Ich bin ein Freund der einfachen Küche und ein großer Freund des Salats als vollwertige Mahlzeit. Damit meine ich nicht den Nudelsalat und erst recht nicht den Kartoffelsalat. Letzterer ist insbesondere in der Mayonnaise-Variante nicht einmal eine Beilage (wie der Nudelsalat), sondern ein perfider Anschlag auf meine Geschmacksknospen. Da sollte die EU eigentlich etwas gegen unternehmen.

Ein ebenso großer Fan vom Salat als vollwertiger Mahlzeit bin ich von der Kombination aus Tomate und Brot. Sei es als Bruschetta oder als Pappa al pomodoro, Brot und Tomaten ist eine tolle Kombination. Und der einzig legitime Grund, Weißbrot zu essen. Man muss die beiden Zutaten aber nicht zwangsläufig warm kombinieren. Gut, die Pappa al pomodoro kann man auch kalt essen, aber ich mag sie warm lieber. Dieser italienische Brotsalat hingegen ist kalt, lecker und in größerer Portion eine großartige Mahlzeit. Ihr benötigt:

  • 8 cm Ciabatta
  • (4 Knoblauchzehen)
  • 6 EL Olivenöl
  • 2 EL Pinienkerne
  • 1 Handvoll Rucola
  • 250g Kirschtomaten
  • (12 schwarze Oliven)
  • 1 Handvoll frische Kräuter (Basilikum, Oregano, Thymian, Rosmarin, Estragon, Salbei, ihr wisst schon)
  • 2 EL Balsamico
  • (4 EL Parmesan)
  • Salz, Pfeffer

Aus den 8 cm Ciabatta macht ihr mit einem Messer 8 1 cm dicke Scheiben Ciabatta. Oder ihr schneidet gleich von einem ganzen Ciabatta 8 1 cm dicke Scheiben ab, ganz wie ihr mögt. Ich bezweifle aber, dass es Bäckereien gibt, die ihr Ciabatta centimeterweise verkaufen.

Diese Ciabattascheiben würfelt ihr nun ordentlich. Parallel dazu erhitzt ihr in einer Pfanne 2 EL Olivenöl, schält und hackt den Knoblauch und gebt ihn ins Öl. Wartet einen Augenblick und röstet dann die Ciabattawürfel rundherum an. Seid ihr euch nicht sicher, ob die Pfanne genug Hitze habt, könnt ihr wahlweise eure Hand in die Pfanne legen oder auf den Griff gucken. Für Küchenlegastheniker wie Nesthäkchen wurde offenbar eine spezielle Pfanne erfunden, deren Griff einen Streifen hat. Der leuchtet dann rot, wenn die Pfanne heiß ist. Unverzichtbares Gadget!

Wenn ihr eure aromatische Mahlzeit mit Herrn Zeilenende Sr. teilen wollt, lasst ihr den Knoblauch einfach weg, denn den verträgt er nicht. Wenn es euch möglich ist, könnt ihr ihn durch Bärlauch ersetzen – also den Knoblauch, Herrn Zeilenende Sr. ersetzt man nicht durch Grünzeug. Der Knoblauch macht die ganze Sache noch einmal aromatischer, aber er ist auch nicht existentiell notwendig für dieses Gericht.

Wo wir bei den Optionen sind: Eine ähnliche Regel gilt auch für die Oliven. Wenn ihr Gästen etwas abgeben wollt und diese Oliven mögen, gebt sie hinein. Lasst sie in dem Fall aber am Stück, damit ihr sie einfacher aus dem Salat fischen könnt. Wenn ihr ohnehin für euch allein kocht, lasst sie weg. Der Parmesan hingegen ist für mich obligatorisch und wichtig. Für die vegane Fraktion bietet sich eine Mischung aus Hefeflocken, ggf. etwas Paprikapulver und zerschredderten Cashew-Kernen an (die sogar Mutter Zeilenende mag, was an der Tatsache liegen dürfte, dass diese teuflischen Hefeflocken auch nichts anderes ist als Glutamat).

Sind eure Brotwürfel fertig, könnt ihr sie beiseite stellen und in der ausgewischten Pfanne die Pinienkerne sanft anrösten und dann das Dressing herstellen. Die übrigen 4 EL Olivenöl verbinden sich dafür mit dem Balsamico-Essig, Salz, Pfeffer und den gehackten Kräutern. Dafür nehme ich das, was in den Töpfen auf der Terrasse wohnt, in diesem Fall also Basilikum, Oregano und Estragon, weil ich mich für das Anpflanzen von drölfzig Sorten Pfefferminze entschieden habe und Mutter Zeilenende keine Pfefferminze mag, egal in welcher Sorte.

Damit seid ihr beinahe auch fertig. Die Tomaten werden halbiert oder geviertelt, ganz nach Gusto. Werft eine Handvoll Rucola in die Schüssel. Dafür liebe ich das Rezept, weil „Handvoll“ eine schöne Mengenangabe ist, die jede*rmann*frau so interpretieren kann, wie gewollt. Und je nachdem, was die Hände zulassen. Ich habe gern viel Rucola. Was aber nicht erlaubt ist: Mutter Zeilenende nachzugeben:

„Man könnte doch statt Rucola Feldsalat nehmen.“ „Nein, kann man nicht. Das ist ein Rucola-Brot-Salat.“ „Aber schmecken würde das bestimmt auch.“ „Schon, aber dann wäre es kein Rucola-Brot-Salat mehr. Ich will Rucola, wenn ich schon keinen Knoblauch bekomme und Oliven dulden muss.“

In die Schüssel gesellen sich zum Rucola erst die Tomaten und die Pinienkerne, anschließend die Brotwürfel, der Parmesan und das Dressing. Alles gut durchgemengt ergibt eine großartige Mahlzeit. Oder in kleiner Portion eine Beilage zu einem großen gegrillten Rumpsteak von knapp 400g. Obwohl man nur ein kleines haben wollte, aber Mutter Zeilenende beim Metzger nur noch ein 400g-Stück bekam, es gut meinte und mir statt „kein Rumpsteak“ ein Monster-Rumpsteak mitbrachte. Das ist ein weiterer Grund, warum man auf den Rucola nicht verzichten sollte. Dessen Bitter- und Senfaromen beruhigen den Magen, wenn man wie ein vollgefressener Löwe träge auf dem Boden liegt und über Magenschmerzen klagt.

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26 Kommentare zu „Rucola, Brot, Tomate und Kompromisse

  1. Hm, sehr lecker. Aber ich muss den Kartoffelsalat mit Majonaise verteidigen. Ich liebe ihn; zu Bratfisch, zu Würstchen, als Beilage beim Grillen……..Manchmal muss er einfach sein. Kommt halt aufs Rezept hat. 😊 LG Ela☕

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    1. Und man kann auch halb Naturjogurt – halb Mayonnaise nehmen….dann schmeckt es auch schon mal anders, verliert seinen Schrecken für Kalorienzähler und ist sehr lecker 🙂 aber Brühedressing für herrlich schlotzigen Kartoffelsalat nehme ich trotzdem sehr gern 😀

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          1. Mein grundsätzliches Problem ist: Damit ist es kein Dressing, sondern es pappt alles zusammen und ist dick mit der Sauce eingeschmiert. Egal wie wenig du dran gibst. Das finde ich mit am Schlimmsten. In Kombination mit dem starken Eigengeschmack hast du nix mehr von der Kartoffel

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            1. Schtümmt….wobei ich dieses verschmelzen von Sauce und Kartoffel mag….mit den richtigen Gewürzen etc. ….aber eben dann auch wieder nicht….dann sind die anderen Varianten gefragt 🙂

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  2. Na toll! Ich stürme in die Küche, stelle die Pfanne auf den Herd und starre eine Viertelstunde auf den Pfannenstiel …. und sehe NICHTS. Nur im ganzen Haus stinkt es jetzt verbrannt. Und dann lese ich im Blog weiter und stelle fest, dass man eine spezielle Pfanne braucht, um die Temperatur am Stiel ablesen zu können 😉
    Rezept klingt sehr lecker. Aber den lieben Zeilenende wählen wir mal lieber nicht zum EU-Lebensmittelzulassungsoberbeauftragten (falls es dafür noch keine Wahl gibt, sollten wir sie auch nicht einführen), sonst schafft er noch den „Erdäpfelsalat mit Mayonnaise“ ab!!!

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