Anderwelt oder Anderswelt meinen in der keltischen Mythologie die Wohnorte mystischer Wesen. Blogger*innen sind mystische Wesen, deren Wohnort jenseits der gewöhnlichen Welt sind, nämlich im Netz. Ich finde diese Analogie schön. Und das Fugen-S in Anderswelt hässlich. Deshalb sammeln sich in der Anderwelt Blogbeiträge, die mir im vergangenen Monat besonders aufgefallen sind.

Anderwelt

Im August wurde sehr viel Nabelschau betrieben, im positiven Sinne. Ich dachte bislang, der Herbst und Winter seien die richtigen Monate, um sein Leben in Frage zu stellen und gründlich zu reflektieren. In der Anderwelt ist das anders, hier wird im Hochsommer über Entscheidungen nachgedacht.

  • Tanja im Norden versucht es einmal grundsätzlich mit dem alten Dualismus aus Kopf und Bauch, indem sie eigene Entscheidungen heranzieht und sie abklopft. Ihr Fazit, wie eine richtige Entscheidung entsteht: Sie wächst.
  • Katrin vom abgebrochenen Bleistift erzählt von einer fundamentalen Entscheidung, die ihren bisherigen Plänen zuwider läuft. Zielstrebig hat sie aufs Lehramtsstudium hingearbeitet und beginnt nun doch eine Ausbildung. Erst einmal?
  • Die singende Lehrerin hingegen beschäftigt sich mit dem Aussteigen. Träumt ihr nicht manchmal davon, der Welt den Rücken zu kehren? Sie fragt sich und uns, ob das „echte Selbstverwirklichung oder reiner Egoismus“ ist.
  • In einem eindrucksvollen Beitrag haut Kieler Krimskrams in eine ähnliche Kerbe. Sie fordert mehr Mut, sich auszuprobieren und zu seiner Individualität zu stehen. Darauf zu pfeifen, was die anderen sagen, vor allem in den so heiklen Jobfragen.

Auch zum Thema Freundschaft wurde in diesem Monat mehr als nur ein Beitrag veröffentlicht. Hier ist es ebenfalls die singende Lehrerin, die über Soulmate-Erlebnisse berichtet. Und ein wenig von dem Gefühl vermittelt, was es bedeutet, wenn man sich als Randgruppe dazugehörig fühlt. Gedankenfreigang hingegen denkt darüber nach, ob und wann es legitim ist, eine Freundschaft zu beenden. Manchmal ist das ja schlimmer als das Ende einer Liebesbeziehung.

In der Klischee-Woche auf dem Mitmachblog hat Sacking Bob gleich zwei Artikel verfasst. Er plädiert zunächst dafür, dass Klischees nicht grundsätzlich verteufelt werden sollen. Man sollte sich zumindest bewusst machen, dass sie auch eine positive Funktion haben, Menschen einschätzen zu können und eine gemeinsame Gesprächsbasis mit ihnen zu etablieren. In seinem zweiten Beitrag fordert er mehr Gelassenheit. Jeder Mensch würde in Schubladen gesteckt werden, das gelte es auch auszuhalten und sich selbst treu zu sein.

All diese schweren Gedanken finden ihren Gipfel bei Wolfgang Schnier, der die Frage stellt inwiefern Literatur Realität sei. Womöglich, so einer seiner Gedanken, ist die Literatur sogar realer als unsere (vermeintliche?) Realität.

Und nach so viel potentiellen Kopfweh-Beiträgen noch ein paar schöne Dinge zum Schluss:

Miss Booleana hat sich alle Harry-Potter-Filme angeschaut und in einem Beitrag kurz besprochen. Ihr ist ein schöner Überblick über die gesamte Filmreihe gelungen. Ich finde es aber nach wie vor erstaunlich, dass der dritte Teil so häufig der liebste ist. Ich konnte mit ihm weder filmisch noch als Buch besonders viel anfangen.

Frau Holle hat auf Gertrud Trenkelbachs Blog einmal dokumentiert, wie komplex die Entscheidung ist, ob man einmal kurz auf den Crosstrainer klettert … Oder ob man ins Kino gehen sollte.

Bei Vimala von allesvonherzen sollte es Tarte Tatin geben. Das war zumindest ihr Plan. Irgendwie gab es die dann auch. Aber so ganz zufrieden klingt sie nicht. Wenn in der Küche mal was nicht wird, so die Lehre, kommt immer noch ein schöner, launiger Blogbeitrag dabei heraus.

Das letzte Wort gebührt der Bloggerin, deren Name MAMA sei. Sie erklärt und, wie BWL und Kindererziehung zusammenhängen.

 

Habt ihr die Artikel gelesen? Wie fandet ihr sie?

Welche Blogbeiträge habt ihr in letzter Zeit so gelesen, die euch inspiriert oder eine Erkenntnis gebracht haben?

22 Kommentare zu „Anderwelt – August 2016

  1. Danke fürs Verlinken, liebes Zeilenende 🙂 Eine ganz spannende Rubrik, um sich dank deiner Verlinkungen ebenso noch mal in der Anderwelt umzuschauen! Inspiriert hat mich in der Tat das Thema „Leben im Einklang mit sich selbst“ der Blogparade, an der ich zuletzt teilgenommen habe. Ein nie endendes und so wichtiges Thema. Und es hat einfach mal wieder die Achtsamkeit ein bisschen geschärft. Einen schönen Tag noch 🙂

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    1. Der Einklang … Ja. Es zieht sich momentan durch die Blogosphäre. Obwohl es ein Augustphänomen war. Die Beiträge, die so grässlich tiefsinnig sind, gehen glücklicherweise zurück. Dank dir, dass du etwas dazu beigesteuert hast. 🙂

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  2. Alle Achtung. Bei Zeilenende herrscht nicht nur Lesefreude, sondern offensichtlich auch einiges an Leseeffizienz. Anders wäre das ja wohl kaum zu schaffen, einer beträchtlichen Anzahl Blogs nicht nur zu folgen, sondern sie auch noch zu lesen (und darüber zu berichten). Zumindest, da ich ja davon ausgehe, dass die Sache mit Zeilenendes Leben außerhalb von WP mehr als nur ein Gerücht ist. 😉

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    1. Ich gehe regelmäßig zum Sport. 😉

      Aber ernsthaft. Ich habe mir ein paar Routinen zugelegt. Ich lese tatsächlich viele Blogs. Auch Literaturblogs, auch deinen Blog usw. Zahl habe ich gerade gar nicht im Kopf. Aber ich lese recht flott. Und ich habe mich festen Regeln unterworfen. Morgens vor der Arbeit, abends beim und nach dem Essen ist Bloglesezeit. Dafür komme ich derzeit weniger zum Schreiben. Auf der Halde liegt immer weniger. *g*

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      1. Mutig, das so offen zu bekennen. Denn Sport ist Mord. Und Mord ist ja bekanntlich kein Kavaliersdelikt. 😉
        Eine effiziente Lesetechnik macht sicher viel aus. Aber die Sache mit den festen Regeln ist zweifellos auch nützlich. Da könnte ich glatt in Versuchung kommen, diese Idee zu klauen. Diebstahl ist zwar auch nicht die feine Art. Aber ich bin ohnehin der Überzeugung, dass nicht „ehrlich“ sondern „ewig“ am längsten währt. 😀
        Aber die Lesen/Schreiben Balance bleibt wohl ein Dilemma.

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  3. Holla, da sind ja einige feine Artikel dabei. Und ich speise aktuell das Publikum ab mit Tugendreigen und Videospiel-Rezensionen. Ich muss wohl wieder tiefsinniger werden 😛

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    1. Sinn ist ja nicht nur, tiefschürfende Gedanken zu teilen. Ich m Bloggen geht es auch um Kreativität, Einfallsreichtum und Humor. Und dafür ist dein Beitrag nun einmal ein wunderbares Beispiel. Er passt wunderbar ins Gesamtbild. 🙂

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  4. Ich lese deine Anderwelt immer gerne, weil sie mich inspiriert mir unbekannte Blogs anzusehen. Dieses Mal gab es sogar eine Nennung, die ich auch gelesen hatte und herzlich schmunzelte.

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