In dieser Woche will das Buchfresserchen im Auftrag von Linda (dufttrunken) wissen, was ein Buch zum Highlight macht.
Spontan hätte ich gesagt, ein Highlight ist ein Buch, dass man mit einem Leseschnitt von 100 Seiten pro Stunde und mehr verschlingt, bei dem man traurig ist, dass es nur 1000 Seite hatte und bei dem man dem Autorenwesen einen handgeschriebenen Brief schickt, dass man bitte gern rasch eine Fortsetzung hätte. Aber das sind ja keine Kriterien.
Was unterscheidet ein gutes Buch von einem echten Highlight? Das lässt sich wohl nur individuell beantworten. Ein gutes Buch ist ein solches, das mit Geschichte, Sprache und ggf. Ausstattung zu überzeugen weiß. Ein Highlight ist es dann, wenn es mich auch über das Lesen hinaus beschäftigt. Wenn es kluge oder unbequeme Gedanken beinhaltet, die ich intensiv durchdenken muss oder wenn die Charaktere so großartig sind, dass sie das Buch verlassen und in meiner Phantasie ein Eigenleben entwickeln.
So gesehen ist Atemschaukel von Herta Müller ein gutes Buch, weil es sprachlich und formal großartig ist, aber kein Highlight, denn darüber hinaus bietet es nicht viel mehr als die ästhetische Überformung des Lagerlebens. In der gleichen Kategorie war „Ein Tag im Leben des Ivan Denissowitsch“ von Alexander Solschenizyn schon eher ein Highlight, weil es mich zum Nachdenken über Ödnis und Gleichförmigkeit inspiriert hat. Das hat Atemschaukel nicht geschafft.
Die Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson ist bis in den dritten Band hinein bislang ein Highlight, weil ich so unheimlich viel darüber lerne und derzeit darüber nachdenke, inwieweit Menschsein eine Frage des Wohnortes ist, während die Pendergast-Romane von Preston/Child zwar gut sind, auch gern empfohlen, aber eben keine Highlights. Einerseits ist „Highlight“ damit eine Auszeichnung, andererseits eine sehr eindeutig subjektive Kategorie..Empfehlen würde ich tendentiell eher gute Bücher. Highlights lege ich dann Menschen ans Herz, die genau so einen an der Klatsche haben wie ich.
Wie ist es mit euch so? Unterscheidet ihr überhaupt zwischen guten Büchern und Highlights oder ist das nur ein Gespinst der Buchbloggerei? Woran macht ihr dest, ob ein Buch ein Highlight ist?
Bewusst unterscheiden tue ich Bücher wohl generell nur, wenn ich explizit danach gefragt werde. ;o) Genauso verhält es sich mit Genres bei mir. Manche Bücher lassen sich nicht einfach in irgendwelche Kategorien schubsen. Warum auch? Gerade die Mischung macht’s oftmals aus. Vielleicht bin ich da aber auch zu sehr „Querbeetleser“. Ich für mich merke ja auch ohne Schubladendenken, ob ein Buch ein Highlight ist oder nicht. Bei Highlights reagiere ich auffallend anders, als bei einfach nur sehr guten Büchern. Bei der Empfehlung von Büchern, nenne ich meine Highlights vermutlich auch vor allem Menschen, die ich entweder persönlich und damit ihre Vorlieben und Einstellung kenne, oder aber virtuell so gut einzuschätzen weiß, zum Beispiel anhand ähnlicher Rezensionen zu ebenfalls gelesenen Titeln, ergo daraus folgernd einen ähnlichen Buchgeschmack unterstelle. Eher fremden Menschen, denen ich aus dem Bauch heraus eine gewissene Offenheit oder Ausprobierlockerheit attestiere, lege ich maximal einen vorsichtig formulierten Vorschlag nahe. Highlights sind eben persönliche Schätze, die man gut aufgehoben wissen möchte. Manche Empfehlung macht einfach keinen Sinn, weil Buch und Mensch nicht zusammen passen würden.
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Oh. Ich bin nicht allein.:)
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Nein, nein … die anderen sind … irgendwo da draußen … *E.T.technisch mit Finger zeigt* …
Äääähm ja, eindeutig zu heiß heute ;o)
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„Ein Highlight ist es dann, wenn es mich auch über das Lesen hinaus beschäftigt.“
Das sehe ich auch so. Wenn mir ein Buch auch nach dem Lesen lange im Gedächtnis bleibt, dann deutet vieles darauf hin, dass es sich um ein „Highlight“ handelt. Bei mir trifft das beispielsweise auf die Bücher von David Mitchell zu – zumindest auf die, die ich schon gelesen habe -, auch auf „Das späte Geständnis des Tristan Sadler“ von John Boyne oder – da Solschenizyn schon erwähnt wurde – „Der Archipel Gulag“, auch wenn ich da gestehen muss, noch nicht komplett durch zu sein. 🙂
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Solschenizyn ist ja auch ne sichere Bank. Krebsstation war auch umwerfend.
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Huhu!
Deine spontane Einschätzung find ich schon sehr richtig, und für mich sind das wohl Kriterien. Denn man ist so sehr in das Buch verliebt und möchte, dass es möglichst bald weiter geht.
In meiner Aufstellung kann man sehen, was die meisten meiner gelesenen und geliebten Bücher in sich haben, aber tatsächlich gibt es viele Bücher die sich komplett unterscheiden. Wirkliche Highlights sind für mich vor allem Bücher, an die ich mich auch nach Jahren noch ziemlich detailreich erinnern kann, einfach, weil sie so im Gedächtnis geblieben sind.
Liebe Grüße,
Linda
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Im Kopf habe ich fast alle meine Bücher. Leider auch die schlechten. 😦
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Eine anregende Frage, weil sie ja dazu einlädt, die persönlichen Kriterien zu überdenken und zu artikulieren. Für mich gibt es jedenfalls einen ganz klaren Unterschied zwischen guten Büchern und jenen speziellen Ausnahmeerscheinungen, die man durchaus als Highlight bezeichnen kann. Natürlich sind persönliche Beurteilungen immer ein Stück weit auch emotional gefärbt. Aber wenn ich ein Buch als „gut“, „sehr gut“ oder gar „ausgezeichnet“ bezeichne, lässt sich das schon zu einem großen Teil an sachlichen Kriterien festmachen. Beim Highlight ist das anders. Da geschieht etwas Elementares, ohne dass ich genau sagen könnte, wie und warum. Von zwei qualitativ in etwa gleichwertigen Büchern kann eines ein Highlight sein und das andere nicht. Ein wirklich gutes Buch möchte ich gerne später wieder lesen – beim Highlight ist das ein Muss. 🙂
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Ah. Die besondere Magie des Buches. 🙂
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Haargenau. 🙂
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Auch bei mir ist es so, dass mich die Bücher, die ich als Highlights bezeichnen würde, noch eine Weile beschäftigen, und nicht nur das, sie lassen mich auch beim Lesen innehalten, weil ich über das Gelesene nachdenken oder eine eindringliche Stelle auf mich wirken lassen möchte. Tendenziell ist bei mir die Lesegeschwindigkeit bei echten Highlights aber deutlich langsamer als bei anderen Büchern, denn sie sind auch sprachlich so gut, dass ich keinen Satz einfach nur überfliegen möchte.
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Kennst du dieses Phänomen „Das Highlight zerrt mich mit“ nicht? Das kenne ich nämlich vor Allem von Highlights, dass ich in einen Geschwindigkeitsrausch gerate.
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Nein, je schneller ich lese, desto weniger mag ich es in der Regel auf der sprachlichen Ebene, und wenn die nicht auch richtig toll ist, ist es kein Highlight. Für ein Highligt nehme ich mir gerne Zeit. Da ist die Sprache auch im Zweifel wichtiger als die mitreißende Spannung.
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Highlights sind die Bücher, die aus den guten nochmal herausragen und die mir länger im Gedächtnis bleiben, also solche, die ich auch noch ein weiteres Mal lesen möchte oder tatsächlich lese.
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Japp. Das festzumachen fällt erstaunlich schwer, was es dann genau ist.
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