Meiner Obsession für Star Trek habe ich sehr grundsätzlich bereits hier Ausdruck gegeben und es mit meiner Besprechung des letzten Star Trek Films vertieft. Im dritten Teil der Reihe müssen wir über Götter und fremde Spezies reden.

Gerade in TOS spielten Götter und gottgleiche Figuren eine wichtige Rolle. Die Platonier verfügten über mächtige Gedankenkontrollkräfte, Apollo höchstpersönlich und die riesige grüne Hand im Weltall hatte seinen Auftritt in einer Folge, auch Trelane und die Organier könnte man den göttlichen Wesen zurechnen. Star Trek bedient sich damit eines sehr bürgerlichen Kanons an Wissen und bringt ihn geschickt ins Weltall.

Es sind nicht die Referenzen allein oder die Idee, dass Apollo ursprünglich ein Außerirdischer war, der von den Menschen verehrt wurde, es ist vielmehr der Umgang der Menschen mit diesen Göttern. Nimmt man es ernst, dass diese Figuren wirklich Götter sind und begegnet man ihnen leibhaftig, könnte man in Schockstarre fallen. Doch nicht so die Enterprise und Captain Kirk. Legendär ist die Frage im (zurecht) belächelten fünften Kino-Abenteuer „Am Rande des Universums“ geworden, als Kirk angeblich Gott höchstpersönlich trifft. Und Kirk ihn fragt, wofür Gott ein Raumschiff braucht.

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Das kann man blasphemisch finden und war von Gene Roddenberry als recht exponiertem Religionskritiker wahrscheinlich auch so intendiert. Es war seine Abrechnung mit der Religion und Gottesvorstellungen. Doch bevor sich irgendjemand beleidigt fühlt, sollte sich irgendjemand auch klar machen: Apollo war kein Gott, nur ein mächtiger Außerirdischer. Ebenso Gott. Und Trelane oder die Platonier. Sie alle hielten sich für allmächtig und überlegen, aber der Crew der Enterprise gelang es mit Hartnäckigkeit, Geduld, List, aber auch Argumenten, diese göttlichen Wesen zu schlagen, oft weil sie sich zu selbstherrlich aufspielten.

Damit geht insbesondere von den Götterfolgen in Star Trek um eine doppelte Botschaft:

  1. Wer physisch oder technisch stark ist, sollte sich auf diese Stärke allein nicht verlassen. Stärke legitimiert insbesondere keine Macht. Wer Stärke missbraucht, hat keinen Anspruch auf Machtausübung. Und auch wenn er glaubt, mit Stärke allein andere beherrschen zu können, wird sich irgendwann verausgaben oder einen Fehler machen. Aus jeder Tyrannei gibt es einen Ausweg.
  2. Wer sich nicht einschüchtern lässt, sondern auf die eigenen Fähigkeiten vertraut und nicht aufgibt, der kann alles erreichen, sich gegen alle Widerstände durchsetzen und das Unmögliche möglich machen. Denn das Unmögliche sieht manchmal nur unmöglich aus.

Der zweite Punkt ist natürlich sehr amerikanisch. Aber so platt wie ich ihn formuliert habe, stellt er sich in der Serie nie dar. Diese Erkenntnis wird dem Zuschauer selbst überlassen. Und dies zu erreichen ist nicht einfach. Die Crew der Enterprise entkommt den Göttern und gottgleichen Wesen nämlich nie allein durch die Heldentaten von James T. Kirk sondern sind das Resultat des Zusammenwirkens der unterschiedlichen Crewmitglieder.

Star Trek gelingt es auf diese Weise, den Geist der Gemeinschaft zu beschwören und einen Weg aufzuzeigen, wie die Menschheit in eine positive Zukunft gehen kann. Gene Roddenberry entwirft in seiner Serie eine Vision. Er hebt zwar den Zeigefinger (Religion ist Mist, Rassendiskriminierung ist Mist, Kalter Krieg ist Mist, …) und legt ihn in bestehende Wunden, ABER … Und dieses Aber ist erneut doppelt:

  1. Er bleibt nicht bei seiner Kritik stehen sondern bietet einen Gegenentwurf an, der
  2. aber nicht den Fehler macht, ebenfalls als Religion daherzukommen und Vorschriften entwickelt. Er macht ein Angebot zum Diskurs, denn es kommt darauf an, dass die Menschen selbst sich ihrer Stärken bewusst werden und kooperieren müssen. Diesen Prozess kann man von außen anstoßen, aber nicht vorschreiben.

Mit etwas Pathos und Übertreibung könnte man daher sagen: „Star Trek ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“

7 Kommentare zu „Zeilenende der Trekkie (3): Von Göttern und anderen Spezies

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