Nennt mich fleißig. Denn ich schreibe und schreibe und schreibe und schreibe. Immer noch. Unter veränderten Vorzeichen.

Als ich vor über einem Jahr begonnen habe, jeden Tag mindestens einen Blogbeitrag zu veröffentlichen, wusste ich gar nicht, wie das laufen wird. Der ursprüngliche Plan war, es erst einmal eine Woche zu versuchen. Nun veröffentliche ich seit dem 06.06. munter täglich einen Gedanken. Dennoch war gar nicht absehbar, dass das so gut klappen wird.

 

Damals

Ich hatte einen Job. Genau genommen hatte ich sogar zwei Jobs. Und dann kam noch eine dritte Tätigkeit hinzu. Alles in allem war das eine Vollzeitbeschäftigung, aber mit recht flexiblen Arbeitszeiten, sodass immer wieder Zeit zum Schreiben war. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich anfangs an Dienstagen aufgestanden bin, die Antwort auf die Montagsfrage geschrieben, anschließend gefrühstückt und dann zur Arbeit gefahren bin. Die übrigen Blogbeiträge sind ebenso häufig morgens vor der Arbeit entstanden, wenn ich spät los musste. Oder sie sind am frühen Nachmittag entstanden, wenn ich früh nach Hause kam. Der ein oder andere Blogbeitrag ist auch auf der Arbeit entstanden, wenn es nichts zu tun gab.

Die Ideen für meine Blogbeiträge wuchsen mir zu. Arbeit war immer ein dankbares Thema, denn in der Interaktion mit alten Leuten gab es immer eine amüsante oder lehrreiche Episode zu erzählen, auch die Kund*innen aus der Bibliothek waren immer wieder für eine Geschichte gut. Man traf eben auf die skurrilsten Geschöpfe. Darüber hinaus bot sich die Familie (die unter kollektivem Wahnsinn leidet) als Erzählgelegenheit an und auch der Garten ließ sich hier und dann mit Gewinn betrachten. Von Anfang an spielten Rezepte und Rezensionen auch eine Rolle und irgendwann beschloss ich, gelegentlich auch das zu reflektieren was ich hier tue und schrieb über Blogging. Die entsprechenden Artikel findet ihr ja alle über die Navigation oben.

Die Zeiten änderten sich und ich bekam mehr Freizeit. Ich reiste zwar in der Gegend umher, um Vorstellungsgespräche zu führen und ging zusätzlich arbeiten, aber eine Stelle brach weg und ich hatte plötzlich mehr Freizeit. Deprimierenderweise wurde diese zusätzliche Freizeit mehr als aufgefressen für die Suche nach Stellenangeboten und das massive Schreiben von passenden Anschreiben. Und dann: Neuer Job, neue Stadt, neue Leute, neue Tagesabläufe.

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Da vorn ist eine Idee – schieß sie ab!

Heute

Ich stehe heute auf, koche Kaffee und lese, was in der Blogosphäre so geschehen ist, hinterlasse hier oder da einen Kommentar, speichere mir einen Favoriten für die Anderwelt ab und gehe arbeiten. Da gibt es keinen Kundenkontakt und betreuen muss ich auch niemanden mehr. Also zumindest keine Menschen, sondern Texte. Da besteht wenig Anlass, darüber zu erzählen. Blieben die Kolleg*innen. Da entsteht in der Tat eine Geschichte. Andererseits ist das heikel, weil die eine oder der andere hier mitlesen. Die Kolleg*innen bislang haben das nicht getan und als Individuum trat da ohnehin nur der Frühaufsteher hin und wieder in Erscheinung. Da waren immer alle gemeint. Und es soll sich ja niemand bloßgestellt fühlen. (Hallo übrigens, ihr neugierigen Wesen. 😉 )

Nicht, dass ich jemanden bloßstellen würde. Über die Familie kann ich nicht mehr so viel schreiben, weil ich am alltäglichen Irrsinn nur noch über WhatsApp teilhaben kann (was es fast noch schlimmer macht), obwohl die es zu schätzen wussten, was ich aus mancher Begebenheit machte. Mutter Zeilenende bekam den ein oder anderen gelungenen Beitrag vorgelesen (ich schreibe nicht nur gutes Zeug) und befand ihn ebenfalls für gut. Das bricht aber erst einmal ebenso weg wie der Garten. Sowas habe ich ja ohnehin nicht. Immerhin: Herr Moritz hat sich als würdiger Nachfolger für das Verbreiten von Unfug erwiesen.

Blieben die Rezensionen und die Rezepte. Ich gebe jetzt einmal exklusiv bekannt, dass derzeit neun unveröffentlichte Rezeptbeiträge in meinen Entwürfen liegen, ein Beitrag noch geschrieben werden will und ein Kuchen in Planung ist. Da muss ich mir allerdings irgendetwas überlegen, denn für jede Woche einen Kuchen fehlt mir derzeit die Muße. Und die Motivation. Ich backe mich ja einmal durch das Backbuch des promovierten Puddings aus Bielefeld … Und hänge derzeit beim Brandteig. Ich glaube, ich muss mal einen Sprung machen. Allerdings kommt da der Blätterteig. Und die Rezepte lauten: „Tauen Sie den Blätterteig auf, belegen Sie ihn mit x und backen Sie ihn.“ … Das ist langweilig. Vielleicht muss ich doch anfangen zu kochen. Beim nächsten Heimaturlaub hole ich mein altes Auflauf-Buch wieder hervor, glaube ich.

Rezensionen habe ich noch 16 im Köcher, da stockt der Nachschub kaum. Ich habe momentan einen Lese-Run, der ungebrochen ist. Kein Fernseher, kein Netflix, kein Prime, nur Bücher. Und manchmal Sonntags, alle zwei Wochen, beim Bügeln ein bisschen DVD oder Mediathek. Ich bin in der glücklichen Lage, derzeit nicht für alles, was ich lese, eine Besprechung im Hinterkopf planen zu müssen. Das ist bei manchen Büchern nämlich nicht einfach (das betrifft nicht allein Sachbücher) und: Ich habe es mir vorläufig zur Regel gemacht, nichts zu besprechen, was bei meinem Arbeitgeber erschienen ist. Aber allein in diesem Monat habe ich vier Veröffentlichungen aus dem Programm gelesen. Da beruhigt ein Rezensionspolster.

 

Weiter geht’s

Ich wollte heute eigentlich einen Einblick in eine typische Woche geben und ausloten, wann und wo ich eigentlich überhaupt noch Zeit zum Schreiben habe, der Einstieg deutet es ja an. Aber ich bin schon über der 800-Worte-Marke. Also halte ich inne und staune lieber darüber, wie viel Kontinuität ich im Blog habe, obwohl sich seit diesem einen Tag vor knapp 16 Monaten so viel geändert hat. Hin und wieder denke ich darüber nach, bei einem regelmäßigen Blogstöckchen mitzumachen, das die Montagsfrage ergänzt. Andererseits ist da noch so viel unerzähltes Material … Zumindest Stoff habe ich noch genug, um euch zu unterhalten. Während ich diesen Beitrag geschrieben habe, sind drei neue Stichpunkte auf meinen Post-its erschienen. Schauen wir mal, was die Zeit bringt.

27 Kommentare zu „Blogideen damals und heute

  1. ich freue mich, dass jeden Tag was von dir erscheint. Mit vielem kann ich was anfangen, das ist schonmal gut. 🙂 Bei mir hat es ja rapide nachgelassen, mit der Veröffentlichungsfrequenz, weil die Zeit gerade so gar nicht zum Kochen und Backen reicht und von der Fotografie in Beschlag genommen wird. Was ja an sich schon genial ist. Noch vor wenigen Monaten gedacht, dass ich keine Menschen fotografieren kann und jetzt für Hochzeiten gebucht zu werden. Jetzt hab ich den Kommentar für dich schön auf mich fokussiert. Einzelkind lässt grüßen. In jedem Fall aber: Weiter so, liebes Zeilenende! Du kannst ja auch eine Rubrik „Zeilenendes Mittagessen bei der Arbeit und dessen philosophische/psychologische/sozialkritische Implikationen“ einführen 🙂

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    1. Ich finde das ja einigermaßen erstaunlich, wo ich doch eine breite Themenpalette abdecke, aber offenbar gelingt es mir, sie irgendwie zusammenzufassen. Okay, der billige Trick ist letztlich, dass ich mich stets bemühe, es irgendwie in eine Geschichte einzuwickeln und mit ein paar Nachdenklichkeiten zu garnieren … Bin aber gespannt, wie lange das gut geht.
      Was das Mittagessen angeht: Ich esse immer Joghurt mit Körnern. Das schmeckt zwar, hemmt aber den Gedankenfluss. Und schamlose Eigenwerbung finde ich super. Würde ich auch viel stärker machen, wenn ich nicht so verklemmt werde. Also nur zu. Du machst ja schließlich auch viel, bist kreativ und deine Portraits sind ebenso toll wie deine Essensbilder. 🙂

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  2. Wir nennen dich fleißig!
    Amen.
    🙂

    Gratulation zu Fleiß und Vielfalt. Und Gratulation auch zum gelungenen Foto, das man wohl mit Fug und Recht ein „Weltbild“ nennen könnte. Groß und dominierend ein etwas antiquiertes Kriegsgerät – und links im Fenster ein Herz, klein und leicht zu übersehen. Deutlicher lässt sich der Zustand unserer Zivilisation kaum darstellen.

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    1. Ich gebe zu: Der Humor ist mir bislang entgangen. Ich habe das Bild ursprünglich gemacht, weil ich den Widerspruch so kurios finde: Krieg ist so eine Sache, die Chaos auslöst. Aber Krieg wird mit solch wohlgeordnetem, symmetrischen Geräten voller klarer Linien geführt. Aber das ist etwas das ic am Bloggen auch liebe,
      : Man bekommt das Eigene manchmal auch durch andere Augen neu gezeigt. Deshalb habe ich immer so ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal wieder keinen Kommentar da lasse. Dir also meinen Dank für diese neue Perspektive auf mein Bild. 🙂

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      1. Ja, das ist durchaus ein nicht zu unterschätzender Aspekt, dass sich die Chaos-Generatoren geradezu krampfhaft einen Anstrich von Ordnung geben wollen. Auch mit Militärparaden will man ja diese Ordnungsillusion zementieren.
        Die Kommentarsektion ist ja ein Kann- und kein Muss-Feld. Alles ist möglich, aber nix is fix. 🙂 Natürlich ist es besonders spannend, wenn neue Perspektiven auftauchen. Letztlich ist es aber auch eine Frage verschiedener Faktoren (und viele davon haben mit dem Inhalt des jeweiligen Beitrags herzlich wenig zu tun), ob und wie man einen Beitrag kommentiert.

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  3. Hauptsache du schreibst weiter, auch wenn es vielleicht mal unregelmäßig wird. Und denk an das Buch-Date – wer weiß, was da noch so alles passiert, was Regelmäßigkeit angeht 😉 Ich finde es auf jeden Fall klasse, was du so fabrizierst und lese gerne und fröhlich weiter 🙂

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  4. Also…..sollte Dir einfallen resp. nix einfallen einen Tag mal beitragsfrei zu lassen….dann…..dann……aber dann passiert was do…..weisst Bescheid! Nä! 😀

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  5. Je weniger man sich Sorgen macht, desto besser läuft der Blog 😉 Soll heißen, lass es laufen wie es kommt bzw. geht. Das passt schon.
    Auch wenn ich nicht immer kommentiere, reinschauen tue ich immer irgendwie. 🙂

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  6. Du bist ein sehr fleißiger Schreiber. Ich lese nicht jeden Tag Blogs, aber was ich hier lese, gefällt mir. Bist einer von wenigen, bei denen trotz Vielschreiben sehr gutes Zeug rauskommt. Außerdem ist es von einer gewissen Inspirationalität. Fast hatte ich heute morgen auch Lust, mal ausführlicher über mein Schreiben zu schreiben. Das werden dann vielleicht sogar drei Sätze.

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  7. Ich staune auch, dass ich es schaffe, so kontinuierlich zu bloggen. Erst beim Schreiben wurde mir bewusst, dass mein Leben ziemlich spannend ist. Daher gefällt mir dieser, dein Blog auch so 🙂
    Liebste Grüße
    Ela

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