Die singende Lehrerin, Königin der Blogparaden und seit Neuestem auch Convention Queen, hat wieder einmal eine Frage gestellt. Ich hielt sie für einfach zu beantworten: Welche Charaktere aus Film, Fernsehen oder Literatur würdest du vom Fleck weg heiraten? Doch das Ganze ist komplizierter als gedacht.

Gibt es Charaktere, denen ich gern einmal solch einen Liebesbrief schicken würde? Meine spontane erste Reaktion in den Kommentaren waren, ich könnte ja einfach meine sieben ersten großen Lieben auflisten, als da wären Chef, Brummbär, Happy, Schlafmütze, Pimpel, Hatschi und Seppl. Dann habe ich eine Weile überlegt, ob ich sieben Hobbits zusammenbekomme oder es doch eher mit Schlaubi, Torty, Hefty, Muffi, Clumsy, Jokey und Fauli probieren sollte. Aber mal ganz ehrlich, so wie ich eigentlich nur Brummbär mag, mag ich auch nur Muffi gern (Schlaubi ist mir zu ähnlich). Und sieben Hobbits habe ich nicht zusammenbekommen.

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Quelle

Ich machte mir also einen Zettel und überlegte eine Weile hin und her, dann notierte ich ein paar Namen, verwarf sie aber auch ebenso schnell wieder. In den weiteren Kommentaren der Singenden Lehrerin führte ich zudem aus, dass ich in Firefly Simon sehr viel lieber mochte als Mal. Aber ehrlich gesagt reicht es auch bei Simon nicht für eine Ehe.

Es ist vertrackt. Ein Charakter für einen One Night Stand zu finden ist nicht schwierig, da kann man sich notfalls von Oberflächlichkeiten leiten lassen. Ich wollte auch nicht schon wieder die üblichen Verdächtigen zitieren (in der letzten Blogparade hatte ich Sommersturm erwähnt, Leo wäre also durchaus ein Kandidat). In den meisten Fällen ist es aber so, dass es an den Hauptcharakteren von Filmen, Serien und Büchern irgendetwas gibt, an denen ich etwas auszusetzen habe. Alternativ sind sie mir zu perfekt. Mir kann man es nicht recht machen, ich weiß. Andererseits ist es glücklicherweise nicht der Anspruch einer fiktiven Figur, realistisches Heiratsmaterial abzugeben.

So ergibt sich aber folgende Situation: Weitere Namen, die mir durchs Gedächtnis schossen, waren ausgewiesene Nebenfiguren. Ich dachte an Seamus Finnigan aus Harry Potter ebenso wie an Alonso Frame aus Doctor Who. Die Gründe? Wahrscheinlich Details am Rande – und die eigene Vorstellungskraft, weil Nebenfiguren so viele Leerstellen bieten, die man mit eigenen Vorstellungen füllen kann, was den Hauptcharakteren zumeist verwehrt bleibt.  Außerdem ist das noch Dr. Leonard „Pille“ McCoy, den ich in frühester Kindheit schon geliebt habe, mehr so als Vater-Ersatzfigur. Pille als Sugar Daddy? Vielleicht … Vielleicht auch nicht. Er hätte zweifellos Vorzüge. Er sieht gut aus, er ist schlagfertig und meinungsstark. Ein wunderbarer Mensch, um mit ihm zu diskutieren und von einer tiefen Liebe zum Leben geprägt.

Liebe Singende Lehrerin, bis hierher war das also nichts. Muffy Schlumpf, Simon Tam, Leo, Seamus Finnigan, Alonso Frame, Pille … Das wären zwar sechs Charaktere, aber so richtig taugen sie nicht. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben … Einen Charakter gibt es tatsächlich, dem mein Herz zufliegt. Den ich auf der Stelle heiraten würde. Ohne wenn und aber: Tom Branson aus Downton Abbey.  Zugegeben, ich kenne die sechste und finale Staffel noch nicht, aber Tom fand ich von Anfang sympathisch. Als Bediensteter mit sozialistischen Idealen passte er weder zur Herrschaft noch zur Dienerschaft von Downton Abbey. Er war die klassische Paria-Figur und die Liebesgeschichte mit Sybil, der Kampf um die Liebe und die Anerkennung dieser nicht standesgemäßen Verbindung, war regelrecht ergreifend.

Im Laufe der Geschichte macht Tom zahllose Erfahrungen und scheint sich grundlegend zu ändern, aber Tom bleibt immer Tom: Er sagt, was er denkt, er ist loyal und verantwortungsbewusst, er packt an, glaubt an den Fortschritt aber will ihn nicht um jeden Preis und er liebt nichts mehr als Gerechtigkeit. All das macht ihn für mich als Zuschauer liebenswert und zu idealem Heiratsmaterial. Auch wenn er damit immer wieder aneckt, egal ob in Adelskreisen oder der Arbeiterschicht. Auch bei den bürgerlichen Charakteren hat er es nicht leicht, auch wenn diese ihm am meisten Verständnis entgegen bringen. Tom steht abseits von ihnen allen, aber zurecht ist Tom auch der Charakter, der von allen Figuren in Downton Abbey auf ihre jeweils eigene Art und Weise die meiste Zuneigung entgegen gebracht bekommt.

Und gutaussehend ist er auch noch, hach! Quelle

Die Zweifel, mit denen er sich herumplagt, laden zum mitleiden ein. Er ist sich seiner Situation, immer außerhalb zu stehen, bewusst und das nagt an ihm. Immer wieder fragt er sich, ob es nicht besser wäre zu gehen, aber immer wieder gibt es auch etwas für ihn zu tun auf Downton Abbey. Tom hat am Anfang nichts, aber er schafft sich durch harte Arbeit, Liebenswürdigkeit und ein helles Köpfchen ein eigenes Leben und trägt damit wesentlich dazu bei, dass Downton ein lebenswerter Ort bleibt. Tom und ich könnten problemlos im Automobil der Zukunft entgegen fahren, ein paar sozialistische Utopien entwickeln und anschließend die realistischen Dinge umsetzen. 🙂

Wer mitmachen möchte, hat dazu noch bis zum 15.07. Gelegenheit und hinterlasse der Singenden Lehrerin einen Kommentar unter ihrem Aufruf.

26 Kommentare zu „(Keine) Charaktere zum Heiraten

  1. „Downton Abbey“ fehlt mir auch noch in meiner Serienwelt. Scheint mir interessante Charaktere zu bieten. Loyalität, Verantwortungsbewusstsein und Liebenswürdigkeit sind natürlich perfekte Eigenschaften, um jemanden als heiratswürdig auszuzeichnen. Da bist du auf jeden Fall auf der richtigen Spur… 🙂

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    1. Gell? Vor Allem ist er auch zurückhaltend und höflich und ein wenig schüchtern und … hach … Ich sollte das sein lassen. Ich schwärme zu sehr. Aber auch darüber hinaus ist Downton Abbey natürlich eine sehenswerte Serie, nicht zuletzt wegen der Charaktere (was du wahrscheinlich schon oft genug selbst gelesen hast … Also guck sie dir an *gg* ) Ich habe ja eine gewisse Allergie gegen historische Settings, aber bei DA ist es nicht nur gut gemacht, sondern sogar für mein Empfinden weitestgehend authentisch.

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  2. Tom ist auch mit der beste Charakter der Serie, obwohl alle irgendie mit Traditionen brechen, neue Wege suchen, das gefiel mir an der Serie….. ich hätte Spock übrigens gern geheiratet und zur Verzweiflung gebracht;-)

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    1. Oder sie versuchen, die Tradition neu zu interpretieren. Mary ist in ihrem Wesen und ihrem Denken ja durchaus sehr konservativ. Auch wenn sie als Frau die wirtschaftlichen Entscheidungen mit-trifft und dadurch die Traditionen bricht, bleibt sie doch dem Zeitgeist verhaftet. Auch das finde ich an der Serie wunderbar. Sie lebt durch sehr realistische Charaktere. Und das trägt bestimmt auch einen Teil dazu bei, dass man so jemanden wie Tom dann tatsächlich auch als liebenswert empfindet.

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      1. das ist wahr, lustig finde ich, wie die Amerikaner dargestellt werden und mit ihren Ansichten/Handeln die traditionsbewussten Insulaner zum Gruebeln bringen!

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  3. Tom Branson!!! ❤ ❤ ❤ Du hast recht: er ist das perfekte "Heiratsmaterial" – anscheinend sehen das Männlein und Weiblein ähnlich! 🙂 Wozu da noch nach anderen Kandidaten Ausschau halten?! 😉

    Danke für diesen tollen Beitrag! 🙂 ❤ 🙂 Kann mir kaum vorstellen, dass sich jemand mehr Gedanken zu diesem Thema gemacht hast als du! 😉

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    1. Es war mir ein Vergnügen. Ich staune ja immer wieder, wie viel man bei so einer Blogparade auch über sich selbst lernt. Und sei es, dass man es mit der Liebe sehr genau nimmt und das ganze dennoch hoffnungslos un-romantisch angehen kann. 😀

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    1. Ohja … Das war ein starkes Stück. Und letztens ist mir erst aufgegangen, dass SIE das ist, die in „Eine Leiche zum Dessert“ Dora Charleston spielt, wo sie auch zum Niederknien war. Aber leider ist sie nicht so mein Typ. *gg*

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  4. Tom Branson … gute Wahl 🙂 Ein sehr toller Charakter aus Downton Abbey und ich bin immer noch traurig, dass es schon vorbei ist 😥
    Ansonsten ist mir aufgefallen, dass ich mich auch sehr schwer damit tue bei der Blogparade mitzumachen. Es gibt einfach keine fiktiven Figuren, die ich mir als Heiratsmaterial vorstellen kann. Das ist zum einen wegen der Schubladen … der sieht gut, der ist schlau, der ist interessant blablabla aber irgendwie verlieren die Charaktere etwas an Zauber, wenn man sie in sowas ‚reales‘ hineindenkt.

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  5. ach ja, wäre ich eine serienfigur, wäre er wohl auch mein Heiratskandidat gewesen… oder Zwerg Kili – aber anstatt selbst zu heiraten, habe ich eine viel bessere Idee: ich gründe ein Heiratsinstitut für Serienhelden und schaue, wen ich mit wem „verkuppeln“ kann.

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