Vimala hatte vorgeschlagen, ich könnte einen Artikel über mein Fanboytum in Sachen Star Trek schreiben. Ich habe deshalb versucht, die Faszination Star Trek zu erklären. Grundlage dafür war übrigens ein Referat, das ich mal in einem Uni-Seminar zum Thema Geschichtsmythen gehalten habe. Mein Trekkie-Tum hat also wissenschaftliche Weihen erhalten. Aber zu dem Thema gibt es mehr zu sagen. Vorerst habe ich drei Artikel im Kopf, um meine Faszination auch aus persönlicher Sicht näher zu beleuchten.

Meine Liebe zu Star Trek begann mit TOS. TOS ist im Fandom das Kürzel für The Original Series und meint die Serie, die schlicht „Star Trek“ hieß und die Abenteuer von Captain Kirk und seinen Spießgesellen erzählte. Damals, Anfang der 90er, als die Serie im ZDF wiederholt wurde, ging ich noch in den Kindergarten. Nachmittags war ich in der Obhut von Mutter Zeilenende. Die musste allerdings nebenbei auch den Haushalt erledigen. Sie war wahrscheinlich beim Bügeln, als ich das erste Mal (gemeinsam mit ihr) Star Trek sah.

An die genauen Umstände kann ich mich nicht erinnern, aber ich sehe einen Bildschirm vor mir mit der Enterprise-Crew und ich erinnere mich an Faszination. Wahrscheinlich habe ich den Fernseher so begeistert angestarrt, dass regelmäßiges Star-Trek-Gucken zum Alltag wurde. Auch wenn ich nur wenig mehr als coole Raumschiffe und Action verstanden habe, wurden Kirk, Spock, Pille, Scotty, Uhura, Sulu und Chekov schnell Bestandteil meiner kindlichen Vorstellungswelt.

In der Grundschule auf dem Pausenhof fand ich gleichgesinnte. Mal spielten wir Power Rangers, mal Star Wars, meistens aber waren wir die Crew der Enterprise, die sich aufmachte, fremde Welten zu entdecken (meist in Form von Bäumen), mit dem Raumschiff zu fliegen und mit den imaginären Tricordern fremde Lebensformen wie Lehrkräfte zu untersuchen. Meine Phantasiewelt war möbliert mit Vulkaniern, Klingonen, Andorianern, Horta, Transportertechnologie und Sol-Antrieb (wie der Warpantrieb in der deutschen Synchronisation damals noch hieß).

Wo andere Kinder sich von ihrem Taschengeld Süßigkeiten kauften, ging mein Taschengeld für Bücher drauf. Wo andere Kinder sich „Fünf Freunde“ kauften, waren meine Bücher Star-Wars- und Star-Trek-Bücher. Damals war ich neun oder zehn Jahre alt.

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Ein kleiner Auszug meiner Sammlung. Das Buch zu „Episode 1“ datiert aus späterer Zeit, ebenso das TNG-Quizbuch. Die übrigen Bücher dürften aus meiner ersten Phase stammen.

Parallel dazu wuchs meine Neugier. Das im Fernsehen war ja nur Fernsehen. Nicht echt. Aber der Weltraum da draußen, der war doch echt. Glücklicherweise konnte ich nicht nur Romane lesen und hatte Eltern, die mir zusätzlich zu den selbst gekauften Büchern nicht nur TKKG-Bücher kauften (obwohl ich davon auch so einige besaß), sondern mir von Anfang an Sachbücher kauften zu den unterschiedlichsten Themen (Meer, Dinosaurier, Technik, Bauernhoftiere, Geschichte, Religion, …) vor allem aber zum Weltraum. Ich besaß wahrscheinlich sämtliche kindgerechten Sachbücher zum Thema Weltraum, die in deutschen Verlagen erschienen waren. Ich lernte den Durchmesser des Pluto ebenso auswendig wie die Namen der Jupitermonde und die Daten der Marsmissionen. Und ich wollte Astronaut werden. Ich war besessen.

Besessen bin ich heute auch noch. Ich kann mich nicht mehr dran erinnern, wie die Jupitermonde alle heißen und auch des Plutos Durchmesser ist mir nicht mehr geläufig. Ich weiß dafür bis heute, dass Pluto und Charon ein doppelt gebundenes Rotationssystem bilden, im Sonnensystem nur Merkur und Venus keine natürlichen Satelliten besitzen und dass die Saturnmonde Thetys und Dione nach derzeitigem Kenntnisstand als einzige natürliche Satelliten im Sonnensystem über Trojaner-Monde verfügen. Und wenn ich nachts in den Himmel blicke, werde ich sehnsüchtig und wehmütig.

Astronaut, dafür war ich nicht nur zu unsportlich, dafür war ich in Physik eine zu große Niete. Vielleicht war es auch der Lehrer, aber jenseits der Astronomie konnte ich mich nie für Physik begeistern. Entsprechend schlecht waren meine Noten und das Fach habe ich nach der Mittelstufe mit Freuden abgewählt. Ich kann ja auch in den Weltraum reisen, mit den Helden meiner Kindheit ebenso wie mit all dem Wissen, das ich mir angelesen habe.

30 Kommentare zu „Zeilenende der Trekkie (1) – Kindheitsträume

  1. Hmmmmmm, fast schon nostalgisch, was du hier schreibst. Bei mir war es ähnlich, auch wenn die große Begeisterung erst mit TNG kam. Als ich dann zum ersten Mal DS9 sah, war ich völlig gefangen. Voyager ist auch super.

    Bei der angehängten Star Trek: Enterprise-Serie waren mir damals die ersten vier oder fünf Folgen zu glatt und geschleckt. Die habe ich erst vor ein oder zwei Jahren für mich entdeckt. Seitdem liebe ich sie.

    Angeblich soll ja nächstes Jahr die neueste Serie starten. Das wird noch einmal faszinierend… 🖖🏻

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  2. Obwohl es nicht mein Genre ist und nie war ( aber nichts desto trotz Kult 😉 )finde ich es toll wie Du Dir das Drumherum geschaffen hast und so noch Zugang zum Weltraum etc. geschaffen hast 🙂

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  3. Bei uns im Regal stehen alle DvDs von Raumschiff Enterprise. Egal ob Kirk, Archer oder Picard. Daneben findet man alle DvDs von Vojager und Deep Space Nine.
    Zur Zeit gibt es ja alle zwei Wochen ein neues Raumschiff im Zeitschriftenhandel zu kaufen. Da muss Sohn 4 immer hin und meist wird dann auch gekauft. Er hat sich extra eine Vitrine gekauft um die Raumschiffe dort hinein zu stellen, damit ja nichts beschädigt wird. Leider reicht mittlerweile eine Vitrine nicht mehr.
    Und egal ob wir alles auf DvD haben, auf Tele 5 wird trotzdem geguckt.

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      1. Sohn4 sucht auch mal wieder eine Wohnung. Bisher ist er am Ende dann doch immer hiergeblieben. Aber da der Platz für die Raumschiffe jetzt nicht mehr ausreicht, macht er vielleicht ernst. 🙂

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  4. Was für ein schöner Text! Du weißt, ich habe das mit Star Trek versucht – aber es erschließt sich mir einfach nicht. Das finde ich aber gar nicht schlimm! Umso schöner finde ich es nämlich, zu lesen, was für einen Zugang man zu diesem ganzen Universum haben kann.
    Was für dich die Weiten des Weltraumes war, war für mich die Unterwasserwelt. Fische und anderes Meeresgetier und die Faszination, was so in den Untiefen der Weltmeere an Kreaturen lauern kann. 🙂 Hach. Danke 🙂

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    1. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand diese Obsession nicht teilt. Die ist schon recht speziell, egal ob Kult oder nicht: Science Fiction im Allgemeinen und die actionarme Science Fiction im Besonderen ist was für Menschen, die auf so etwas gepolt sind. Und du hast ja deine eigenen Traumorte, darauf kommt es an. Etwas zu haben, was die Phantasie anregt. 🙂

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