Wenn ich allein einkaufen gehe, ohne Mutter Zeilenende, habe ich zwei Methoden. Entweder habe ich nichts da und brauche alles. Dann lasse ich mich vom Angebot inspirieren. Oder mir fehlen bestimmte Dinge. Dann schreibe ich eine Liste und arbeite diese ab. Klappt … meistens.

Es begab sich, dass ich in den Supermarkt ging. Mir war das Wasser ausgegangen und der Magerquark. Ein Leben ohne Wasser ist prinzipiell möglich. Ein Leben ohne Magerquark nicht. Ich beschloss also, im Supermarkt Magerquark und Wasser zu besorgen. Auf dem Weg fiel mir ein, dass ich einer weiteren wichtigen Sache entbehrte. Ich betrat den Supermarkt mit einem Zettel, auf dem Wasser und Magerquark standen sowie dem Gedanken im Kopf, dass ich auch die weitere wichtige Sache einkaufen müsse. Bis ich am Joghurt-Regal vorbeilief und beschloss, mir ein Joghurt mitzunehmen. Als kleine Mahlzeit für den Nachmittag.

storysamstag

Ich verließ den Supermarkt mit Wasser, Magerquark und einem Joghurt, schleppte alles in den fünften Stock und klopfte mir zufrieden auf die Schulter. Ich hatte alles besorgt. Kurze Zeit später wurde mir bewusst: Ich hatte die eine wichtige Sache vergessen. Nun erwog ich, einen weiteren Gang zum Supermarkt anzutreten, allerdings erschrak ich bei dem Gedanken, erneut fünf Stockwerke in die Tiefe und dann wieder in die Höhe laufen zu müssen, für eine einzige Sache. Der Aufzug war mir keine legitime Option, ich war schließlich noch jung, vital und … Naja … Knackig nicht, aber zumindest fit. Und spürte das Gewicht des Schweinehundes.

Als Mann legte ich also einen neuen Plan an, einen Einkaufsplan. Dort notierte ich die eine wichtige Sache. Und ging zwei Tage später erneut einkaufen. Der Plan war mittlerweile angewachsen um männliche Zutaten wie „Puderzucker“, „Kuvertüre“ und „gehobelte Mandeln“, denn ich wollte Backen. Dementsprechend standen auch nur Backzutaten auf meiner Einkaufsliste. Und die eine wichtige Sache. Irgendwo am Rand. Man beginnt seinen Einkaufsplan ja nicht mitten auf dem gelben Klebezettel, der mir als Allzweckwaffe dient.

Es war Samstag. Der Supermarkt war voll und ich kannte mich noch nicht so gut aus. Ich rannte verloren durch die Regalreihen, die Ecke mit den Backzutaten war gut versteckt. Dort stellte ich fest, dass das Sortiment eingeschränkt war. Nicht einmal Belegkirschen gab es. Ich lief hin und her, fand ein Regal mit Trockenfrüchten, das auch getrocknete Kirschen enthielt und freute mich so sehr des Lebens, dass ich zur Kasse ging.

Kaum war ich zu Hause, fiel mir auf, dass ich ausgerechnet die eine wichtige Sache vergessen hatte. Außerdem führte der Supermarkt weder unbehandelte Zitronen noch den von mir heiß geliebten Zitronenschalenabrieb im Plastik-Beutel. Ich seufzte. Dann überredete ich den Schweinehund dazu, dass zwei Zutaten doch nun ein Grund seien, fünf Stockwerke in die Tiefe zu laufen und anschließend fünf Stockwerke in die Höhe. Außerdem, so führte ich dem Schweinehund gegenüber aus, könnte ich dann den anderen Supermarkt auschecken.

Gesagt, getan. Ich fand mich kurze Zeit später in einem Supermarkt wieder, der sehr viel Charme besaß. Es war nicht nur ein Supermarkt, der ans EDEKA-Netz angeschlossen war (wo ich immer gern einkaufen gehe), sondern ein etwas altmodischer Supermarkt zum Wohlfühlen. Es gab dort zwar keinen Bäcker, aber eine Kaffee-Ecke, in der man klingeln konnte. Dann kam eine Verkäuferin, die einem Kaffee ausschenkte. Man konnte im Laden Kaffee trinken. Oder auch Brötchen und Gebäck erstehen, das von einem Bäcker jeden morgen frisch angeliefert wurde und wo die Preise für die Backwaren noch mit Kugelschreiber auf der Tüte notiert wurden.

Ich lustwandelte durch den Laden, an der Kühltheke mit Wurst und Fleisch vorbei, in der abgepackte Wurst eines lokalen Fleischers täglich frisch zum Verkauf angepriesen wurde. Ich fühlte mich wohl. Und zwischen Personal und älterer Kundschaft herrschte ein herzlicher Umgangston. Man kannte sich wohl, ein echter Treffpunkt und Nachbarschaftsladen. Ich stellte nebenbei fest, dass die Auswahl an Backzutaten auch hier eingeschränkt war, aber es gab Zitronenschalenabrieb – und Belegkirschen. Auf dem Weg zur Kasse erwog ich, mir in den Hintern zu beißen, der sich seit meinem Umzug in den fünften bzw. sechsten Stock verändert hatte. In der Schlange vor der Kasse hatte ich es fast geschafft, da erinnerte ich mich, an die eine wichtige Sache und dass es blöd wäre, wenn ich die erneut vergäße. Genau genommen war der Gedanke sogar vulgärer. Ich machte kehrt, folgte dem Weg meines Magens, an Brot und Fleisch vorbei. Wenn ich das schon wieder vergäße, so dachte ich mir, würde ich nie mehr wieder kommen. Dann müsste ich irgendwann ewig sitzen bleiben. Und würde mir noch nicht einmal mehr in den Hintern beißen wollen.

Was war es wohl? Und hat das Zeilenende am Ende gefunden, was er suchte? Dieser Blogeintrag ist mein Beitrag zum Story-Samstag von Tante Tex, die in dieser Woche von uns Rätsel gestellt haben wollte: Was bin ich? Also … Was bin ich für ein wichtiges Ding?

39 Kommentare zu „Lebensnotwendige Dinge

  1. Liebes Zeilenende,

    nun ist mir klar, warum ich niemals Kuvertüre und Mandelplättchen kaufe. In meinen Einkaufswagen wandern sehr viel weiblichere Zutaten wie Holzleim, Schraubzwingen oder Laubsägeblätter. 😉

    So sehr wichtig kann die wichtige Zutat nicht sein, wenn du sie mehrmals vergessen kannst … aber was es ist, will mir nicht in den Sinn …

    Während ich das obige noch schrieb, machte es auf einmal Klick in meinem Hirn. Du würdest dich nicht mehr in den Hintern beißen wollen, wenn du nochmals vergisst? Es kann nur das Klopapier sein. Es kann gar nichts Anderes sein. Stimmts?

    Herzliche Grüße,
    Veronika

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    1. Ich böser Spielverderber habe in meiner überschäumenden Begeisterung alles verraten.
      Hüpfe da herum und schrei: „Ich weiß es! Ich weiß es! Ich weiß es!“
      Alle Mitratenden mögen mir verzeihen.
      Asche auf mein Haupt.

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  2. Ich habe den Hinweis auf die eine wichtige Sache überlesen… Dafür fühle ich mich jetzt richtig gut, denn ich habe nur vier Etagen ohne Aufzug zu bewältigen. Wenn ich jetzt einmal wieder etwas vergesse werde ich mir sagen, „komm, der arme Zeilenende müsste jetzt 5 Treppen nochmal runter und rauf laufen“ und schon sind meine diese kein Problem mehr. Danke dafür 😅

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  3. Klasse die fünf Treppen, könnte man das Fitnessstudio vielleicht vergessen? Nein, ich weiß, Treppen steigen ist kein Sport. An Klopapi habe ich auch gedacht. Für Magerquark oder Kartoffeln gehe ich manchmal los und komme oft mit Tachenvoll wieder nach Hause. Nur so eine nette, lustige Geschichte darüber zu schreiben gelingt wohl nur dem Zeilenende!

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  4. Tjaja, lebenshistorisch offenbar doch noch zu jung… Der organisierte erwachsene Korinthenkacker schreibt sich alles, was so anfällt (aber nicht eilt) irgendwo auf und schreibt dann einmal pro Woche einen Einkaufszettel, der exakt der Regalreihe (gut, du kanntest den Supermarkt noch nicht) folgt. Bevor man in der Kassenschlange steht, halt man sich den Zettel unter die Augen und vergleicht mit dem Inhalt des Einkaufswagens. Und whäm, nie wieder was vergessen 8)

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