Die deutsche Sprache ist ein Kunstwerk. Sie erlaubt viele gestalterische Kniffe. Sie ist auch voller Eleganz. Sie macht es uns nur nicht immer einfach.

Das Wort „einfach“ ist ein interessantes Merkmal von Sprache. Wie kann eine Sprache einfach sein? Vielleicht gibt es nur eine Sprache. Das ist eine schöne Vorstellung. Wir sprechen alle eine Sprache. Das hebt meine Sprachkompetenz immens an. Ich beherrsche das Geschwurbel des akademischen Philosophen. Ich beherrsche die deutsche Standardsprache. Ich beherrsche den hiesigen Dialekt. Das ist nicht ganz richtig. Ich behaupte es aber. Ich beherrsche drei Sprachen. Ich brauche nur einen Wortschatz und eine Syntax. Das ist famos. Aber das ist zu einfach. Die deutsche Sprache ist nicht so einfach.

 

Schön soll es sein.
Einfach soll es sein.

 

Die die deutsche deutsche Sprache Sprache ist ist aber aber auch auch nicht nicht doppelt doppelt. Die deutsche Sprache funktioniert nicht wie ein Echo. Gibt es eine Echosprache? Das das wäre wäre sicher sicher lustig lustig. Ich kann mir aber keinen Sinn darin vorstellen. Das macht die Sache doch unnötig kompliziert. Sprache ist kompliziert genug. Warum sollte man sie absichtlich noch komplizierter machen?

Was ist einfache Sprache? Die deutsche Sprache ist schön. Das sagte ich bereits. Die deutsche Sprache kennt zahllose Substantivmonstren. Substantivmonstren fressen Bücher auf. Sie können Bücher in einem Wort ausdrücken. Das glaubt ihr nicht? Passt auf:

  • Hitlerwiedergeburtstagsshowbusinessgroteske
  • Jungfrauenverführungsfesselspiel
  • Glitzervampirsehnsuchtsschmonzette

Hat jemand alle drei Bücher in einem Wort erkannt? Das war nicht so schwer. Und das ist gut verständlich. Das ist einfach. Es erspart uns das Lesen des Buches. Im ersten Fall solltet ihr es dennoch tun. Die deutsche Sprache ist also einfach. Und sie ist schön. Ihr habt mich verstanden. Ihr versteht mich immer noch. Ihr werdet mich auch weiterhin verstehen.

Vielleicht geht es um Bedeutung. Jedes Wort soll eine Bedeutung enthalten. Man soll nicht in ein Wort einen ganzen Roman stecken. Dann wird der Roman überflüssig. Die Arbeitslosigkeit würde massiv ansteigen. Romanautoren würden zu Taxifahrern. Uber müsste pleite gehen. Aber „Wort“ ist auch mehrdeutig. Es ist das Wort. Es ist auch mein Wort. Es ist ein Ort mit W. Ein W-ort. Das war ein schlechter Kalauer. Ein ein-faches Wort lässt aber keinen Hintersinn zu. Das wäre nicht einfach. Das wäre langweilig.

Vielleicht soll jeder Satz eine Information enthalten. Das wäre doch schön! Alles wäre so einfach! Das Gehirn wird entlastet. Es sieht einen Satz. Es entdeckt die Information. Es muss den Satz nicht zu Ende lesen. Es kann zum nächsten Satz springen. Darin steht die nächste Information. In unserem Kopf sind am Ende viele Informationen.

Das wäre betrüblich. Das wäre anstrengend. Wir müssten die Informationen selbst zusammenfügen. Ein Text sollte eine Information enthalten. Wir nennen es Pointe. Aber die Information ist komplex. Sie besteht aus Teilinformationen. Wir nennen sie Sätze. Diese Informationen sind miteinander verbunden. Sie stehen nicht nebeneinander. Sie stehen in Beziehung. Etwas einfaches hat keine Beziehung. Es ist ein-fach. Solitär. Allein. Ein Satz mit einer Information ist ein Singlehaushalt. In dem Haushalt wohnt ein soziophober Arbeitsloser. Der Arbeitslose bekommt Essen auf Rädern. Der Arbeitslose bestellt Toilettenpapier bei amazon. Das ist nicht schön.

Ihr stöhnt. Dieser Text steckt voller Aussagen. Jede Aussage ist eine Information. Wir können keine Pointe erkennen! Was willst du uns sagen? Das weiß ich nicht. Ich stelle hier nur Sätze nebeneinander. Ich will es euch einfach machen und verrate euch den Sinn. Er steckt im letzten Absatz.

Ihr seid bestimmt entrüstet. Das ist ein billiger Trick. Ihr musstet so lange lesen. Ich hätte den letzten Absatz an den Anfang stellen können. Das habe ich getan. Der Text war aber zu kompliziert. Er braucht Zeit. Er muss wirken. Er muss seine Gedanken entfalten. Ihr müsst sie zusammenpuzzlen.

Jetzt seid ihr noch entrüsteter. Der nächste Absatz war nicht der letzte Absatz. Ihr habt einen weiteren Absatz umsonst gelesen. Mache ich das noch öfter? Ich würde es gern tun. Aber das ist nicht einfach. Das Einfache ist das schwierige. Das Einfache unterliegt keinen Regeln. Einfach ist nicht ein-fach.

Wie viel schöner ist es, wenn man etwas kompliziert angehen kann. Was springt das Herz, wenn man schachteln kann, Texte schreibt, die eine Tiefenstruktur entwickeln, in der man sich vergraben oder gar – bei entsprechender Kunstfertigkeit des Autors – Einschübe finden kann die auf abwegige Gedanken kommen; wie die faszinierende Tatsache, dass Seamus mir gerade gestanden hat, es seien Schmetterlinge in seinem Bauch und ich solle die da bitte wieder herausnehmen und ihn wieder zunähen. Die Pointe? Achja … Man sollte es sich nicht zu einfach mit der Sprache machen, manchmal sollte man einfach mit ihr spielen.

 

31 Kommentare zu „Schön soll es sein. Einfach soll es sein.

  1. Ach ja, das wäre mal was, wenn alles mal wieder schön und einfach wäre. Oder wenigstens eines von beiden. Ist es aber gerade nicht. 😦 Auch wenn ich natürlich nicht die Sprache meine.

    Ein sehr schöner Beitrag, auch wenn mich so etwas morgens meistens ein wenig überfordert… 😉

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    1. Es war nie schön und einfach. Das ist ja das Perfide an der Behauptung der AfD von der „guten alten Zeit“ … 😉
      Vielleicht solltest du meine Beiträge zukünftig abends lesen. Ich will nicht verantwortlich für deinen Geisteszustand sein. ^^

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  2. Zu dem Echo-Abschnitt fiel mir spontan Indonesisch ein. Dort wird einfach ein Wort verdoppelt, um den Plural zu bilden. Schön, oder? Ich muss immer daran denken, wenn das Thema Plural in der Deutschhilfe auftaucht. Da ist unsere Sprache nämlich wirklich gemein für Neulerner.

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    1. Das ist schön. Stelle ich mir im Deutschen aber schwierig vor. Man denke an an meine liebe Oberdonaudampschifffahrtskapitänswitwe. Die hat nämlich noch eine Freundin. Die ist dummerweise auch Oberdonaudampschifffahrtskapitänswitwe. Und wenn ich dann rufen will: „Guck mal, die Oberdonaudampschifffahrtskapitänswitwen“, dann müsste ich nach der Regel ja „Guck mal, die Oberdonaudampschifffahrtskapitänswitweoberdonaudampschifffahrtskapitänswitwe“ … Und danach müsste ich zwei Stunden lang meine Zunge entknoten.
      Aber ist Plural tatsächlich so schwierig? Ich hätte ja eher gedacht, dass das Konjugieren der Verben und dann auch noch die Unregelmäßigkeiten bei der Zeitenbildung die Herausforderung sind … Neben den 4 Kasus … Und allem Anderen.

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      1. Vor allem „und allem anderen“ 😂

        Ja also der Plural ist schon gemein. Immer wenn du denkst, da müsste es Ähnlichkeiten geben, zB Hand/Hände und Wand/Wände, ist doch alles anders: Boden/Böden, aber Hoden/Höden?
        Es ist einfach eine einzige Raterei, wenn es um den Plural geht.

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        1. Ich überlege gerade ernsthaft, ob Hoden nicht bereits der Plural ist … Und wenn er es nicht ist, wo man mal den Plural braucht.

          Neulich auf der Swingerparty sah ich … *rotwird*

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  3. Und wenn du keine Ahnung hast, was der ganze Scheiß überhaupt soll, kannst du immer noch Schuhplatteln ( Jan-Uwe Fitz )

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  4. Die bunte Überschrift ist ja wirklich besonders schön! Da haben sich die beiden Sätze ordentlich aufgemascherlt und sind händchenhaltend, ihre Pracht zur Schau stellend und doch bescheiden einfach paarweise angetanzt, im Gegensatz zu jenem einsamen, durch gelegentliche Toilettenpapierlieferungen das Fenster zur Außenwelt scheu und nur ganz kurz, vermutlich sogar wortlos (!), öffnend, vier Absätze vor Schluß 😉

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    1. Und in der Überschriftengrafik steckt auch noch n Stilmittel drin. Ich glaube, es ist ein Parallelismus. Aber dafür will ich die Hand nicht ins Feuer legen (was eine Metapher wäre). Was die Person angeht, die in meinem Text mich darstellt: Wir öffnen die Tür nicht. Wir haben einen Deal mit dem Boten: Er schiebt das durch die Katzenklappe, die wir zu diesem Behufe eingebaut haben. Nachts, als uns keiner sah. *gg*

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  5. Seit heute morgen versuche ich deine doch eigentlich so klaren, einfachen und schönen Worten zu verstehen, doch immer wieder, wenn ich es bis zum letzten Absatz geschafft habe, bleibe ich an Seamus hängen und meine Gedanken verwirren sich völlig.
    Ich mache mir Sorgen. Was ist los mit ihm? Diese Schmetterlingsgeschichte macht mich stutzig… Handelt es sich dabei um einfache Frühlingsgefühle oder hat er sich mit einem großen Falter eingelassen und nun müssen die Sprösslinge per Kaiserschnitt geholt werden? Eigentlich dachte ich ja, Seamus sei ein Mann… Fragen über Fragen. Doch wirklich wichtig scheint mir diese: Wie geht es Seamus jetzt (vor/nach der OP)?

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    1. Seamus ist wohlauf und hat auf eine Zigarette und einen Whiskey bestanden. Die Schmetterlinge hingegen stellten sich als Motten heraus, die es auf seine Füllung abgesehen hatten. Klarer Fall von Alterserscheinung, weniger von jugendlichen Gefühlen. 😉

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  6. Seit Wochen komme ich nicht dazu, die Blogartikel in meinem Reader zu durchstöbern. Heute habe ich es endlich geschafft und stelle mit entsetztem Verzücken fest: Ich verstehe sie nicht! Wo ist die Leichtigkeit des Seins? Wo die Luftigkeit der Sprache? Dein Artikel ist jetzt schon der dritte, der mich heute gnadenlos überfordert, mir Ohrensausen bereitet und mich ratlos in der Einfachheit meiner Sprachgewandheit zurücklässt. Eine geistige Achterbahn sozusagen.
    Was zum Geier ist in diesen Tagen nur mit der Bloggerwelt los? Finden die Unwetter dieser Tage gar in den Köpfen statt?? Man weiß es nicht…

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    1. Dabei ist der SO EINFACH formuliert. 😅 Aber wie sagte der alte Marx schon: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Und weil ich zugenommen habe, geht das mit der Leichtigkeit nicht mehr. Aber warte ab. Morgen und übermorgen wird es wieder leichter.

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