Ich habe beschlossen, in diesem Jahr ein wenig über Weihnachtsmusik zu schreiben. Nicht in der Art, dass ich sie musikwissenschaftlich zerlege, ihre Texte interpretiere oder sonstigen Unfug damit anstelle, nein. Ich möchte einfach drei Lieder in den Mittelpunkt dieses Blog stellen, die ich sehr liebe … Und weil so viel Kitsch ungesund ist, auch meinem absoluten Weihnachts-Hasslied Nr. 1 ein Denkmal setzen.

Natürlich reichen vier Beiträge dafür nicht aus, deshalb habe ich beschlossen, die Auswahl einzuschränken: Deutschsprachig und Klassiker. Klassiker habe ich zugegebenerweise ein wenig gebogen, aber das werdet ihr in der nächsten Woche sehen.

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Den Anfang darf, passend zur Adventszeit, Tochter Zion machen. Für den ein oder anderen Menschen vielleicht überraschend, bin ich nicht gänzlich unmusikalisch, auch wenn mein Musik-„Geschmack“ das nahelegt. Ich habe Instrumente gelernt (Baritonhorn und Posaune), ich habe ein paar Jahre lang im Chor gesungen und unter der Dusche stecke ich einen ganzen Chor an Castingshowgewinner*innen locker in die Tasche meiner Duschhose.

Mein musikalisches Talent habe ich in einem evangelischen Posaunenchor ausgelebt und die Musik in der Weihnachtszeit war mir immer die liebste. Denn es hieß, Tochter Zion zu proben als erstes. Tochter Zion ist in meiner Gemeinde fester Bestandteil des 1. Advent gewesen. Und Händel hatte ein Händchen für gute Blechbläsermusik. Im Unterschied zu Bach. Bach treibt einen nur in die musikalische Verzweiflung. Aber darum soll es nicht gehen.

Es geht darum: Wir waren nie mit so viel Eifer dabei zu proben wie für Tochter Zion. Denn Tochter Zion muss laut sein. Erhaben. Aber so gedämpft, dass es nicht scheppert. Blechbläser*innen neigen bei überbordendem Enthusiasmus nämlich zum Scheppern. Das ist dann nicht schön. Vor allem dann nicht, wenn 20 Leute gleichzeitig scheppern. Das machte Tochter Zion, sonst musikalisch nicht so anspruchsvoll, immer zu etwas besonderem.

Am liebsten war es mir, wenn wir Tochter Zion nicht mit dem Vorspiel aus dem EG eingeleitet haben, sondern den Marsch aus Judas Maccabäus (woher die Vorlage von Tochter Zion stammt, deshalb Händel) vorangestellt haben. Leider haben wir das nur selten zur Aufführung gebracht, denn mit dem Marsch vorneweg sind uns gern die Trompeten durchgegangen. Es sind immer die Trompeten. Die in der zweiten Stimme. Immer. Wenn ich heute Tochter Zion höre, läuft es mir dennoch kalt den Rücken herunter vor Rührung. Denn es ist ein ganz besonderes Gefühl, dieses Lied zu hören, wenn man inmitten der Instrumente sitzt und die Begeisterung des gesamten Chores für dieses Stück spürt. Denn ich habe noch keine Blechbläser-Truppe erlebt, die Tochter Zion nicht mit der gleichen Begeisterung gespielt hat wie wir. Ich wette, auch bei denen hat es in der ersten Probe für die Weihnachtslieder erst einmal kräftig gescheppert.

Und nun für euch der Marsch und anschließend Zions Tochter:

27 Kommentare zu „Zeilenende singt nicht: Tochter Zion

    1. Wobei es in der Adventszeit gern aufgeführt wird. Und beliebt das ganze Jahr. Auch wenn es liturgisch streng genommen zum 25. März gehören müsste. Aber bei Religion darf man nichts so eng sehen. ☺

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  1. Mit stummem Krachen hast du eine offene Tür eingerannt. 🙂 Weihnachtsmusik kann ich immer gut leiden – zu jeder Jahreszeit. Und Händel ist ein exzellenter Auftakt. Das mit den scheppernden Blechbläsern ist allerdings immer wieder störend. Aber noch schlimmer finde ich das, was im zweiten Video zu sehen ist (und durchaus keine Ausnahme ist). Noch während des Konzerts muss bereits von Krethi und Plethi die Speisekarte studiert werden. -_-

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  2. Das ist wirklich ein schönes Lied. Und ein sehr unterschätztes, das man nicht so oft hört. Ich mag es auch und danke dir für den Hinweis. Ich werde die Videos meiner Weihnachtsplaylist hinzufügen. ★

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  3. Schön 🙂 Nicht nur, dass Du mit „Tochter Zion“ beginnst, sondern überhaupt die Idee, etwas über Weihnachtsmusik zu schreiben. Und Du bist immer noch für eine Überraschung gut. Das Zeilenende – ein Sänger und Musiker 🙂

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