gleich zu Schlumpf des Schlumpfes, da tun sich Schlümpfe auf! 😮 😉

    Achja, genug der Schlumpferei. Charlie ist sicherlich eine gute Projektionsfläche, da man im Vergleich zu den andere Weasleys so gut wie nichts von ihm mitbekommt. Leo, ja, der ist definitiv nicht schlecht und hat sich zu seinem Glück ordentlich gewandelt vom Dasein als milchbubiger Absäufer in Titanic. :mrgreen:

    Dracula bzw. Vampire, da bin ich bei dir, die üben nicht umsonst eine gewisse Faszination aus! Davon werd ich auch mindestens eine aufführen. 😀

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  6. Also, was Vampire angeht, bin ich eh ganz bei dir, hab ja selbst zwei dabei! 😉 Genau diese erotische Anziehung, die Vampire haben, ist ja das, was sie so spannend macht. Und wenn ich auch widerspreche, dass Mikes Anzüge besser sitzen als Harveys 😛 , fällt es mir im Grunde genommen schwer, mich „nur“ mit Harvey zu begnügen, da die beiden ja am heißesten sind, wenn sie miteinander agieren. Aber das wäre wieder eine eigene Blogparade – die mit den heißesten Slash-Paaren… 😉

    Danke fürs Mitmachen auch wenn du lieber das Thema „6 Figuren für den 5-Uhr-Tee“ gehabt hättest! 😉

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    1. Da hätte ich ohnehin gern nur ein Trio: Hutmacher, Märzhase und Haselmaus. 😅
      Aber deshalb enttäuschend: Es sind halt alles irgendwie Prototypen einer Figur, wo die Anziehungskraft naheliegend ist: Virilität, Geheimnis, Klamotten, Dekadenz, Gedankenlesen und der Tod. 😉

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      1. Na und? Das ist bei mir ja noch schlimmer: Der Vampir, der Tänzer, der Typ in Uniform… (und Rick Flag soll BITTE auch seine Uniform anlassen – also, so weit das halt geht… 😉 ). Noch dazu musste ICH ja nicht lange überlegen, um genügend Kandidaten zusammen zu bekommen, sondern um mich auf 12 (!) zu BESCHRÄNKEN. 😀

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  7. Ach ja: Walter koenig ist bei mir immer fest als „Bester“ verankert. Die Rolle hat er mit Bravour gemeistert. Bei der Enterprise konnte er ja nie richtig zeigen, was er drauf hatte.

    Übrigens: Das mit dem Vampir hast du ausgezeichnet dargestellt 🙂

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  8. Ich habe ja schon im Paradeaufruf gelesen, dass du eher die ‚„Oh wie süß, mit dem will ich Tee trinken‘-Männer favorisierst. Aber so zahm sind die ja dann doch nicht. Bei Charlie Weasley und Dracula müssten wir uns wahrscheinlich um den Platz im Bett bekämpfen,
    Aber… Alfred Bester? Das wäre mir dann doch eine Spur zu gruselig.

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    1. Das Tolle an Bester ist ja: Sobald du dich darauf einlässt, manipuliert er deine Gedanken und dann ist es alles, aber nicht mehr gruselig. *gg*
      Und ja, mit denen würde ich allesamt ehrlich gesagt nicht Tee trinken wollen, ich habe mich absichtlich in die dunklen Abgründe meiner Seele begeben, wo diese Herren wohnen und nach Gebrauch wieder entsorgt werden. 😉

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  9. Hammer, grandios, Vampire 4 life! Ich kann deine Faszination für Charlie Weasley auch seh gut verstehen. Ich hatte immer das Gefühl, er wäre vielleicht das schwarze Schaf der Familie, irgendwie Dreck am stecken oder so, aber da ja Bill von Domhnall Gleeson gespielt wird, kannst den Charlie natürlich haben. *lach*

    Zu Green Lantern habe ich irgendwie nie so richtig Zugang gefunden. Dann lieber optisch ein Aquaman.

    Ich kann auch verstehen, dass du unbedingt auch nen Leo in der Liste brauchtest, aber ich könnte niemals Jordan belfort nehmen, weil ich das nicht von der realexistierenden Person trennen könnte. Dann lieber der Leo als Arthur Rimbaud.

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    1. Gefühlt hat Leo wohl den fiesesten Charakter mit Jordan Belfort gespielt. Das macht es so reizend. Und zum echten JB habe ich keinen großen Bezug. Bzw. sagen wir es so: Dekadenz hat ihren Reiz. Und wenn sie aussieht wie in dem Film, ist das okay. *gg*
      Zu Aquaman fehlt mir bis heute der Zugang … Deine Gedanken über Charlie hat – vermute ich – wohl jeder Potter-Fan mal gehabt. Ich vermute ja, er hat Molly Weasley verboten, ihm einen Pullover zu stricken oder so. *gg*

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