Manchmal frage ich mich, was die im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk eigentlich rauchen. Nicht unbedingt in den Fernsehanstalten, denn bei der Programmzusammenstellung ist klar ersichtlich, dass es eine interessante Mischung aus EPO und Klosterfrau Melissengeist ist. Auch wenn ich nicht weiß, wie. Ich weiß nur das.

Die Öffentlich-Rechtlichen der Abteilung Radio informieren mich immer gut, sie unterhalten mich oft und gelegentlich inspirieren sie mich zu Blogbeiträgen. Meistens deshalb, weil sie mir etwas zum Nachdenken geben. Aber manchmal frage ich mich wirklich … Nunja, ich sagte es bereits.

Wenn die Moderator*innen munter drauflos quasseln, entstehen schon einmal merkwürdige Worte. Eines schönen Sonntags lauschte ich dem religiösen Morgenprogramm meines ehemaligen Stammsenders WDR5. Ich hörte gar nicht so genau zu und döste noch einmal ein, aber ein Wort blieb mir in Erinnerung. Ich notierte es auf einen Zettel. Und zögerte lange, etwa dazu zu schreiben. So lange, dass ich vergaß, worum es in der Sendung ursprünglich ging. Also zögerte ich noch länger aus Angst, mit meinem Beitrag religiöse Gefühle von Christen zu verletzen. Denn die Mehrheitsgesellschaft hält es bekanntermaßen für legitim, die religiösen Gefühle von Muslimen zu verletzen, aber die von Christen muss geschützt werden.

Macherorts braucht es eine Brandschutzordnung, um das Kreuz aus Schulgebäuden auszutreiben (wie ich neulich in der Zeitung las) und es genießt dennoch Hochachtung, während der Islam hemmungslos verspottet werden darf. Manchmal wünschte ich mir, Meinungsfreiheit würde auch in dem Sinne verstanden werden, dass die Menschen sich von ihren Meinungen befreiten und zunächst einmal nachdächten, dann zu der Erkenntnis kämen, sie seien gerade in religiösen Fragen bigott und würden dann … Ach, was sie dann täten ist mir relativ egal, solange sie die Erkenntnis nicht ignorierten.

Aus diesen Gründen fürchtete ich mich also, über „Jesus-Fieber“ zu schreiben. Denn, liebe Gemeinde, dilectis filiis, meine Schäfchen! Fieber meint Hitzewallungen, wie wir sie alle von der Liebe her kennen. Damit meine ich nicht die gute Liebe, die Liebe zum Herrn, sondern die schmutzige und schändliche, körperliche und orgiastische Liebe. Das Fieber ist verwerflich und wir danken dem Herrn, preisen seinen Namen, dass das Fieber verfliegt! Doch der Sohn des Herrn verfliegt nicht, er fliegt höchstens alljährlich zum Himmel auf und eventuell in den Jahresurlaub zum Weltjugend- oder Deutschen Katholikentag. Aber er verfliegt sich auf diesem Wege niemals, sondern kehrt zurück und wohnt in uns.

Wir alle wissen weiter, was die Kombination von Fieber mit etwas anderem bedeutet. Denken wir an Denguefieber, Gelbfieber oder Lassafieber. Dengue und Lassa sind gemein- und brandgefährliche Viren (weshalb sie ebenso wie das Kreuz per Brandschutzordnung aus Schulgebäuden entfernt werden sollten) und der Erreger des Gelbfieber heißt zwar nicht Gelb-Virus, wohl aber Gelbfieber-Virus. Was bedeutet das nun, liebe Gemeinde, dilectis filiis, meine Schäfchen? Dass der Sohn des Herrn ein Virus, eine Infektion sei, die mit Fieber zu bekämpfen sei.

„Zeilenende?“

„Ja, Seamus?“

„Ich bin krank. Schreibst du mir ne Entschuldigung?“

„Was hast du denn?“

„Ich glaub, ich hab mir Jesus eingefangen … Jetzt habe ich Jesus-Fieber.“

„Keine Sorge, kleiner Bär. Dagegen helfen Antikatholika. Leg dich hin, lies ein bisschen Dawkins. Ich rufe deine Lehrerin an.“

Liebe Radio-Moderator*innen. Wenn ihr das nächste Mal von einer Zusammenkunft junger Christ*innen berichten und die Begeisterung fürs Christentum in Metaphern packen wollt (darum ging es im Zweifelsfall), passt doch auf. Sonst wird aus dem Jesus-Fieber eine ernsthafte Jesus-Infektion … und irgendein Spaßvogel kommt auf die Idee, nach Vogel- und Schweinegrippe in der nächsten Saison vor der Jesus-Grippe zu warnen.

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Irgendwo da oben kann man sich auch Jesus-Fieber holen.

31 Kommentare zu „Jesus-Fieber

  1. Fieber steht aber nicht nur für Krankheit. Ich bin im Fieber, wenn ich mich für etwas begeistere. Zum Beispiel wenn ich an einem Thema dran bin, was mich fasziniert. Oder Lampenfieber, weil ich etwas besonders gut machen möchte.

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    1. Auch das sind Krankheitssymptome. 😉 Das Lampenfieber „plagt“ Menschen. Das ist ein Symptom für emotionalen Stress, meist verbunden mit Versagensängsten. Lampenfieber ist nicht zu verwechseln mit Vorfreude. Und das Fieber vorn tritt immer dann auf, wenn wir von etwas besessen sind. Besessenheit wird von Dämonen ausgelöst. Und die sind ein Fall für den Exorzisten. Was zu der interessanten Frage führt, ob man das auch bei Jesusfieber machen kann. 😉
      Aber im Ernst: Auch da würde ich unterscheiden zwischen Begeisterung und der fiebrigen Besessenheit, die jedem Junkie zu eigen ist. Das fühlt sich im Rausch gut an, aber wenn es fiebert, kommt man im üblen Fall nicht mehr runter und geht kaputt.

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        1. Das Problem ist der Begriff. Da kommt der kleine Sprachnazi in mir durch: Lampenfieber und Aufregung vor einem Auftritt sind zwei Paar Schuhe für mich. In beiden Fällen ist einem etwas wichtig, aber während das eine dabei hilft, sich auf das zu fokussieren, was vor einem liegt, führt das andere dazu, dass man sich nur auf die Furcht fokussiert und womöglich gar nicht mehr zum Auftritt kommt. Das ist für mich das ernstzunehmende und nicht nur metaphorische Lampenfieber.
          Gleiches gilt für das Jagdfieber. Das muss man vom Forscherdrang abgrenzen – und für mich schwingt im Fall des Jagdfiebers die Besessenheit mit.

          Natürlich kann man sagen, das sind metaphorische Redeweisen, der Kern der Fieber-Metapher ist für mich aber unglücklich gewählt. Obwohl ich dann diesen schönen Beitrag nicht hätte schreiben können. Und das, obwohl ich mir die Pointe „Fieber als reinigendes Feuer“ gespart habe. *gg*

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  2. Wenn ich nicht gerade selbst unter Fieber leiden würde, dann käme bestimmt ein sinnvoller Kommentar zustande, da ich das Jesus-Fieber und die Jesus-Infrktion gen deuten würde. Aber die Antikatholiker machen sehr müde und lähmen gerade meine Hirnzellen, so dass ich lieber wieder in mein Taschentuch schiefe. Gehustheit allen Kranken, LG Ela💊😪

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  3. Was man den Fieber-Metaphern zugute halten kann, ist dieser Aspekt des Symptomatischen. Es deutet auf etwas hin, was leicht aus dem Ruder laufen und ungut ausgehen kann. Auch wenn im Ausgangspunkt nichts Schlechtes dahinter steckt, kann es leicht in Besessenheit ausarten.
    Übrigens werde ich auch immer misstrauisch, wenn nach einem Verbrechen „fieberhaft“ nach den Tätern gefahndet wird. Denn genau hier wäre ja ein kühler Kopf angesagt. Fieberhaft fahnden deutet darauf hin, dass man nichts Konkretes hat und sich in blinder Hyperaktivität ergeht.

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  4. Pah – die haben alle noch nich gerafft, dass mein irrealer Freund, das FSM, Ihren Gott gestern bei Kampf um Leben und Tod, alter Mann gegen Monster, mit einem Handtuch erschlagen hat.
    Jetzt mag der ein oder andere sagen, dass Gott nicht sterben kann. Denen sage ich, dass ihr Gott ja ne totale Niete ist. Jeder Mensch kann sterben! Muss ein ziemlicher Schwächling sein, wenn er noch nicht einmal die Basics beherrscht.
    Alle Ehre meinem irrealen Freund! Und Prost!

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  5. Aus deinen Beitrag liest man das sie ja wirklich Jesus hassen.
    Nur kann ihn niemand und nichts helfen als Christus allein!

    Es sind die Muslime die anderstgläubige verspotten und am liebsten alle Juden Tod sehen möchte.

    Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben! (Johannes 14,6)

    Wer nicht an ihn glaubt und ihm vertraut der geht auf ewig in die Hölle.

    Weil der Mensch ist ein Sünder und Gott muss alle verdammen die nicht ihr Leben dem Herrn Jesus übergeben haben!

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