Einmal im Jahr quäle ich mich mit Böden und Buttercreme. Jedes Jahr aufs Neue bin ich der Verzweiflung nahe. Ich weine, ich verfluche das Universum und ich nehme drei Kilo zu. Glücklicherweise habe ich so viel Stress dabei, dass ich gleichzeitig vier Kilo abnehme und unterm Strich gut dastehe. Prinzregententortebacken ist ein weiterer meiner Diät-Tips.

Mutter Zeilenendes Geburtstag ist alles, aber nicht nervenschonend. Von den Vorbereitungen berichtete ich bereits einmal und auch ihren Kuchenwunsch erwähnte ich. Sie wollte Prinzregententorte. Ich wollte ihr den Gefallen tun. Wirklich. Ich wollte es so sehr, dass es natürlich nicht funktionierte. Zum ersten Mal in meinem Leben sah das Ergebnis nicht bloß unansehnlich aus, sondern schmeckte grenzwertig … Und war überhaupt nicht so, wie ich es gern gehabt hätte. Ausgerechnet am Geburtstag. GAU. Deshalb heute zu eurer Unterhaltung: Wie man keine Prinzregententorte bäckt. Ihr benötigt für die Böden:

  • 375g Butter
  • 375g Zucker
  • 12g Vanillezucker (=1,5 Päckchen)
  • Salz
  • 6 Eier
  • 300g Weizenmehl
  • 75 Speisestärke
  • 1,5 gestr. TL Gustin

Ich backe meine Prinzregententorte aus Rührteig. Das sieht das Rezept so vor. Ich könnte sie natürlich auch mit Biskuit backen, das ist die hergebrachte Form. Allerdings finde ich Prinzregententorte mit Rührteigböden schmackhafter. Ich verfahrt wie bei einem Rührteig üblich dergestalt, dass ihr Mehl, Speisestärke und Backpulver miteinander vermischt und Zucker mit Vanillezucker mischt.

Anschließend schlagt ihr die Butter schaumig, rührt den Zucker gründlich unter (lasst dem Zucker inkl. Einrieseln ruhig 2 Minuten Zeit, sich zu lösen) und lasst anschließend die Eier folgen. Jedes Ei darf sich eine Minute lang in den Teig einrühren. Anschließend gebt ihr die Mehlmischung in zwei bis drei Portionen hinzu und rührt auch diese unter.

In der Zwischenzeit heizt ihr euren Backofen auf 160° Umluft vor. Ich weiß, dass man Umluftöfen laut Rezept nicht vorheizen muss, ich selbst bin mit den Backergebnissen von Haushalts-Umluftöfen aber nicht zufrieden, wenn sie nicht vorgeheizt sind.

Aus dem Teig sollen insgesamt acht Böden entstehen. Ihr kauft euch also am Besten acht Springformen im Durchmesser von 28cm. Die Springformränder könnt ihr wegwerfen, die benötigt ihr nämlich nicht. Ihr braucht nur die Böden.

Fettet die Böden ein. Gründlich. Sehr gründlich. Und nehmt bloß keine gebogenen Böden. Dann verteilt ihr Teig auf den Böden und streicht sie glatt. Gebt die Böden in den Ofen und backt sie für etwa 10 Minuten. Sie sollten gar sein und leicht bräunlich. Nehmt sie anschließend aus dem Ofen und versucht, sie sofort vom Springformboden zu lösen und auf einem Kuchengitter auskühlen zu lassen.

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Verflucht die Monarchie und entwickelt revolutionäre Gedanken. Ob ihr euch an der französischen, der russischen oder der deutschen Revolution orientiert, sei euch überlassen. Die Hauptsache ist, dass ihr am Ende die Monarchie abschafft. Denn ihr werdet feststellen:

  • Obwohl ihr den Springformboden gründlich eingefettet habt, klebt der erste gebackene Boden für die Prinzregententorte daran fest und bricht euch in drei Teile, wenn ihr ihn lösen wollt.
  • Obwohl ihr den Teig gleichmäßig verteilt und bis zum Rand gestrichen habt, franst er aus und ist ungleichmäßig.

Mit diesem Ergebnis – ein Viertel der Böden ist bereits hinüber – öffnet ihr eine Flasche möglichst billigen Vodkas und ertränkt eure Sorgen darin. Ggf. öffnet ihr eine zweite Flasche, man weiß ja nie wie trinkfest die Sorgen sind. Entsorgt die beiden Böden und ärgert euch anschließend, dass ihr so frustriert wart und glatt vergessen habt, selbst euren Misserfolg dokumentiert zu haben.

Glücklicherweise habt ihr gerade die Monarchie abgeschafft. Niemand erwartet mehr eine Prinzregententorte. Ihr könnt jetzt eine Bundespräsidententorte backen. Österreicher lassen den Boden ein paar Minuten länger im Ofen, damit er richtig braun wird. Da kann man schonmal für die nächste Wahl üben.

Der Bundespräsident ist eine Art Ersatzmonarch, deshalb fahren wir dennoch im Rezept fort wie angegeben. Für die Buttercreme benötigt ihr:

  • 40g Speisestärke
  • 20g Back-Kakao
  • 50g Zucker
  • 500ml Milch
  • 250g Butter

Vermischt die Speisestärke mit dem Back-Kakao und rührt ihn mit etwas Milch an. Bringt die restliche Milch mit dem Zucker zum Kochen. Rührt dann das Speisestärke-Kakao-Milch-Gemisch in die heiße Milch ein, kocht es unter Rühren noch einmal auf, nehmt es vom Herd und lasst den Schokoladenpudding unter gelegentlichem Rühren auskühlen. Nehmt währenddessen die Butter aus dem Kühlschrank, denn für Buttercreme sollten Pudding und Butter die gleiche Temperatur haben.

Die Sache mit der gleichen Temperatur hat ihren Grund. Haben Butter und Puddingmasse unterschiedliche Temperatur, verbinden sie sich nicht richtig miteinander und die Buttercreme „gerinnt“. Das ist nicht schön. Zur Herstellung der Buttercreme schlagt ihr Butter auf und fügt den Pudding esslöffelweise hinzu, sodass sich der Pudding immer schön mit der Butter verbindet.

Selbst wenn die Zutaten die gleiche Temperatur haben, kann es zum Gerinnen der Buttercreme kommen. Gerüchtehalber hat dies etwas mit dem Wetter zu tun. Wenn es schwül ist, gelingt Buttercreme manchmal nicht. Auch das ist kein Problem. Gebt die geronnene Buttercreme in ein Wasserbad und schlagt sie auf, während ihr sie erwärmt. Die Buttercreme sollte zu einer homogenen Masse werden. Also so etwa wie das österreichische Volk sein soll. Homogen und braun.

Nun solltet ihr darüber nachdenken, ob ihr euch nicht zum Anarchismus bekennen  solltet. Ihr habt die Monarchie abgeschafft, weil euch die Böden missraten sind. Ihr habt bei der Buttercreme darauf geachtet, dass die Massen die gleiche Temperatur haben und dennoch ist sie euch geronnen. Schlimmer noch: Der Trick mit dem Erwärmen und Aufschlagen zeitigt auch keinen Erfolg. Eure Bundespräsidententorte wird zum Desaster.

Das Volk hungert aber, es hat kein Brot. Es verlangt nach etwas zu essen. Ihr habt dem Volk den Rat gegeben, Kuchen zu essen. Jetzt steht ihr blöd da. Ein Mob vor euch. Also teilt den Boden und beschmiert ihn mit der Buttercreme. Irgendwie. Denn Buttercreme, die sich nicht richtig verbindet, lässt sich auch nicht anständig verstreichen. Man bekommt sie am Rand nicht richtig fixiert.

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Wenn ich es mir recht überlege, dann ist die Französische Revolution doch nicht ausgebrochen, weil Marie Antoinette gesagt haben soll, das Volk möge Kuchen essen. Ich vermute, sie hat dem Volk eine Prinzregententorte backen wollen und das Ergebnis sah in etwa so aus wie meine Bundespräsidententorte. Während ich nur Sohn bin und behaupten kann, die Geste zählt, darf man von einem Monarchen mehr erwarten. Zumindest repräsentativ sollte alles aussehen, was ein Monarch – oder eine französische Königin österreichischer Abstammung – tut. Mit diesem braunen Gematsche könnte Frau Bourbon, geb. Habsburg, heute kein Volk mehr gewinnen. Marine Le Pen wüsste die Farbe zu schätzen, aber sie kann bestimmt besser backen. Und wenn sie nicht neue Präsidentin Frankreichs wird, könnte sie immer noch nach Österreich heiraten. Beim letzten Mal haben sie noch die Kurve gekriegt. Aber hinter jedem Strauch lauert ein Strauchdieb, auch wenn ihm ein U fehlt und sich irgendwo ein E eingemogelt hat.

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28 Kommentare zu „Luitpold ist doof – Keine Prinzregententorte

  1. Vorsichtige Frage: Besteht Prinzregententorte nicht aus 7-8 hauchdünnen Böden? Die einzeln gebacken werden? Und man so gut und gerne 4h in der Küche steht, weil der eigene Backofen so klein ist? So mache ich sie zumindest. Backpapier vorbereiten, indem man Kreise vormalt. Teig hauchdünn in dem Kreis verstreichen, backen und das 6-7 mal. Wegen der Buttercreme ist natürlich das Wetter schuld. Die gelingt bei so wechselndem Wetter nicht. Liegt nicht an dir 🙂

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    1. in eigener Sache: ein Update von Jetpack sorgt dafür, dass meine Artikel mal wieder nicht im WP Reader auftauchen. Seufz. Doofes Teil aber wenn man nen selbst gehosteten Blog hat und seine WP Follower mitnehmen möchte, kommt man um das doofe Jetpack nicht drumrum. Genervte Grüße.

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    2. Ich schaffe normalerweise zwei Böden pro Backdurchgang, weil ich entgegen meiner Gewohnheiten bei der Prinzregententorte dann doch mit Umluft arbeite. ich backe sie aber normalerweise auf Springformböden, weil meine Ausmalbücher der Kindheit bis heute andauernde Renitenz gegen Begrenzungslinien dokumentieren. 😉 Und wenn die Böden dann kleben und dir gleich beim ersten Backdurchgang 1/4 der zukünftigen Torte schon … Naja … Dann erinnerst du dich an dein demokratisches Erbe und bäckst Bundespräsidententorte. Wobei die hier auch höchstens dazu taugt, sie irgendwelchen Störchen zu schenken. 😉

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  2. Ich kenn mich mit Buttercreme nicht aus. Weiß nur, dass die ersten drei Gabeln unglaublich lecker sind und mir danach schlecht wird.
    Ich hab es wohl nicht so mit der Monarchie. Weil ich aber als Kind gerne die sissi Filme angesehen habe, esse ich wenigstens Mozart Kugeln. Sind ja auch irgendwie aristokratisch.

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    1. Zumindest, wenn man sie bei Kaiserwetter genießt. Dieses Buttercreme-Phänomen ist mir allerdings auch bekannt, nur dass ich sie nicht mit Gabeln sondern mit großen Schöpfkellen aus der Rührschüssel nasche. Die ersten drei gehen immer … *g*

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  3. Schön, dass du den Geburtstag deiner Mutter zum Anlass nimmst, für dein Nachbarland zu backen 🙂 Die Mischung aus Kuchenzutaten und Weltrevolutionsgedanken ist aber im Unterschied zu der Creme sehr gut gelungen und geht runter wie Butter:“[…]Hauptsache ist, dass ihr am Ende die Monarchie abschafft[…] – Herrlich! oder Fraulich! auf jeden Fall ganz ohne Krone und Zepter und großen Hofstaat.
    Bzgl. des Strauchdiebs ohne U mit E: Ja, der könnte uns ruhig gestohlen bleiben, nur leider nehmen die Strauchdiebe ja gar nicht die Sträucher mit, wenn ich es recht bedenke.
    Beim Mitbacken ist mir aufgefallen, dass ich jetzt mit 8 per Express bestellten Tortenbödenformen da sitze und nur einen Backofen habe! Entweder bemühe ich den Expressdienst jetzt nochmals wegen der fehlenden Öfen oder ich versuche einmal, ob der Wodka hilft – aus 1 wird 2 oder vielleicht sogar 3?

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    1. Ich denke, da sollte man es nochmal mit Vodka probieren. Vodka ist überhaupt die Lösung aller Probleme in der Küche. Und wenn die Revolution ein wenig Erneuerung braucht, nimmt man einfach Vodka Gorbatschow.
      Das mit den Öfen habe ich aber in der Tat nicht bedacht, da ich das zweifelhafte Vergnügen habe, auf drei Öfen zurückgreifen zu können, wenn es eng wird. In einem der Öfen habe ich jetzt einen Knallerbsen-Strauch angepflanzt. Nur für den Fall der Fälle. Knallerbsen-Strauchdieb wäre auch ein schöner Titel für eine Österreich-Kolumne …
      Aber bei aller Lästerei über das Land der Hemmer … äh Hämmer … muss ich bei Gelegenheit eine kleine Liebeserklärung schreiben, fürchte ich. Als Ausgleich. Sonst steh ich noch als Chauvinist da.

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        1. Der Herr Bundespräsidenten sieht zwar aus wie ein Waldschrat, aber er macht den Eindruck nicht, sonst hätte ich ja „Waldmeister-Torte“ vorgeschlagen. Vielleicht Caipirinha-Torte. *gg*

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  4. Nun wissen wir zumindest, warum die Wörter Torte und Tortur so ähnlich sind. Man kann bei diesen WP-Blogs nicht nur immer wieder was lernen – manchmal bezahlt sogar jemand anderes das Lehrgeld.
    Die Sache mit dem Strauchdieb ist mir so noch gar nicht aufgefallen. Will uns da jemand ein E für ein U vormachen? Unglaublich. Die STROLCHE sterben einfach nie aus… [Übrigens bin ich ohnehin eher konservativ – für Märchen bevorzuge ich nach wie vor den H.C. aus Dänemark]

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    1. Danke für die Pointe. Die ist mir noch nicht in den Sinn gekommen, hat aber eine gewisse Elaborierung verdient, befürchte ich. Das Märchen von der Wahlanfechtung zum Schutz der Demokratie fand ich eher künstlich als kunstvoll erzählt. Eigentlich lässt sich das nur mit Torte durchstehen. Ich glaub, beim nächsten Mal lasse ich einfach was aus dem Sacher liefern.

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      1. Dänischer Plunder wäre ja auch zu empfehlen, wenn’s was Süßes sein soll. 😉
        Das von dir erwähnte Märchen ist ein anschauliches Beispiel – ganz im Gegensatz zur Qualität von Andersen reicht’s hier nur zur ersten Silbe. :/

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  5. Darf ich mich auch mit Wein betrinken? Das käme dann doch dem Gemütszustand etwas näher – wie Wein und weinen. Sicher wäre mir nämlich zum Weinen, wenn alles so gar nicht wunschgemäß liefe. Meine Familie isst gewöhnlich aber auch Verunfalltes tapfer, weil ja in erster Linie der Gute Wille zählt und sie nicht möchte, dass die ohnehin schon traurige Bäckergestalt total am Boden zerstört daliegt. Ich hoffe, ihr hattet trotzdem eine schöne Geburtstagsfeier.

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    1. Die hatten wir trotz des Desasters und zu gegebener Zeit werde ich darüber berichten.
      Was den Wein angeht, habe ich Soegen, dass er zu aristokratisch für eine gescheite Revolution ist. Das endet dann nur wie 1848 … Vodka hingegen atmet den Geist der russischen Revolution. Zumindest ihre Monarchen haben sie sehr nachdrücklich abgesetzt. 😉

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  6. Sehr interessante Interpretation einer Prinzregententorte. Ich denke, so werde ich es (sollte ich mich dafür entscheiden, mich je wieder dieser schrecklichen Arbeit auszusetzen), nicht machen. Aber trotzdem danke für die Inspiration, ich musste sehr lachen 🙂

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