Das Zeilenende hat ein Dach über dem Kopf. Am Freitag wird es die neue alte Heimat verlassen und in die neue Heimat umziehen. Und jetzt lebt es im Chaos. Nicht, dass das Zeilenende auch sonst im Chaos leben würde, aber es ist ein kistiges und tütiges Chaos.

Ich wette, mit „Tüten“ und „tütiges“ bekomme ich heute traffic zum Thema drug trafficking, aber sei es wie es sei. Vielleicht gefällt den hier landenden Kiffer*innen ja die Rezepte-Sektion als Maßnahme gegen den Fress-Flash. Das fände ich einigermaßen lustig. Dabei wollte ich nur kund tun:

  1. Ich habe eine WG gefunden und habe dafür nur etwas länger als eine Woche gebraucht.
  2. Ich werde zukünftig im östlichen Teil der Innenstadt Stuttgarts hausen.
  3. Zwei Mitbewohnerinnen und ein pelziger Herrscher der Wohnung müssen es sich zukünftig gefallen lassen, dass ich Tisch, Herd und Dachterrasse mit ihnen teile.

Ich freue mich riesig, weil jetzt erst einmal alles passt. Ob es irgendwo hakt oder quietscht, wird die Zukunft zeigen, aber selbst das Zeilenende, Bundesbedenkenträger, ist optimistisch. Und wenn es etwas gelernt hat, dann ist es das Packen. Ist ja mittlerweile auch schon der achte Umzug in nicht einmal 30 Jahren. Den ersten Umzug hat er zwar selbst noch gut verpackt verbracht und wurde getragen, statt zu tragen, aber für eine Grundqualifizierung hat es gereicht.

Lediglich das Chaos, das ist ein Problem. Weil das Chaos im Weg steht und zu sperrig ist, es auf Seite zu stellen. Dabei nehme ich gar nicht so viel mit:

  • Bett
  • Schrank
  • Kommode
  • Schreibtischstuhl
  • Bücher
  • Klamotten
  • noch mehr Klamotten
  • Technikzeug
  • Haushaltstextilien
  • Backformen und anderes Spezialinventar
  • noch sehr viel mehr Klamotten
  • Seamus (plus Käfig)
  • Schuhe
  • Zeug (wie Klamotten)

Meine zahllosen Sorgen als Bundesbedenkenträger gelten aber allein dem Umzugsvorgang in der kommenden Woche. Einen Vorgeschmack lieferte mir der gestrige Tag. Das Zeilenende, größter lebender Fan eines großen schwedischen Möbelhauskonzerns (ebenso wie eines großen schwedischen Textilhandelsunternehmens), entschloss sich, mit Mutter Zeilenende einen Ausflug zu machen (der mich daran hinderte, ein Brot für das denkwürdige Brotbild der Woche zu backen).

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#ikea

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Sichtlich begeistert rempelte es junge Familienväter mit Nachwuchs um, wenn diese versonnen im Weg herumstanden, packte die Ellenbogen aus, um sich durch Horden junger Damen zu kämpfen, die ihr erstes eigenes WG-Zimmer einrichten wollten und bestaunte allerlei Stauraumlösungen. Bei der ein oder anderen Tasse Kaffee stellte es dann einen Plan auf, welche Einzelteile für den Baukastenschrank-Schrankbaukasten es wohl benötigen würde, entschied sich zudem für eine Kommode wie allerlei Kleinkram und machte sich mit Mutter Zeilenende auf, die sieben Millionen Einzelpakete aus der SB-Möbelhalle zusammenzusammeln. Auch dabei rempelte es munter junge Familienmütter mit Nachwuchs um, die versonnen im Weg herumstanden und packte die Ellenbogen aus, um sich durch Horden junger Herren zu kämpfen, die ihr erstes eigenes WG-Zimmer einrichten wollten.

Kleinere Probleme („Die Türgriffe für den Schrank haben wir aus dem Sortiment genommen.“ „Die Schranktüren haben wir umgelagert, die sind jetzt am anderen Ende der Halle.“) lösten wir dabei mit stoischer Schicksalsergebenheit (Mutter Zeilenende) bzw. dem Aktivitätsgrad des HB-Männchens (Zeilenende), bezahlten, ignorierten die Hotdogs und steuerten unseren Wagen zum motorisierten Wagen.

Das Zeilenendesche Familienvehikel gehört zur Gattung Fahrzeuge, deren Zweck in grauer Vorzeit dem Überwinden von Flüssen, steilen Abhängen und allgemein dem Überleben jenseits geteerter Straßen (also dem Durchqueren der ostdeutschen Bundesländer in den frühen 90er Jahren) dienten. Im Straßenverkehr erhöhen sie die Übersicht über den Verkehr und sie sehen groß aus. Aber sie sind nicht groß. Wie wir leidvoll feststellen mussten.

Herr Zeilenende Sr. hatte nachgemessen, dass ein Schrank von etwa zwei Metern Höhe „problemlos“ in das Familienvehikel passen würde, wenn man nur die breitere Hälfte der Sitzbank umlegen und den Beifahrersitz nach vorne schieben würde. Herr Zeilenende Sr. bedachte allerdings nicht, dass sich die breitere Hälfte hinter dem Fahrersitz befand und man in der Diagonalen nicht allzu viele Kartons lagern konnte, ohne massiv an Stauraum einzubüßen. So legten Mutter Zeilenende und ich die schmalere Hälfte um und verteilten die diversen Kartons und Einzelteile auf dem Parkplatz um uns herum. Wir benötigten eine Stunde, um die diversen Gegenstände irgendwie ins Familienvehikel zu packen und auf dem Parkplatz Kartons hin und her zu bewegen. Denn natürlich verließen in der einen Stunde genau zwei weitere Familienvehikel den Parkplatz: Das Familienvehikel links von unserem Familienvehikel und das Familienvehikel rechts von unserem Familienvehikel. Dort, wo unsere Kartons standen.

Nachdem das Familienvehikel beladen war und wir den Spott überstanden hatten („Ein Kombi wäre praktischer gewesen, gell?“) mussten noch drei Drahtkörbe den Weg ins Innere finden. Das Zeilenende packte sich also auf die Rückbank, ließ sich die Körbe reichen und seufzte. Es würde eine ungemütliche Rückfahrt werden, aber so könnte es gehen. Lediglich den unglaublichen Tetris-Fähigkeiten von Mutter Zeilenende war es zu verdanken, dass auch diese Teile noch den Weg in den Kofferraum fanden.

Die Heimfahrt erwies sich dennoch als beschwerlich. Die Sicht nach rechts eingeschränkt und die richtige Spur verpassend, befanden wir uns nach einer großen Runde durch eine deutsche Großstadt (die schlimmer als „verlieren“ ist), fehlgeleitet durch diverse Baustellen und Umleitungen, zielsicher auf dem falschen Weg durch die Vororte. Was uns Google Maps aber erst nach einer Viertelstunde mitteilen konnte, denn in der deutschen Großstadt (die schlimmer als „verlieren“ ist), gibt es auf den bewaldeten Hügeln rund um den Stadtkern nun einmal kein GPS, dafür wahrscheinlich Wölfe und Räuber. Erst, als wir auf dem richtigen Weg waren, begann ich, micht leicht zu entspannen … Nunja:

Meine Testamentsgedanken waren etwas verfrüht. Aber es hätte nicht viel gefehlt. Ich küsste den Boden der alten neuen Heimat, als ich das Familienvehikel am Ziel wieder verlassen durfte.

42 Kommentare zu „Tüten, Körbe, Pakete

  1. Wie das dann wohl erst am Umzugstag wird….nun ja…..wir sind gespannt….

    Und komm Du erstmal in mein Alter….seit dem Jahr 2000 allein schon 12 Umzüge….die meisten davon nicht unbedingt so gewollt….sie nennen sie auch „Marinsche, die kleine Nomadin“….pfffffff……..

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    1. Ich werde ihn wohl auf Instagram live kommentieren und ein Blogbeitrag wird wohl spätestens dann draus, wenn Herr Zeilenende Sr. mit der Bohrmaschine nach mir wirft. *gg* Aber Nomadendasein hat auch was für sich. Ich habe da auch einen gewissen Drang in mir. Nach sieben Jahren in meiner letzten Wohnung war ein Umzug wirklich fällig. 😉

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      1. Dachte ich mir zwischendurch auch immer 😉 hach….ich beneide Leute die immer am gleichen Ort leben und ihre Herausforderungen in anderen Bereichen haben…. 🤔

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    1. Ein Kater. 🙂 Und das Zeug wurde erst einmal in der Garage eingelagert, weil es von der Großstadt, die schlimmer ist als verlieren, noch ein paar Stunden Fahrt bis Stuttgart ist. Das wird in einem Aufwisch mit einem Miet-Transporter erledigt. Außerdem sind weder Mutter Zeilenende noch ihr ältester Spross für Möbelaufbauarbeiten zu gebrauchen. *gg*

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        1. In 50 Jahren bin ich 79. Da bin ich entweder reich genug, um mir zur Schonung meiner Gebrechlichkeit ein paar gut aussehende junge Möbelpacker zu leisten oder ich bin so gebrechlich, dass ich direkt aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim ziehe. 😉

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  2. Hehe. Als Bundesbedenkenträger bist du ja prädestiniert dafür, die verschiedenen Chaosse besonders intensiv auszukosten. Vor allem bringt natürlich so ein fabrikneues Chaos wieder den genuinen Chaosgeschmack ins Leben, während das gewohnte Alltagschaos längst mit einer dicken Schicht Normalität überzogen ist (bzw. war). 🙂

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      1. Das stelle ich mir irgendwie „interessant“ vor. Kleines WG-internes Missverständnis („Der Schrank gehört dort in die Ecke“ wird als „…an die Decke“ fehlinterpretiert) im Verbund mit den Gesetzen der Schwerkraft… 😉

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  3. So Autofahrten habe ich auch schon einige mitgemacht. Jedesmal dachte ich unterwegs, das ich die Fahrt nicht überleben würde. 🙂
    Super das du so schnell eine WG gefunden hast. Und gut das deine Möbel in einem größeren Wagen nach Stuttgart gebracht werden, nicht das du von Billy und co erschlagen wirst.
    LG

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    1. Es macht mich zugegebenermaßen misstrauisch, dass mein „Billy“ „Pax“ heißt. Ich traue dem Frieden nicht, den der Name ausstrahlt. ^^ Aber um die Spiegeltür hatte ich echt Angst.

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  4. Ich beneide dich jetzt doppelt: So schnell eine Wohnung gefunden ( *schnief* ) und dann noch in eine Frauen-WG gekommen?! 😮
    Du lebst hier meinen Traum, Zeilenende! 😥 *schnief*

    Deine Begeisterung für Ikea aber, die ist mir suspekt. Ich komme da höchstens rein, wenn ich von den Schergen Mordors, des Imperiums und Voldemorts zusammen verfolgt werde… ^^
    Deine Mutter ist also bei euch der Tetris-Profi? Ich hab dafür ne sehr gute Freundin. Was die teilweise verstauen kann!

    Ich wünsch dir bzw. euch noch einen guten, möglichst reibungslosen Umzug und erfolgreiches Möbelaufbauen in der neuen Wohnung. Bitte Bilder der Bücherregale liefern, ja? 🙂

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    1. Geschlecht war kein Kriterium für mein Casting. Ich konnte ehrlich gesagt keine großen Unterschiede im Zusammenwohnen mit Männern und Frauen feststellen. Und ich bin sowieso der festen Überzeugung, dass es nicht gut für Beziehungen ist, wenn man sich auch noch die Wohnung teilt. Also von daher war meine Entscheidung folgerichtig. 😉 Aber du findest auch … Du hast ja auch noch Zeit bis Anfang Oktober, oder?
      Bilder folgen in Bälde, auch wenn die Bücherregale nicht spektakulär sein werden. Davon gibt es ein bis zwei. Und ich habe mich entschieden, tatsächlich nur meinen SuB mitzunehmen, der (fast vollständig) in einer von den Taschen auf dem ersten Bild steckt. Der Stapel daneben sind Kochbücher, die ich noch durchsehen muss und die nicht alle mitkommen.

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      1. Das dachte ich mir schon, und ich denke auch, dass es menschlich passen muss, dann ist das Geschlecht eh egal. Aber ich muss ja meinem schlechten Ruf gerecht werden und so. 😉
        Ich bin gespannt, was du zum WG-Leben berichten wirst, bzw. wie sich das Gewicht der Mitbewohner entwickeln wird. 😀

        Jein. Ich hab schon im September ein bezahltes Praktikum bei meinem Arbeitgeber, aber für die Zeit könnte ich bei einer Freundin unterkommen. Nur denk ich mir, während des Praktikums auch noch ne Wohnung zu suchen, das wäre ätzend.

        Ach, aber auch ein SuB sagt einiges aus. 😉
        Und klar, alle Bücher nimmst du erst mit, wenn du ne komplett eigene Bude hast. 🙂

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  5. Ui, ein Kater als Mitbewohner? Na dann, viel Glück! Meine Kater akzeptieren neue (männliche) Mitbewohner nicht so ohne weiteres (i.e. ohne Demonstration, wer hier das Sagen/Maunzen hat).
    Immer diese Rempeleien beim Ikea, wenn umziehwütige Philosophen ihre Ellbogen auspacken! Das ist der Grund warum ich die Kette tunlichst meide 😉
    Aber sehr erfreulich, dass du schon eine neue Unterkunft gefunden hast. Ich hoffe, das Zusammenleben klappt dann auch gut & entspannt oder interessant, oder wie du es dir eben wünschst.
    Und hiermit sei es dir verziehen, dass ich eigentlich noch immer auf eine ehebaldige Reaktion auf mein Kommentar zu deinem 24/7 Artikel warte. Die Baldriantropfen vom „Marinsche“ wirken leider nicht mehr, aber so eine Umzugsvorbereitung akzeptiere ich als Grund, warum du nicht 24/7 auf wp bist 😉

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    1. Alles … Vor allem 60er bis 80er. U. A. Der gesamte Lensmen- und Orbit-Hospitalzyklus, die meisten Werke von William Gibson und Stanislaw Lem, …

      Man stelle es sich anders vor. Das wäre viel komplizierter.😊

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