Daniel Radcliffe ist nicht nur Harry Potter. Aber diejenigen, die mehr von ihm gesehen haben als die Zauberlehrlingfilme, werden das sicher schon wissen. Für alle, die das bislang noch nicht wussten: A Young Doctor’s Notebook ist eine Gelegenheit, sich davon selbst zu überzeugen.

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Inhalt lt. amazon.de

Daniel Radcliffe verkörpert den jungen Arzt, der frisch von der Universität in Moskau an ein Krankenhaus in der Provinz kommt, wo er im Umkreis von vielen Kilometern der einzige Arzt ist. Während er die Medizin bislang nur aus Büchern kannte, wird er nun auf einmal mit der harten Realität konfrontiert. Seine einzige Hilfe, wenn man so will, ist sein älteres Alter Ego, welches ihn jedoch nur allzu gerne mit sarkastischen Kommentaren und Bemerkungen über seine Unsicherheiten und Neurosen piesackt…Überzeugt durchgehend mit charmantem Witz und zwei herausragenden Hauptdarstellern. Vor allem Daniel Radcliffe bekommt erneut die Chance,sein komödiantisches Talent zu beweisen.

The old doctor had a beard. – I shaved last week … Yesterday.

Bärte, Ärzte und Tagträume sind die Zutaten dieser netten kleinen Serie mit Daniel Radcliffe. Es erinnert ein wenig an Scrubs und ist auch genau so witzig wie die amerikanische Ärzte-Sitcom in ihren besten Zeiten. Und der Bart sieht bei Daniel Radcliffe ebenso albern aus wie bei Zach Braff.

Mental ist Vladimir allerdings anders aufgestellt als JD. Er begegnet den Herausforderungen, vor denen er steht, nicht mit dem unerschütterlichen Optimismus des Arztes aus Passion, dem es ums Helfen geht. Vladimir ist Akademiker mit Bestnoten, träumt von Forschung und eigenen Vorlesungen. Zu dumm, dass es ihn in die Provinz verschlagen hat. Er hält das für einen kapitalen Fehler. Außerdem hat er keine Ahnung, wie man eine Geburt assistiert. Zu dumm, dass sein erster Fall nicht nur eine Geburt ist, sondern auch noch eine problematische, mit einem Baby, das sich nicht richtig gedreht hat.

Komik bietet die erste Staffel der Mini-Serie zuhauf. Sei es der Feldscher, der ein sympathischer Verwandter des Hausmeisters aus Scrubs ist, die Krankenschwester, die dem Klischee ihres Berufsstandes ergeben aber gelangweilt nachkommt oder natürlich Daniel Radcliffe selbst, der immer noch so jung aussieht und der sowohl wortwörtlich als auch metaphorisch zu klein für die Kleidung seines Vorgängers, des großen Leopold Leopoldowitsch ist und sich zu allem Übel auch noch mit seinem älteren Ich herumstreiten muss und sich eine Prügelei im Operationsbereich leistet.

The shop is closed. – When does it open? – August!

Bei allem Humor ist A Young Doctor’s Notebook zugleich bitterer und härter. Das betrifft die Bildsprache, als Vladimir mit einer stumpfen Säge eine Amputation durchführen muss, die ihm von Herzen zuwider ist, die Einsamkeit des jungen Mannes am Ende der Welt oder wenn die blanke Überforderung sichtbar wird, unter der er leidet. Aller seiner Träume und der Möglichkeit eines Lebens zur Ablenkung beraubt, versucht Vladimir alles, sein Los erträglicher zu machen und verbittert darüber in kürzester Zeit.

Er selbst hält sich für den größten Medicus aller Zeiten und wahrscheinlich ist er auch fähig, aber er hat niemanden, der ihn wahrnimmt. Der magnificently bearded Leopold Leopoldovitch wirft selbst in den sibirischen Nächten noch einen Schatten auf das Wunderkind. Und wenn er nicht im Schatten steht, wird er regelmäßig angekotzt – wörtlich. Sein einziger Ausweg ist bitter-süß: Das Morphium erheitert und entrückt ihn, doch zugleich zerfrisst es ihn, wie der Zuschauer dank der zweiten Zeitebene weiß.

A Young Doctor’s Notebook ist greifbare Verzweiflung, so komisch inszeniert, dass der Zuschauer gar nicht anders kann, als in der Trauer immer wieder herzhaft zu lachen. Daniel Radcliffe zeigt, dass er ein wunderbarer Clown ist. Allein das macht die Serie schon sehenswert.

12 Kommentare zu „A Young Doctor’s Notebook – Staffel 1

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