Seit 30 Wochen portraitiere ich mich jeden Sonntag. Ein Jahr lang. Und ein paar Leute machen mit. Alle meinen bisherigen Beiträge unter diesem Tag. Auch dabei sind  Gertrud TrenkelbachMarinscheMulticolorinasolera1847 und Wili.

Es gibt beim von mir durchaus geschätzten Arnold Gehlen eine Passage in „Die Seele im technischen Zeitalter“ zu Beginn eine Passage über die Faszination sich selbst regulierender Prozesse, dass der Mensch die Welt als großen Regelkreislauf versteht, in den er mittels magischer Rituale eingreifen kann. Dieses Erlebnis der Selbststeuerung der Natur als magisch überträgt er, Gehlen zufolge auch auf die Kybernetik. Man müsse sich nur einmal die magische Verehrung von Automobilen durch kleine Jungen anschauen. Im Moment der Faszination durch das sich selbst Fortbewegende (Auto-mobil) schimmert das magische Denken seiner Vorfahren auf, so Gehlen sinngemäß (und aus dem Kopf paraphrasiert).

Mit diesem Beispiel hatte Gehlen mich für seine These, Techniker und Naturwissenschaftler seien die neuen Schamanen, gewonnen. Denn mir ging es als Kind genau so. Und ich blieb nicht bei der bloßen Verehrung stehen. Nein, ich bewunderte Automobile auch aus ästhetischen Gründen und konnte zielsicher Marken, meist auch Modelle bestimmen. Ich liebte schöne Autos und ich verachtete vor allen Dingen ästhetische Verbrechen wie den VW Golf. Was für ein hässliches Ding, nicht nur im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Volkswagen (Typ 1, insbesondere die Modelle ohne Brezelfenster aber noch mit kleinen Heckleuchten), sondern auch zu allen anderen Autos. Ich war nun einmal jung. Heutzutage finde ich den Golf immer noch hässlich und halte ihn für ein ästhetisches Verbrechen, ich verachte ihn aber nicht mehr.

Genau genommen mache ich mir nicht mehr viel aus Autos. Ich bin zu Fuß, mit der Bahn und mit dem ÖPNV gut unterwegs. Ich wollte gar kein Auto haben und rate jedem Menschen, der es einrichten kann, zur Abschaffung desselben. Und dennoch verzaubern mich schöne Autos bis heute. Und wenn ich ein schönes und seltenes Auto sehe, so wie diesen Volvo, muss ich ihn fotografieren. Das wäre Obsession Nr. 2. Die dritte Obsession? Ich schieße gern Fotos von mir selbst, die Kamera vor dem Gesicht, irgendwo gespiegelt.
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Und weil es so schön ist, enthalte ich euch die übrigen Bilder dieses schönen alten Volvo natürlich auch nicht vor.

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Die Beiträge der Anderen:

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Wili

14 Kommentare zu „52 Wochen (30) – Wenn drei Obsessionen verschmelzen

  1. Autos waren für mich immer nur Gebrauchsgegenstände die mich idealerweise von A nach B bringen. Manche sind dabei netter anzuschauen aber grundsätzlich versteh ich die Aufregung mancher Männer bei dem Thema nicht. So hat jeder sein Steckenpferdchen 🙂

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      1. Bin zwar Naturwissenschaftler und männlich, aber aus irgendwelchen mysteriösen Gründen hat der Aufbau von Fahrzeugen mich noch nie interessiert und die Aufregung darum auch eher wenig. Und obwohl Design auch nicht gerade meine Stärke ist (und das als Italiener, Schande über mich 😉 finde ich manche Autos doch ganz schön anzuschauen. Und Motorräder erst- der Besuch in der Fabrik von Ducati in Bologna war schon sehr beeindruckend.

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        1. Ha! Ein Bruder im Geiste. Nur den Naturwissenschaftler und den Italiener kauft mir keiner ab.
          Muss an den Rundungen liegen. Wobei … Habe ich schon über Sound gesprochen? Sound ist auch wichtig!

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  2. Früher war ein roter Jaguar mit crème-farbenen Ledersitzen ein Träumchen….heute ist es der solide kleine Mercedes….und selbst den werde ich nie mein eigen nennen 😉

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      1. Echt? Warum das? Bin bis jetzt noch nicht mal einen selbst gefahren….finde aber das Mercedes am solidesten ist und langlebig….kenne noch nicht mal die einzelnen Typen….ich glaube so ’ne schnuckelige S Klasse wär was für mich 😀

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        1. Unsere ehemalige Familienkutsche war eine C-Klasse. Diesel, Automatik, ist gerade beim Anfahren nicht vom Fleck gekommen und die Lüftung hat ständig Spirenzchen gemacht. Kalte Füße, heißer Kopf. Und komfortabler als in anderen Modellen habe ich auch nicht gesessen. Im Gegenteil, auf langen Strecken habe ich es lieber härter gepolstert. 😉

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  3. „…ästhetische Verbrechen wie den VW Golf“

    Herrlich! 😉

    Falls man es einrichten kann, ist die Abschaffung des Autos möglicherweise tatsächlich sinnvoll. Ich habe allerdings einmal vor Jaaahren versucht, in meiner heimischen, niedersächsischen Pampa an einem Samstag Nachmittag mithilfe des ÖPNV in das naheliegende Mittelzentrum zu gelangen. Allein, es fuhr nach 13 h kein Bus mehr… 😉

    Daher käme die Abschaffung meines Autos für mich persönlich nicht infrage. Ich hab ihm, oder besser: ihr, sogar einen Namen gegeben! 😉

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    1. Noch so ein Verhalten, das mir fremd ist. Aber klar. Ich habe auch auf dem Land gelebt. Es ging ohne Auto, war aber bequemer. Und der vollständige Verzicht wäre eine krasse Einschränkung der Lebensqualität gewesen. Carsharing ist eigentlich etwas, das auf dem Land sehr viel sinnvoller wäre als in der Stadt. Oder ein funktionierender ÖPNV. 😊

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  4. Das mit der Magie habe ich nicht so verstanden….obwohl ich das Internetz schon als einen magischen Ort verstehe. Technik als solches fasziniert mich nicht, aber ich erinnere mich gut an das Auto meiner Kindheit. Ein VW-Käfer. Ich lag als kleines Kind hinten in der Ablage. Und ich liebte Enten, also die Autos….
    Ansonsten kann ich nicht nachvollziehen, wenn mein Liebster verträumt irgendwelchen Autos hinterherschaut….ich habs da eher mit Libellen und so…

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