Das Buchfresserchen will in dieser Woche wissen, wie wir es mit dem Verhältnis von Sachbüchern zu Romanen in unserer Lektüre halten.

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Das ist eine gute Frage, die man sogar auf zwei Wegen beantworten könnte. Einerseits ließen sich die Titel zählen – oder auch die Seiten. Ich würde sagen, dann kommt auf vier Romane ein Sachbuch – das wäre also eine Aufteilung 80-20.  Wenn man die Seiten zählt, wäre das Übergewicht der Romane wahrscheinlich noch erdrückender, weil es Romane selten unter 200 Seiten gibt (und ich wenig anderes als Romane lese – außer hin und wieder einen Band Kurzgeschichten) und manches Sachbuch mit weniger als 200 Seiten auskommt.

Was die Lesezeit angeht, würde ich hingegen, dass es ausgeglichen ist, dass 50% meiner Lesezeit für Belletristik draufgeht und 50% für Sachbücher. Das hat allerdings auch mit meiner speziellen Sachbuchauswahl zu tun. In meinem Sachbuchregal findet sich nämlich primär Literatur zu meinen ehemaligen Studienfächern, d. h. historische Abhandlungen und philosophische Werke. Und zumindest mit letzteren kann man locker trotz 200 Seiten zwei Wochen mit dem betreffenden Buch verbringen. So einen blöden Dialog von Platon muss man meistens eh lesen und anschließend noch einmal lesen, weil die Schlusspointe einen ganz neuen Blick auf das bisher Gelesene eröffnet.

Ansonsten bin ich natürlich auch an der Peripherie unterwegs und so verlaufen sich auch schon einmal politische oder gesellschaftliche Analysen in meine Finger (die finde ich meistens in der Bibliothek) und wir sollten nicht unterschlagen, dass das tägliche Durchforsten der Nachrichten ebenso zur Nonfiction-Literatur gehört wie die allwöchentliche ZEIT, die mir das Wochenende verschönert und systematisch durchgelesen werden will (selbst der Wirtschaftsteil, obwohl ich mich für die komplexeren Probleme der Ökonomie weniger interessiere und lieber schreie: REVOLUTION! ABSCHAFFEN! ALLE VERHAFTEN! 😉 Aber man muss den Feind ja doch ein wenig kennen.)

Während ich im philosophischen Bereich eigentlich alles lese, was nicht Heidegger heißt und immer Phasen durchmache, worauf ich gerade Lust habe, bin ich in Fragen der Geschichte eingeschränkter. Eine gewisse Sättigung habe ich in den Bereichen französische Revolution, 48er Revolution und mittlerweile auch Deutsches Kaiserreich erreicht. Letzteres interessiert mich zwar nach wie vor (und ich pflege eine sehr intime Feindschaft mit Otto Fürst Bismarck, dem ollen Fisch), schwerpunktmäßig bin ich aber in der Zwischenkriegszeit unterwegs (1918-1939).

Wie ist es mit euch? Lest ihr überhaupt „Non-fiction“? (Dazu gehören auch Diät-Ratgeber 😉 ) Wie verteilt sich das zwischen eure fiktionale Lektüre? Und pflegt ihr vielleicht auch bestimmte „Non-fiction-Steckenpferde“?

18 Kommentare zu „Sachbücher oder Romane – Eine Frage der Balance

      1. Tja, das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil ich oft von einem Thema zum nächsten greife:
        In diesen Fall war es Teilchenphysik, popularwissenschaftliche Bücher,…von da zur Esoterik und Magie….zum Buddismus und wieder zurück…..

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  1. Das die Tageszeitung zum Non-Fiction Leseverhalten hinzu gehört, war mir garnicht so bewusst… nun gut, ob das gelesene Fiktion ist oder nicht, kommt auf die Wahl der Zeitung an.

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    1. Bei der taz bin ich mir in der Tat nicht immer sicher, ob das Ironie oder ernst ist, aber wenn man sich von SpOn, Junge Freiheit und Bild fern hält, macht man eigentlich nicht so viel falsch beim Zeitunglesen. 😉

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  2. Das ist eine interessante Frage. In der Tat. Sie zu erörtern ist ebenso spannend wie die entsprechende Einschätzung (zumindest bei mir) unpräzise sein dürfte. Das Verhältnis ist, wie du es bereits dargestellt hast, bezogen auf Seitenzahlen bestimmt ein anderes als gemessen an der Lesezeit. Und die einfachste Form des Vergleichs – Anzahl der gelesenen Titel – gibt wieder ein anderes Bild. Letztlich muss ich einräumen, dass eine grobe Einschätzung ausgesprochen wirklichkeitsfern ausfallen dürfte. So kommt es vor, dass ich in einem Fachbuch einen bestimmten Abschnitt nachschlagen will – und dann weiterlese, wie in einem Lesebuch. Bei der Belletristik ins Gewicht fallen auch die Hörbücher (wobei hier bewusst ein Schwergewicht auf fremdsprachigen Titeln liegt, weil sich damit eben auch Sprachkenntnisse lebendig erhalten lassen. D.h. ich verbinde den fiktionalen Lese-Hörgenuss mit ganz praktischen Zielen). Ein ähnlicher Effekt besteht beispielsweise bei Romanen von Jostein Gaarder. Da besteht zwar eine fiktive Geschichte. Aber es ist so viel philosophisches Wissen hineingepackt, dass man oft eher von einem Zweidrittelsachbuch sprechen müsste. Anderseits gibt es auch ‚wissenschaftliche‘ Autoren, die unter dem Deckmäntelchen eines (vielleicht sogar echten) Doktortitels einen heillosen Unsinn verzapfen. Das ist dann zwar Non-Fiction – aber auch Non-Sense. Aber zumindest von der Anzahl der Titel her scheint bei mir das Sachbuch zu überwiegen. Und damit, so darf man annehmen, erst recht bei der Lesezeit.
    Besonders erwähnen möchte ich dabei eines meiner absoluten Steckenpferde: Biografien. Der größte Teil davon entfällt auf Musiker (verschiedenster Genres und Epochen). Aber gerade Biografien nutze ich gerne für den Blick über den Tellerrand. Ich besitze sogar eine Fußballer-Biografie. Nur eine einzige – denn Fußball ist nun wirklich echt nicht mein Ding. Aber wenigstens einmal der Blick auf einen Menschen dahinter – das musste einfach sein. Auch politische Bios gehören natürlich dazu. Auch von Typen, die ich nicht besonders mag. Eine George Bush Bio habe ich dann allerdings doch nicht – es ist ja nicht so, dass mir vor gar nichts graust. 😉

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    1. Tendenziell finde ich deshalb die englische Unterscheidung Fiction/Non – Fiction schöner als die deutsche in Sachbuch und Schöne Literatur. Da ist die wertende Grenze schwächer. Und man kann Platon guten Gewissens bei Fiction einordnen.
      Die meisten Biographien finde ich hingegen nur mäßig spannend. Zum Einen denke ich hauptsächlich in Strukturen und Biographien repetieren nach wie vor sehr stark das Motto große Männer machen große Geschichte. Zum Anderen finde ich Psychologisierungen lästig. Ich habe ein paar Bismarck-Bios gelesen, wo er regelmäßig geschäumt und getobt hat, wo also Verhalten in Dokumente hineininterpretiert wird, mit dem ich meistens nicht einverstanden bin. Dann lieber historische Tagebücher in kommentierter Ausgabe.

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      1. Vor allem ist die englische Unterscheidung auch einfach und zweckdienlich.
        Für mich sind Biografien deshalb so spannend, weil ich mich nie daran sattsehen kann, wie Lebensfäden verlaufen. Man sieht eine Karriere und eine öffentliche Fassade – aber wie es so weit gekommen ist und was sonst noch hinter einer Persönlichkeit steckt, das ist manchmal sehr überraschend und auch inspirierend. Aber die Auswahl ist nicht immer einfach, das muss ich einräumen. Bei politisch-historischen Biografien kann eine stark ideologische Brille verzerrend wirken. Und bei Musikern gibt’s oft ganz oberflächlichen Fan-Kram, bei dem in erster Linie das bestehende Glanzbild weiter aufgemotzt wird. Aber mit etwas Mut zum gelegentlichen Griff in die Kacke ist das schon ein interessantes Genre.

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  3. Eigentlich lese ich gerne, aber ich finde so selten Zeit dafür. Zwischen Vollzeitjob, Haushalt und „ein bisschen Freizeit“ habe ich immer das Gefühl, passt kaum noch ein dickeres Buch: Ich käme eher an den Wochenenden zum Lesen und dann wären die Geschichten von Woche zu Woche gestückelt. Schwierig 😦
    Also eher Unterhaltung (Non-Fiction) und Tageszeitung (quasi dasselbe) 😀

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  4. Ich lese zur Zeit Krimis. Ostseekrimis. Und jetzt bin ich doch erschrocken. Ich lese zur Zeit ja wirklich nichts anderes. Nur noch die Morgenpost. Sobald meine Hirnwindungen irgendwann wieder normal sind, kommen hoffentlich wieder andere Bücher dazu. Dummerweise habe ich aber auch vergessen, was ich vorher gelesen habe. Kann ich eben alles nochmal lesen. Sowas spart auch Geld. 😉

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  5. Bei mir hält es sich ein bisschen die Waage, weil mich nach jedem Roman/Drama etc. das schlechte Gewissen plagt und ich mir zumindest auszugsweise Sachbücher zu Gemüte führe. Die helfen auch wesentlich besser als Einschlafhilfe als spannende Geschichten 😉

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  6. Stell mich in einen Bauchladen und ich komme pleite und mit vollen Taschen zurück. Was da im Korb landet, ist von spontanen Eingebungen abhängig. Mit 80/20 triffst du auch mein Regal. Gerade versuche ich mich mal wieder an Popper und lese parallel (auch wieder) Odyssee 2001.

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