Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, sagt ein Sprichwort. Das bedeutet, man muss die Feste auch planen, wie sie fallen. Und den einfallenden Gästen gegenüber angemessen. Eine nicht zu übersehende Herausforderung.

Zugegeben, ich finde das deutsche Feiersystem schon reichlich spießig. Ostersonntag ist zwar ein Feiertag, liegt aber immer an einem Sonntag. Warum nicht Ostersonntag mal an einem Donnerstag feiern? Christi Himmelfahrt liegt immer an einem Donnerstag und das stört auch niemanden. Im Gegenteil: Von Christi Himmelfahrt haben wir viel mehr, weil ein arbeitsfreier Tag dabei herausspringt. Es gäbe schöne Dialoge:

„Morgen ist frei.“

„Ach? Ist Feiertag?“

„Ja. Ist Ostersonntag.“

„Aber morgen ist Donnerstag.“

„Ja. Und Ostersonntag.“

Die Welt braucht mehr Dada, insbesondere wo wir in diesem Jahr 100 Jahre Dada feiern und alles, was uns geboten wird, bloß Gaga ist. Donald Trump, Wladimir Putin, die AfD, Ungarn, Österreich, der Brexit, die Fußball-EM … Alle gaga. Nur eine schweigt, dabei ist sie nicht gaga, sondern die Queen of Dada. Lady Gaga hat beim Super Bowl die Nationalhymne gesungen, das war es. Kein Kommentar dazu, dass Beatrix von Storch sich ihres Künstlernamens bemächtigt hat. Dabei würde mich ihre Sicht der Dinge interessieren. Zum Liebesleben von Frauke Petry und Marcus Pretzell würde ihr wahrscheinlich ebenso etwas einfallen

wie auch zu meiner liebsten geistigen Energiesparleuchte. Ich verweise insbesondere auf die Ästhetik des Videos.

Doch genug davon. Ich würde es begrüßen, wenn wir in der Terminierung unserer Feiertage flexibler wären. Weihnachten im Winter fänd ich toll. Oder die Erlaubnis, den Geburtstag in den November vorzuverlegen für die armen Kinder, die um den 24. Dezember geboren wurden und in der Geschenkeverteilung entsprechend vernachlässigt werden.

Da die Feste aber nun einmal so gefeiert werden müssen, wie sie fallen, müssen sie auch geplant werden. Man lädt gern sich Gäste ein

auch wenn es mir dabei ebenso geht wie dem Grafen Orlowsky, aber ich bin nicht so konsequent. Ich beschäftige mich, während die Gäste sich also unterhalten, mit der Vorbereitung von Speis und noch mehr Speis. Das wäre sehr einfach, wenn …

Ja wenn Mutter Zeilenende nicht wäre.

„Zeilenende? Ich habe in einem halben Jahr Geburtstag.“

„Stimmt.“

„Was machen wir denn zu essen?“

„Öhm … Ist es schon so eilig?“

„Zeilenende? Ich habe in vier Wochen Geburtstag.“

„Stimmt.“

„Was machen wir denn zu essen?“

„Öhm … Ich gucke mal in meine Kochbücher.“

Im Folgenden verziehe ich mich für zwei Wochen in meine stille Kammer und wälze meine Kochbücher, entwerfe und verwerfe Pläne, gehe auf unterschiedliche Bedürfnisse ein, kalkuliere Mengen, stimme die einzelnen Gerichte aufeinander ab und arbeite schließlich verschiedene Konzepte mit Wahlmöglichkeiten aus.

„Mutter Zeilenende, du hast doch in zwei Wochen Geburtstag.“

„Stimmt. Und es ist noch nichts organisiert! Oh nein! Zeilenende, tu was!“

„Ich habe hier …“

Im Folgenden erläutere ich ihr meine Pläne, nenne Vor- und Nachteile, erkläre mich, wieso ich mich wofür entschieden habe. Wir einigen uns auf einen Plan. Alles gut, denkt ihr? Dann habt ihr nicht mit Mutter Zeilenende gerechnet.

„Zeilenende, denkst du nicht, eine Sorte Fleisch und ein vegetarisches Hauptgericht ist etwas zu wenig?“

„Nein.“

„Aber wenn jemand beides nicht mag.“

„Pech gehabt. Wir haben doch extra was genommen, was jeder mag.“

So verirrt sich eine zweite Fleischspeise auf den Zettel. Damit nicht genug.

„Zeilenende, was ist denn, wenn jemand die zwei Sorten Fleisch und das vegetarische Hauptgericht nicht mag?“

„Pech gehabt. Wir haben doch extra was genommen, was jeder mag. Wir könnten höchstens noch was Fleischloses machen, damit ein wenig mehr Auswahl ist.“

„Aber wenn jemand die beiden Sorten Fleisch nicht mag?“

So verirrt sich eine dritte Fleischspeise auf den Zettel.

„Zeilenende, wir haben nur zwei Salate und einen Gurkensalat. Meinst du, das reicht?“

„Klar. Das ist ein fieser Kartoffelsalat mit Mayonnaise, den jeder außer mir mag. Und vom Nudelsalat gibt es zwei Schüsseln, eine mit und eine ohne Knoblauch. Das sind damit sogar drei Salate.“

„Man könnte doch vielleicht noch diesen Kloßauflauf …“

„Wir hatten doch gesagt, wir wollten nur Salate anbieten.“

„Ja, aber … Das sind doch nur zwei.“

„Drei. Und selbst gebackenes Brot.“

Mutter Zeilenende beschließt in diesem Stadium, zumindest noch einen Reis-Salat anzubieten, den ich gerade noch verhindern kann. Weil den ohnehin niemand außer ihr mag. Doch das nächste Übel naht:

„Zeilenende, wir haben nur … Wie viele Dips?“

„Zwei Sorten Butter, drei Dips.“

„Meinst du, dass das reicht?“

„Das ist doch nur eine Beigabe zum Brot. Das isst man nicht zum Sattwerden.“

„Hmmm … Und ist das auch ve …“

„Ja. Deshalb habe ich es auf dem Zettel. Für den Fall, dass das vegetarische Hauptgericht nicht ankommt. Ein zweites darf ich ja nicht machen, weil alles, wo kein Fleisch drin ist, nicht als echtes Hauptgericht zählt.“

„Wollen wir nicht vielleicht …“

„Nein.“

„Aber wo wir gerade beim Thema sind. Was ist, wenn jemand das Brot nicht mag? Wollen wir beim Bäcker nicht noch ein Gros Brötchen für unser Dutzend Gäste bestellen?“

An diesem Moment schreie ich laut auf, gucke Mutter Zeilenende irre an und überlege, wo das Beil ist. Sie verlässt fluchtartig die Küche. Es ist noch eine Woche bis zu ihrem Geburtstag. Weil sie der Meinung ist, dass wir zu ihrem Geburtstag das Schlaraffenland nachbauen müssen, kann ich es mir nicht leisten, später mit den Vorbereitungen anzufangen.

Am Tag des Geburtstags, das Geburtstagsständchen habe ich an die Kapelle Petra delegiert,

weil ich mitten in den finalen Vorbereitungen stecke …

„Zeilenende, heute ist Geburtstag.“

„Stimmt.“

„Meinst du, dass zwei Nachtische reichen?“

„Drei. Es sind drei verdammte Nachtische. Zu dem einen gibt es auf deinen drölfzigsten Änderungswunsch hin nämlich noch Vanille-Eis. Das ist auch ein eigenständiger Nachtisch für diejenigen, die weder die Törtchen noch den Crumble mögen. Und wenn alles drei nichts ist, haben wir noch die 25 Geburtstagskuchen im Keller, die ich für uns fünf Nasen zum Geburtstagskaffee gebacken habe … Nur für den Fall, dass überraschend drei Fußballmannschaften in Bussen vorfahren, um dir zum Geburtstag zu gratulieren.“

„Du meinst also nicht, wir sollten vielleicht noch ein Schokoladen-Mus …“

„Vielleicht aus der Tüte?“

„Ja, das geht doch auch ganz schne … Zeilenende, ist das Beil da dein Geburtstagsgeschenk an mich? Du warst schon einmal einfallsreicher.“

37 Kommentare zu „immer feste planen

  1. Na das sieht doch mal passabel aus 🙂 man kann nicht lesen was auf den Zettelchen steht….aber….würdmasagn….da sollte doch für jeden was dabei sein….also ich würd mich durch jedes Schüsselchen durch essen…..ausser dem Fleisch….das kann jemand anderes haben….aber dann stimmt die Statistik nicht mehr….hm….ach….und wo ist denn hier der Fisch….FISCH….also ich hätte ja noch gern was fi….jaaaaa…..meine Güte…..

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      1. Ich dachte an Salate oder geräuchertes Forellenfilet o.ä. ….allerdings war es auch mehr Spass, weil ich finde das das Büffet schon recht reichhaltig ist und weil DU schriebst das Du sogar Rücksicht auf Feinheiten nimmst….allen Leuten recht getan…. 😉 so wollte ich dem noch ein blasiertes drauf setzen…

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  2. Lecker fabuliert. Und die Bilder versprechen auch viel Gutes. 🙂
    Außerdem. Was – der Beschreibung nach zu urteilen – übrigbleibt, reicht für mindestens 400 Beiträge zum Thema kreatives Geburtstagsfesteresteverwursten. Und man muss doch immer irgendwie das Positive sehen. Gell, Zeilene… He! Was soll das mit dem Beil?! Zei-len … (ENDE).
    [Szenenwechsel. Am darauffolgenden Tag beim Mittagessen: «Zeilenende! Warum ist da Katzenfell im Hackfleisch?»]

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    1. Ach, so kreativ verwurste ich Reste gar nicht, ich friere sie vor allen Dingen ein für schlechte Zeiten. Aber von den Rezepten kann ich im Blog eine Weile zehren. Obwohl Verwursten eine gute Alternative zum Katzenhack wäre, dann fällt das Fell auch nicht so auf. 😉

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      1. Stimmt. Die für das Festgelage verwendeten Rezepte sind ja auch noch da. 🙂
        Die ‚zerbeilte‘ Katze liesse sich beim Verwursten problemlos verwenden. Ein bisserl Katzenfell wäre wahrscheinlich deutlich weniger unappetitlich als manches andere, was so in Wurstprodukten landet. 😉

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    1. Es waren … Oh, gute Frage. Ist ja auch schon ne Weile her. *hust* Mutter Zeilenende ist kein Krebs. 😉 Müssten 15-20 Personen gewesen sein, also wie immer viel zu viel Essen für die Leute. *brummel*

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  3. Schaut immerhin sehr lecker aus, auch wenn ich den Aufwand nicht haben wollte. 😉
    Alles Gute nachträglich an die Frau Mama! 🙂

    PS: Was hast du eigentlich am Feiertagssystem auszusetzen? XD So schwer ist das nun auch wieder nicht. 😛

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    1. Wird ausgerichtet, lecker war es und ehrlich gesagt … Ich liebe es ja. Was die Feiertage angeht: Von einem Feiertag, der immer an Sonntagen stattfindet, hat ein normaler Arbeitnehmer nichts. ^^

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  4. Ich lebe im Bundesland mit den wenigsten Feiertagen. Kann also gar nicht verstehen, worum dieser Beitrag überhaupt geht.

    Ansonsten finde ich es übrigens eine absolute Unart, dass wenn man irgendwo zum Essen eingeladen wird, man sich dann über das Essen beschwert. Über dem Buffet sollte je ein großes Schild „Es gibt, was hier steht und wem das nicht passt, der kriegt halt nix“ hängen. Jawohl!

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    1. Weißt du, lustigerweise beschwert sich bei uns ja niemand. Es würde sich auch niemand beschweren, wenn es nur die Hälfte der Auswahl gäbe, weil dann immer noch für jede*n was dabei wäre. Die Leute sind, wenn die Atmosphäre stimmt, auch immer sehr genügsam. Mutter Zeilenende ist das Problem. ^^

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      1. Genau, was wollte ich indirekt sagen: SIE bietet kostenlos Essen an. Sie sollte sich klarmachen, dass das total freundlich ist und sie da nicht noch auf irgendwelche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen muss 😉

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  5. Ein Bericht, der mir sehr bekannt vorkommt. Ich bin gut darin das Essen zu kalkulieren und mit der nötigen „Wird schon jeder mögen-Mentalität“ mache ich mir bei den jährlich etwa 40 Gästen nicht allzuviel Stress. Was ich nicht kann sind die Getränke zu kalkulieren. Jedes Jahr kaufe ich im Juni so viel ein, dass es für das ganze nächste Jahr reicht. Vielleicht ganz gut. 🙂

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  6. Jetzt gibst du dir so viel Mühe mit dem Buffet und bappst dann rosa Zettelchen dran. Tse, tse.
    Das wäre doch eine wunderbare Ablenkung für Frau Mama gewesen: ordentlich aus schönem Papier Kärtchen ausschneiden und in feinster Handschrift den Namen der Speise draufpinseln. Damit wäre sie eine Woche beschäftigt, wenn du es geschickt anstellst und nicht gleich das erste, gemalte Kärtchen abnickst , sondern kritisch fragst, ob sie es nicht besser kann. Und überhaupt…das Papier passt nicht zur Tischdecke (dann muss sie neues Papier besorgen und du gewinnst wieder Zeit)
    Na, nächstes Jahr bist du hoffentlich klüger.
    Ich würde Frau Zeilenende auch nachträglich gratulieren, aber du kannst die Grüße ja schlecht ausrichten ohne dich zu erklären 🙂

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    1. Über den Urlaubstext hat sie sehr gelacht. Vielleicht lese ich ihr den hier auch vor. Das mit den Kärtchen ist eine Super-Idee. Die waren in diesem Jahr eine Spontanidee, die kurz vor knapp entstand. ☺

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  7. „Das mit den Kärtchen ist eine Super-Idee.“

    Sie kann am besten jetzt schon aquarellieren üben (das bringt dir täglich eine Stunde mamafreie Zeit…ok…evtl. auch ein paar schreckl…äh…schöne Bilder, die du in deinem Zimmer aufhängen musst), dann kann sie im nächsten Jahr aber so richtig mit den Kärtchen brillieren und kommt womöglich noch als Buffet-Kärtchenmalerin gross raus.

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  8. Mütter haben nur ein Thema: Essen! – So kenne ich das als Tochter. Ich frage höchsten ab und zu mal meine Tochter: Willst du was essen? Wenn sie ausnahmsweise mal Ja sagt, einigen wir uns dann schon auf etwas. Tja und Feste: Immer kurzfristig chaotisch und doch schön.

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  9. Irgendwie kommt es mir bekannt vor. Und zum Schluss hat man Essen für die vierfache Anzahl an Gästen und kämpft tagelang damit, die Reste zu verwerten 😀

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