Die zweite Staffel von Arrow schließt gelungen an die erste Staffel an und erfüllt all das, was man sich nach dem gelungenen Einstand unseres Grünkäppchens wünschen konnte. Warum man nach der ersten auch die zweite Staffel Arrow unbedingt in einem Rutsch durchschauen sollte, verrate ich euch heute.

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Inhalt lt. amazon.de

Der Milliardär und Bogenschütze Oliver Queen kehrt für eine weitere actiongeladene Staffel nach Starling City zurück. Mit dem Ziel, die Kriminalität und Korruption in seiner Stadt zu bekämpfen, gelingt es Arrow (alias The Hood) mit Hilfe der technisch versierten Felicity Smoak und seiner schlagfertigen rechten Hand, John Diggle, in letzter Minute das „Unterfangen“ der Reichen und Mächtigen zu vereiteln, die Stadt von ihren ärmsten Bürgern zu „säubern“.

Olivers Bindungen zu Freunden und Familie machen die Sache jedoch komplizierter, da die Queens immer noch mit Geheimnissen handeln, die mit den Zielen von Arrow nicht zu vereinbaren sind. Olivers Rückkehr wirkt sich auch auf die Beziehung mit der Liebe seines Lebens Laurel Lance aus, und erfordert den Drahtseilakt als Oliver Queen für sie und als Arrow für Starling City da zu sein. Beim Finale der ersten Staffel von „Arrow“ machte der Dark Archer Oliver Queen das Leben schwer. Was wird uns wohl in der zweiten Staffel erwarten?

Story

Die zweite Staffel Arrow profitiert immens davon, dass sie sich langsam von dem Konzept „Irrer der Woche“ verabschiedet. Während in der ersten Staffel die einzelnen Schurken in Starling City im Mittelpunkt standen und Ollie mehr oder minder fleißig seine Liste abarbeitet, blieb der große Schurkenplan die meiste Zeit im Hintergrund. Die zweite macht nicht so weiter, sondern greift auf die erste Staffel zurück: Die eingeführten Schurken haben erneute Auftritte und werden damit zu Gegenspielern. Damit greift DC auf das genretypische Schema zurück, dass ein Held neben den alltäglichen Aufgaben auch immer wieder auf die typischen Antagonisten stößt: Superman hat seinen Lex Luthor, Green Lantern hat die Mitglieder der diversen anderen Lantern Corps, Batman hat insbesondere den Joker, mit dem er über die Jahrzehnte eine nahezu symbiotische Beziehung entwickelt hat.

Dies erhöht die Kontinuität der Arrow-Geschichten ebenso sehr wie die Geschichte der zweiten Staffel: Auch hier gibt es eine große, omnipräsente Bedrohung, die sich durch alle Folgen zieht. Im Unterschied zur ersten Staffel ist die Kamera aber näher an der konkreten Bedrohung und an den finsteren Plänen der Schurken. Auch die Rückblenden bleiben uns dabei erhalten, die im Laufe der zweiten Staffel immer komplexer werden und sich zeitweise auf drei Zeitebenen bewegen. Insgesamt kommen sie allerdings wohldosiert daher – nur in der Mitte der Staffel war es mir ein wenig zu viel.

 

Die Geburt der Helden

Richtig, da steht der Plural. Die erste Staffel endete für mich als Zuschauer wie für Oliver Queen mit der Frage, wie aus ihm nun ein Held werden solle. Er selbst will nämlich zunächst gar nicht so recht. Er zaudert und zagt, kann sich nicht recht entscheiden, was er möchte. Die Serie entspinnt im Laufe der Zeit aber ein feines Geflecht ethisch relevanter Fragen zu solchen Themen wie Schuld, Verantwortung und Gerechtigkeit. Insbesondere Moira Queen trägt einen Gutteil dazu bei, dass aus dem Vigilanten letztlich Green Arrow wird, weil sie ihrem Sohn mit ihrem Handeln einige wichtige Lektionen beibringt.

Überhaupt sind es im Wesentlichen die Anderen, die Ollie zum Helden werden lassen oder sogar machen. Im Laufe der zweiten Staffel wächst das Team von Green Arrow spürbar an. Man hat in mancher Folge das Gefühl, die Superhelden-und-Sidekick-Grundschule von Starling City sei auf einem Tagesausflug. Und wenn sie dann in ihrer Basis sitzen, wirkt es ein wenig wie „Unsere kleine Superhelden-Farm“, weil gefühlt so viele Menschen um Ollies „Geheim-„Identität wissen wie es Waltons gibt. Immerhin, die Serienmacher beweisen Humor: Ollie stellt das Team zusammen, hat aber zwischendurch die Schnauze voll von all den Freunden, die ihn dazu nötigen, zum Helden zu werden. Irgendwann weist er pikiert darauf hin, dass er doch der Beschützer von Starling City sei.

Ollies Heldenwerdung lässt sich dabei übrigens ziemlich genau festmachen, nämlich an dem Augenblick, in dem er von der Polizei von Starling City nicht mehr als Verbrecher sondern als Freund angesehen wird. Das ist für meinen Geschmack ein kleines Manko, denn von Erzfeinde zu BFF entwickelt sich das Verhältnis zur Polizei ein wenig schnell. Andererseits ist es nur logisch und konsequent, dass Ollie die formale Heldenwerdung von außen auf den Leib geschrieben wird.

Im Schatten von Ollie entwickelt sich darüber hinaus auch sein Team zu einer Heldentruppe weiter. Erwähnenswert ist dabei vor Allem die zweite Heldin, die die Bühne von Starling City betritt. Sie hat mit der Heldenwerdung weniger Zeit als Ollie, es vollzieht sich innerhalb der Staffel, aber setzt ein schönes Statement: Sie rettet ein Kind aus dem brennenden Haus. Während Ollie von außen zum Heldentum gezwungen werden muss, entscheidet sie sich unbewusst selbst dazu. Und dokumentiert zugleich, dass weibliche Helden gleichwertig gegenüber den prototypischen männlichen Helden sind. Auch wenn weibliche Helden vor Allem in engen Lederkostümen oder leicht bekleidet herumlaufen, sie dringen in die typische Domäne ihrer männlichen Kollegen ein: Das Kinderretten durch Waghalsigkeit und schiere physische Kraft. Chapeau, das nenne ich einen Beitrag zur Heldinnen-Emanzipation. Ein etwas weinerlicher und zaudernder männlicher Held und eine energisch, zupackende Heldin. Da werden die Klischees ordentlich durchgewirbelt.

 

Oberkörper, Kämpfe und Masken

Ollies Oberkörper ist zu Beginn der zweiten Staffel nach wie vor wichtigster Nebendarsteller. Dann verschwindet er allerdings plötzlich, einer vorsichtigen Schätzung nach sieht man ihn für 10 Folgen gar nicht. Das bietet Anlass zur Spekulationen: Hat unser liebster Oben-Ohne-Held zwischendurch eine kleine Plauze angesetzt oder gab es nicht genug Geld vom Studio für das Narben-Makeup? Wie dem auch sei. Offenbar haben die Macher begriffen, dass man den Oberkörper zwar durchaus als ästhetisches und erzählerisches Mittel einsetzen kann, er sich aber abnutzt, wenn man ihn in jeder zweiten Szene zu Gesicht bekommt.

Die Kämpfe in Arrow werden physischer, geschuldet sicherlich vor Allem dem Auftauchen der League of Assassins. Die gibt Arrow einen anderen Ton vor als einer typischen Superhelden-Serie, die von den außergewöhnlichen Fähigkeiten eines Helden lebt. Wie in der ersten Staffel erwähnt mangelt es Ollie ja daran. Selbst Batman kann immer noch seine Gadgets und seinen außergewöhnlichen Scharfsinn ausspielen. Die Serienmacher wenden dies positiv und offerieren ihrem Helden ein anderes Alleinstellungsmerkmal: Mythos und Kampfkunst. Arrow entwickelt sich in der zweiten Staffel zu einer Mischung aus Mystery- und Kung-Fu-Serie.

Das bietet Ollie, dessen Body Count in der ersten Staffel als ein Problem seiner Heldwerdung herausgestellt wurde, die Möglichkeit, an sich zu arbeiten. Er tötet seine Gegner nicht mehr, er verprügelt sie. Teil des Konzepts sind auch die Trickpfeile. Immer wieder die Trickpfeile. Dieses Klischee wird der Grüne Pfeil nie los werden und der Tag, an dem der Boxhandschuh-Pfeil auftaucht, wird das Ende der Serie sein, behaupte ich. In der zweiten Staffel kommen nicht-tödliche Pfeile erstmals großflächig zum Einsatz und ich muss sagen, ich bin überrascht. Sie sind stimmig und passen ins Konzept, ohne albern zu sein. Ebenso wie die Geschichte um die Maske. Hielt ich es anfangs für einen Spleen der Kostüm-Designer, Ollie mit Farbe im Gesicht herumlaufen zu lassen, bietet die zweite Staffel nicht nur eine Erklärung dafür, unser liebster Held mit wohldefiniertem Oberkörper wird auch dadurch zum Helden, dass er das typischste Heldenutensil überhaupt bekommt und endlich mit Maske herumläuft. Vielleicht wird seine Identität nun nicht mehr so häufig aufgedeckt.

 

 

Fazit

Es ist so heiß in diesem Beitrag, ich glaube, es ist Sommer. So, haben wir das auch noch erwähnt, wo stehen wir mit Arrow nach zwei Staffeln? Wir haben endlich unseren Helden bekommen und er hat auch gleich ein Team dazu bekommen. Das ist zugegebenermaßen stellenweise etwas nervig: Die Serie heißt Arrow und nicht „Arrow und seine Freunde“, aber immerhin lässt sich sagen: Die eingeführten Nebenhelden sind durch die Bank weg sympathisch. Die Serienmacher sollten nur nicht auf die Idee verfallen, Arrow als Spin-Off-Generator zu benutzen, damit liefen sie Gefahr, den Charme ihres Titelhelden preiszugeben.

Davon abgesehen bietet die zweite Staffel Arrow beste Unterhaltung: Überraschende Wendungen en masse, einen mörderischen und ausgefuchsten Großplan über die gesamte Staffel hinweg, einen epischen Endkampf, den Auf- und Abtritt eines alten Bekannten und eine schöne Überleitung in die dritte Staffel, die wirklich neugierig macht. Arrow entwickelt in der zweiten Staffel nicht nur den Protagonisten zum Helden weiter, durch die Mystery-Elemente, die Fragen nach Schuld und Verantwortung sowi die League findet die Serie optisch wie auch inhaltlich ihren ganz besonderen Ton.

18 Kommentare zu „Besprechung: Arrow Staffel 2

    1. Meinst du The Flash oder Legends of Tomorrow? Habe ich beide noch nicht gesehen, aber ich muss zugeben: Der Flash, den wir bei Arrow sehen ist der erste, den ich mag. Ansonsten ist Flash für mich „Ach ja… Kann halt schnell laufen. Tooooll.“
      Ich habe da wohl Vorurteile. *g*

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      1. Wow. Das schaffe ich ja nicht. An Serien mit 20+ Folgen arbeite ich mich normalerweise mindestens einen Monat lang ab. Und dann dauert es einen weiteren Monat, bis die Review fertig ist. 😉

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  1. Schöne Besprechnung! Ich denke ja bei ‚arrow‘ sofort an Edgar Wallace und seinen (allerdings schwarzweißen) Grünen Bogenschützen. Und an grüne Strumpfhosen – halt, falsch, das war Robin Hodd, in den ich mich als Kind gern verkleidete in schwäbischen Forsten … 🙂

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  2. Ich muss zugeben, die erste Staffel fand ich noch recht unterhaltsam.Alles danach wurde immer lächerlicher. Ich denke nicht, dass ich jemals ein DC-Fan werde. Marvel-Helden sind einfach vielschichtiger, glaubwürdiger und genauer ausgearbeitet.

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    1. Menschen, die von Spinnen gebissen wurden? Blauhäutige Gestaltwandler-Mutanten? Der Kerl in der fliegenden Blechdose? CAPTAIN AMERICA? ^^
      Pardon … Ich bin nunmal DC 4 life. Marvel hat im Cinematic Universe auch nicht so viel an ausgefeilten Helden zu bieten, Spiderman ist auch nicht der vielschichtigste aller Helden, obwohl ich ihn mag. Wolverine ist so spontan der einzige Held, den ich vielschichtig nennen würde. Und dem gegenüber steht der ebenso ausgefeilte Batman. Was aber stimmt: Zu meinem Leidwesen sind die Fernseh- und Kinovarianten der DC-Helden nicht so gefällig wie die von Marvel. Wobei die zweite Staffel Arrow richtig gut war. Aber dann wird es schlimmer.

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      1. Ich bin da auch eher bei den Marvel-Serienhelden – Luke Cage, Agents of Shield, Agent Carter, Daredevil, Jessica Jones, Punisher… was die Marvel-Kinohelden betrifft, denke ich, dass Cap unterschätzt wird. Leider sind echte Helden nicht mehr im Trend – aber er war einer, bevor er zum Cap gemacht wurde und er ist nur halb so patriotisch, wie es erscheinen mag. Zumindest nehme ich ihm sein Heldentum ab, wie einigen anderen Marvel-Heroes auch. Zumindest scheint jeder einen persönlichen Grund (Ziel) für seine „Heldentaten“ zu haben. Etwas, was ihn/sie antreibt. Bei DC sind das nur Behauptungen, die sich nicht in Taten widerspiegeln. Ist einfach schlechter geschrieben. Punkt. Daher wirken sie oft einfach nur lächerlich. Die meisten DC-Kino und Serienhelden sind langweilige Klischees in hässlichen und übertriebenen Kostümen. So, jetzt bist du wieder dran. 😉

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        1. Das ist unfair, die Agents of S.H.I.E.L.D. sind alles keine Superhelden. Ebensowenig Peggy Carter und beim Daredevil … Naja. Die lassen sich auf DC-Seite eigentlich nur mit Batman vergleichen. Fairer wäre der Vergleich, wenn man über die X-Men, Spiderman, Hulk, Captain America spricht. (Für den Cap habe ich übrigens ein großes Herz, aber er ist ein ganz furchtbar klischeehafter Kerl … )
          Dann kann man immer noch sagen: Okay, X-Men haben viel für Diversity geleistet (oh Wunder, die Serie hat sich was in Sachen Homosexualität getraut), aber ihre Kostüme sind genau so albern wie das Cape von Superman. *gg*
          Ernsthaft: Ich habe kein Bedürfnis, die DC-Filme zu verteidigen. Arrow ist eine durchaus intelligent gemachte Serie (zumindest in den Staffeln 1 und 2), GA ist als Held durchaus auch mit den genannten Marvel-Helden vergleichbar (und in seiner Motivation sehr viel interessanter als Peggy Carter, bei der es doch nur auf Liebe zum Cap hinausläuft … Sorry, Peggy) … Aber mit Marvel können sie nicht mithalten. Dafür ist Green Lantern der coolste Comic Book Hero aller Zeiten. Trotz miesen Films. *gg*

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  3. Also, Cap wäre ein Klischee, wenn unter dem Kostüm nicht ein tatsächlich und wahrhaft glaubwürdiger Charakter stecken würde. Das macht ja seine Faszination aus. Er ist nicht dieser typisch überzeichnete, kaputte Typ, der jetzt einen auf bekehrt macht und den Retter spielt – er ist eine durch und durch gesunde Persönlichkeit! Das ist zwar selten, aber kein Klischee. Was Peggy betrifft, natürlich ist sie eine Heldin (ich rede hier nicht von Inhumans, Metawesen, Halbgöttern oder Mutanten mit Superkräften, sondern von Personen, die heldenhaft und verantwortungsvoll handeln!). Und ja sie liebt Cap, aber das ist nicht der Konsens der Serie, es geht um die Rolle der Frau in einer Zeit, in der Frau nun ja .. es absolut nicht leicht hatte, in der Männerwelt, und wie sie damit umgeht ist grandios! Das macht sie zur Heldin und zur gleichberechtigten „Partnerin“ für jemanden wie Cap!
    Gerade in der Marvel-Welt wird sehr viel Augenmerk auf die Rolle der Frau gelegt (ohne falsch verstandene Emanzipation oder Frauenversteherei zu heucheln). Was, unter anderem, Autoren wie Joss Whedon geschuldet ist, der schon mit „Buffy“ bewiesen hat, dass er „Frau“ respektiert, versteht und als gleichberechtigten Partner versteht.
    Was mir bei DC auffällt, ist, dass sie immer noch zu sehr auf die klassischen Superhelden bauen. Kaputt, gefallen, geläutert und auferstanden, wieder gefallen und noch mehr geläutert… dabei haben ihre Figuren aber nicht die Tiefe, die es für so einen Charakter benötigt. Auch deren Antagonisten sind mir zu viel Klischee.

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    1. Ach … Ja. Aber ich denke, wir gehen von unterschiedlichen Voraussetzungen aus. An so etwas wie Helden glaube ich nicht. Und halte den Begriff in der Wirklichkeit für problematisch. Und wir reden über das, was auf der Leinwand geschieht. Für mich ist der Cap in erster Linie, weil ich nur wenige Hefte gelesen habe, der Cap aus der 60er-Jahre-Zeichentrickserie. Und die DC-Helden sind für mich die aus den Comicheften.
      Peggy ist ganz klar eine Heldin, wenn man sich klar macht, dass Agent Carter eine sozialkritische pseudorealistische Historien-Serie im Marvel-Universum ist, aber sie ist eben keine Superheldin. Und im Kontext von Comic Book Movies ist Held für mich der Superheld. Dieses spannende und zugleich beängstigende Gedankenexperiment, was passiert, wenn plötzlich Homo Superior auftritt und das Recht in die eigene Hand nimmt.
      Was die Antagonisten angeht, hast du auf Seiten Marvels aber durchaus recht. Den Joker mal ausgenommen.

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