… aber mit den Konsequenzen muss ich ebenso leben. Ich darf alles sagen, jederzeit und an jedem Ort, zu jedem. Über die Kunst, die Wahrheit so zu biegen, dass sie unterhaltsam ist, habe ich mich hier bereits ausgelassen. Als Blogger*innen haben wir manchmal auch die liebe Not mit dem „zu jedem“.

In einem Vorstellungsgespräch bin ich gefragt worden, was ich privat mache. Ich gebe zu, die Frage nicht zu mögen. In meinem Lebenslauf verweise ich bei passender Gelegenheit zwar auf Social Media Kenntnisse und nenne auch Blog und Twitter-Account, aber die klassische Kategorie „Hobbys“ habe ich rausgeworfen. Ich finde sie in einem CV unprofessionell. Wenn ich ein Hobby habe, das zu einem Job passt, bastele ich eine entsprechende Kategorie für „Kenntnisse und Fähigkeiten“.

Auf die Frage war ich nicht vorbereitet. Gedanklich war ich schon halb wieder auf der Fedcon, das Gespräch war auch fast vorüber, aber dass ich vier Tage lang mein Nerdtum auslebe, wollte ich in dem Gespräch nicht preisgeben. Ich stammelte ein wenig herum. Die Fragestellerin erwähnte, sie fänd das spannend, dass ich blogge. Sie hat aber, das entnahm ich ihren Worten, nicht in den Blog hinein geschaut. Lassen wir diesen Faden einen Augenblick ruhen.

 

Politische Positionierung

 

Aus aktuellem Anlass könnten wir über geistige Energiesparlampen reden. In Österreich ist immerhin Bundespräsidentenwahl. Alexander Gauland lebt bekanntermaßen noch. Was so schlecht riecht, ist seine Ideologie, die irgendwann im 19. Jahrhundert geboren wurde, Mitte des 20. Jahrhunderts starb und die Menschheit seitdem als Widergänger belästigt. Das kann man gut und gern eine Beleidigung nennen, auch wenn ich meine Ansicht begründet habe und sie sich auf den Heimatschwadroneur südlich von Bayern übertragen ließe.

Darf ich das sagen? Darf ich das so sagen? Das steht im Internet. Selbst wenn es keine juristischen Konsequenzen hat, ließe es sich gut übers Netz finden, wenn ich mir die Mühe gäbe, meine Beiträge für den Google Pagerank zu optimieren. Ich könnte vielleicht meinen kleinen privaten Shitstorm auslösen. Oder frenetischen Beifall. Je nachdem, wer meine Diskussion mit Seamus zu lesen bekommt.

Ich widme mich in diesem Beitrag nicht allein dem Begriff „Volk“ und seinen normativen Implikationen, ich beziehe auch Stellung gegen die Verwendung dieses Begriffs. Zuletzt werfe ich Menschen, die den Begriff „Volk“ absichtlich im Zusammenhang mit einer reaktionären Ideologie verwenden, Dummheit vor. Ich werte. Kurz vor Veröffentlichung des Artikels habe ich mich tatsächlich gefragt, ob ich das tun soll. Nicht, weil irgendetwas darin falsch wäre, sondern weil mir bewusst ist, dass sich der Beitrag nicht nur als Polemik (im traditionellen Sinn des Wortes, als Zugeständnis an rechtskonservative Menschen), sondern auch als Beleidigung lesen lässt.

Mehr noch als diese Dimension der Bedeutung einer Botschaft denke ich über die Ebene der Selbstkundgabe nach. Wenn ich sage „Alexander Gauland ist dumm.“, gebe ich auf der Sachebene ein Werturteil ab (ich informiere mein Gegenüber darüber, dass ich AG für dumm halte) und erwarte basierend auf der Beziehungsebene eine Reaktion (ich unterstelle dem Gegenüber, AG-Fan zu sein und appelliere, zu widersprechen). Auf der Ebene der Selbstkundgabe informiere ich das Gegenüber darüber, dass ich Nationalismus für dumm halte, politisch also im Liberalismus oder Internationalismus zu verorten bin.

 

Das geschriebene Wort ist geronnene Kommunikation

 

Gesprochene Kommunikation ist immer ein flüchtiger Akt. Das meiste von dem, was wir sagen, vergeht wieder. Das gilt selbst für Politiker im Fernsehen. Der Großteil unserer Kommunikation verflüchtigt sich wieder. Erst, wenn Themen regelmäßig bearbeitet werden, vertiefen sich Äußerungen zu einem Eindruck: Wenn ich regelmäßig die EU lobe, Bemerkungen über die politische Lage in Österreich fallen lasse und Angela Merkel für ihre Vermittlungstätigkeit im Ukraine-Konflikt lobe, kann sich mein Gegenüber ein besseres Bild machen und davon überzeugt sein, ich sei Internationalist.

Geschrieben sieht das anders aus. Während Videos sich derzeit nicht nach Äußerungen durchsuchen lassen, wenn es keine Transkription gibt, sind Texte leicht aufzufinden, wenn man die entsprechenden Suchbegriffe zur Hand hat. Meine einzelne Äußerung „Alexander Gauland ist dumm“ ist immer wieder aufrufbar und lässt sich vertiefen. Und nehme damit in Kauf, dass ich mich nicht mehr an ein Gegenüber richte, sondern an eine Öffentlichkeit, die in dem Satz unter Umständen nicht die Polemik erkennt (ich halte Herrn Gauland nämlich für sehr intelligent und finde das problematisch).

Das ändert nichts daran, dass ich das ja wohl noch sagen darf. Es gibt aber gute Gründe dafür, nicht alles in jeder Weise und jedem Gegenüber zu äußern. Und alles, was ich im Netz äußere, äußere ich potentiell Jedem gegenüber. Ich sollte mich also jedes Mal, wenn ich eine Äußerung derartiger Reichweite tue, fragen ob ich das will.

 

Was gebe ich über mich preis?

 

Zurück zu meinem Vorstellungsgespräch. Nach einer gewissen Stammelei habe ich ein paar Allgemeinplätze von mir gegeben (Blogging über alles Mögliche, Sport, Besuch von Museen, Ausflüge, lesen), die interessanten Sachen (Serienjunkie, Photographie, Kochen und Backen) fielen mir gar nicht ein. Wie gesagt, ich fühle mich nicht wohl, wenn ich fremden Menschen gegenüber, von denen ich einen Job haben will, Privates preisgebe. Seitdem habe ich zwei Artikel veröffentlicht, in denen ich mein Gefühl reflektiere, anders zu sein. Das Gefühl selbst ist doppelt riskant:

  1. Wenn ich anfange, mir darüber Gedanken zu machen, anders zu sein und nicht dazuzugehören, fühle ich mich abseits. Das Gefühl gilt es einzufangen.
  2. Ich gebe damit über Befindlichkeiten Auskunft, die nicht jedermann etwas angehen. Im Alltag reduziere zumindest ich, aus Interesse an einem gelungenen Zusammenleben mit anderen Menschen, mein Anderssein auf ein sozialverträgliches Maß.

Dennoch finde ich es wichtig, auch darüber zu sprechen. Ich habe den begründeten Verdacht, dass ich mit diesem Gefühl nicht allein dastehe, sondern jeder von uns dieses Gefühl kennt. Wichtiger noch: Manchen Menschen macht dieses Gefühl womöglich zu schaffen. Wenn ich also darüber spreche, dann zu eurer Unterhaltung, um mich selbst zu vergewissern, aber auch um eventuell betroffenen Leser*innen zu sagen: Nicht verzweifeln, ihr seid nicht allein.

Ich frage mich dennoch: Was denkt ein potentieller Arbeitgeber, der in meinem Fedcon-Rückblick liest, dass ich mich vier Tage im Jahr völlig (oder zumindest weitestgehend) normal fühle. Und der nicht weiß, dass ich auch den Rest des Jahres ganz gut mit mir selbst klar komme? Der in meiner Besprechung zu Terra Nova über meinen Satz zum Thema „Daddy Crush“ stolpert? Oder der meinen Artikel über geistige Energiesparbirnen liest und sich Gedanken über meine politische Einstellung macht?

Alles drei sind Gedanken, über deren Veröffentlichung ich mir Gedanken gemacht habe und zu dem „So what“-Ergebnis gekommen bin. Ich denke auch nach Veröffentlichung noch darüber nach, ob ich das hätte machen sollen. Komme aber wieder zum „So what“-Ergebnis. Man darf immerhin alles sagen. Aber es kann nicht schaden, sich auch beim Bloggen die Frage zu stellen, was man damit von sich selbst preisgibt. So wie es im Real Life auch eine gute Idee ist, sich vorher zu fragen: Nicht was will ich sagen, sondern was will ich damit aussagen?

Wie geht es euch damit? Denkt ihr groß darüber nach, was ihr in euren Blogartikeln von euch preisgibt? Macht ihr euch vielleicht schon vorher Gedanken darüber oder redigiert ihr eure Artikel anschließend auf diese Frage hin? Sollte man in seinem Blog vielleicht alles sagen? Oder seid ihr nur hier, weil es heute Brot gibt?

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Der Weizensauerteig Luise war heute extrem triebfreudig, leider wollte die Kruste nur nicht so bräunen, wie ich es gern gehabt hätte. Oben ein Weizenmischbrot mit 550er und 1050er-Anteilen, dazu Haferflocken, Chia-Samen und Kürbiskern. Unten ein Roggen-Dinkel-Mischbrot. Der Roggensauerteig Konstantin war nicht sehr munter.

62 Kommentare zu „Das werd ich ja wohl noch sagen dürfen …

  1. Ich hatte einmal bei einem Bewerbungsgespräch diese Frage und habe gesagt, dass ich komplexe Brettspiele spiele. Wer das als kindisch abtut, wäre wohl kein geeigneter Arbeitgeber für mich. In dem Fall waren die Personaler aber begeistert und hatte deswegen eine so hohe Meinung von mir, dass aie mich für überqualifiziert hielten. Nun ja^^ Mein jetztiger Chef weiß, dass ich Nerd bin, es kommt den Job zugute. Meinen Blog kennt er aber nicht. Ich zensiere mich da zwar nicht bin mir aber trotzdem bewusst, gefunden werden zu können. Also ein Mittelding irgendwie.

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    1. Naja, wenn man sich als Kindergärtner bewirbt, dann ist das Komplexeste, was man spielen darf, ja auch Memory. Und man muss sich klar machen, dass man in dem Spiel nur verliert. 😉
      Es ist auch eine Frage, auf welchen Job man sich bewirbt. Ich habe mit meinem Nerdtum ja meist keine Probleme, aber betreffender Arbeitgeber war eine Behörde und der Job bestand aus intensivem Kundenkontakt. Da hielt ich es für angemessen, nicht zu erzählen, dass ich nachher ausflippen werde, weil ich lauter Menschen in total coolen SF-Verkleidungen sehen werde.

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  2. Ich bin natürlich nicht nur wegen dem Brotbild hier 🙂 Natürlich überlege ich, was ich von mir preisgebe. Alleine, die Tatsache, dass ich meine Artikel mit meinem Namen unterschreibe, macht mich auffindbar und dann lässt sich auch der Rest zusammen googlen. Damit habe ich aber kein Problem, weil ich, wie gesagt, überlege, was ich schreibe. Persönliche Geschichtchen gehören für mich zu meinen Rezepten dazu aber es sind jetzt nicht super private Dinge. Du schreibst ja noch mal über andere Themen und bist da sehr offen. Jedenfalls erweckt es den Eindruck. Bis zu einem gewissen Grad muss das aber auch bei bestimmten Themen sein. Ich lese ja schließlich einen Blog, weil ich an der Person, die über Themen schreibt, interessiert bin und ihre Sichtweise spannend finde. Man muss selber entscheiden, wie viel man preis gibt und wie Dinge, aus dem Kontext genommen, auf andere wirke könnten. Ist man selbstbewusst genug, zu seinem Geschreibsel zu stehen, ist das kein Problem, denke ich.

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    1. Die Versuchung ist auch gar nicht mal so groß (ich habe das gerade das erste Mal mit dir gemacht, um zu sehen, was passiert). Zu mir findet man ansonsten per Google, soweit ich das gesehen habe, auch nur ein paar berufliche Sachen, was ich sogar ganz nett finde, den Blog sogar nur, wenn man meinen Wohnort kennt und dann auch „nur“ an siebter Stelle.
      Aber das ist es auch: Ich erhebe den Anspruch, etwas zu sagen zu haben. Und wenn man etwas zu sagen hat, ist es auch wichtig zu sagen, warum man etwas zu sagen hat. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Allein eine Frage des Selbstbewusstseins … Da bin ich mir unsicher. Dass es sich leichter ungeniert lebt, wenn der Ruf erst ruiniert ist, halte ich nicht für eine große Weisheit. 🙂

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  3. Egal auf welchem Portal….ich schreibe grundsätzlich authentisch! Sozusagen so das der potenzielle neue Chef es durchaus lesen kann bzw. ich gut damit leben kann wenn es für ewige Zeiten im WWW herum dümpelt.

    Und da es bei mir um das Thema „Koche Dein Leben – in der Küche als auch im Alltag“ geht ist der Themenbereich breit gefächert.

    Selbst harzige Zeiten werden ansatzweise thematisiert, aber nie so das es zu sehr ins negative abdriftet – denn das will keiner lesen….eher in dem Sinne das die Beiträge aufzeigen sollen das sogenanntes negatives eben nicht verdrängt werden muss, sondern durchaus als Challenge gesehen werden darf, die es zu meistern gilt. Im besten Falle machen diese Artikel Mut unerwünschte Begebenheiten zu ändern.

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    1. So ähnlich sehe ich das auch. Ich hoffe ja auch immer, dass es irgendjemandem weiterhilft, wenn er liest, was ich so von mir gebe. Und in manchen Fällen passiert so etwas in die Richtung auch. Lustigerweise mache ich mir aber, seitdem ich ein Impressum habe, weniger Gedanken drüber, was ich erzählen soll und was nicht. Als ich noch anonym war, habe ich mir mehr Gedanken darüber gemacht, wie ich die Anonymität wahren kann. Die Klarnamennennung war in der Hinsicht zumindest in mancher Hinsicht eine Erleichterung. Zumindest mache ich mir jetzt anders Gedanken.

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      1. So soll bloggen sein…..Raum geben für Dynamik und Ent-wickelung….der Mensch verändert sich im Laufe der Jahre….und somit auch der Blog….zumindest der Persönliche Blog…..aber auch die Professionellen Blogs sollten sich im besten Falle ent-falten….

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  4. Danke für Deine Offenheit. Und für den Begriff „geistige Energiesparlampe“.

    Ich schätze Deine offene Art und Deine Direktheit sehr. Auch wenn Du Deine Worte vermutlich immer noch durch einen Filter laufen lässt. Ich habe zumindest noch kein „Zeilenende war am Wochenende saufen und hat ein paar peinliche Fotos online gestellt“-Beiträge gesehen. Wenn ich mit dem Gesagten nicht einverstanden bin, dann kann ich ja kommentieren, es ignorieren oder im schlimmsten Fall Deinem Blog einfach nicht mehr folgen. Das hat zumindest einer meiner Follower neulich getan, als ich mich bissig über Veganer und Vegetarier geäußert habe. 😉 Aber Reisende soll man nicht aufhalten.

    Und dass Du ein Nerd bist und das nicht verheimlichst: Willkommen im Club. Das sind doch die Besten unter uns. 😉

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    1. Jain … Ich filtere diverse Male, aber im Zweifel belasse ich die entsprechenden Formulierungen und pöbele. Es geht nichts über eine gute Kontroverse oder eine Pointe. Ob das immer klug ist, sei dahingestellt,es ist zumindest eine Einladung zur Diskussion. Und wer das nicht mag, kann gern entfolgen. Ich für meinen Teil freue mich aber mehr über vehementen Widerspruch, solange es nicht zum Trollen wird.
      Und du hast Veganer gebissen? Sind die eigentlich vegan? 😉

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      1. Ich bin doch Karnivore, ich darf das. 😉

        Bei mir läuft auch alles durch diverse Filter, aber im Zweifelsfall entschärfe ich meine Beiträge. Und das, obwohl ich anonym blogge. Sollte ich vielleicht ändern und etwas weniger p. c. sein. Bleib so, wie du bist. Du bist ja kein unterbelichteter Brauner oder ein anderweitiger Spinner – wenn dein zukünftiger Arbeitgeber nur stromlinienförmige Mitarbeiter will, willst du da sicher nicht arbeiten. 🙂

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  5. Das ist ein Thema, das uns immer wieder betrifft. Schon lange machen wir uns Gedanken darüber, ob es nicht besser wäre, unter unseren Klarnamen zu bloggen. Anfangs dachten wir, das würde dann weite Kreise ziehen und total negativ enden … Letztendlich ist es aber so, dass man sich oft zu wichtig nimmt. Es gibt einige, die unsere Texte lesen und wertschätzen, aber nur die wenigsten kommen so weit, dass sie über das „übliche Bloggeschreibsel“ der letzten Beiträge, also über verschiedene Beschäftigungen hinaus auch politische Meinungen oder „heikle Lebenseinstellungen“ lesen.
    Das erinnert mich an meine früheren Hausarbeiten im Studium. Eine Freundin fragte mich mal ernsthaft, ob mein Prof. das denn alles lesen würde und sie schlug mir vor, als kleinen Test mal einen Absatz über das Liebesleben von Schimpansen hinzuzufügen, der nun gar nicht zum Thema passte. Aus heutiger Sicht hätte ich es gern getan, denn ich weiß, dass er NIE aufgefallen wäre. Das ist eine schlimme Erkenntnis, aber auch eine, die uns durchatmen lässt und dafür sorgt, dass wir uns mit unserer eher durchschnittlichen Meinung entspannt positionieren können. Gruß und schönen sonnigen Tag!

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    1. Die Frage Pseudonym oder Klarname ist auch unabhängig von den Reaktionen eine schwierige Sache. Mir fällt es leichter, mit Impressum zu bloggen, weil ich mich weitaus weniger Gedanken über Details machen muss, die ich erzähle. Zumindest was meinen Beruf angeht, gibt es durchaus einige Informationen im Internet, darüber hinaus nicht so viel. Aber so Details wie das Wegretuschieren von Autokennzeichen in Bildern kann ich mir jetzt sparen. Es macht Alles etwas entspannter und ich kann mich bei den Themen, die ich angehe, besser fragen, ob das relevant ist, was ich zu sagen habe. Und wenn es nicht relevant ist, erzähle ich es nicht. Das Gefühl „Das will ich von mir nicht im Netz stehen haben“ hat man – zumindest mir ging es so – ja auch mit Pseudonym.

      Der Hinweis, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, ist in der Tat aber sehr wichtig. Ich hoffe ja, dass ihr alle ein Leben habt und nicht alles, was ich in die Tastatur kloppe, brav bis zum Ende lest. ^^

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  6. Ich glaube, dass sich kaum einer nicht Gedanken darüber macht, was er auf seinem Blog veröffentlicht. Ich selbst bin der Meinung, dass es extrem wichtig ist, darüber nachzudenken. Jeder von uns, der seinen Namen, sein Bild oder ein vollständiges Impressum hat, kann gefunden werden. Vermutlich auch nicht wenige von denen, die denken sie seien ganz anonym unterwegs. Gefunden werden ist nichts schlechtes – es zwingt zum nachdenken und macht bewusst, dass das was wir hier schreiben in unserer Verantwortung liegt. Wenn du über AG schreibst, dann musst du zu dem was du sagst stehen. Mehr noch, du musst damit rechnen, dass einzelne Sätze aus dem Kontext genommen werden. Aber was wäre die Alternative? Nur noch über das Brotbacken zu schreiben? Selbst da könnte man dir unterstellen, dass du keine anderen Hobbys oder Interessen hast.
    Ich selbst bin nicht wirklich anonym unterwegs. Seine Handvoll Freunde meinen Blog anfangs fleißig auf FB geliked habe, weiß mein Umfeld das ich schreibe. Das hat für mich zur Konsequenz, dass ich manches nicht thematisiere. Sex wird nie, nie, nie vorkommen – meine Mutter liest meinem Vater meine Texte vor und das möchte ich uns ersparen. Büroanekdoten gäbe es so viele, aber meine Kollegen lesen mit und ich muss ihre Privatsphäre respektieren. Dass ich mich politisch nicht oder nur am Rande äußere geht mit ab und zu schon durch den Kopf. Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden. Würde mich jemand fragen oder im zum Beispiel im Rahmen des Liebsten Awards fragen, dann würde ich dennoch klar und konkret darauf antworten.

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    1. Politik finde ich fast noch problematischer als Sex, kommt aber auch auf die Followerschaft an. Es hängt davon ab, wie es in den Kontext des Blogs passt. Bei mir passt es, wobei auch ich mir meine Themen sehr sorgfältig aussuche und mich eher an politischen Ideen statt an Inhalten oder gar Personen abarbeite (einzig AG hat das Privileg verdient. Wenn ich Superman bin, ist er aber auch mein Lex Luthor. Björn Höcke ist mir als Gegner schon zu blöd, das lohnt nicht.) Andererseits muss es irgendjemand sagen – und weil ich Spaß dran habe, sage ich es halt. Auch wenn mein kleiner Zensor im Ohr gelegentlich nörgelt. Dafür schreibe ich über vieles andere nicht. Ich habe den ein oder anderen Artikel auch kurz vor Veröffentlichung noch ins Daten-Nirwana geschickt. Aber ich frage es mich bei jedem Artikel aufs Neue … Und auch bei „abgelehnten“ Themen kann es passieren, dass sie doch irgendwie im Blog landen. Jetzt wo Erika Berger tot ist, müsste ich ja eigentlich über Sex schreiben …

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      1. Ne, lass mal. Bzw schreib meinetwegen über Sex, aber nicht als Ratgeber – das ist doch nur graue Theorie ;).
        Höcke und Konsorten sind mir auch zu blöd. Trotzdem ist es wichtig, dass genau diese Blödheit (was eigentlich zu harmlos klingt) thematisiert wird. Das muss aber nicht zwangsweise im Blog sein. Ich finde du gehst mit dem schmalen Grad einiger Themen sehr gut um. Und die Mischung aus leichten und tiefen Themen ist es am Ende auch, die deinem Blog den Charme verleihen.

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        1. Danke schön. 🙂 Aber das ist auch das Schöne am Bloggen. Im Unterschied zum RL hab ich hier auch einen Filter, den ich vorher drüberlaufen lasse. Der bewahrt mich vor den schlimmsten verbalen Entgleisungen. Wahrscheinlich schreibe ich deshalb auch nicht über Sex, das endet nur in wechselseitiger Verfügungsgewalt über Geschlechtsorgane. Und Gewalt beim Sex ist nicht jederleuts Geschmack.

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  7. ich habe (immer mal wieder) ähnliche überlegungen, was das offenlegen meiner persönlichkeit angeht. siehe hierzu auch https://wordpress.com/post/wortgeflumselkritzelkram.wordpress.com/583 letztendlich überlege ich dann tatsächlich immer noch zwei- oder dreimal, ob ich das, was ich da so geschrieben habe, veröffentliche (habe allerdings auch keinen potentiellen ag, der mitlesen könnte. mein chef – da mein mann – liest eh mit…flöt….). das was ich schreibe, würde ich auch anderen menschen erzählen oder schreiben. ich stell mir immer vor, wenn ich ein buch schreiben würde, hätte ich auch keinen einfluß darauf, wer es liest….

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    1. Dein Link funktioniert bei mir irgendwie nicht … Solche Gedanken macht sich wohl jeder Blogger zwischendurch, ich stelle mir sie sogar einigermaßen regelmäßig, mit jedem Blogbeitrag aufs Neue. Vieles löse ich übrigens dadurch, dass ich die Beiträge schreibe und eine ganze Weile als Entwurf belasse, bevor ich sie veröffentliche. Die wenigsten meiner Beiträge werden direkt nach Niederschrift veröffentlicht (lediglich die Montagsfragen am Dienstag und ein Gutteil der Sonntagsbeiträge [so wie dieser hier] werden zeitnah veröffentlicht).
      Was das erzählen angeht: Mir geht es ja lustigerweise so, dass ich Geschichten oder Anekdoten immer anders erzähle, je nachdem, wer meine Zielgruppe ist und welche Aspekte mir wichtig sind. Das macht das Bloggen echt anstrengend. ^^

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  8. Da ich offensichtlich nicht unter meinem echten Namen schreibe, macht es die Sache definitiv einfacher für mich.
    Ich mag das Internet zugegebenermaßen auch gerade wegen der Anonymität. Nicht im negativ-kriminellen Sinne, sondern weil das eigentlich die ideale Spielwiese zum Bekämpfen von Vorurteilen ist: Du kennst weder Aussehen, Geschlecht, Alter, Herkunft, sexuelle Orientierung noch Religion deines Gegenüber. Du liest – gerade in der Bloggerwelt – erstmal die Geschichte und lernst darüber den Menschen, der dahinter steht, kennen.

    Den ganzen Datenschutz-Schreiern sage ich immer „Ihr seid auch selbst dafür verantwortlich, was ihr von euch preisgebt.“
    Ich kann nicht auf der einen Seite nach Privatsphäre rufen, dann aber Selfies von mir im Bad mit meinem Kackhaufen in 30 unterschiedlichen Social-Media-Plattformen posten…

    Ich mag die Frage in Bewerbungsgesprächen ebenfalls nicht. Weil ich meine Arbeitskraft anbiete und dafür Geld haben möchte. Ein Job ist für mich ganz pragmatisch ein Vertrag zwischen zwei Vertragspartnern, mehr nicht. Dafür muss ich nicht wissen, was die Person in ihrer Freizeit treibt, ob sie in ihrem Urlaub gern auf Festivals/Fedcons/Fetisch-Austellungen geht, weil das für die Erbringung der Arbeitskraft irrelevant ist.
    Das Getue von wegen „Wir wollen sehen, ob Sie auch in unser Team hineinpassen“ ist für mich eben bloß Getue. Denn kaum ein Mensch wird dann alle Facetten von sich erzählen, inklusive „Ich geh Samstags gern mal auf rechte Veranstaltungen und töte Katzenbabies“. Daher kann man sich das gleich sparen.

    Von daher: Schreib, was du schreiben möchtest. Wer dich nicht einstellt, weil er deine Kochrezepte für zu unkonventionell hält, wird sowieso einen an der Klatsche haben. Sowas will man dann auch nicht als Boss.

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    1. Da mache ich mir gar keine großen Sorgen. Im Zweifel kann ich mich darauf berufen, dass ich eh ein entspanntes Verhältnis zur Wahrheit habe und aus den unterschiedlichsten Gründen auch hier und da ein wenig flunkere.
      Deine Aussagen zur Emanzipationskraft der Anonymität im Netz gefallen mir ganz gut. Das Problem: Ich habe manchmal das Gefühl, dass Menschen die meine Texte lesen, mich besser kennen lernen als diejenigen, die ich im RL anschweige. Dummerweise ist mir noch kein Begriff eingefallen, der diese Art der Vertrautheit trotz Anonymität angemessen beschreibt.

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      1. Eben weil einem Menschen im Internet frei von Vorurteilen begegnen und nicht sofort in (falsche) Schubladen stecken.
        Wenn du nicht soviele Bilder posten würdest, würden wir dich noch viel besser kennen 😉

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        1. Die Selfies sind genau so Inszenierung wie meine Texte. Ich behaupte einmal, von den 13 Bildern verrät genau eines mehr über mich als ich beabsichtigt habe. Das ist etwas, das ich gelernt habe: Ein gutes Selfie ist kein Schnappschuss. Von daher behaupte ich: Das einzig authentische Bild von mir im Blog ist das im Fedcon (1)-Beitrag. 😉

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  9. Tja, und deswegen schreibe ich (weitgehend) anonym. Wer sehr aufmerksam alle Beiträge liest, kann allerdings sehr wohl darauf kommen, wer ich bin. Das macht mir auch immer mal Kopfzerbrechen, insbesondere weil ich weder möchte, dass (alle) meine Schüler meinen Blog kennen, noch, dass mein Arbeitgeber mitliest.

    Nun äußere ich mich auf meinem Blog ja selten politisch, aber meine Schüler (und die Schulleitung) müssen z. B. nicht wissen, wie viele Serien ich konsumiere, wann ich nachts noch poste, oder welche Sexszenen ich besonders prickelnd finde.

    Allen anderen gegenüber bin ich recht offen, was meinen Blog anbelangt, Familie und Freunde wissen davon, ein großer Teil davon interessiert sich dafür allerdings nicht. Sind aber auch fast alle Social-Media-Verweigerer (wie ich ja außerhalb von WordPress auch). Ich habe neulich auch beim auszufüllenden Bogen der Osteopathin „Bloggen“ als Hobby angegeben. Klingt immer noch besser als „Filme und Serien schauen“… 😉

    Zum Thema Conventions fällt mir noch ein: Vor ein paar Jahren habe ich tatsächlich einmal bei der Schulleitung um eine Verlegung meiner Stunden am Freitag auf meinen damals freien Mittwoch gebeten, damit ich eher zur Ringcon fahren konnte. Da habe ich schon irgendetwas gefaselt von wegen „Convention zu Tolkien“ oder so. Generell weiß die Schulleitung von meinem Faible für Filme. Inzwischen würde ich aber wegen einer Con nicht mehr um Stundentausch bitten. Meine Theater-Trips kann ich ja von vornherein so planen, dass die Schule nicht davon berührt wird.

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    1. Ich habe ja prinzipiell kein Problem damit, dass meine Kollegen und Vorgesetzten wissen, dass ich einen an der Klatsche habe. Spätestens, wenn ich Spock zitiere, bin ich doch eh aufgeflogen. Es sollte nur nicht das erste sein, was man erfährt. Gerade in deinem Beruf kann ich es ganz gut verstehen, dass man auch gesteigerten Wert auf Anonymität legt. Da sind die Schüler, denen gegenüber man nuneinmal auch eine Respektsperson ist und dann kommen ja auch noch die Eltern. Ich finde es wichtig, dass Kinder den Lehrer in der Rolle Lehrer (denk dir das Gegendere mal dazu 😉 ) erleben, um etwaige Rollenkonflikte von vorneherein auszuschließen. Das heißt nicht, dass man nichts Persönliches „preisgeben“ soll, sonst ist man in seiner Lehrerrolle irgendwo auch unglaubwürdig, aber auf die Dosis kommt es an und dass man das Bild kontrollieren kann.
      Den Stundentausch für die Ringcon finde ich aber super. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, für Menschen zu arbeiten, die mir über die Fedcon keinen Urlaub genehmigen. ^^

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  10. Guter Beitrag, aber so kenn ich dich ja. 😉
    Ich mache mir auch hin und wieder Gedanken darüber, was ich auf meinem Blog so schreibe und schreiben soll. Ich hab zum Beispiel entschieden, politische Dinge größtenteils rauszunehmen, nicht, weil ich nicht zu meiner Meinung stehe – das kann man an den paar Beiträgen, die doch politisch sind, durchaus nachvollziehen – sondern weil es nicht viel hilft. Meine Gedanken zum Tagesgeschehen sind eben nur das, meine Gedanken. Ein Austausch darüber ist aber nur sehr bedingt zielführend, da man vielleicht Argumente austauscht, sich aber abgesehen von einem potentiell interessanten Gespräch nichts tut. Gut, das klingt vielleicht geschwurbelt, aber der zweite Aspekt ist, dass die Bloggerei auch ein Vergnügen darstellt, und das beißt sich mit Politik.
    Allzu private Dinge finden sich jetzt auch nur bedingt und sehr stark anonymisiert wieder. Klar, wer mich in echt kennt und auf meinen Blog stieße, der würde mich garantiert erkennen und enttarnen können, egal, wie sehr ich anonymisiere, einfach, weil die Gesamtkombination eben doch einzigartig sein dürfte. Trotzdem meide ich manchmal ganz bewusst Details, oder schmücke stattdessen andere Dinge aus, um unkenntlich zu machen. Denn das Letzte, was ich möchte, ist, dass zum Beispiel meine Nachhilfeschüler aufschlagen. Andere Themen schreibe ich erst gar nicht nieder, weil im Hinterkopf eben doch noch die Schere sitzt und alles abschnippelt, was ich auch privat eher nicht jedem erzählen würde.

    Die Frage nach den Hobbies hatte ich bei meinem letzten Vorstellungsgespräch auch, inklusive der Folgefrage, warum ich das nicht in den Lebenslauf aufgenommen hatte. Meine Antwort war, dass ich den Lebenslauf nicht unbedingt als richtigen Ort dafür halte und die lieber im Rahmen des Gespräches aufzähle. Gedacht hab ich mir aber auch, dass meine Hobbies nichts, aber auch gar nichts mit meinem Job zu tun haben. Im Gegenteil, manchmal sind doch Hobbies erst das, was einem über den Job hinweg hilft, und da möchte man nicht auch noch irgendwelche Verbindungen herstellen.

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    1. Ich finde ja gerade in deinem Blog, dass du sehr viel von dir erzählst. Du gehst in manchen Punkten sehr viel weiter als ich. Das finde ich mutig und das gefällt mir. Ist einer der Gründe, weshalb ich dir folge. Wobei deine Anonymität tatsächlich nicht so leicht zu knacken ist. Oder ich habe mir nicht genug Mühe gegeben. Ich kann mich nämlich lustigerweise daran erinnern, dass du einer der wenigen Blogger bist, bei denen ich es mal versucht habe … Ich weiß nur nicht mehr, wieso. ^^
      Und auch, dass du Politisches ausklammerst, kann ich gut nachvollziehen. Meine Meinung zu politischen Themen allein gebe ich auch nicht kund, ich verpacke das zumindest in eine Analyse. Das ist für mich in erster Linie auch ein Stück Selbstvergewisserung um klar zu kriegen, warum ich blöd finde, was ich blöd finde. Was die Nachhilfeschüler angeht, kann ich das noch besser verstehen, da geht es ja ganz simpel auch um Rollenkonflikte, die man damit provoziert.
      Was die Hobbys angeht, ist mir schon klar, dass die was über Soft Skills aussagen, ich habe dafür eine ewig lange Liste an Hochschulengagement und so nem Gedönse drin. Deshalb spare ich mir „Serienjunkie, Krümelmonster, Wortverdreher“. Und im nächsten Gespräch bin ich besser gewappnet. *gg*

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      1. Oh, ähm, danke? Ich bin schon etwas überrascht, weil ich das anders sehe bzw. sah. Vielleicht muss ich mir das doch noch mal durchlesen. 😳
        Aber hey, ich freu mich darüber, dass es dir als Leser gefällt und du gern reinschaust! 😀
        Aha, aha, da stalkt man mich? 😛
        Ich geb zu, das hab ich bei dem ein oder anderen Mitblogger auch mal getan, aber mit wenig Erfolg. :mrgreen:
        Wie dem auch sei, meine Anonymität ist meiner Meinung nach nicht zu knacken, da ich keinerlei Hinweise auf Klarnamen oder Wohnort hinterlasse. Noch nicht mal zur Augenfarbe. 😉

        Stimmt, du verpackst das gut, und auch sehr lesenswert. So geht das auch, und ja, dadurch wird dein Gedankengang auch nachvollziehbar und verständlich.
        Ach, Rollenkonflikt, ich weiß ja nicht, inwiefern ich Vorbild für meine Schülerlein bin. XD

        Ja, gut, Soft Skills. Aber sowas merkt man ja auch im Gespräch bzw. bei nem Tag Probearbeit, oder? Und eben, manche Hobbies sind da schon etwas problematischer, ich mein, Videospieler aus Leidenschaft oder Animeschauer, das könnte auch eher abschrecken, weshalb ich sowas auch nicht erwähnen würde. XD
        Krümelmonster hingegen, das sollte unbedingt genannt werden! 😀

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        1. Du kommunizierst deine persönlichen Befindlichkeiten, wie du dich fühlst, was dich momentan so umtreibt. Du hast einen sehr … eingängigen Ton drauf, dass man mitgerissen wird, egal ob du dich aufregst oder begeistert vor dem PC auf und ab hüpfst. Ich tue das auch, aber ich finde, meine Texte klingen immer ziemlich vernünftig und durchreflektiert, weniger „unmittelbar“. Was nicht schlecht ist, aber das empfinde ich bei dir als persönlicher. 🙂

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          1. Ah, ok, in der Hinsicht hast du natürlich recht. Das ist dann schon sehr privat, da hast du recht. So hatte ich das gar nicht gesehen, als ich geantwortet hab.
            Danke für das Kompliment, freut mich, wenn ich durch die Texte mitreiße. 🙂

            Ich mag deine Texte auch, eben weil du sehr viel reflektiert schreibst, eigentlich ist bei dir jeder Beitrag ein Essay, den du in mühevollster Kleinarbeit verfasst hast. Find ich gut! 🙂

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  11. Sagen was man denkt? Das ist nicht immer die beste Idee. Ich kenne es in meinem Umfeld. Vielleicht sind meine Ansichten zu krass oder die der anderen zu weich. Ich kann nicht immer in der Direktheit sagen, was ich will. Das verbietet schon die Diplomatie (z.B. Das Thema Religion oder Politik, bei dem ich jeweils klare Meinungen habe, die ich in meinem streng moslemischen oder streng christlichen Umfeld nicht klar aussprechen kann – z.B. liegt auf der Ablage meines Autos immer noch der Darvin-Fisch-Aufkleber, den ich, um keine Gefühle meiner Eltern oder der meiner Schwiegereltern zu verletzen, nicht aufklebe).
    Positionieren werde ich mich trotzdem. Ich muss nicht jedem meine Meinung aufdrängen.
    Was das Internet angeht, ist es vergesslich, wie die Menschen. Wird WordPress untergehen, werden auch deine Meinungen verglühen. Aber auf kurze Sicht wirst Du an Deinen Beiträgen gemessen. Würde in Deutschland das Gleiche abgehen, wie in der heutigen Türkei, wäre ich vorsichtig. Das kann sogar passieren (sieh Dir an, was die AFD mit der Presse machen würde, wenn sie könnte).
    Denk daran, dass Du im Fall eines Wahlsiegs evtl. auswandern müsstest. 😉

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    1. Mal sehen, wie die Wahl in Österreich heute Abend ausgeht. Ggf. mache ich rüber. Die Schweiz ist ja keine Option … Ansonsten lasse ich mich von der AfD gerne auch auf den Mon schießen. Aber ja: Im Alltag sind wir noch sehr viel diplomatischer. Meistens. Ich bin wahrscheinlich für manche Menschen eine Spur taktloser als hier, weil man ein ausgesprochenes Wort im Unterschied zum geschriebenen und noch nicht veröffentlichten Wort nicht zurücknehmen kann. Gleichzeitig weiß man hier nie so genau, wen man adressiert. Wenn es um Eltern, Freunde und Todfeinde geht, schon.

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      1. Ach übrigens – es gibt unzählige Filme mit dem Themen: 1. ich bin Durchschnitt und wäre gerne besonders oder 2. ich bin besonders und wäre gerne normal.
        Es scheint wohl beides blöd zu sein. Irgendwie kann sich die Menschheit nicht damit abfinden, wenn man so ist, wie man ist und dazu auch noch so bleiben will. Komisch oder?

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          1. Die AFD würde gerne den Status Quo von vor einem Jahrhundert wiederherstellen. Davon Träumen sie.
            Was sind schon Träume? Ich wünsche mir einen tollen Urlaub. Irgendwie darf es bis dahin auch weitergehen wie bisher. Bin ich jetzt ein Langweiler?
            Ach ja nen Buch schreiben und es veröffentlichen… Tja Träume!

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  12. Es ist ja irgendwie lustigkeitsfern witzig, dass man bereits den Kindern beibringt, jeder Mensch sei etwas Besonderes. Auf der anderen Seite reagiert man oft ungehalten, wenn jemand merklich vom Mainstream abweicht. Man vermittelt damit die Botschaft: Du bist zwar etwas Besonderes, aber lass dir bloß nichts anmerken.
    Integrität gehört für mich zu den wichtigsten Eigenschaften eines Menschen (letztlich auch im eigenen Interesse, denn wenn man sich verstellt, fällt das früher oder später auf einen zurück). Deshalb halte ich es für essentiell, dass man sich unverbogen äußert. Das heißt nicht, dass man sich unbedingt zu jedem Thema äußern muss, oder dass man seine (Innen)Ansichten bis ins mindeste Detail in der Öffentlichkeit breitschlagen muss. Eines der wichtigsten Kriterien ist für mich: es muss echte Ware sein. Eine Herzensangelegenheit. Letztlich geht es darum, das, was man tut, aus Liebeskräften zu tun.
    [Einer meiner frühesten Beiträge handelt übrigens von genau diesem Thema.]
    https://randomrandomsen.wordpress.com/2015/10/21/lieibeskrafte/

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    1. Integrität ist anstrengend, da muss ich mich nämlich mit meinen sämtlichen Rollen erst einmal darauf einigen, wer hier den Ton in Sachen Integrität angibt. Das Berufs-Zeilenende hätte es nämlich gern sehr viel professioneller als das Blog-Zeilenende und der Schwadroneur Zeilenende … Davon reden wir besser nicht. Kommt eh nur heiße Luft bei rum.
      Dein Beitrag dazu ist ganz schön … Andererseits: Muss ich immer für alles brennen, was ich tue? Geht meine Motivation jemand anderen etwas an? Oder: Kann man das überhaupt erklären? Meine Motivlage ist sehr abstrakt. An irgendeinem Punkt kommt der Würdebegriff ins Spiel und meistens auch die Achtung vor dem Gesetz. Dann wird es kantianisch. Darüber schüttelt selbst manch akademischer Philosoph den Kopf, aber ich habe mich tatsächlich auf den ein oder anderen Job, von dem man es nicht denkt, aus moralischen Gründen beworben. Als Begründung ist das schwach. Aber eine andere ist auch nicht zur Hand. Da bleib ich echt lieber was un-besonderes

      (Übrigens hasse ich diesen Satz. Wenn jeder etwas Besonderes ist, dann sind wir alle besonders. Und? Das macht das Anderssein nicht besser oder schlechter, im Gegenteil: Er ist die Bestätigung für das Gefühl, dass niemand einen versteht, weil ja jeder irgendwie besonders und individuell und einzigartig ist und keine Ahnung haben KANN)

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      1. Integrität ist anstrengend. Das stimmt. Allerdings ist es eine Anstrengung, die im Lauf der Zeit auch Früchte trägt. Auf der anderen Seite kann der Mangel an Integrität auch sehr aufreibend sein.
        Man muss nicht immer mit maximaler Flamme für das brennen, was man tut. Anderseits gibt es in meinen Augen kaum etwas Schlimmeres als Halbherzigkeit. Wenn man nicht mit ganzem Herzen bei einer Sache ist, es aber auch nicht über sich bringt, der Elendigkeit ein Ende zu bereiten. Ich habe in meinem Leben etliche Male sehr radikale Entscheidungen getroffen. Und das war gewiss nicht immer nur lustig. Manchmal habe ich auch eine Weile noch halbherzig weitergewurschtelt. Und genau das sind die Zeiten meines Lebens, auf die ich am gernsten verzichten könnte.
        Wenn jeder etwas Besonderes ist, sind wir alle besonders. Stimmt. Daraus folgt allerdings auch, dass es nichts Besonderes ist, etwas Besonderes zu sein. Mir gefällt ganz besonders der Satz von Oliver Mtukudzi: There’s no better you than you. Das Besondere liegt in der individuellen Kombination von Anlagen und einer individuellen Art, diese zum Ausdruck zu bringen. Das Anderssein kann ein Stück weit isolieren, das ist wahr [und ‚ein Stück weit’ ist manchmal so untertrieben, als würde man Jan Mayen als ‚etwas abgelegen’ bezeichnen]. Das niemand haargenau gleich tickt, heißt aber noch lange nicht, dass niemand eine Ahnung haben kann. Der Mensch ist in der Lage, seine Tentakel ziemlich weit über das eigene Ich hinauszustrecken. Vielleicht spielt niemand die genau gleiche Melodie – aber in manche spielen in der gleichen Tonart.

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        1. Ich mag deinen letzten Satz. Der löst das Problem sehr anschaulich. Ich muss ein Weilchen darüber nachdenken, wie weit der trägt. Denn tendenziell glaube ich ja schon, dass jeder Mensch eine Insel ist.

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          1. Ja, es ist ratsam, solche Vergleichsbilder im Alltag zu testen.
            Das Bild der Insel hat ja in verschiedener Hinsicht auch was für sich. Beispielsweise, weil ja auch eine abgeschiedene Insel mit dem Ganzen irgendwie verbunden ist. Und eben auch durch die sehr unterschiedlichen Grade der Zugänglichkeit, die ja nicht von der Hand zu weisen sind.

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  13. Ich gebe zu, ich bin wegen dem Brot hier. Hauptsächlich zumindest. Der Artikel dazu war jedoch um so anregender. Ich teile deine ‚So what‘-Einstellung. Wo sollte man denn sonst seine Meinung äußern, wenn nicht auf dem eigenen Blog. Ich muss mir im Umgang mit gewissen Menschen oft genug auf die Zunge beißen. Wem nicht gefällt, was ich in meinem Blog zu sagen habe kann ja gern die Seite wechseln. Sicher sollte man sich jedoch vorher überlegen, ob man gelegentlich nicht zu viel von sich Preis gibt. Aber in diesem vernetzten Zeitalter ist eigentlich jeder sowieso schon transparent. Ich meide eigentlich nur noch Themen, bei denen ich über gefährliches Halbwissen verfüge und mir keine ganze Meinung bilden kann, weil ich das große Ganze dahinter nicht durchschaue.
    Sollte ein zukünftiger Arbeitgeber tatsächlich auf deinen Blog stoßen, weiß er wenigstens, woran er ist: an einem Hobby-Bäcker, der viel Arbeit und Gedanken in seine Texte steckt, der Durchhaltevermögen besitzt, Qualität abliefert, belesen und über aktuelles Zeitgeschehen informiert ist und sich zudem eine eigene Meinung bilden kann. Was könnte dein zukünftiger Arbeitgeber mehr wollen?

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    1. Dein heutiger Blogbeitrag ist ja auch ein wunderschöner Kommentar zu meinen eigenen Gedanken. Deinen Beitrag hätte es von mir nicht gegeben, weil ich mich damit nicht wohl fühlen würde. Und das, obwohl ich meine Werte durchaus kenne. Hat tatsächlich was mit simpler Daten- wie auch Körper-Prüderie zu tun.
      So wie du meinen Blog beschreibst, werde ich mir das jedenfalls ausdrucken und auswendig lernen, wer weiß ob ich das nicht brauchen kann, um mein Blog so zu erklären. Der eigentliche Grund, warum ich schreibe, ist ja der, das Chaos in meinem Kopf zu bändigen. *gg* Und bei den Broten gilt: Nur gucken, nicht anknabbern, die sind nicht Low Carb. 😛

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      1. Man muss sich halt richtig zu verkaufen wissen. 😉 Stell dich nicht unter den Scheffel.
        😦 Du bist aber auch gemein, mir so ein Bild in den Reader zu schmuggeln, bei dem mir das Wasser im Mund zusammen läuft. Hoffentlich läufst du jetzt nicht zu Hochformen auf und postest jeden Tag Bilder von Backwerk.

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  14. Ich schreibe nach dem Motto: Gib nichts preis, was du im Zweifelsfall nicht auch ertragen würdest, wenn es über dich in der Zeitung steht. Natürlich überdenke ich ab und an nochmal meine Wortwahl, wenn sie mir all zu „unterirdisch“ erscheint…

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  15. Ich filtere gar nichts. Ich bin so bekloppt wie ich schreibe.
    Allerdings habe ich auch keinen AG, den das interessieren könnte.
    Ich bin mein eigener AG.
    Mir war und ist es wichtig, authentisch zu sein, nicht zu lügen, weil ich es auch nicht mag, wenn andere lügen.
    Man muss sicher nicht alles bis ins kleinste Detail schreiben, aber das, was geschrieben wird, das sollte schon wahr sein.

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    1. Lügen wirst du in diesem Blog auch nicht finden, höchstens kunstvolle Übertreibung zu Unterhaltungszwecken. Aber ich bin auch nicht authentisch, wenn ich ungefiltert alles von mir gebe. Zum Glück für mich ist mein Kopf meistens recht leer und produziert erst dann Gedanken, wenn es zu spät ist. 🙂

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  16. Das, was ich veröffentliche, darf jeder lesen. Meinetwegen auch mein (potentieller) Arbeitgeber. Schlimmstenfalls bestätigt es lediglich, das ich wirklich derjenige bin, für den ich mich ausgebe. Deswegen: „So what?“
    Und die privaten Sachen, die privat bleiben sollen, stehen weder im Blog, noch in irgendeinem anderen sozialen Netzwerk. Dazu brauche ich keinen „Filter“, ich käme gar nicht auf die Idee, darüber etwas zu schreiben. Daher mache ich mir, gerade wenn ich mir diverse fremde, öffentlich zugängliche Social-Media-Profile anschaue, überhaupt keine Sorgen darüber, dass mir etwas negativ ausgelegt werden könnte. Zumal ich nicht mal davon ausgehe, dass jemand großes Interesse hätte, alles durchzulesen. Eher dürfte nach skandalfähigen Schlagwörtern/Fotos, gesucht werden, die ich meiner Meinung nach nicht liefere.
    Wenn, dann wird die Wortwahl gefiltert, um es nicht zu hart oder unnötig missverständlich wirken zu lassen. Obwohl ich auch da relativ entspannt bin, denn wenn ich einen Job nicht erhalte, weil der „Chef“ mit einem Hauch Ironie bereits überfordert ist, bin ich dafür dankbar, da es definitiv der falsche Arbeitsplatz wäre.

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    1. Ironie ist doch ein Indianerstamm in den USA, oder? 😉
      Letztlich kann einem alles negativ ausgelegt werden, was man so von sich gibt, es benötigt nur genügend bösen Willen dafür. Aber du brauchst doch schon einen Filter um festzulegen, worüber du schreibst und worüber nicht, oder? Zumindest mir geht es so. Aber ich schreibe oft auch von einem Stichwort drauf los und gucke, wo es hinführt. Wenn sich beim Schreiben Beklemmungen einstellen, schreibe ich den Gedanken zu Ende, lösche den Absatz dann aber und setze anders an. Dass ich ihn zu Ende schreibe, ist mir aber wichtig, weil ich gern wissen will, warum er mir unangenehm ist.

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      1. Ohne jeden Filter komme ich natürlich auch nicht aus. Der Inhalt muss zum Blog passen, der Text muss mir gefallen, die Aussage „richtig“ vermitteln. Da gibt es einige Filter. Es ist aber eher ein gewisser Qualitätsanspruch, den ich an mich selbst stelle, weniger die Frage, ob ich mich damit unbeliebt mache oder zu viel Privates preisgebe. Zu private Dinge werden grundsätzlich aus allen sozialen Netzwerken herausgehalten, aber ohne dazu einen bewussten Filter anzuwenden. Vermutlich hat sich das in den 15 Jahren meiner Internetnutzung so fest eingeprägt, dass es automatisch abläuft.
        Ob ich jemandem auf die Füße trete oder mich bei einzelnen unbeliebt mache, ist etwas, das ich in Kauf nehme. Wenn ich die Frage, ob ich es im echten Leben genau so äußern würde, mit Ja beantworten kann, kann ich es veröffentlichen. Hier entscheiden gewisse Grundsätze, die ich im „anonymen Internet“ genau so anwende, wie offline: Respekt, Rücksicht, Sachlichkeit. Ich denke, ich transportiere meine wahre Persönlichkeit ziemlich authentisch in den Blog. Ich versuche nicht, mich hinter der trügerischen Anonymität des Internets zu verstecken, sondern bleibe derjenige, der ich bin. Fühlt sich nun jemand von einem meiner Beiträge angegriffen, so war es ein sachlicher, respektvoller Angriff. Damit kann ich leben, online und offline. Denn offline sähe das Ergebnis höchstwahrscheinlich genau so aus.

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  17. Ich hatte ne Zeitlang in meinem Lebenslauf unter Hobbys stehen: Magalisation. Das war ein Jux und das Löschen wurde vergessen. Und so ging dieser Lebenslauf an einige Firmen. Nie hat jemand gefragt, was Magalisation ist. Wenn so´n Asi wie ich das als Hobby hat, kennt man das natürlich.

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  18. Da ich ein sehr direkter/ehrlicher Mensch und nicht gerade feinfühlig bin, mache ich mir eher Gedanken darum, ob ich jemanden mit meinem Geschreibsel verletze. Das Brot sieht übrigens wieder sehr lecker aus.

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    1. Leuten nicht auf die Füße zu treten … Auch nicht leicht. Aber auch wichtig. Provokation ist gut, aber man sollte es nicht übertreiben. Es soll ja einen Dialog ermöglichen und nicht verhindern.
      Danke für das Lob. Ich kann dir mittlerweile auch versichern, es schmeckt. 🙂

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