Es begab sich also, dass das Zeilenende eine Wohnung in Beschlag nahm, die über besondere Special Effects verfügte, hinter denen sich kuriose Geschichten verbargen. Eine dieser kuriosen Geschichten spielte sich auf einer Toilette ab. Seiner Toilette. Sie war es wert, erzählt zu werden und so wird sie erzählt werden.

An einem Badezimmer ist eigentlich nichts spektakuläres. Es ist eben ein Badezimmer, meist mit einer Duschgelegenheit und einer Defäkiergelegenheit. Manchmal getrennt, manchmal zusammen. Im vorliegenden Fall ist es zusammen. Und getrennt. Aber das im Stockwerk darunter. Wir haben also für drei Menschen ein Badezimmer, ein Bad und eine Toilette. Eine luxuriöse Angelegenheit. Einzig über die Farbgebung ließe sich streiten.

„Mein Bad“ verfügt also über eine Toilette. Und eine Dusche. Die ist für die Geschichte nicht wichtig, der Vollständigkeit halber soll sie aber erwähnt werden. „Mein Bad“ verfügt auch über eine Tür, wenn auch ohne Schloss, weil das Schließblech in der Zarge … Nunja, damit wären wir schon mitten in der Geschichte. Ich war noch bei der Toilette. Diese verfügt über eine Brille und einen Deckel. Der Deckel wiederum verfügt über einen Riss. Der notdürftig mit Tesafilm geflickt ist. Und damit sind wir erneut mitten in der Geschichte.

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Wie ich bereits sagte, ließe sich über die Farbgebung streiten. Nachdem der obere Teil des Deckels mir gleich mehrfach entgegen fiel, wie die Absplitterung auf dem Bild rechts zeigt. Dahinter steckt ebenso wie beim Schließblech der Tür ein Drama. Es begab sich nämlich, dass es auf einer Party vor meinem Einzug zu einer Beziehungskrise gab, im Laufe derer ein Pärchen beschloss, sich zu trennen. Räumlich. Ein Teil des Pärchens im Bad, ein Teil jenseits des Bades. Ein unerträglicher Zustand, der zur Entfernung des Türblechs aus der Zarge führte.

Nun sieht ein solch demolierter Türrahmen unschön aus, wenn er in ein sonst unbeschädigtes Bad fällt. Das Pärchen beschloss, nachdem zwischen ihnen schon die Beziehung zerbrach, das Porzellan zwischen beiden also bereits zerbrochen war, aber auch der Rahmen gebrochen war, galt es nun, ein Symbol für die Beziehung zu schaffen und es traf den Klodeckel, der wohl – so das Hörensagen – mit einer Faust traktiert wurde.

Das Zeilenende ist ein pragmatischer Mensch. den oberen Teil allein wegzuwerfen bedeutete ein potentielles Verletzungsrisiko und eine ästhetische Beleidigung des Auges. Doch solange die Konstruktion hielt, beschloss ich, es nicht zu ändern. Dieser Zeitpunkt war nun in der vergangenen Woche gekommen, dass mir der obere Teil des Deckels mehrfach entgegen kam.

Frohen Mutes machte ich einen Ausflug in den Baumarkt und staunte darüber, welch mannigfaltige Auswahl man an weißen Toilettenbrillen-Deckel-Kombinationen man für teures Geld käuflich erwerben konnte. Eine überschlagsmäßige Zählung ergab nicht weniger als 36 Modelle, die sich auf den ersten Blick allein durch den Preis unterschieden. Lediglich zwischen dem günstigsten und allen weiteren Modellen konnte ich einen Unterschied feststellen: Es war nur aus dünnem Plastik und sehr wackelig. Also entschied ich mich für das zweite Modell. Denn obschon die Auswahl an weißen Toilettenbrillen-Decke-Kombinationen wie erwähnt groß war und es zudem einige Motiv-Deckel gab, eine gelbe Brille ließ sich nicht finden. Ich halte das für einen Fehler. Denn gelb ist langfristig eine gute Wahl für Toilettenbrillen.

Weiterhin frohen Mutes machte ich mich auf den Heimweg, auch wenn ich mir albern vorkam, mit einem Karton, der laut verkündete, ich trüge eine Toilettenbrillen-Deckel-Kombination, per U-Bahn heim zu fahren, überstand ich dies. Und obwohl ich handwerklich höchst ungeschickt bin, ging die Montage problemlos vonstatten. Ich zerbrach weder die Toilettenschüssel noch meinen Unterarm. Das einzige Problem, das ich derzeit sehe ist ein ästhetisches. Aber vielleicht löst das ja die Zeit und das gelbe Plastik bleicht weiter aus. Dann muss ich nur noch die Porzellanschüssel mit Deckweiß streichen.

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56 Kommentare zu „Geschichten aus dem Pott

  1. Gut gemacht! 🙂
    Als ehemaliger Nachbar einer Studenten-WG weiß ich nun zu schaetzen , dass es dort nie zu einem, am vermeintlich stillen Örtchen ausgetragenen Beziehungsveraenderungsmoment kam 😉
    Bisher hieß es ja „bis die Fetzen fliegen“, nun gibt es auch die Abwandlung „bis die Klodeckel brechen“

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  2. O-M-G 😱 was für eine schedderige Farbe 😳 die Toilette ( die Überschrift lässt den Ruhrpott vermuten und ZACK findeste dich in ’ner Badgeschichte wieder…herrlich 😂😂😂 ) birgt somit nicht nur Potenzial der Zerstörung…nein….diese Farbgebung ( es steht zu vermuten das das ganze Bad darin gehalten ist ) macht auch noch depressiv! Zeilenende….ich sorge mich um Dich!

    Was ich nicht verstehe ist das Gelb in Bezug auf das neue Toilettengewand!? 🤔 Ich sehe da ( zum Glück! ) weiß…und nachdem ich so zwei bis drei Mal stutzte dachte ich mir so….diese Aussage von einem Mann…er wird doch wohl nicht…also…ich meine…wenn ein Mann gelbe Toilettendeckel von Vorteil findet…kann das nur bedeuten das es ein Stehpinkler ist, der sich so das putzen äh…..wuääääääh….ersparen will 😱😳 bitte sag das ich mich täusche….sonst ist der auch noch hie….Dein guter Ruf….😳

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    1. Ach, die Farbe finde ich super. Aber du hast mich missverstanden. Die Toilette ist direkt unter einem Fenster. Und das Plastik ist sehr viel ausgebleichter als das Porzellan. Ich nehme an, das wird sich fortsetzen und das Ding wird alpinaweiß. 😅

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  3. Selbiges wie Es Marinsche angesprochen, hatte ich auch alsbald befürchtet, großzügig unterstützt vom „Entgegenkommen“ des vermaledeiten Faustopfers oder ebendar ein Teil dessen … Da war keinerlei Rede von beispielsweise einem Überfall hinterrücks oder dergleichen …
    Was mich jedoch weit mehr erschreckt, als Differenzen in der Farbgebung – gelb, weiß, undefinierbar oder was auch immer – sind die markanten Rückstände im holden Plastik gleich rechts neben der gemütlichen Sitzgelegenheit auf dem Bilde … IGITT, MACH DAT WECH!!!! ;o)

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    1. Entgegen gekommen ist es mir immer beim Putzen. 😕 Was die markanten Rückstände rechts angeht … Ich habe das Bad erst nach dem Foto gewischt. Und ich ekle mich vor solchen Teilen so sehr, dass ich das nur gelegentlich reinige. Das ist also zu einem Gutteil nasser Staub … Hoffe ich. Sonst werde ich es nie wieder sauber machen.

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  4. Ich bin so froh, dass ich so viel Zeit habe, Deine Geschichten zu lesen und mich dabei köstlich zu amüsieren. Ich frage mich, woher nimmst Du die Zeit, so viele Geschichten zu schreiben?

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    1. Einen Teil davon habe ich zu Zeiten geschrieben, als ich mehr Zeit hatte. Ansonsten nehme ich mir am Wochenende immer drei bis vier Stunden Zeit für ein paar Storys. Täglich schaffe ich momentan leider nicht.

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        1. Ja, mir auch…ocker-gelbe Blümchentapete mit dem Esprit des Klodeckelzertrümmernden Kettenrauchers…OMG jetzt hab ich auch noch ein olfaktorisches Problem….

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            1. Das meinte ich ja auch nicht….ich meinte die ocker-gelbe-nikotinwaberndgelbbraune Blümchentapete, die Du nicht in Deinem Zimmer hast, wie wir nun wissen…..die ganze WP-Welt atmet erleichtert auf 😀

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