In dieser Woche will das Buch-Fresserchen wissen, wie es um unsere Geduld bestellt ist. Sie fragt es so allgemein, ich sehe es gerade als interessant an, wenn es um „Must-Reads“ geht. Denn da treten interessante Verwerfungen auf.

Spricht man von Jagd in Verbindung mit Einkäufen, dann habe ich zwei Bilder im Kopf. Zum einen Mütter am Montagmorgen um kurz vor Acht einer beliebigen Filiale des Albrecht-Discount, wenn Babykleidung im Programmheft angekündigt ist, und zum anderen Primark. In beiden Fällen geht es darum, möglichst schnell das schöne Neue zu ergattern, unter großem Konkurrenzdruck und nicht selten unter Entrichtung eines Blutzolls. Der Sammler wartet hingegen bis zum Ende der Woche und nimmt mit, was noch da ist. Oder wartet sogar, bis die neue Kollektion kommt, um gemütlich durch die reduzierte alte zu stöbern. Jäger sind hier aufs Neue aus, Sammler sind so etwas wie Aasgeier.

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Beim Buchkauf ist es umgekehrt. Die Metapher des Sammlers ist ja die des Gemütlichen. Der muss sich nur bücken, um etwas zu nehmen, während der Jäger tagelang durch die Prärie hetzt … Ihr habt bestimmt alle diese Bilder vor Augen. Der Bücherjäger ist derjenige, der lauert, wann ein Buch als Taschenbuch erscheinen möge oder womöglich sogar auf Flohmärkten oder im „Modernen Antiquariat“ aufschlägt. Der Sammler hingegen geht in seine bevorzugte Buchhandlung, nimmt den aktuellen Bestseller vom entsprechenden Tisch und geht wieder.

Ich warte derzeit auf zwei Taschenbuchausgaben: John Irvings Straße der Wunder und Juli Zehs Unterleuten. Ich bin geduldig. Ich bin ein Jäger. Obwohl das falsch ist. Ich bin eigentlich ein Sammler. Aber anders. Es gibt nur wenige Bücher, die ich haben „muss“. Genau genommen gilt: Wenn John Irving drauf steht, muss ich es haben. Als Taschenbuch. Weil ich alle Irvings als Taschenbuch habe.

Aber sonst? Ich bin ein Stöberer. Wenn der vermaledeite riesige SuB nicht wäre, würde ich gern regelmäßig auf Flohmärkte gehen, in Antiquariate und zu Grabbeltischen in Kaufhäusern. Um zu sehen, ob ich nicht begraben unter den historischen und Liebes-Romanen Dinge verborgen finde, die auch mich interessieren. Oder ich gehe in die Buchhandlung und schaue mich um, nehme mit, was ich gern hätte. Schaue auf Blogs und notiere mir die ein oder andere Lese-Empfehlung für den virtuellen SuB, der abgebaut wird, sobald der reale überschaubar ist (d. h. einreihig).

Vielleicht bin ich Jäger, weil ich so lange jage, bis ich partout nicht nein sagen kann und in Tränen ausbräche, wenn ich dieses schöne Buch für 2€ nicht mitnähme. Andererseits kann man mich hin und wieder durch einen geschickten Impuls zum Spontankauf verleiten. Und was ich einmal habe, gebe ich auch nur schweren Herzens wieder her?

Wie ist es mit euch? Seid ihr Jäger, Sammler, Flohmarkter, rebuyer oder bester Kunde eurer Buchhandlung?

28 Kommentare zu „Jäger oder Sammler? (Montagsfrage)

  1. Du wartest auf Irvings Straße der Wunder? Daher weht der Wind! Nun, 150 Seiten weiter wird es besser. Ach ja, die Jungfrau Maria ist immer noch omnipräsent. Juan Diego als Hauptprotagonist ist okay. Aber wirklich faszinierend finde ich seine Schwester Lupe. Nur um ihretwillen lese ich weiter.

    Ob ich Jäger oder Sammler bin? Es gibt kein Buch, dass ich unbedingt haben müsste. Ich liege auf der Lauer und warte, was mir zufällt. Manchmal war ich Dingen – nicht nur Büchern – zu manisch hinterher und musste dann feststellen, dass es sich gar nicht gelohnt hat. Ich verlasse mich auf meinen Instinkt und darauf, dass zu mir kommt, was zu mir passt.

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    1. Vorweg: Sub-Abbau? Kann man das essen? Ö.ö
      Generell gehöre ich wohl zu der Gruppe „Jäger UND Sammler“.
      Hier sieht es so anders aus! Bin ganz verwirrt … Oder gucke ich anders? Ich sehe Einhörner! Oh mein Gott, es geht zu Ende mit mir …

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  2. ich bin ammelnder Jäger oder jagender Sammler….es hängt vom Buch ab und dem Schriftsteller….meistens gebe ich mir inzwischen aber Zeit….früher gab es Schriftsteller, deren Bücher ich SOFORT lesen musste 😉

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  3. Die Buchmärkte, mit denen ich mich regelmäßig befasse, bringen jedes Jahr eine enorme Anzahl an Neuerscheinungen hervor. Man könnte sagen, dass neue Bücher wie Pilze aus dem Boden schießen. Das gibt, in Verbindung mit den Jägern, eine amüsante Vorstellung. Die Jäger durchstreifen das Gelände auf der Suche nach Beute – und die Pilze wollen den armen potentiellen Beutetieren helfen und schießen aus dem Boden. Natürlich auf die Jäger. 😉
    Ich büchere eigentlich am ehesten nach Art eines „en-passant Pilzsammlers.“ Das Streifen und Stöbern ist mir wichtiger als die Beute. Irgendwas fällt dabei ohnehin immer ab. Früher oder später. Meist früher, als mir lieb ist – in Anbetracht eines nicht unbeträchtlichen SuB/SaB. 🙂

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  4. Ab und zu will ich aktuelle Bücher und dann gebe ich viel Geld aus, weil ich nicht auf Taschebücher warten möchte. Unterleuten ist so ein Fall und ich habe es schon zweimal gelesen. Manchmal stöbere ich und kaufe Mängelexemplare (sagt man heute noch so?). Also, ich bin Jägerin und Sammlerin, je nach Laune und Geldbeutel.

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  5. Bei mir gibt es Bücher, die muss ich einfach sofort haben, da wird nicht lange gejagt, sonder sofort erlegt. Das Bücher sammeln habe ich hingegen so ziemlich aufgegeben, weil es irgendwann einfach zu viel wurde. Ich habe gelernt loszulassen und verkaufe, verschenke oder spende die meisten Bücher, wenn ich sie gelesen habe. Nur ganz vereinzelte Exemplare behalte ich, weil sie einen besonderen Inhalt haben oder ich mit ihnen etwas Besonderes verbinde. Eigentlich reichen mir da auch immer gebrauchte Bücher oder Mängelexemplare – ein neues Buch muss es bei mir nicht unbedingt sein.
    LG Yvonne

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  6. Sehr coole geschrieben! Ich bin geduldig, wenn es um reduzierte Bücher geht. Aber manchmal muss ich ein Buch unbedingt, unbedingt haben. Eine Formel dazu aufgestellt habe ich aber noch nicht 🙂

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