Männermode ist ein Thema für sich. Genau genommen ist Männermode eigentlich gar kein Thema. Jenseits von Hemdenfarben und Jackettschnitten tut sich da eigentlich nichts. Doch, eine Sache tut sich, darüber haben wir zu reden.

Ein Mann ist immer gut angezogen, sobald er aufhört, sich die Brust zu rasieren. Das liegt in der Natur der Sache. Tiere mit Pelz müssen sich nicht anziehen und wenn der Mann sich einen eigenen Pelz stehen lässt … Das ist auch der einzige Grund, wieso arabische Männer sich nicht verschleiern müssen: Sie tragen Bart. Wenn die Damen Bart trügen und die Herren sich rasierten, sähe unsere Welt anders aus.

Jenseits haariger Angelegenheiten, die zugegebenermaßen Geschmacksfrage sind, gilt für Männer ansonsten das eherne Gesetz „Hose-Hemd-Jackett“. Wir könnten natürlich über die Feinheiten sprechen, wie die Frage, ob man zum Button-Down-Hemd legitimerweise Krawatte tragen darf (Nur mit unrasierter Brust, weil man dann immer noch gut angezogen ist) oder ob das Jackett aus Cord sein darf. (Wenn die Brust glatt rasiert ist unbedingt, weil man sonst nicht gut angezogen ist. Der Cord ist das Ersatzfell.)

Es wird schon wieder haarig, aber diese Fragen bedürfen nun einmal der Klärung. Ebenso wie die Feststellung, dass Mann zwar nur mit „Hose-Hemd-Jackett“ gut angezogen ist, im Umkehrschluss im Hoodie aber nicht schlecht angezogen sein muss. Er ist dann einfach angezogen, gegebenenfalls auch passend angezogen. Sofern er eine Hose trägt.

Damit wären wir endlich auch beim Thema. Die Hose ist neben Schuhen und Socken ja mein großes Thema. Und neben Mützen. Wenn ich es recht bedenke, ist das hier ein Modeblog. Und deshalb müssen wir reden. Über Hosen. Und Hosenverschlüsse.

Wie verschließt man eine Hose? Menschen, die nur Jogginghosen tragen, mögen mich verständnislos anschauen und da ich als Pädagoge jeden Menschen mitnehmen möchte, klären wir diesen Sachverhalt. Eine Hose schließt man mit einem Knopf. Das ist einfach, nicht wahr? Sollte man meinen. Doch in der Mode ist es wie überall im Leben. Nichts ist so einfach, wie es sich auf den ersten Blick darstellt. Denn unter dem Knopf, der die Hose verschließt, lauert ein weiterer Verschlussmechanismus, der Reißverschluss.

zipper

Der Reißverschluss ist eine großartige Erfindung. Bevor es den Reißverschluss gab, mussten Hosen mit mehreren Knöpfen oder Schnüren verschlossen werden, um sie an ihrem Träger zu fixieren. Reißverschluss und Knopf gemeinsam gewährleisten den Halt der Hose am Mann.

Damit nicht genug, hat der Reißverschluss eine weitere nützliche Funktion für seinen männlichen Träger. Der Reißverschluss lässt sich öffnen, während der zuoberst gesetzte Knopf die Hose weiterhin in ihrer Position fixiert. Es erlaubt dem Mann in geschützten Bereichen (Herrentoiletten, Wälder, Hauseingänge) seinem instinktiven Bedürfnis der Reviermarkierung nachzugehen, ohne durch einen Hosenbund in der Kniekehle an einer womöglich spontanen Flucht vor wilden Tieren (Löwen, Tiger, Bären, Kaninchen, Ordnungsamtmitarbeiter) gehindert zu werden.

Wenn man so will, ist der Reißverschluss eine bedeutende Erfindung. Wer kann schon genau sagen, wie viele Männer vor Erfindung des Reißverschlusses beim Urinieren starben, weil sie die Hose nicht hoch bekamen, bevor der Löwe in Bissweite war? Zugleich ist er eine zivilisatorische Leistung. Erst seit Erfindung des Reißverschlusses ist es Männern möglich, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen ohne ständig mit der Kontrolle des eigenen Markier-Triebes beschäftigt zu sein. Er kann ihm auf einfache Art nachgehen.

Sicher, das männliche Markierverhalten steht seit langem in der Kritik. Es sei unhygienisch, führe zu erhöhtem Pflegeaufwand der Badfliesen, etc. Diese Neidkampagne konnte Mann erdulden, denn geschützt vor seinem Pissoir konnte er den Reißverschluss öffnen, bis er eines Tages feststellen musste, dass er entmannt wurde. Von einem Modetrend.

Dort, wo sich Generationen von Männern sicher sein konnten, einen kleinen Metallnippel zu finden, der das Tor zu ihrem Latz öffnete, fanden plötzlich Knöpfe Einzug! Ein zivilisatorischer Rückschritt. Eine Verschwörung der Putzfrauenvereinigung, die Karl Lagerfeld mit vorgehaltenem Schrubber dazu gezwungen hat, die Mode zu ändern. Der Hosenlatz solle zukünftig wieder durch Knöpfe verschlossen werden, die sich nur öffnen ließen, wenn auch der oberste, der Schutzknopf, geöffnet würde. Und deren Verschluss die Verweildauer vor dem Pissoir mindestens verdoppeln sollte! Welch perfide Taktik: Das Stehpinkeln bringt mit Knopfleiste weder einen Zeit- noch einen Bequemlichkeitsvorteil. Der Mann wurde seines letzten Privilegs beraubt.

Hielt der Mann es noch für ein Versehen, einen vorübergehenden Trend, einen Fehlgriff der Frau, die ihm die Hosen kauft, machte er sich selbst auf, eine Expedition in die Innenstadt. Geschäfte voller Hosen, die es zu erkunden gilt. Doch am Ende hat der Mann die Hosen voll. All überall nur Knöpfe an Hosen, keine Reißverschlüsse mehr. Der Mann beugt sich seinem Schicksal, zutiefst betrübt … und lässt sich als – letztlich sinnloser Akt des Widerstands – einen Bart wachsen, der seine kahl rasierte Brust verdeckt, wenn er, von der Modeindustrie gezwungen, nun nackt durch den Wald streifen muss. Ich finde das nicht schön.

29 Kommentare zu „Reißverschlüsse und Knopfleisten

  1. Es erscheint wirklich albern, dass jemand wie Du überhaupt Bewerbungen schreiben muss. Man sollte Dir einfach einen Job anbieten. Einen guten. Fertig. (Das meine ist vollständig unironisch und total ernst.) In der Modeindustrie. (Das meine ich nicht im Ansatz ernst ;))

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  2. Ich schließe mich floreca an. Gib einfach nur noch eine Visitenkarte mit dem Link zur Website an und die Jobangebote flattern nur so ins Haus. Wär ja gelacht!! Großartig, deinem Fashion & Lifestyle Blog folge ich gerne 😊

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    1. Das Schlimme ist ja: Der Blog steht sogar als Referenz da für Social Media Kenntnisse (und als Gelegenheit zu sehen, was ich privat mache, falls das jemanden wirklich interessiert, weil ich keine Hobbys im Lebenslauf angebe). Vielleicht ist genau DAS das Problem ^^

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  3. Das ist mir bisher noch gar nicht wirklich aufgefallen. Also sowohl der Modeblog, als auch die Knopfleisten. Aber es stimmt. Bis auf eine ältere Hosen finde ich an meinen ebenfalls keine Reißverschlüsse mehr.
    Vielleicht sind die Knopfleisten das Ergebnis eines unbekannten, bevormundenden Gesetzes, das die Hosenhersteller dazu zwingt, keine Reißverschlüsse mehr zu verwenden, um die damit verbundenen „Probleme“ zu vermeiden. So wie Smartphonehersteller die Lautstärke begrenzen müssen, damit die Nutzer nicht taub werden.

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  4. Und wehe ein Knopf lockert sich mal und fällt raus….wer näht ihn einem womöglich nicht-näh-affinen Single wieder an? Allein die damit verbundenen Ängste wenn der Knopf nur noch an dünnem Faden herumschlabbert bis er ausfällt….Dahinter stecken doch bestimmt die Änderungsschneidereien und Pharmakonzerne, die sich damit einen Konjunkturschwung nach oben erhoffen….

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    1. Das Knopfleistenproblem beschränkt sich ja glücklicherweise vor Allem auf Jeanshosen und die haben Nietenknöpfe. Selbst wenn der Knopf angenäht wäre, eine Jeanshose bearbeitest du nicht mit Nadel und Fasen … Und meine Anzugshose hat zwar einen Knopf, aber zudem so einen Haken zum Verschließen … So kenne ich die Stoffhosen eigentlich alle. Ich bin mir sogar recht sicher, dass die Knöpfe an meinen Hosen (auch an den Chinos und Cordhosen) alle genietet sind. Da hat jemand mitgedacht. *gg*

      Aber unterschätze das Zeilenende nicht. Das kann Knöpfe annähen. Nur Socken stopfen kann es nicht. 🙂

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      1. Dann ist gut 🙂 Socken stopfen ist auch ziemlich aus der Mode, denke ich mal. Also ich stopfe keine….aber ich erinnere mich das meine Oma noch da sass mit so einem „Pilz“ worüber der Socken gestülpt wurde um ihn mühsam zu stopfen. Ich musste es damals versuchen….aber es war g’hupft wie g’sprunge….was ich gestopft hatte riss dann sehr schnell an den Stellen drumrum wieder ein 😀

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  5. Ein Hoch auf den Reißverschluss! Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine Hose mit Knöpfen an der Stelle. Es war die reinste Qual! So, nur immer weiter mit diesen Mode-Themen, solange sie mich ebenso direkt betreffen wie dieses hier, kann daran nichts falsch sein.

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  6. … wie viel Druck hast du eigentlich… bitte nicht darauf Antworten es wäre zu viel Information für mich, aber ein Modebeitrag der anderen sehr kurzweiligen Art war es auf jeden Fall… 🐻

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  7. Katastrophe. Ich hasse Hosen, die den Reißverschluss durch Knöpfe ersetzen. Ich HASSE sie! 😡
    Am liebsten würde ich ins Kaufhaus gehen und jede Hose dieser Art shreddern. Ich mein, da hat man als Mann schon das superpraktische Equippment, um munter-fröhlich loszufließen, und dann sowas? *grummel*

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