Jeden Montag stellt das Buch-Fresserchen seine Montagsfrage zu Lesegewohnheiten, (fast) jeden Dienstag bemühe ich mich um eine Antwort auf ihre Frage. In dieser Woche: Gibt es Dinge in Büchern, die euch das weiterlesen vermiesen oder euch eine Geschichte abbrechen lassen?

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Ich bin ja ein ganzer Kerl. Wenn ich also eine Geschichte vorab geprüft habe, ob ich sie lesen will, dann ziehe ich sie durch. Ausschlusskriterien sind bekanntermaßen übertrieben viele Horrorelemente und seitenlanges Gedärmeverspritzen, kapitellange Massenschießereien und sonstige Handlungselemente, die nur um des Effekts willen in die Geschichte eingebaut werden – um zu übertünchen, dass es mit der Story-Idee und/oder dem erzählerischen Talent nicht so weit her ist. Ich bin ja ein kritisches Mimöschen.

Es kann aber durchaus passieren, dass ich trotz peinlichst genauer Prüfung einen Fehlgriff tue. Ich breche Bücher dennoch selten ab. Wenn mir also übertrieben viele Horrorelemente und seitenlanges Gedärmeverspritzen, kapitellange Massenschießereien und sonstige Handlungselemente, die nur um des Effekts willen in die Geschichte eingebaut werden – um zu übertünchen, dass es mit der Story-Idee und/oder dem erzählerischen Talent nicht so weit her ist – in einem Buch unterkommen, nehme ich das stirnrunzelnd zur Kenntnis und überblättere es im Zweifelsfall. Bei manchem Buch meiner Jugend, an Titel kann ich mich nicht erinnern, war also das Buch plötzlich nur noch halb so dick und vor allen Dingen nach der Hälfte vorbei. Weil dann nur noch Showeffekt kam.

Was ich beim Lesen nicht mag und dazu führt, dass Autor*innen und/oder Buchreihen und/oder Verlage auf die Schwarze Liste wandern, sind:

  1. Wiederholungen
  2. Wiederholungen
  3. Wiederholungen, die überflüssig sind. Wo sie also keinen Zweck erfüllen wie die ironische Vorwegnahme von etwas, das man gleich im Text erwähnen wird. Wer also eine Wiederholung in diesem Text findet, hat keine Wiederholung gefunden. Das ist ein Stilmittel.
  4. Widersprüche, sofern sie nicht bewusst benutzt wurden, um bspw. eine Figur in einer Geschichte (oder den Erzähler) lächerlich machen sollen. Für weitere Ausführungen, s. 3.
  5. Rechtschreib-; Zeichensetzungs- und sonstige Fähler en masse… Wenn ich ein Buch kaufe, das in einem traditionellen Verlag erscheint, erwarte ich ein anständiges Lektorat und schmunzle, wenn im ganzen Buch von 400-1000 Seiten dann doch ein Fehler stehen geblieben ist, weil niemand perfekt ist. Aber Es sollten nicht unbedingt 400 bis 1000 Fehler pro Seite sein. Und es gibt da einen Verlag, der mir in letzter Zeit wegen gewisser Schlampigkeiten negativ aufgefallen ist.

Ich habe noch so ein paar fantasyspezifische No-Gos in Hinsicht auf paternalistische Charaktere und dumpfbackige Protagonisten und science-fiction-lastige No-Gos in Hinsicht auf übertriebene Elemente der Space Opera, aber ich denke 9 Punkte (ob das jetzt an zusätzlichen Wiederholungen liegt, ein Widerspruch oder ein bloßer Tippfehler ist, überlasse ich euch) sollten einmal reichen.

Und ihr so? Was bringt euch dazu, das Buch in die Ecke zu werfen?

14 Kommentare zu „Montagsfrage: Lesestop-Trigger

  1. Ein Buch vor dem Ende aufhören zu lesen fühlt sich an, wie im Theater in der Pause gehen. Irgendwie nach Verrat. Letzteres habe ich bisher einmal gemacht (habe das Stück aber hinterher in Gänze gelesen, um herauszufinden, ob der Autor oder der Regisseur schuld war), Bücher sind es tatsächlich schon ein paar mehr. Wenn ich nach den ersten 100 Seiten aber immer noch nicht in einer Geschichte drin bin und immer noch nicht kapiert habe, worum es tatsächlich geht, kann das schon mal passieren.

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      1. Wenn ich mich ärgere, dann will ich auch wissen wie’s ausgeht. Schlimm ist nur wenn ich noch nicht einmal das über die Figuren wissen will. Ich ärgere mich auch gerne mal über das Verhalten der Protagonisten. Das ist aber kein Grund nicht fertigzulesen. Letzeres kommt zum Glück sehr selten vor.

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  2. Also, wenn eine Geschichte schon so bescheiden anfängt („Ich bin ja ein echter Kerl“) dann lese ich sie auf jeden Fall zu Ende und über alle Wiederholungen aufmerksam hinweg, um heraus zu finden, ob letztendlich die Mimose oder der Kerl siegen 😉
    Immer wieder schön, wie sich bei dir Stil und Inhalt zu einem sehr unterhaltsamen Ganzen verbinden! 🙂

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  3. Einen wichtigen Punkt hast du ja einleitend erwähnt. Man prüft vorab und greift nicht blindlings in den Blätterwald. Nun kann es trotzdem etliche Dinge geben, die auf mich sympathieschmälernd wirken. Sprachliche Macken beispielsweise. Wenn es sprachlich hühnerbrüstig daherkommt, oder wie auf Stelzen, oder uferlos schwadronierend. Das ist eigentlich die schwerstverzeihliche aller Sünden. Klischeetriefende Protagonisten bewegen sich auch im todsündigen Bereich.
    Dennoch. Die meisten Bücher bekommen eine zweite Chance. Denn es kann geschehen, dass das Problem mit der eigenen Stimmung zu tun hat, die aktuell nicht auf der Frequenz des Buches schwingt. Diese Liebe auf den zweiten Blick ist bei Büchern zwar selten – aber sie kommt vor.

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  4. Du glaubst nicht an die Liebe? Hm… Aber, zum Lesen: So wie du auch wähle ich im Vorfeld sehr gut aus, aber was mich ab und zu mal dazu bringt, ein Buch wegzulegen ist, wenn es einfach zu lang ist! Ich finde es schrecklich, wenn eine Geschichte noch eine Wendung nimmt und noch eine und man innerlich eigentlich längst ausgeblutet ist und weiter, aber der Autor findet und findet nicht den Mut, das Ding einfach ABZUSCHLIESSEN. Nicht immer liegt in der Kürze die Würze, aber dicke Wälzer finde ich in der Regel furchtbar. (Ausser es sind ungefähr 10000 Figuren beteiligt wie bei Game of Thrones, was ich aber nicht gelesen habe.)

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    1. Auf die Länge kommt es ja nicht an. Ich habe Bücher von 1000 Seiten gelesen, die gern doppelt so lang hätten sein dürfen. Und Bücher von 150 Seiten unerträglich langweilig gefunden.
      Was die Liebe angeht … Jenseits aller Pose bin ich zumindest skeptisch, was ihre diversen Formen angeht.

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