Ich hatte es in der letzten Woche bei den Mandelecken ja bereits angekündigt, ich habe einen ersten Backversuch unternommen. Der ein wenig der Kommentierung bedarf. Verfolgt also heute, wie ein Ofen verhinderte, dass ich eine Biskuitrolle herstelle.

Ich habe eine Mitbewohnerin. Eigentlich habe ich zwei Mitbewohnerinnen, aber das tut jetzt einmal nichts zur Sache. Diese Mitbewohnerin hatte Geburtstag. Und sie fragte nach einem Geburtstagskuchen. Und sie verriet mir, dass trockene Kuchen nicht so ihr Fall seien, Süßes eigentlich insgesamt. Aber auf Sahnetorte fahre sie voll ab.

Ich legte die Stirn in Runzeln und überlegte, was ich für eine Sahnetorte bei dem Wetter herstellen könnte. Denn ich musste sie am Morgen vor dem Geburtstag backen, wenn wir hineinfeiern wollten und die Torte um 12 serviert werden kann. Die meisten Kandidaten für diesen Job sind keine Sahnetorten sondern Joghurt- und Quarktorten, mit Gelatine in Form gebracht. Ich erwog kurz, eine Schwarzwälder Kirschtorte zu machen und der Sahne mit Gelatine auf die Sprünge zu helfen. Dafür fand ich es aber zu warm, ebenso wie für Canache-Torte. Mir fiel dann ein, dass ich ein Rezept für Biskuitrolle mit Zitronensahne habe, in das von Natur aus Gelatine hineinkommt. Ich begann also mit dem Einkaufen der Zutaten:

  • 4 Eier
  • 4 EL heißes Wasser
  • 125g Zucker
  • 1 Päckchen Vanille-Zucker
  • 75g Mehl
  • 50g Speisestärke
  • 1 Msp. Backpulver

Ich musste tatsächlich eigentlich alle Zutaten einkaufen. Ich lebte in einem Haushalt, in dem es nur Mehl und Backpulver gab. Keine Speisestärke! Oh tempora o mores! Für eine Zitronenrolle einkaufen musste ich zuletzt … Da war ich wahrscheinlich noch nicht geboren.

Sei es wie es sei, ich begann mit fünf statt vier Eiern, weil es im Supermarkt nur Eier der Größe S gab. Diese schlug ich etwa eine Minute lang mit dem Handmixer schaumig, ließ eine weitere Minute lang den Zucker (RohRohrzucker, das erklärt auch die Farbe) einrieseln und rührte weitere zwei Minuten. Ich vermisste meine Küchenmaschine und vergoss Tränen. Dann mischte ich Mehl, Speisestärke und Backpulver und hob die Mischung in zwei Durchgängen unter den Teig.

Der Ofen war bereits auf 200° Ober-/Unterhitze vorgeheizt und der Teig kam auf ein Backblech, das ich mit Backpapier ausgelegt hatte. So weit war es unspektakulär. Ich stellte die Küchenuhr auf 10 Minuten, denn 10-15 Minuten sollte der Boden benötigen, bis er gar ist. Ich nahm in der Zwischenzeit ein Geschirrtuch zur Hand und bestreute es mit Zucker. Vor dem nächsten Schritt hatte ich keine Angst, denn ich bin ein geübter Biskuitroller. Und so ging ich wie immer vor:

Ich holte den Biskuit aus dem Ofen und runzelte skeptisch die Stirn. Ich schob die gesunde Farbe des Bodens auf den Zucker und stürzte die Teigplatte auf das Geschirrtuch. Das nun zuoberst liegende Backpapier bestrich ich mit Wasser und zog dann vorsichtig aber bestimmt das Backpapier ab. Ich griff nach dem Geschirrtuch und versuchte, meinen Biskuitboden über die lange Seite aufzurollen. Was mir nicht gelang. Er klappte bloß mit dem unteren Drittel um. Ohne zu brechen, immerhin. Ich versuchte es erneut, aber es ließ sich keine Rolle machen.

Wie ihr dank des letztwöchigen Beitrages schon wisst, ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht geahnt hatte: Unser WG-Ofen ist ein heißer Kerl. Der Biskuit war, das ergab eine kurze Kostprobe, „gerade so nicht trocken“, aber er war zu sehr gebacken, um noch flexibel und rollbar zu sein. Was tut ein artiges Zeilenende? Sollte es noch einen Biskuit backen? Ach was. Wenn die Rolle schon artig nach einem Drittel umklappt, soll dieser Biskuit nicht umsonst gebacken worden sein. Ich fuhr fort und stellte die Creme her. Ich ging erneut einkaufen und erwarb:

  • 1 Tüte Instant-Gelatine
  • 1/2 Päckchen Zitronenschalenabrieb
  • 5 EL Zitronensaft
  • 600g Schlagsahne
  • 100g Puderzucker

Instant-Gelatine kannte ich bis dahin nicht, war aber neugierig. Hier wird nichts eingeweicht, aufgequollen oder erwärmt. Man öffnet die Tüte und gibt das Pulver wie gesehen in die zu gelierende Masse. Und ich habe nach einem ersten Ausprobieren diese Zutate sogleich in mein kleines, vertrocknetes, schwarzes Herz geschlossen.

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Das einzige Problem war: Ich musste mit dem Handmixer rühren. Ich konnte die einzelnen Arbeitsschritte also nicht per Kamera dokumentieren. Ich schlug die Sahne zu einer cremigen Masse, ließ dann den Puderzucker einrieseln und ließ die Gelatine folgen, bevor die Sahne noch ganz steif war. Dann folgten Zitronenschalenabrieb und Zitronensaft. Ich schlug die Masse weiter und eh ich es mich versah, hatte ich eine wunderbare, dicke, gelierte Sahnecreme. Ich hätte weinen können vor Glück.

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Ich schnitt den Biskuit in drei Streifen und stellte also Zitronenschnitten her. Als ich die Torte so betrachtete, beschloss ich, dass ihr ein besonderer Witz fehlte. Oder vielmehr zwei besondere Witze. Also griff ich zu Zucker, Butter, Mehl und Sesam, aus denen ich Sesam-Streusel machte. Diese kamen auf ein Blech, wurden vorsichtiger als der Biskuit gebacken und wurden ein famoses Topping.

Ich hoffe übrigens, dass das auf dem linken Bild tatsächlich die Streusel sind. Restlos sicher bin ich mir da nicht. Nun handelte es sich bei meiner Zitronenschnitte um einen Geburtstagskuchen. Was fehlte also noch? Besonderer Witz Nummer 2:

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Schööön. 🙂

39 Kommentare zu „Erste Gehversuche mit dem neuen Herd

  1. Zeilenende kann ja doch hübsch 🙂 Klingt gut! Ein feuchtes Geschirrtuch für ein paar Minuten auf den heißen Biskuit gelegt hätte ihn vielleicht auch wieder rollbar gemacht? Ich verstehe deine Tränen wegen der fehlenden Küchenmaschine. Nie wieder will ich ohne meine sein.

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  2. Wenn ich dir sage, dass es im hiesigen Haushalt weder Mehl, noch Zucker noch Eier, noch Milch gibt, darf ich dann hier überhaupt noch mitlesen?
    Ich kann aber verraten, dass es hier Backpulver gibt. Das aber überhaupt nicht zum Backen verwendet wird 😉

    Ich würd gern mal Fraisier von dir sehen 🙂

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      1. Soll was Französisches sein, mit Pistaziencreme oder so?

        Ich finde, es sieht so lecker aus, dass mal jemand darüber berichten müsste *Zeilenende zuzwinker*

        Tja, Frauen ham keinen Backkram daheim, die Männer schon. Ich würd sagen: Moderne Zeiten erfolgreich abgeschlossen 😀
        *highfived mit Sternli*

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    1. Frau Argh habe ich letztens erklärt, dass schwangere Frauen wie Hefeteig sind. Erst gehen sie auf und dann kommt das Baby, dann fallen sie wieder zusammen. Okay. Das ist nicht charmant. Aber man kann ja den Teig neu kneten. 😉

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  3. Ein solches Exemplar haben wir hier auch stehen! Wenn die Backangaben „50 Minuten auf 180 Grad Ober-/Unterhitze“ sind, backe ich höchstens auf 150 Grad und stelle die Ober-/Unterhitze nach gefühlten 5 Minuten auf Unterhitze um. Fertig ist der Kuchen dann meist nach 20 Minuten. Wenn ich Kekse backe, muss ich mich vor den Ofen setzen, da diese innerhalb von Sekunden (!) verbrennen. Man sollte denken, dann es praktisch ist, dass alles schneller geht; ich empfinde das aber eher als anstrengend. Man kann nicht mal in Ruhe aufräumen und abwaschen, wenn man was im Ofen hat, weil es schneller fertig ist, als man putzen kann. :-/ Viel Erfolg jedenfalls dabei, deinen neuen Ofen kennenzulernen! 🙂

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  4. Sabber… 🙂 Da würde ich doch mindestens einmal wöchentlich Geburtstag haben wollen. So nach dem Motto: Ich fühle mich wie neu geboren. Und neu geboren heißt ja im Klartext, wie wir alle wissen: Geburtstag. 😀

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